Lebensdaten
1746 – 1821
Geburtsort
Prag
Sterbeort
Prag
Beruf/Funktion
Maler ; Radierer
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 143980823 | OGND | VIAF: 3306829
Namensvarianten
  • Kohl, Ludwig
  • Kohl, Ludvík
  • Cohl, Ludwig
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Zitierweise

Kohl, Ludwig, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd143980823.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus böhm. Künstlerfam.;
    V Anton, Kupferstecher (s. ThB), S d. Hieronymus (1631–1709), aus Schlaggenwald, Hofbildhauer in P. (s. W, L);
    M N. N.;
    Ov Joh. Friedrich (1681–1763), Hofbildhauer in P. (s. W, L); Verwandte Franz (* 1711), Bildhauer in Wien (s. W, L), Clemens (1754–1807), Kupferstecher u. Radierer in Wien, lieferte vor allem Buchillustrationen u. Gebrauchsgraphik, Zeichenlehrer (u. a. f. Maria Theresia), Porträtstecher (s. Wurzbach XII; ThB);
    - 1) 1783 Elisabeth Melze ( 1803), 2) 1804 Walburga Körpert;
    6 K aus 1).

  • Biographie

    Bereits während seiner Gymnasialzeit in Prag erhielt K. erste Unterweisungen im Zeichnen und in der Ölmalerei durch den böhmischen Maler Norbert Grund. In den 60er Jahren wurde er mit dessen Hilfe von der|Akademie der bildenden Künste in Wien aufgenommen, wo der Zeichner und Kupferstecher Jakob Schmutzer sein Lehrer wurde. 1769 wurde K. auf Grund seines Gemäldes „Tod der Virginia“ Mitglied der Wiener Akademie, vier Jahre später, 1773, Mitglied der Akademie in Parma. Der Ankauf seines Gemäldes „Geburt Christi“ durch Maria Theresia für die Schloßkapelle in Laxenburg verhalf ihm noch im gleichen Jahr zur künstlerischen Anerkennung. Kurz darauf erfolgte seine Ernennung zum Hofmaler, 1775 seine Bestallung als Lehrer der Zeichnungskunde an der soeben gegründeten „Musterschule“ in Prag. Eine eigene „Sonntagsschule für Gewerbsleute“ richtete K. 1783 ein und war daneben als privater Zeichenlehrer tätig; unter anderem zählte Erzherzogin Maria Anna zu seinem Schülerkreis.

    K.s künstlerisches Œuvre erscheint charakteristisch für die Malerei des späten 18. Jahrhunderts und frühen 19. Jahrhunderts. So sind seine Frühwerke – zumeist Altarblätter für böhmische Kirchen – in Komposition und Kolorit noch dem Barock verpflichtet; zeitweilig finden sich in diesen Jahren Reminiszenzen an die Hell-Dunkel-Malerei Correggios. Als Lehrer der Musterschule entwarf er zahlreiche Konstruktions- und Musterentwürfe, die Eingang ins Kunstgewerbe fanden. Daneben entstanden in den ersten Prager Jahren vorwiegend Landschaften im kleinen Format, die mit ihren Ruinenansichten und Idyllen dem Zeitgeist des späten Rokoko Rechnung trugen. Der Einfluß der Französischen Revolution findet sich um die Jahrhundertwende im Themenkreis seiner Historienbilder „Schwur des Hannibal“, „Sokrates im Kerker“ oder „Enthaltsamkeit des Scipio“ – sämtlich kurz nach 1800 entstanden. Parallel hierzu behandelt K. mythologische Themen, die sich im Klassizismus einer besonderen Beliebtheit erfreuten: „Drei Grazien“, „Tempel der Hygieia“ oder „Amor und Psyche“. Romantik und Entdeckung der Prager Landschaft bestimmen die Themenkreise seiner Spätzeit. Gemälde mit den Bildtiteln „Messe in einer gotischen Kapuzinerkirche“, „Nächtlicher Stadtbrand“ oder „Gotischer Saal mit Rittern der heiligen Fehme“ spiegeln die romantischen Stoffkreise wider, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts bei privaten Sammlern Anklang fanden. K.s Landschaften und Architekturdarstellungen, die teilweise durch Radierungen große Verbreitung fanden, waren für seine zahlreiche Schülerschaft richtungweisend und vermittelten die Grundlagen der realistischen Landschafts- und Architekturmalerei der Biedermeierzeit in Böhmen.

  • Werke

    zu Hieronymus: Vulkan am Brunnen in d. Prager Burg, 1686;
    sog. Bärenbrunnen in Smichov, Ende 17. Jh.;
    Anna-Altar u. Kanzelteile d. Klemenskirche in Prag, 1699;
    Altarausstattung d. Nikolauskirche in Laun, 1700/08 (mit F. Preiß);
    - zu Joh. Friedrich: Hl. Augustinus u. Hl. Nikolaus Tolentinus, 1708 (Prag, Karlsbrücke);
    - zu Franz: Glaube, Hoffnung, Liebe, 1715 (Wien, Vorhalle v. St. Peter).

  • Literatur

    ADB 16 (W-Verz.);
    A. Liska, Kohlovy rodinné portréty v Museu hl. m. Prahy, in: Uměni 2, 1954, S. 104-09;
    Luděk Novák, Machkovy podobizny L. Kohla, ebd. 3, 1955, S. 76-78 (P);
    Architektonickná malba v dile Ludvika Kohla, Muzeum hl. m. Prahy duben - řijen, 1971 (ausführl. W-Verz., L, P);
    G. J. Dlablacž, Künstlerlex. f. Böhmen, 1815;
    Wurzbach XII;
    ThB (ausführl. W-Verz., L; auch f. Fam.).

  • Autor/in

    Florian Hufnagl
  • Zitierweise

    Hufnagl, Florian, "Kohl, Ludwig" in: Neue Deutsche Biographie 12 (1980), S. 422-423 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd143980823.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Kohl: Ludwig K., Maler, Radirer und Modellschnitzer, geb. zu Prag am 14. April 1746, gest. daselbst am 18. Juni 1821. — Die entschiedene Kunstbegabung, die K. schon in früher Jugend durch sinnvolle Zeichnungen und zierliche Schnitzereien kund gab, lenkte bald die Aufmerksamkeit des zur Zeit in der Blüthe seines Wirkens stehenden Malers Norbert Grund auf ihn, der es auch gerne zugab, daß ihm der lernbegierige Jüngling bei der Arbeit zusah und so am gründlichsten über die technischen Vorbedingungen fürs Malen belehrt wurde. Die Frucht solchen Anschauungsunterrichtes ließ nicht lange auf sich warten, denn K. benutzte alsbald einige Leinwandstücke zu Pinselversuchen und befriedigte damit den Meister derart, daß dieser ihn aufforderte, sich nach beendigtem Gymnasium dauernd der Kunst zuzuwenden. Inzwischen noch ein höheres Urtheil zu provociren, veranlaßte der bescheidene Grund die Einschickung mehrerer Zeichnungen und Malereien Kohl's an die Akademie der bildenden Künste in Wien, erreichte damit auch das Erwünschte in der von dort ergangenen Entscheidung: der junge hoffnungsvolle Mann sei vollkommen würdig in die Akademie aufgenommen zu werden. K. bezog also 1769 die Akademie. Aus der nächsten Folgezeit ist nur bekannt, daß sich von den mit der Heranbildung von Künstlern betrauten Lehrern der Wiener Kunstschule ganz besonders der geniale Zeichner und Kupferstecher Jakob Schmutzer für K. interessirte und auch zu erwirken wußte, daß die Kaiserin Maria Theresia 1773 ein von ihm gemaltes großes (16 Schuh hohes, 8 Schuh breites) Bild, die Geburt Christi vorstellend, für die Schloßkirche zu Laxenburg ankaufte und ihm bleibend ihre Huld zuwandte. Die große Monarchin wußte namentlich dann, als sie in Consequenz ihrer angestrebten Verwaltungsreformen 1775 für Böhmen die Umgestaltung der Volks- und Mittelschulen anordnete, K. in eine ihren Wünschen wie seinen Kräften entsprechende Stellung zu bringen, und zwar in die eines „öffentlichen Lehrers der Zeichnungskunde“ an der neuerrichteten k. k. Prager Musterschule. In Betracht zu ziehen ist dabei, daß damals in Prag trotz Existenz einzelner tüchtiger Maler, doch die Potenz abging für Weckung des Gemeinsinnes zu Gunsten der bildenden Kunst. Als solche zu wirken war nun Aufgabe Kohl's. Auf der Höhe der Zeit als Maler historischer Darstellungen, von Architektur- und Landschaftsbildern, hatte er unter dem Einfluß Schmutzer's auch die Radirnadel und den Stichel handhaben gelernt, ferner die ursprüngliche Anlage für das Modelliren und Schnitzen zur künstlerischen Fertigkeit durchgebildet. Mit diesen Eigenschaften trat K. in das ihm anvertraute Amt und wirkte thatsächlich befruchtend auf allen seiner Vielseitigkeit entsprechenden Gebieten. Vor allem leitete er den Zeichnenunterricht von den Irrwegen einer Mode gewordenen, sogenannten „genialen Composition“ wieder zurück auf die stetig sichere Grundstufe der Objectanschauung. Er schuf in dieser Absicht die große, sein Schulvermächtniß bildende Zahl stilistischer Vorlagen und Modelle für die Musterschule; erweiterte im Erkennen der Wichtigkeit der Fortbildung des Kunstgewerbes seinen Wirkungskreis durch eine „Sonntagsschule für Gewerbsleute“, sorgte aber auch für die Förderung jener, welche der höheren Kunst zustrebten, durch Errichtung eines Studio für das Modellzeichnen während der Wintermonate, und legte besonders durch sein erfolgreiches Wirken nach dieser Richtung, den Kunstfreunden im Adel die Errichtung einer selbständigen Kunstschule nahe, die bekanntlich auch 1800 unter Leitung Joh. Bergler's zu Stande kam. Ein wahrheitsgetreues Zeugniß über die weitgreifende Thätigkeit Kohl's giebt zudem der Zeitgenosse und Chronist Gottfr. Jos. Dlabacz mit der Bekanntgebung: „Unter die sehr zahlreichen von ihm gebildeten Schüler gehören so viele geschickte Maler, Zeichnungslehrer, Künstler und Professionisten, die sich heut zu Tage in ihrem Fache öffentlichen Ruhm und Kredit erworben haben ....“ Angeführt sind dabei mit Namen mehrere Tischler- und Hafnermeister, die Kupferstecher Koch und Gregory, die Maler und Zeichenmeister Vietz und Haas etc. Zu erinnern bleibt noch an den von K. auf Horcicka geübten Einfluß (vgl. d. Artikel Horcicka). — Rüstig in seinem Berufe bis zum 66. Jahre, trat K. erst 1815 in den Ruhestand, unter Zuerkennung der großen goldenen Civilverdienstmedaille und einer lebenslänglich zu beziehenden Gehaltszulage von 300 fl. — Vervollständigt wird diese kurzgefaßte Lebensskizze am geeignetsten durch ein beiläufiges Verzeichniß der bekannt gewordenen Arbeiten Kohl's. — Nebst den schon erwähnten zahlreichen Schulzeichnungen ergab das Inventar über hundert Darstellungen zum Theil zur Weltgeschichte, theils zu der des Vaterlandes, außerdem für Lösung mechanischer und architektonischer Probleme, Grund- und Aufrisse von Gebäuden etc. Gleich mannigfach war die Hinterlassenschaft an eigenhändig gefertigten Modellen; so ein herrschaftliches Schloß mit Kuppeldach über dem Saalraume; ein Theil eines modernen zweistöckigen Wohnhauses im Durchschnitte; das Presbyterium einer gothischen Kirche mit allem Detail; eine Schneidemühle mit einem das Räderwerk vertretenden Perpendikel für den Fall des Wassermangels; verschiedene Theile einer gewöhnlichen Mahlmühle, zur Erklärung ihres Mechanismus; diverse Dachstühle und Oefen verschiedener Stilart — sämmtlich auf das Correcteste, entweder aus Papierdeckeln oder aus Holz geschnitten. In Stich oder Radirung kamen zur Publication: „Zwölf historische Darstellungen zur Geschichte Böhmens von Herzog Przemysl bis zu Wenzel III.“ — Radirungen aus 1789; ein „Cyclus zur Legende St. Johann von Nepomuk“ (1790); „Sieben Ansichten der Stadt Prag“, nach der Natur aufgenommen von 1792—93; vier ebenfalls nach der Natur aufgenommene alte Schlösser Böhmens — Karlstein (in zwei Ansichten), Friedland und Liebstein, Radirungen aus 1793—94. — Von den Oelgemälden gilt es die noch in der vorakademischen Periode: „Dido" und „Cleopatra“, für den Baron Jos. Brettfeld, und „St. Aretius“, für die Cajetanerkirche in Prag, und „Lucius Virginius ersticht seine Tochter“, behufs seiner Aufnahme in die Akademie gemalten Bilder, von den, unter Einfluß der Wiener Akademie — 1769—1775 — entstandenen zu unterscheiden. Nach der Jahresfolge zählen dahin: „Die Anbetung des Kreuzes von den verschiedenen Nationen“ (kam in die Gallerte patr. Kunstfreunde in Prag); „Der Traum des hl. Joseph", „Die Marter des hl. Laurentius“ (für die Kirche in Doxan); die schon erwähnte „Geburt Christi“ in Laxenburg; „Madonna, zu ihren Füßen der Sturz des Satans“ (Prager Gallerie). — Aus der Zeit seiner Lehrthätigkeit in Prag von 1775—1819 datiren, wieder nach der Folgereihe angeführt: „St. Jakob min.“, für den Benedictinerstiftsabt Rautenstrauch; „St. Barbara", für die Kirche St. Nikolaus auf der Prager Kleinseite; „Tarquinius und Lucretia", „Tod der Lucretia", „Salomon der Abgötterei verfallen", „Heilige Dreieinigkeit", „Schwur des Hannibal am Opferaltar“, „Amor und Psyche“, „Der|Tempel der Hygea“, „Die drei Grazien“ — letztere drei Gemälde im Besitze des Grafen Hartig. „Sokrates im Kerker“ für Christ. Graf Clam-Gallas; „Die Enthaltsamkeit des Scipio", „Gothische Kirche", „Ein Rittersaal" für den Gubernialrath v. Herget; „Gothische Gruft"; „Die Prager Domkirche", in der gräfl. Colloredo’schen Gallerie; „Im Prager Krönungssaal“, „Das Innere des St. Veitsdomes“, für den Grafen Salm — (kam nebst „Sokrates im Kerker“ in die Prager Gallerie); „St. Bartholomäus“ für den Grafen Hartig. — Mehrere Gemälde, darunter „Die hl. Cäcilie", „Magdalena", „Katharina", „Johannes der Täufer", „Die hl. 3 Könige", „Susanna", „Der ägyptische Joseph", „Königin Zenobia", „Die Kreuzigung" und „Grablegung Christi“, „Die Enthaltsamkeit“ kamen aus seinem Nachlasse an unbekannte Besitzer. Die letzte Arbeit Kohl's war die Darstellung einer Ständeversammlung im Krönungs- und Huldigungssaale des Prager Schlosses, welches der Künstler dem Kaiser Franz darbrachte, als derselbe 1820 die Hauptstadt Böhmens besuchte, und dafür einen kostbaren Brillantring erhielt. — Die Bilder Kohl's waren ihrer Zeit gewissermaßen Mode geworden wie die Norbert Grund's, und gewiß nur Wenige, die auf den Namen eines Kunstfreundes Anspruch machten, dürfte es in Prag gegeben haben, welche auf den Besitz eines Werkes seiner Hand verzichtet hätten, besonders auf den eines „Architekturstückes“, die in der That den vorzüglicheren Theil seiner Leistungen ausmachten, darum auch zahlreicher sein mögen, als sie zur Aufzeichnung kamen. Diese Architekturbilder charakterisirt durchweg eine ebenso verständnißvolle Perspective wie durchdachte Licht- und Schattenwirkung bei möglichst strengem Festhalten an der Stilform, namentlich der gothischen. In seiner historischen Darstellung allerdings Kind seiner Zeit, mit verzopfter Renaissance und ziemlich süßlichem Colorit, erhebt er sich über die meisten der Zeitgenossen dennoch durch die ihm Bedürfniß gewordene Naturanschauung, die wenn gleich nicht durch klassische Vorstudien geläutert, doch im allgemeinen zur Zeichnung lebenskräftiger Typen führte, ihm also auch nach dieser Richtung einen Ehrenplatz in der Kunstgeschichte des Landes sicherte.

    • Literatur

      Dlabacz, Künstler-Lexikon; Wilfling, Nekrolog L. Kohl's; Oesterr. National-Encyklopädie von Gräffer und Czikan; eigene Reisenotizen.

  • Autor/in

    Rud. Müller.
  • Zitierweise

    Müller, Rudolf, "Kohl, Ludwig" in: Allgemeine Deutsche Biographie 16 (1882), S. 428-430 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd143980823.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA