Lebensdaten
1583 – 1625
Geburtsort
Cölln/Spree
Sterbeort
Ansbach
Beruf/Funktion
Markgraf von Brandenburg-Ansbach
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118712179 | OGND | VIAF: 59878858
Namensvarianten
  • Joachim Ernst
  • Joachim Ernst, Brandenburg-Ansbach, Markgraf
  • Ioachimus Ernestus, Marchio Brandenburgensis
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Zitierweise

Joachim Ernst, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118712179.html [16.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Kf. Joh. Georg v. B. ( 1598, s. NDB X);
    M Elisabeth v. Anhalt ( 1607);
    Om Fürst Christian I. v. Anhalt-Bernburg ( 1630, s. NDB III);
    B Mgf. Christian v. B.-Kulmbach (1581–1655);
    - 14.10.1612 Sophia (1594–1651), T d. Gf. Joh. Georg v. Solms-Laubach (1547–1600) u. d. Margaretha v. Schönburg;
    4 S (2 früh †), 1 T Friedrich (* 1616, 1634 b. Nördlingen), Mgf. Albrecht V. v. B.-A. ( 1667, s. NDB I), Sophie (1614–46, 1641 Mgf. Erdmann August v. B.-Bayreuth, 1615–51).

  • Biographie

    J. erhielt zusammen mit seinem Bruder Christian eine humanistische Ausbildung durch den Präzeptor Samuel Reinhart und durch den Leibarzt Franz Hildesheim. Sein Vater ließ ihn mit kirchlichen Pfründen versorgen (u. a. Koadjutor des Johanniterordens der Ballei Brandenburg, Domherr in Bremen und Lübeck) und bedachte ihn testamentarisch mit den Herrschaften Schwedt und Vierraden. Da das Testament nach dem Tod des Vaters von Mgf. Christian angefochten wurde, konnte es nicht vollstreckt werden.

    J. bezog 1598 für kurze Zeit die Univ. Frankfurt/Oder. Vom Sommer 1598 bis zu seinem Regierungsantritt in Ansbach, das nach dem Tode des dort letztregierenden Mgf. Georg Friedrich 1603 an das Kurhaus zurückfiel, befand er sich auf einer Kavaliersreise durch England, Schottland, Frankreich und die Niederlande. In den Niederlanden lernte er Moritz von Oranien kennen, von dem er sehr beeindruckt war, und nahm am Kampf gegen Spanien aktiven Anteil. Tiefgehende religiöse Bindungen sind bei J. nicht festzustellen. Dagegen war er von den Tendenzen seiner Zeit zum Abenteuer und zum Kondottierentum nicht unberührt. Sein Hauptinteresse galt seit seinem Regierungsantritt 1603 bis 1606 weniger seinem Territorium als dem niederländ. Unabhängigkeitskampf gegen Spanien. Für die Generalstaaten war er im Felde und diplomatisch tätig. Als Reichsfürst geriet er immer stärker unter den Einfluß der Kurpfalz und seines Onkels, des Fürsten Christian von Anhalt und Leiters der kurpfälz. Politik. Mit ihm verband ihn eine herzliche Freundschaft. Nach und nach wurde J. dessen rechte Hand. Daher setzte er sich für die politischen Ziele der deutschen Calvinisten ein. Er gehörte nach 1607 zu den eifrigsten Befürwortern eines ev. Konfessionsbündnisses im Reich, das schließlich 1608 mit der „Union“ verwirklicht wurde. Wegen seiner militärischen Erfahrungen, die er in den Niederlanden erworben hatte, wurde J. ihr Generalleutnant. Er ist den Fürsten innerhalb der Union zuzurechnen, die 1610 die Jülicher Frage mit Gewalt lösen und einen Konflikt zwischen Frankreich und Spanien provozieren wollten, da Spaniens militärische Kräfte seit 1609 nicht mehr durch die Niederlande gebunden waren und J. mit dem Druck Spaniens auf die deutschen Protestanten rechnete. In den Auseinandersetzungen zwischen Kaiser Rudolf und seinem Bruder Erzhzg. Matthias um die Nachfolge versuchte J., den Kaiser gegen seinen Bruder auszuspielen, um der Union und den deutschen Protestanten Vorteile zu sichern. Nach dem gescheiterten Reichstag 1613, den Maßnahmen des Kaisers Matthias gegen die Stadt Aachen und der Festsetzung der Niederländer und Spanier auf Reichsboden am Niederrhein hatte sich die politische Lage der Union derart verschlechtert, daß J. kaum noch an einen Ausgleich zwischen Katholiken und Protestanten im Reich glauben konnte. Daher entwickelte er Pläne, Spanien durch verschiedene europ. Mächte angreifen zu lassen, und arbeitete darauf hin, den niederländ.-span. Waffenstillstand zu brechen. Von Christian von Anhalt war er als einziger Unionsfürst in die Vorgeschichte der böhm. Königswahl|eingeweiht und sah eine Chance, hierdurch die politische Karte Europas gründlich verändern zu können. Er plädierte für die Annahme der Königswahl durch Friedrich V. von der Pfalz, verfolgte jedoch nach Ausbruch des Krieges zeitweilig eigene, egoistische Pläne. J. führte 1620 das Unionsheer gegen die Truppen der Liga und schloß in Ulm mit der Liga ein Neutralitätsabkommen, um freie Hand gegen den den Rhein aufwärts ziehenden Marchese Spinola zu erhalten. Ohne gegen Spinola eine Schlacht zu wagen, traf er mit ihm 1621 in Mainz eine Vereinbarung, die die Union aus dem Kampfgeschehen herauszog und den Kurfürsten von der Pfalz sich selbst überließ. Dadurch wurde er von der kaiserl. Acht verschont. Nach der Auflösung der Union ist J. politisch kaum noch hervorgetreten.

  • Literatur

    ADB 14;
    Briefe u. Akten z. Gesch. d. 30j. Krieges, hrsg. v. d. Hist. Komm. b. d. Bayer. Ak. d. Wiss., 11 Bde., 1870–1909, NF, 1907-70;
    B. Erdmannsdörffer, Hzg. Carl Emanuel I. v. Savoyen u. d. dt. Kaiserwahl v. 1619, 1862;
    M. Ritter, Pol. u. Gesch. d. Union z. Z. d. Ausgangs Rudolfs II. u. d. Anfänge d. Kaisers Matthias, in: Abhh. d. Bayer. Ak. d. Wiss., Hist. Kl., 15, 2, 1880;
    ders., Dt. Gesch. im Za. d. Gegenref. u. d. 30j. Krieges 1555-1648. 3 Bde., 1886-1908;
    ders., Die pfälz. Pol. u. d. böhm. Königswahl 1619, in: HZ 79, 1897;
    Johs. Müller, Reichsstädt. Pol. in d. letzten Zeiten d. Union, in: MIÖG 33, 1912;
    H. Weigel, Franken, Kurpfalz u. d. böhm. Aufstand 1618–20, I: Die Pol. d. Kurpfalz u. d. ev. Stände Frankens, 1932;
    H.-J. Herold, Mgf. J. E. v. B. als Reichsfürst, 1973.

  • Porträts

    Kupf. v. P. Isselburg, 1620 (Berlin, Kupf.kab.); Verz.
    b. G. F. C. Schad, Entwurf e. hist. Pinakothek od. Portrait-Slg. d. beeden Brandenburg. Fürstenthümer in Franken, 1786.

  • Autor/in

    Hans-Jörg Herold
  • Zitierweise

    Herold, Hans-Jörg, "Joachim Ernst" in: Neue Deutsche Biographie 10 (1974), S. 439-440 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118712179.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Joachim Ernst: Stifter der jüngeren Linie der Markgrafen von Brandenburg-Ansbach, Sohn des Kurfürsten Johann Georg und der Herzogin Elisabeth von Anhalt, geb. am 3./13. Juni 1583, am 15./25. Februar 1625. Während des Aufenthaltes auf der Universität Frankfurt a./O. und der 1596—1602 unternommenen Reisen theilten sich seine Neigungen zwischen juridischen und militärischen Studien. Nachdem jedoch die auf Grund des Gemischen Hausvertrages nach dem Tode des Markgrafen Georg Friedrich (26. April 1603, vgl. Bd. VIII. S. 614) am 11. Juni 1603 geschlossene Vereinbarung mit seinem Bruder Christian ihm die Markgrafschaft Ansbach als Erbschaft zugetheilt hatte, wandte er sich vorherrschend dem Kriegsleben zu und diente 1604 und 1606 in den Niederlanden unter Prinz Moritz von Oranien mit Auszeichnung. Mit gleichem Eifer betrieb er darauf im Interesse der evangelischen Sache überhaupt, im Besondern aber des in dem jülich-cleve’schen Erbfolgestreite stark verwickelten brandenburgischen Hauses das Zustandekommen der evangelischen Union, die, nachdem auf seinem Gebiete in Ahausen am 12. Mai 1608 der Bundesvertrag entworfen worden war, auf dem Rotenburger Congresse am 14. August 1608 den Markgrafen zunächst auf drei Jahre zu ihrem General bestellte. Als solcher erhielt er während der Jahre 1609 und 1610 die Bestimmung, dem vom Kaiser zum Sequester des jülich-cleveschen Landes aufgeworfenen Erzherzog Leopold die Hülfstruppen abzuschneiden, welche ihm theils aus der Passauischen, theils aus der Straßburgischen Diöcese, deren Bischof der Erzherzog war, nach dem Jülich’schen zuzogen, und in der That gelang es ihm im Juni 1610 durch einen Einfall in das Elsaß die um Molsheim und Dachstein gelagerten Truppen Leopolds nach Eroberung jener Orte zur Capitulation und zum Auseinandergehen zu nöthigen. Im Uebrigen hatten des Markgrafen Bemühungen, der sich am 4. Octbr. 1612 mit der Tochter seines Waffengenossen Hans Georg von Solms-Laubach vermählte, sich nur geringen Erfolges zu erfreuen. Nach dem Ausbruch des böhmischen Krieges stellte er sich zwar 1619 mit Unionstruppen in der Gegend von Ulm auf, um dadurch den Herzog Maximilian von Baiern abzuhalten, mit dem Heere der Ligue in Böhmen einzufallen. Bei der Scheu der Unionsmitglieder jedoch direct gegen den Kaiser die Waffen zu richten, gelang es einer zur Vermittlung nach Ulm geschickten französischen Gesandtschaft am 3. Juli 1620 einen Vergleich zu Stande zu bringen, nach welchem Union und Ligue unter Vorbehalt voller Actionsfreiheit in Böhmen sich in Deutschland Neutralität zugestanden, worauf die Union ihre Kriegsmacht zum Schutze der Pfälzischen Besitzungen gegen einen Einbruch des spanischen Generals Spinola, der von den Niederlanden anrückte, zu verwenden beschloß. Aber der Uebermacht Spinola's nicht gewachsen, zogen sich die meisten Bündner bald vom Kampfe zurück, zumal nachdem der Kaiser am 29. Januar 1621 die Acht über den Pfälzer ausgesprochen hatte. Markgraf J. E. gehörte zu den letzten, welche im Mai 1621 in Heilbronn die Auflösung der Union vollzogen. Ein Schlagfluß raffte 1625 den erst 42jährigen Fürsten in Ansbach dahin.

  • Autor/in

    Th. Hirsch.
  • Zitierweise

    Hirsch, Theodor, "Joachim Ernst" in: Allgemeine Deutsche Biographie 14 (1881), S. 91 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118712179.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA