Lebensdaten
1843 – 1919
Geburtsort
Wien
Sterbeort
Wien
Beruf/Funktion
Berg- und Hütteningenieur
Konfession
katholisch?
Normdaten
GND: 119530856 | OGND | VIAF: 57426856
Namensvarianten
  • Kupelwieser, Paul
  • Kupelwieser, P.
  • Cupelwieser, Paul
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Zitierweise

Kupelwieser, Paul, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119530856.html [20.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Leopold (s. 1);
    B Franz (s. 2), Karl (s. 3): - 1871 Maria Ribiczewsky (1850–1915) aus Donawitz (Steiermark);
    2 S, 1 T.

  • Biographie

    K. studierte 1861-65 an der Leobener Bergakademie unter dem Montanisten Peter Tunner und erwarb sich während der Ferien als Volontär in verschiedenen Hüttenwerken praktische Kenntnisse. Hierauf trat er in das Schienenwalzwerk der Südbahngesellschaft in Graz/Andritz unter Direktor Joseph Hall ein und führte im Auftrag dieses Betriebes längere Zeit im Laboratorium des k. k. Münzamtes und der Geologischen Reichsanstalt in Wien Proben von Spiegeleisen durch. Als sich seine endgültige Anstellung in Graz verzögerte, bewarb er sich um Aufnahme in den Staatsdienst und wurde 1866 als Praktikant den Werken in Eisenerz (Steiermark) zugeteilt. Die Mitarbeit an zwei erfolgreichen Innovationsprojekten verschaffte ihm im Februar 1867 die angestrebte Versetzung zur Bessemerhütte Neuberg an der Mürz (Steiermark). Nach zwei Monaten kehrte er jedoch wieder nach Graz/Andritz zurück, wo er u. a. die Verwendung des Spektralapparates zur Bestimmung der Entkohlungs- und Rückkohlungsphase beim Bessemerprozeß einführte. Anfang 1868 übernahm er auf Vermittlung Halls die Betriebsleitung des neuen Stahl- und Walzwerkes der Firma Schoeller & Co. in Ternitz (Niederösterreich) und perfektionierte die bereits in Graz versuchsweise durchgeführte Herstellung von Radreifen für Lokomotiven und Waggons aus einem ungeschweißten Stück. 1870 kehrte er von einer Studienreise in die Eisen- und Stahlindustriebezirke Belgiens, der Rheinlande und Westfalens mit fruchtbaren Erfahrungen zurück. Spannungen mit der Unternehmensleitung bewogen K. 1872, Bau und Direktion eines Schienenwalzwerkes in Teplitz (Böhmen) zu übernehmen. Der Börsenkrach von 1873 brachte den Betrieb in finanzielle Schwierigkeiten, so daß Roheisenbestellungen in England rückgängig gemacht werden mußten. Nach Überwindung dieser Stagnationsphase erwarb sich das Werk, in dem der bekannte Hüttentechniker Karl Wittgenstein seine Karriere begann, ausgezeichneten Ruf.

    1876 erhielt K. das Angebot, als Generaldirektor in den Dienst der Witkowitzer Bergbau- und Eisenhütten-Gewerkschaft (Mähren) zu treten, die sich im Besitz der Häuser Rothschild und Gebrüder Guttmann befand. Nach einem umfangreichen Investitionsprogramm K.s entstanden 1876 ein Walzwerk, 1878 eine Extraktionsanstalt zur Gewinnung von Kupfer, Silber und Gold aus Abfallprodukten. Zur Behebung des Erzmangels schloß K. umfangreiche Lieferverträge mit steirischen Gewerken und ließ 1870 die sanierungsbedürftige Sofienhütte in Mährisch-Ostrau, 1879 die Gruben des Grafen Andrássy und den Grubenbezirk des ungar. Ärars bei Rudabanya erwerben und hier die „Borsoder Gewerkschaft“ begründen. 1880 kaufte er die Schillerhütte in Mähr.-Ostrau und baute sie zu einem der modernsten Puddelwerke des Kontinents aus. 1883 wurde das erste Röhrenwalzwerk der Monarchie in Witkowitz errichtet, 1885 erfolgten erste Versuche zur Verwendung von Wassergas im Hüttenbetrieb, im gleichen Jahr die Anlage von Koksöfen zur Gewinnung von Nebenprodukten (Teer, schwefelsaurer Ammoniak), 1888 der Bau einer großen Stahlgießerei zur Herstellung von Panzerplatten. Unter K.s Leitung nahm das anfangs defizitäre Werk einen ungeheuren Aufschwung. 1891 warf es einen Reingewinn von 2,5 Mill. Gulden ab, seine Roheisenerzeugung von 275 000 Tonnen betrug 1899 ca. 30 % der Gesamtproduktion der Monarchie. Dank der Initiative K.s verfügte das Werk über vorbildliche Sozialeinrichtungen für die Arbeiterschaft. Auch der Ort Witkowitz, dessen Gemeindevertretung K. 1877-1892 angehörte, expandierte rasch.

    K., der am Zustandekommen eines Schienenkartells (1878) und des Eisenkartells (1886) maßgeblich beteiligt war, hatte sich die allgemeine Anerkennung der Fachwelt erworben. 1885 erreichte ihn ein lukratives Angebot der Firma Krupp in Essen, das er aber ablehnte. Differenzen mit Beamten des Hauses Rothschild, gesundheitliche Rücksichten und der Mißerfolg bei Versuchen mit einem Roheisensammler bewogen K. im April 1893 zu einem kurzfristigen Austritt aus seinem Dienst. Auf einer Erholungsreise nach Süditalien erhielt er Einblick in die Technik der Urbarmachung von Sumpfgebieten und faßte den Gedanken, Ähnliches in seiner Heimat zu schaffen. Im August 1893 erwarb er die etwa 700 Hektar große Brionische Inselgruppe bei Pula um 75 000 Gulden und sorgte für ihre Entsumpfung, Aufforstung und für die Versorgung mit Trinkwasser. Durch die Hinzuziehung von Mitarbeitern Robert Kochs gelang die Ausrottung der auf Brioni verbreiteten Malaria. Durch die Anlage mehrerer Hotels, eines Tierparks und eines geheizten Winterseebads wurde die Insel bald zu einem Treffpunkt der exklusiven österreichischen Gesellschaft. – Nach dem Zusammenbruch der Monarchie trat K. mit verschiedenen Vorschlägen zur Neugestaltung des Staates an die Öffentlichkeit und legte Entwürfe für ein Verfassungsgesetz, eine allgemeine Alters-, Kranken-, Unfall- und Arbeitslosenversicherung, die Organisation einer allgemeinen Dienstpflicht sowie für die Neuordnung einiger Bereiche des Finanz- und Unterrichtsressorts vor.

  • Werke

    Anleitung z. Feststellung u. Bekämpfung d. Malaria, 1901;
    Aus d. Erinnerungen e. alten Österreichers, 1918;
    Vorschläge f. d. Gestaltung Dt.österreichs, 1919.

  • Literatur

    Neue Freie Presse v. 22.3.1919;
    Neues Wiener Tagbl. v. 25.3.1919;
    K. Junker, in: Österr. Rdsch. 59, 1919, S. 39 ff.;
    Bergbau u. Hütte, 1919, S. 250 ff., 269 ff.;
    Die Groß-Industrie Österreichs, Festgabe z. 60j. Regierungs-Jubiläum… Franz Josef I., 1908, II, S. 1 ff.;
    ÖBL.

  • Autor/in

    Hannes Stekl
  • Zitierweise

    Stekl, Hannes, "Kupelwieser, Paul" in: Neue Deutsche Biographie 13 (1982), S. 314-315 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119530856.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA