Lebensdaten
erwähnt 906, gestorben 918 oder 919
Beruf/Funktion
römisch-deutscher König
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 119308339 | OGND | VIAF: 10653233
Namensvarianten
  • Konrad
  • Konrad I.
  • Konrad
  • mehr

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Zitierweise

Konrad I., Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119308339.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus d. Geschl. d. Konradiner (s. NDB XII);
    V Konrad d. Ä. ( 906), Gf. in Hessen u. angrenzenden Gebieten;
    M Glismuoda ( 924);
    B Eberhard ( 939), Hzg. d. Franken (s NDB IV), Otto ( 912, ? n. 918), Graf im Lahngau;
    - 913 Kunigunde, Wwe d. Mgf. Luitpold v. Bayern ( 907), T (?) d. schwäb. Pfalzgf. Berthold, Schw d. „Kammerboten“ Pfalzgf. Erchanger (hinger. 917, s. NDB IV) u. Gf. Berthold (hingerichtet 917);
    Stief-S Hzg. Arnulf v. Bayern ( 937, s. NDB I), Hzg. Berthold v. Bayern ( 947, s. NDB II); kinderlos.

  • Biographie

    Die Regierungszeit K.s war in jeder Hinsicht eine Zeit des Übergangs. Auf dem Boden des auseinanderfallenden Frankenreichs waren die neuen Nationen der Franzosen und der Deutschen im Begriffe, geschichtliche Gestalt zu gewinnen, obwohl die fränkische Tradition weiterwirkte und innerhalb der werdenden Nationen sich Einheiten geringeren Umfangs konsolidierten und immer mehr zu verselbständigen suchten. Herrschaftsbereiche führender Adelsgeschlechter machten sich im ostrheinischen Gebiet die unter der Oberfläche karlischer und karlingischer Reichseinheitspolitik fortlebenden stämmischen Traditionen zunutze. Partikulare kirchliche Kräfte gewannen überall Boden, während das Papsttum tief in die Händel italischer Politik verstrickt war, über die der tatkräftige Johannes X. freilich hinausblickte. Es ist K. nicht gelungen, sich im Strudel widerstreitender Kräfte durchzusetzen, aber eine klare politische Linie ist trotz der Dürftigkeit der Überlieferung erkennbar. Zumal bei seinem Tode zeichnete sie sich ab.

    Das Haus der Konradiner war nach dem Siege im mörderischen Kampf gegen die ostfränkischen Babenberger das mächtigste fränkische Geschlecht östlich des Rheins. Als der karolingische König Ludwig IV. (das „Kind“) 911 starb, wurde K., der zwar mit dem karlingischen Hause auf uns nicht durchsichtige Weise verwandt war, aber jedenfalls nicht im Sinne der Zeit dem königlichen Geschlecht angehörte, von den ostrheinischen Großen schon nach wenigen Wochen das Königtum angeboten, während die Lothringer, von Ludwig schon zu dessen Lebzeiten abgefallen, sich dem Westreich des einzigen überlebenden Karlingers anschlossen. Daß ein Angebot zunächst dem Sachsenherzog Otto galt, der die Wahl dann auf K. lenkte – so der ein halbes Jahrhundert nach den Ereignissen schreibende Widukind von Corvey –, ist weder zu beweisen noch zu widerlegen. K. nahm an und wurde wie sein Vorgänger Ludwig zu Forchheim erhoben, von Franken, Sachsen, Alemannen und Bayern, wie die einzige zeitgenössische Quelle betont. Die Wahl des Ortes zeigt an, daß man zunächst in ostfränkish-karlingischer Tradition verharrte. Der Mangel der Zugehörigkeit zum bisherigen Herrscherhause wurde wie einst bei Pippin durch eine kirchliche Salbung ersetzt, die bis dahin im ostfränkischen Reich nicht üblich gewesen war. Die liturgische Ordnung des Vorgangs ist uns vielleicht im sogenannten Frühdeutschen Ordo erhalten.

    K. scheiterte bereits bei der ersten Aufgabe, die er sich stellte: Lothringen zurückzugewinnen. Nur das Elsaß, in das der Westfranke Karl der Einfältige vorzudringen suchte, konnte gehalten werden; drei Feldzüge nach Lothringen blieben ohne Ergebnis. Währenddessen wurde das Reich von mehreren Einfällen der Ungarn heimgesucht. Die Kraft zur Abwehr reichte nicht aus, obwohl die regionalen Gewalten vorübergehende Erfolge errangen Gerade dies minderte das Ansehen des Königs. K. hatte bald ohne Einschränkung nur den eigenen Stamm hinter sich, vor allem dessen Geistlichkeit, an der Spitze die Erzbischöfe Hatto und Heriger von Mainz. Er suchte vergeblich, in Schwaben Fuß zu fassen, wo er gleich nach der Königserhebung erschien. Er stützte sich dort vor allem auf seinen Kanzler Bischof Salomo von Konstanz, geriet aber dadurch in Gegensatz zu dessen Intimfeinden Erchanger und Bertold aus einem Geschlecht, das im Besitze der schwäbischen Pfalzgrafenwürde war und nach einem neuen schwäbischen Herzogtum strebte. Zwar schien 913 eine Ehe mit Kunigunde, der Schwester der beiden, die mit dem verstorbenen bayerischen Markgraf Luitpold vermählt gewesen war, eine Versöhnung anzubahnen, aber bereits 914 kam es zum offenen Kampfe, als die Brüder Salomo gefangensetzten. Erchanger wurde besiegt und verbannt, doch erhob sich noch im gleichen Jahre Burchard aus dem Hause der Hunfridinger, das ebenfalls eine führende Rolle in Schwaben anstrebte, während K. Arnulf von Bayern bekämpfte, der im Südosten des Reichs damals schon eine königsgleiche Stellung zu erlangen suchte. Arnulf floh zu den Landesfeinden, denselben Ungarn, die er im Jahre vorher zusammen mit Erchanger und Bertold besiegt hatte. K. belagerte alsbald den Hohentwiel, auf dem sich Burchard festgesetzt hatte, ohne Erfolg, denn alsbald mußte er gegen Heinrich von Sachsen ziehen, der K.s Bruder Eberhard eine schwere Niederlage beigebracht hatte, als dieser ein weiteres Ausgreifen des Sachsenherzogs nach Hessen und Thüringen im Auftrag des Königs offensiv zu verhindern suchte. Heinrich fiel nunmehr seinerseits in Franken ein. Bei Grone unweit Göttingen standen sich schließlich die Gegner gegenüber, doch wurde die Schlachtentscheidung vermieden. Es scheint vielmehr eine Art Stillhalteabkommen geschlossen worden zu sein, das Heinrich große Selbständigkeit gewährte. Inzwischen war Erchanger nach Schwaben zurückgekehrt, verbündete sich jetzt mit Burchard und schlug die Anhänger K.s bei Wahlwies; als Sieger wurde er zum Herzog von Schwaben ausgerufen. Auch Arnulf kehrte nach Bayern zurück, wurde jedoch 916 von K. abermals aus Regensburg vertrieben und mußte wieder bei den Ungarn Zuflucht suchen.

    Im gleichen Jahre nahm eine in Hohenaltheim im Ries tagende, von einem päpstlichen Legaten eröffnete Synode, an der die sächsischen Bischöfe jedoch nicht beteiligt waren, energisch Partei für K., dessen Widersacher sie mit lebenslänglicher Klosterhaft bedrohte. Erchanger scheint anwesend gewesen zu sein, während K.s Teilnahme nicht bezeugt ist, und es ist sogar unwahrscheinlich, daß er die Synode selbst einberufen hat. Der sächsische Bischof Adalward von Verden befand sich vor der Synode in seiner Umgebung und hat möglicherweise im Auftrag Herzog Heinrichs mit K. über die Stellung Sachsens im Reich verhandelt. Hier ist es zu Widerstand nicht mehr gekommen, sondern K. konnte 918 sogar Unni als Erzbischof von Bremen gegen eine anderslautende Wahl von Klerus und Volk einsetzen, wenn die späte Überlieferung Recht hat. Daß es mit Heinrich bereits 916 zu Verhandlungen über die Nachfolge im Königtum gekommen sei, ist eine unbeweisbare Vermutung.

    In Schwaben konnte die Entstehung eines Stammesherzogtums nicht verhindert werden, obwohl es K. gelang, Erchanger, Bertold und ihren Neffen Luitfrid auf ungeklärte Weise in seine Hand zu bringen und als Hochverräter hinrichten zu lassen. An die Spitze des Stammes setzte sich jetzt Burchard. Auch Arnulf konnte 917 nach Bayern zurückkehren und K.s Bruder Eberhard vertreiben. Eine Synode in Regensburg, die in Hohenaltheim angekündigt worden war und auf der sich Arnulf verantworten sollte, war damit illusorisch geworden. Der Angriff K.s 918 wurde abgeschlagen; er soll während dieser Kämpfe eine schließlich zum Tode führende Verletzung empfangen haben.

    K.s Regierung, wegen der inneren Uneinigkeit nach außen hin machtlos, war eine Zeit fast ununterbrochener Kämpfe um den Zusammenhalt des ostfränkisch-deutschen Reiches, der nach seinem Tode auf eine Zerreißprobe gestellt wurde. Er hat dies vorausgesehen und im Bewußtsein des herannahenden Todes seinen ehemaligen Gegner Heinrich von Sachsen zum Nachfolger empfohlen, ein Akt von hoher politischer Weitsicht und höchster Verantwortung. Es ging K. nicht um die Herrschaft seines Stammes oder gar seines Hauses, auch nicht allein um die Wahrung fränkisch-karlingischer Tradition in Verbindung mit der Kirche, auf die er sich gewiß zu stützen versuchte, ohne doch ein „Pfaffenkönig“ zu sein. Sein Blick war in die Zukunft gerichtet. Es ging ihm um den Fortbestand eines Reiches, für dessen Einheit er im Angesicht drohenden Zerfalls während seiner ganzen Regierungszeit trotz aller Niederlagen immer wieder zu den Waffen gegriffen hat, um ein Reich, aus karlingischer Hand übernommen, das aus einem fränkischen zu einem fränkisch-sächsischen und damit zugleich zu einem deutschen, zu einem regnum Teutonicorum werden sollte, wie die Großen Salzburger Annalen zu 920|sagen. An der Schwelle der deutschen Geschichte behauptet K. einen festen und ehrenvollen Platz, auch wenn ihm der äußere Erfolg versagt blieb.

  • Literatur

    ADB 16;
    F. Stein, Gesch. d. Kg. K. I. v. Franken u. s. Hauses, 1872;
    E. Dümmler, Gesch. d. Ostfränk. Reiches III, ²1888;
    M. Heidmann, Kg. K. I., Diss. Jena 1922 (ungedr.);
    I. Dietrich, Das Haus d. Konradiner, Diss. Marburg 1952 (ungedr.);
    Die Entstehung d. Dt. Reiches, hrsg. v. H. Kämpf, 1956, darin vor allem M. Hellmann, Die Synode v. Hohenaltheim, hierzu H. Fuhrmann, in: Zs. f. bayer. Landesgesch. 20, 1957, S. 136-51.

  • Autor/in

    Walter Schlesinger
  • Zitierweise

    Schlesinger, Walter, "Konrad I." in: Neue Deutsche Biographie 12 (1980), S. 490-492 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119308339.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Konrad I., König der im ostfränkischen Reiche vereinigten Deutschen, 911 bis 918, war der Sohn des Grafen K. vom Lahngau, welcher schon unter Kaiser Arnulf und noch mehr unter Ludwig dem Kinde eine einflußreiche Stellung im Reiche eingenommen hatte, worin ihm nach seinem Tode 906 sein Sohn, der nachmalige König K. folgte und zwar anfänglich noch neben seinem Oheime Gebhard, der 910 gegen die Ungarn fiel. Das Geschlecht der Grafen K. und Gebhard leitet man mit der größten Wahrscheinlichkeit von jenem Grafen Gebhard im Lahngau her, der in den letzten Zeiten Ludwigs des Frommen öfters vorkommt und noch 879 als Mönch in dem von ihm selbst gegründeten Collegiatstifte zu Gemünden am Westerwalde lebte. Dessen Sohn Udo ist der muthmaßliche Vater des Grafen K. und seines Bruders Gebhard, in dessen Nachkommenschaft die Namen Gebhard und Udo sich lange forterbten. Des Königs K. gleichnamiger Vater tritt zuerst unter Ludwigs des Deutschen Sohne Karl 886 auf. Von den Söhnen Ludwigs des Deutschen war der älteste, Karlmann, 880 mit Hinterlassung eines natürlichen Sohnes, Arnulf, gestorben, der zweite, Ludwig der jüngere genannt, hinterließ bei seinem Tode 882 eine Wittwe Liutgarde, Schwester des Herzogs Otto von Sachsen, und eine Tochter Hildegarde; der jüngste, Karl, welchen spätere Schriftsteller den Dicken zubenannt haben, hatte nur einen natürlichen Sohn, Bernhard. Von den übrigen karolingischen Linien war Lothars Stamm mit Kaiser Ludwig II. 875 im Mannesstamme erloschen und es lebte nur noch ein Sohn seiner Tochter Irmingarde, Ludwig von der Provence, der nachmalige Kaiser Ludwig III. Pippins Stamm war verdorben und verschollen. Nur Karls des Kahlen Sohn, Ludwig der Stammler, hatte männliche Nachkommen hinterlassen: Ludwig, welcher 882, Karlmann, welcher 884 verstarb, und den erst 879 geborenen Karl, stumpfen Sinnes und zur Regierung wenig tauglich, daher Karl der Einfältige benannt. Karl, Ludwigs des Deutschen Sohn, hatte den 884 verlebten Karlmann vorher an Sohnesstatt angenommen, er soll auch an eine Nachfolge seines natürlichen Sohnes Bernhard gedacht haben, zuletzt war er im Sommer 887 zu Kirchheim, wo auch sein Erzcaplan Liutward gestürzt wurde, in nähere Beziehung zu Ludwig von der Provence und dessen Mutter Irmingarde getreten und hatte Ersteren wie als Sohn angenommen. Von da an faßte ein Theil unter den Großen in Franken und mit ihnen zusammengehend auch Sachsen und Thüringen den Plan, Karl vom Throne zu stoßen. Gleichzeitig arbeitete der zu Kirchheim gestürzte Erzkaplan Karls Liutward an Arnulf von Kärnthen, Karlmanns natürlichem Sohne, zu gleichem Zwecke. Die Verschworenen in Franken, denen sich außer Sachsen|und Thüringen auch einige Große in Baiern und Alemannien zugesellten, luden Arnulf ein, nach Franken zu kommen und Karl zu entthronen, wie dies im November 887 sich auch vollzog und worauf vornehmlich auf Betreiben der Hildegarde, Ludwigs des jüngeren Tochter, Arnulf zum Könige erhoben wurde. Zu der Partei dieser Verschworenen in Franken zählten nach aller Wahrscheinlichkeit auch die Grafen K. und Gebhard. Sie waren, so oft Arnulf nach Franken kam, um ihn, traten in erweiterte Besitz- und Machtverhältnisse und selbst in Verwandtschaft zu Arnulf, indem seit Mai 888 Arnulfs Gemahlin Uda hervortritt, deren Zugehörigkeit zum konradinischen Hause namentlich durch die Verhältnisse ihres erbeigenthümlichen Hofes Lahnstein (bei Coblenz) fast völlig außer Zweifel steht. Arnulf und Ludwig das Kind bezeichnen wiederholt die Grafen K. und Gebhard und deren Söhne als ihre Verwandten. Unter Arnulf, der selbst in den besten Mannesjahren stand und thatkräftig die Regierungsgeschäfte führte, war ein geringeres Feld zur Bethätigung eines Einflusses der Konradiner auf die Regierung, als unter dem im Alter von 6 Jahren auf den Thron berufenen Sohn Arnulfs und der Uda, Ludwig dem Kinde, 900—911. Dem Knaben Ludwig hatte sein Vater zum Erzieher seinen Pathen Bischof Adalbero von Augsburg bestellt und dieser hat auch während der Regierung Ludwig des Kindes diese Stellung beibehalten, bis er 910 starb. An staatsmännischer Thätigkeit übertraf ihn aber bei weitem der Mitpathe Ludwigs, Erzbischof Hatto von Mainz, zugleich Abt von Reichenau in Schwaben, den schon Arnulf zu den Staatsgeschäften herangezogen und vielfach begünstigt hatte. Von weltlichen Großen waren es zunächst die fränkischen Vettern Ludwigs, die Grafen K. und Gebhard, welche sich an den Regierungsgeschäften unter Ludwig dem Kinde in hervorragender Weife betheiligten, wobei indessen bemerkenswerth ist, daß der junge König während der ersten sieben Jahre seiner Regierung alljährlich einige Zeit in Baiern verbrachte und dort sein baierischer Vetter Liutpold, muthmaßlicher Verwandter von Arnulfs Mutter, Liutswinda, den Einfluß am königlichen Hofe übte, welchen außerdem die Konradiner bethätigten. Nur einmal im Frühjahre 907 finden wir den Konradiner Gebhard und Liutpold in gemeinsamer Wirksamkeit auf einem Reichstage zu Fürth im baierischen Nordgau an der Grenze gegen Franken. Nachdem Liutpold 907 gegen die Ungarn gefallen war, kam der königliche Hof nicht mehr nach Baiern, wo Liutpolds Sohn Arnulf die Herzogswürde als selbsteigenes Recht an sich nahm und seitdem nur die baierischen Bischöfe noch einige Male am königlichen Hoflager in Schwaben erschienen. Von den uns erhaltenen etwa 60 urkundlichen Regierungsakten Ludwigs fallen auf baierische Ausstellungsorte zu Liutpolds Lebzeiten 16 und in diesen allen ist Liutpold als der Veranlasser derselben genannt. Von den übrigen jener 60 urkundlichen Regierungsakte Ludwigs fallen die meisten auf Franken, einige auch auf Schwaben und Lothringen, nur zwei in Franken ausgestellte Urkunden berühren sächsische Angelegenheiten. Etwa in der Hälfte dieser Urkunden sind Konradiner als deren Veranlasser oder doch als mitwirkend genannt, und zwar nicht blos in den fränkischen, sondern auch in den schwäbischen und lothringischen und in den beiden, welche sich auf Sachsen beziehen. Noch im letzten Regierungsjahre Arnulfs, der damals unheilbar krank und gelähmt darniederlag, hatten bereits Hatto und die beiden konradinischen Brüder K. und Gebhard auf eigene Faust und kaum im Sinne Arnulfs zur Regelung der Verhältnisse in Lothringen mitgewirkt. Lothringen, wie man das Reich des 869 verlebten Königs Lothar II. nannte (regis quondam Lotharii regnum), war seit 870 zur Hälfte, seit 879 ganz mit dem ostfränkischen Reiche verbunden worden. Arnulf hatte für seinen Liebling, den Bastard Zwentipold, nach Ludwigs Geburt einen Königsthron, wiewol unter Arnulfs Oberhoheit, in|Lothringen aufgerichtet, doch zeigte sich Zwentipold unfähig zur Regierung. Es fand deshalb 899 eine Zusammenkunft zu St. Goar statt, woran Hatto, K. und Gebhard theilnahmen, und kurz darauf — Arnulf starb inzwischen — entsetzten die Lothringer den Zwentipold und die Grafen K. und Gebhard führten den kleinen Ludwig mit seinem Erzieher Adalbero nach Lothringen, wo er als König anerkannt wurde. Seitdem wird Gebhard wiederholt Herzog von Lothringen genannt und sein Bruder K., dann nacheinander dessen Söhne Konrad und Eberhard besitzen die Laienabtei von St. Maximin in Trier. In Lothringen ist es auch, wo wir zum ersten Male dem nachmaligen Könige K. begegnen im J. 906, kurz vor dem in demselben Jahre erfolgten Tode seines Vaters. Arnulf hatte 892 den erledigten Bischofsstuhl zu Würzburg einem Bruder der Grafen K. und Gebhard, Namens Rudolf, verliehen. In der Nähe dieser Bischofsstadt waren die Söhne des unter Karl, Ludwigs des Deutschen Sohne, hochangesehenen, 886 vor Paris gefallenen Grafen Heinrich, Namens Adalhard, Heinrich und Adalbert mit Grafschaften und Grundbesitzungen reich begütert. Aus wenigen höchst geringfügigen Ursachen waren noch unter Arnulf 897 zwischen Bischof Rudolf und den genannten Söhnen des Grafen Heinrich Mißhelligkeiten entstanden, welche nach und nach die sämmtlichen konradinischen Brüder und zuletzt die Reichsregierung in Mitleidenschaft zogen und unter dem Namen der Babenberger Fehde bekannt sind. In dieser Fehde fiel auch Konrad, des Königs Vater, am 27. Febr. 906 in einem Treffen bei Fritzlar in Hessen gegen Adalbert, Heinrichs Sohn, der in Hessen eingefallen war. Einige Zeit vor dem letzteren Ereignisse, im Winter des J. 905 auf 906, hatten zwei lothringische Grafen, Gerhard und Matfried, in einer, jedoch mit der obenerwähnten Babenberger Fehde in keinem ersichtlichen Zusammenhange stehenden Weise, Unruhen erregt und namentlich die den Konradinern zustehende Abtei Maximin in Trier angegriffen. Gebhard und K. hatten des letzteren Sohn Konrad mit einiger Mannschaft gegen dieselben gesandt, welchen Auftrages sich der junge Konrad auch mit Erfolg erledigte, indem er sich mit einem Heere lothringischer Großen vereinigte, die Grafen Gerhard und Matfried zurückdrängte, ihre Besitzungen bis an den Bliesgau verwüstete und die Gegner in eine Burg einschloß, worauf Waffenruhe mit ihnen vereinbart wurde. Während der oben erzählten Vorgänge in Hessen und Lothringen befand sich der König und sein Hof in Baiern, von wo er nun durch Schwaben nach Franken und Lothringen kam und wichtige Reichstage zu Holzkirchen im Ries, Tribur und Metz abhielt. Die hier erfolgenden Strafbeschlüsse gegen Adalbert in Franken wurden durch Hatto und Liutpold vollzogen, die Grafen Gerhard und Matfried in Lothringen wurden ebenfalls geächtet und ihre Güter eingezogen. Auf den im J. 906 abgehaltenen Reichstagen Ludwigs fehlen die Konradiner, wol weil sie durch die sie fesselnden Vorgänge in Hessen und Lothringen abgehalten waren. Aber im Frühjahre 907 waren, wie oben erwähnt, Gebhard und Liutpold in Fürth bei sammen und handelte es sich dort auch um lothringische Angelegenheiten: im nächsten Juli erfolgte dann die unheilvolle Niederlage der Baiern gegen die Ungarn, bei welcher Liutpold blieb. Am königlichen Hof, der damals nicht in Baiern war und, wie schon gesagt, fortan nicht mehr dahin kam, tritt nun K., der nachmalige König, vor allen hervor. Im December 907 war der König zu Waiblingen in Schwaben und unter den weltlichen Großen wird dort an erster Stelle des Königs Verwandter Konrad genannt, ferner im Februar 908 zu Frankfurt, im Juli und October 908 zu Tribur, im Februar 909 zu Holzkirchen im Ries, im Februar 910 zu Frankfurt, im April 910 zu Trebur, im Juli 910 zu St. Brigitten, im October 910 zu Forchheim und im Juni 911 zu Frankfurt. K. hat im October 908 einer auf Betreiben Hatto's von Herzog|Otto von Sachsen abgegebenen Erklärung zu Gunsten des Klosters Hersfeld seine Bestätigung beigefügt als derzeitiger Herzog. Auch 910 führte er den Titel Herzog. Diese neue Würde scheint in Verbindung mit dem am 3. August 908 erfolgten Tode des Herzogs Burkard von Thüringen zu stehen. Thüringen im engeren Sinne als dasjenige nördlich vom Thüringer Walde gelegene Land, welches zur Mainzer Diöcese gehört, war von jeher mit Franken verbunden. Das Herzogthum hatte sich hier aus dem Bedürfnisse des Schutzes gegen die Sorben gebildet und war mit der sorbischen Markgrafschaft verknüpft. Noch die letzten Herzoge von Thüringen waren Franken gewesen: Herzog Poppo, Graf aus dem fränkischen Gaue Tullifeld, war von Arnulf 892 wegen einer gegen die Sorben bei Chemnitz erlittenen Niederlage, wobei Bischof Arno von Würzburg gefallen, entsetzt und an seine Stelle unseres Königs K. Vater, ebenfalls ein Franke, berufen worden, der aber bald auf dies Herzogthum verzichtete zu Gunsten von Burkard, Graf des benachbarten fränkischen Gaues Grabfeld. Wie im J. 906 Sachsen und 907 Baiern das Ziel der räuberischen Einfalle der Ungarn gewesen, so waren es 908 die Sorbenmark und Thüringen. Im Kampfe gegen sie fiel zugleich mit Bischof Rudolf von Würzburg Herzog Burkard und hinterließ zwei Söhne, deren einer mit König K. verschwägert war oder wurde. Nicht diese folgten ihm aber in der herzoglichen Würde, sondern K. hat, wie es scheint, sei es als Vormund, sei es im eigenen Namen, dieselbe an sich genommen und darum als Herzog die Bestätigung zu Otto's von Sachsen Verzicht für Hersfeld ertheilt, weil das Kloster Hersfeld zwar im fränkischen Hessen an der Grenze Thüringens lag, aber vier Fünftel seiner Besitzungen und fast seinen ganzen Zehentbezug in Thüringen hatte. Als K. König wurde, wird ihm in jener Würde sein Bruder Eberhard gefolgt sein, der unter Konrads Regierung Markgraf genannt wird.

    Der junge König Ludwig war siechen Körpers und ging einer frühzeitigen Auflösung entgegen. Er starb am 20. August 911. Wie Widukind von Corvei erzählt, dachten die ostfränkischen Stämme nach dem Tode des letzten ostfränkischen Karolingers Ludwig bei der Königswahl zuerst an den jüngeren, damals nach dem Tode des älteren Bruno allein noch lebenden Bruder der Liutgarde, welche Widukind dabei irrig Gemahlin Ludwigs des Kindes nennt, während sie die Gemahlin des ostfränkischen Königs Ludwig des jüngeren gewesen. Doch dieser Bruder derselben, Herzog Otto von Sachsen, habe wegen seines hohen Alters — er starb schon im folgenden Jahre — diese Würde und Bürde abgelehnt und auf K. verwiesen. In der That wurde auch dieser Verwandte Ludwigs, der seit Jahren an der Reichsregierung betheiligt gewesen, zwischen dem 6. und 10. November 911 auf einem Reichstage zu Forchheim von den Franken, Sachsen, Schwaben und Baiern als ostfränkischer König erwählt. Anders stand es mit Lothringen. Die Länder der Krone weiland Lothars II. waren 870 nach Vertrag zwischen West- und Ostfranken halbirt, 879 hatte der ostfränkische König Ludwig der jüngere auch die westfränkische Hälfte an sich gerissen, nach seines Bruders Karl Sturze hatte Rudolf von Burgund die Hand darnach ausgestreckt und erst im Herbste 888 zu Gunsten Arnulfs verzichtet, Arnulf hatte, wie oben schon berührt wurde, seinem Bastardsohne Zwentipold hier einen Königsthron aufgerichtet mit eigener Reichskanzlei, Zwentipold war 900 entsetzt und dann Ludwig, Arnulfs Sohn, von den Lothringern angenommen und ein Herzogthum unter dem Konradiner Gebhard eingerichtet worden; die eigene Reichskanzlei bestand in Lothringen bis ins J. 908 fort. Die Lothringer waren weder an den Wahltagen Arnulfs zu Regensburg, noch Ludwigs zu Forchheim betheiligt. Der mächtigste lothringische Große, Reginar, Graf in mehreren Gauen an der Maas, hatte schon unter Arnulf eine Partei gebildet, die ihre Augen auf den|letzten legitimen Karolinger, Karl den Einfältigen, richtete, und nachdem Herzog Gebhard 910 in einer Schlacht gegen die Ungarn gefallen war, zeigte sich diese Partei wieder rührig. Die Lothringer erschienen nicht auf dem Wahltage Konrads, so wenig, als auf jenem Arnulfs oder Ludwigs, sondern die Partei Reginars trug Karl dem Einfältigen die lothringische Krone an. K., der dies doch schon seit 879 mit dem ostfränkischen Reiche verbundene Land nicht lassen wollte und daselbst auch Anhänger hatte, unternahm in den J. 912 und 913 drei Feldzüge nach Lothringen, wobei er auch nach dessen Hauptstadt Aachen kam, allein diese Züge blieben ohne dauernden Erfolg, da den König K. seit 913 widrige Verwickelungen in Sachsen und Schwaben abhielten, hier noch irgend eine Action vorzunehmen, und seine Anhänger nach und nach, zuletzt der friesische Graf Waltger, sich zu Karl dem Einfältigen schlugen, so daß am Ende ganz Lothringen, außer dem Elsasse, dem Karl huldigte und derselbe im J. 916 einen allgemeinen lothringischen Reichstag zu Herstal halten konnte. Fast ein Jahrzehnt später, als Giselbert, Reginars Sohn, und der in Gefangenschaft seiner Gegner gerathene Karl den ostfränkischen König Heinrich selbst Herbeiriefen, fand erst die Wiedervereinigung mit Deutschland statt. Am 30. Novbr. 912 war Herzog Otto von Sachsen gestorben und daran knüpften sich die eben erwähnten Verwickelungen Konrads in Sachsen. Otto hatte schon unter der Regierung seines Schwagers, des ostfränkischen Königs Ludwig des jüngeren, die Grafschaft in den thüringischen Gauen Eichsfeld, Altgau und Wendengau und die Laienabtei von Hersfeld in Hessen inne gehabt; diese Benefizien waren selbstverständlich keine Annexen des Herzogthums Sachsen, das damals nicht Otto, sondern sein älterer Bruder Bruno besaß, und wir haben schon oben gesehen, wie unter Ludwig dem Kinde Erzbischof Hatto sich von Otto einen Verzicht auf die Vererbung der Laienabtei Hersfeld in seiner Familie (genealogia) hatte ausstellen lassen, welchem auch K. als damaliger Herzog, wie ich glaube, von Thüringen seine Bestätigung ertheilt hatte. In Verfolgung der damit bekundeten Absicht, diese fränkisch-thüringischen Benefizien nicht in der Familie des nunmehrigen Herzogs von Sachsen vererben zu lassen, geschah es wol, daß nach Otto's Tode König K. dessen Sohne Heinrich zwar das Herzogthum Sachsen beließ, aber nicht zugleich alle anderen von Otto besessenen Benefizien ihm verlieh. K., welcher im Februar 913 selbst zu Corvei in Sachsen war und sich dann gegen Lothringen wandte, ahnte dabei wol nicht, welchen Samen des Unfriedens er damit säete. Heinrich, von seinen sächsischen Vasallen ermuntert, suchte sich das Vorenthaltene mit den Waffen zu erringen. Seine Angriffe richteten sich gegen Thüringen und Hessen, wo ihm die Söhne des weiland Herzogs Burkard von Thüringen, Burkard und Bardo, und des Königs Bruder Eberhard, welcher, wie sein Vater, auch Gaugraf in Hessen war, gegenübertraten. Es wurde aber mit wechselndem Glücke gefochten. König K., dessen Berather Hatto schon im Anfange dieser Kämpfe, im Mai 913, gestorben war, griff indessen in dieselben persönlich erst 915 ein, als Heinrich den Bardo und Burkard aus ihren Besitzungen vertrieben hatte und nach einem Siege über Eberhard in Hessen eingedrungen war. Er eilte aus Schwaben, wo er gleichzeitig in schwere Wirren verwickelt war, herbei, traf mit überlegener Macht auf Heinrich bei Grona und es wurde dort ein Abkommen getroffen, dessen Inhalt wir zwar nicht näher kennen, doch hören wir seitdem von keinem offenen Kampfe mehr, wenn auch Mißtrauen und gespanntes Verhältniß zurückgeblieben sein mag. Sachsen war schon unter den früheren Königen dem Walten seiner Herzoge fast allein überlassen gewesen, so wie es nun auch blieb. Die unheilvollste Verwickelung, welche eine gedeihliche Thätigkeit des Königs K. für das Reich unmöglich machte, trat aber in Schwaben ein. In Schwaben, welches das besondere Reich Karls, des Sohnes Ludwigs des|Deutschen, gebildet hatte, war nach dessen Sturze Arnulf zwar anerkannt worden, aber Karls Bastardsohn Bernhard, der wol kein geringeres Recht sich beilegen mochte, hatte sich dort 890 gegen Arnulf erhoben im Bunde mit dem Grafen Ulrich aus einem von den alten alemannischen Herzogen sich ableitenden Hause und mit dem Abte Bernhard von St. Gallen. Der Aufstand mißlang und Bernhard selbst wurde 892 von dem rhätischen Grafen Rudolf ermordet. An Stelle des Abtes Bernhard von St. Gallen setzte Arnulf den früheren Kanzler Karls, Salomo, der noch in demselben Jahre Bischof von Constanz wurde. Mit seiner Stellung als mächtigster geistlicher Gewalthaber in Schwaben verband Salomo große Begabung und Thatkraft und gewann nicht blos in Schwaben, sondern auch im Reiche großen Einfluß unter Arnulf, Ludwig dem Kinde und K. I. Eine Hauptstütze der königlichen Herrschaft in Schwaben, wachte er zugleich ebenso eifersüchtig über seine eigene Macht und Rechte. Die weltlichen Großen Alemanniens waren nicht, wie in Baiern oder Sachsen, das Uebergewicht eines bestimmten Hauses gewohnt, sondern standen sich einander seit Karls Sturze in eifersüchtigem Hader gegenüber und zwischen ihnen der gewandte und streitbare Bischof Salomo. Die Markgrafen von Churrhätien repräsentirten eine der mächtigsten Familien unter ihnen, aber um die Zeit des Ablebens Ludwigs des Kindes war Markgraf Burkard auf einer schwäbischen Landesversammlung ermordet worden, seine Wittwe wurde aller ihrer Güter beraubt, seine Söhne Burkard und Udalrich wurden des Landes verwiesen und deren Eigengüter sowol als auch Lehen unter ihre Feinde vertheilt, ja auch des ermordeten Burkard Bruder Adalbert wurde auf Salomos und anderer Feinde Anstiften ebenfalls ermordet. Neben den rhätischen Markgrafen und nach deren Sturze an erster Stelle hervorragend unter den weltlichen Großen Schwabens war Erchanger, Graf im Kletgau, der auch, wie sein Bruder Berthold, königliche Kammergüter verwaltete. Seine Schwester Kunigunde war mit Liutpold von Baiern vermählt. Schon unter Arnulf soll einmal ein Angriff Erchangers und Bertholds gegen Salomo erfolgt sein, vor dem Salomo durch die Flucht sich hatte retten müssen; Erchanger und Berthold sollen jedoch in die Gefangenschaft Arnulfs gerathen und nach Ingelheim gebracht worden sein, wo sie nur durch Salomo's Fürsprache der Todesstrafe entgingen. K. hatte unmittelbar nach seiner Erhebung Schwaben besucht und, als er dort bei Salomo zu Gaste war, mit Erchanger und Berthold, kamen dieselben, wie Ekkehard erzählt, über eine sehr unpassende Neckerei Salomo's mit ihm in Zwist, den K. durch einige kluge Worte beschwichtigte. Im J. 912 und anfangs 913 war Erchanger in freundschaftlicher und einflußreicher Stellung am königlichen Hoflager und zwar noch im März 913 zu Straßburg, aber bald darauf um dieselbe Zeit, wo Heinrich von Sachsen zu den Waffen griff, erhob sich ein Zerwürfniß zwischen dem Könige und Erchanger, als dessen Ursache, nach Ekkehard, Mißstimmung Erchangers wegen übermäßiger königlicher Begünstigung Salomo's zu betrachten ist, indessen wurde dies Zerwürfniß noch in demselben Jahre beigelegt und wie als Pfand des Friedens vermählte sich K. mit Erchangers verwittweten Schwester Kunigunde, wodurch er zugleich Stiefvater der Söhne Liutpolds von Baiern wurde. Doch diesen Zweck, ein Pfand des Friedens mit Erchanger zu werden, erfüllte die Ehe mit Kunigunde nicht, im Gegentheile sind von der kurzen Regierungszeit Konrads vier Jahre, 914—17, ganz erfüllt von Kämpfen Konrads mit ihren Brüdern und Söhnen, welche traurig für dieselben endeten. Wie sich die Königin dazu stellte, wissen wir nicht, ja nicht einmal, ob sie dies erlebte: nur in den J. 914 und 15 finden mir sie in Urkunden Konrads erwähnt. In der zweiten Hälfte des J. 914 war Salomo, mit welchem Erchanger und Berthold und deren Schwestersohn Liutfried nach Ekkehards Erzählung wegen einer|Burg Stammheim haderten, von denselben feindlich behandelt und auf eine Burg Erchangers gefangen gesetzt worden. Auf diese Gewaltthat hin zog der König selbst herbei und nahm noch in demselben Jahre den Erchanger bei einer Burg Hohenfriedingen gefangen und schickte ihn in die Verbannung, während Salomo wieder frei geworden war. Wie oben erzählt wurde, war 911 des Markgrafen Burkard von Churrhätien Familie von den schwäbischen Großen und Salomo verfolgt und Vertrieben worden und jetzt, da die Macht Erchangers gebrochen war und Salomo außer dem fernen Könige keine weltliche Stütze mehr gegen die vertriebene Familie Burkards zur Seite haben mochte, hielt des ermordeten Burkard gleichnamiger Sohn es an der Zeit, aus dem Exile zurückzukehren und mit bewaffneter Hand sein altes Erbe und die bevorzugte Stellung in Schwaben für sich zurückzuholen. Er fiel in Schwaben ein und verheerte die Besitzungen seiner Feinde trotz Salomo und dem Könige, der nun im J. 915 auch gegen ihn zog und denselben in der Burg Hohentwiel belagerte. Während dieser Belagerung erfolgte der Einfall Heinrichs von Sachsen in Hessen, durch welchen K. genöthigt wurde, dahin aufzubrechen und dem Heinrich bei Grona entgegenzutreten. In Schwaben aber kehrte nun auch Erchanger aus dem Exile zurück und in Gemeinschaft mit seinem Bruder Berthold und mit Burkard erfochten sie über ihre schwäbischen Gegner noch im J. 915 einen Sieg bei Wahlwies (nächst Stockach in Baden), worauf Erchanger zum Herzoge von Schwaben erhoben wurde. Dies ohne Zustimmung des Königs ausgeführte Unternehmen Erchangers war ein Sieg über Salomo, zugleich durchkreuzte es aber auch die ursprüngliche Absicht Burkards, für sich diese Stellung zu erwerben. Erchanger seinerseits scheint sich zur besseren Sicherung seines Unternehmens auch mit seinen baierischen Neffen Arnulf und Berthold in Verbindung gesetzt zu haben, indem beide später auf einer Synode zu Altheim der Theilnahme an dem Unternehmen Erchangers beschuldigt wurden. Von einem hierwegen 916 abgehaltenen Fürstentage zu Mainz weiß nur Ekkehard zu berichten. Sonst wissen wir nur, daß K. auf Anstiften und in Begleitung eines Bischofes, dem Zusammenhange nach doch wol eines baierischen, in das Land Baiern kam und den Arnulf besiegte. Er war auf diesem Feldzuge im Juni 916 zu Regensburg, wo sich zuerst bei ihm das Leiden eingestellt haben soll, dem er nach dritthalb Jahren erlag — ein Zehrfieber, das man das italienische Fieber nannte. Er besuchte in Regensburg die Gruft Arnulfs und Ludwigs des Kindes und ging dann über Neuburg an der Donau zurück. In Regensburg und Neuburg waren die Erzbischöfe von Mainz und Salzburg, die baierischen Bischöfe von Regensburg, Freising und Seben, der Bischof von Eichstädt im Nordgau und der sächsische Bischof von Verden um ihn, und im September 916 wurde zu Altheim (Hohenaltheim im Ries) unter dem Vorsitze des päpstlichen Legaten Peter von Orta eine Reichssynode abgehalten, die besonders merkwürdig ist durch die darin erhobene Anklage und Vorladung Erchangers und seiner Mitschuldigen wegen der Gefangennahme Salomo's, dann die Vorladung Arnulfs und Bertholds von Baiern zur Verantwortung und endlich die Vorladung aller Theilnehmer „an dem wahnwitzigen Beginnen Erchangers, Bertholds und Burkards und Arnulfs“. Burkard selbst war nicht vorgeladen und scheint daher für seine Person Frieden mit Salomo und dem Könige gemacht zu haben, Arnulf und Berthold von Baiern erschienen nicht und wurden auf einen späteren Tag nach Regensburg nochmals vorgeladen, Erchanger und sein Bruder Berthold erschienen, wurden zu lebenslänglichem Kloster verurtheilt, und, als sie dann flüchteten, auf der Flucht ergriffen, worüber K. Thränen vergossen haben soll, weil er nun deren Verurtheilung zum Tode durch das Gericht ihrer Standesgenossen in Schwaben voraussah. Das nun wirklich erfolgte Todesurtheil soll Salomo im Vollzuge zu|hemmen versucht, Burkard aber nicht geruht haben, bis der König es bestätigte. Es wurde am 21. Januar 917 zu Adingen in Schwaben vollzogen. Burkard forderte jetzt und erhielt mit Zustimmung der Großen Schwabens vom Könige die Würde eines Herzoges in Schwaben, die er nachher in anmaßlicher Weise gebrauchte. Sei es nun um des Verfahrens gegen seinen Oheim Erchanger willen oder im Hinblicke auf seine eigene neuerliche Vorladung zur Verantwortung in Regensburg, kurz Arnulf griff seinerseits 917 zu den Waffen, erlag aber dem gegen ihn ziehenden Könige und flüchtete zu den Ungarn, welche seit 906 alljährlich bald Sachsen, bald Baiern und Schwaben, bald Franken und Thüringen, ja 917 selbst Lothringen mit Raubzügen heimsuchten, und denen man nicht anders mit Erfolg begegnen konnte, als durch eine neue Wehreinrichtung, deren Schöpfung in einem neunjährigen Waffenstillstande 924—33 nachmals das Verdienst Heinrichs I. geworden ist. Arnulf blieb bei den Ungarn bis zu dem im folgenden Jahre eintretenden Tod Konrads.

    K. hatte mit Heinrich von Sachsen sich außer Kampf gestellt und eben das Haupt Erchangers fallen und den Arnulf zu den Ungarn flüchten gesehen, und wir wissen nicht, ob er bei seiner persönlichen Tüchtigkeit, die von Freund und Feind anerkannt war, für das Reich fortan hätte ruhiger und heilbringend wirken können. Er war aber jetzt schon von einer langwierigen, seine Kräfte verzehrenden Krankheit ergriffen, der er in den besten Jahren erliegen zu müssen voraussah. Er hatte keinen Sohn und sein nächster Verwandter war sein Bruder Eberhard; Arnulf konnte auch als sein Stiefsohn für die Nachfolge in Betracht kommen. Wie aber K. die Krone wol nicht gesucht hatte, sondern sie vielleicht selber lieber auf dem Haupte Otto's gesehen hätte, so sah er den Vortheil des Reiches nur darin, wenn die Krone von den Franken dem Sohne Otto's angetragen würde. Einige Monate vor seinem Tode waren am 9. September 918 um ihn zu Forchheim der fränkische Erzbischof von Mainz, seine Suffraganbischöfe von Würzburg und Eichstädt, Konrads Bruder Eberhard und der hervorragende ostfränkische Graf Heinrich versammelt und hier war es wol, wo er den fränkischen Großen diesen hochherzigen und für das Vaterland segenbringenden Rath ertheilte und er die Beistimmung hierzu erlangte. Eberhard selbst wurde bestimmt, dies Heinrich mitzutheilen. So noch im Sterben für das Beste des Reiches sorgend, verschied K. am 23. Decbr. 918. Begraben ist er zu Fulda.

    • Literatur

      Von der neueren Litteratur über Konrad ist außer der Einleitung u. den Excursen II und IV zu Waitz' Jahrbüchern des Deutschen Reiches unter Heinrich I. u. außer dem Schlusse von Dümmler, Geschichte des ostfränkischen Reiches als Monographie zu nennen Schwatz, König Konrad I. im Gymnasialprogramm von Fulda, 1850, und des Unterzeichneten Geschichte des Königs Konrad I. von Franken und seines Hauses, 1872.

  • Autor/in

    Stein.
  • Zitierweise

    Stein, "Konrad I." in: Allgemeine Deutsche Biographie 16 (1882), S. 536-543 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119308339.html#adbcontent

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