Hindemith, Paul
- Lebensdaten
- 1895 – 1963
- Geburtsort
- Hanau
- Sterbeort
- Frankfurt/Main
- Beruf/Funktion
- Komponist ; Pianist ; Bratschist ; Dirigent ; Musikwissenschaftler ; Künstler
- Konfession
- evangelisch
- Normdaten
- GND: 118551256 | OGND | VIAF: 24622167
- Namensvarianten
-
- Hindemith, Paul
- Bao luo Xin de mi te
- Baoluo-Xindemite
- Chindemit, P.
- Chindemit, Paul
- Chindemit, Paulʹ
- Hindemith, P.
- Hindemitto, Pauru
- Merano, P.
- Merano, Paul
- Warnecke, Rudolf
- Xindemite, Baoluo
- Warnecke, Rudolph
- mehr
Biografische Lexika/Biogramme
- Aufführungsdatenbank der Bayreuther Festspiele (seit 1951) [2019-]
- * Historisches Lexikon der Schweiz (HLS) [2001-2014] Autor/in: Andres Briner (2017)
- Bach - digital [2017-]
- LeMO - Lebendiges Museum Online [1998]
- Frankfurter Personenlexikon [2014-]
- Musik und Gender im Internet (Hochschule für Musik und Theater Hamburg) [2002-]
- Künste im Exil [2013]
- * Filmportal [2010-]
- Carl Maria von Weber - Gesamtausgabe [2006-]
- * Bayerisches Musikerlexikon Online (BMLO) [2005-]
- Lexikon verfolgter Musiker und Musikerinnen der NS-Zeit [2005-]
- Theaterlexikon der Schweiz online [2005]
- * Hessische Biografie [2004-]
- Personen im Wien Geschichte Wiki [2012-]
- * Rheinland-Pfälzische Personendatenbank [1996-]
- Orden Pour le mérite für Wissenschaften und Künste [1975-]
- * Neue Deutsche Biographie (NDB) [1972] Autor/in: Gerstenberg, Walter (1972)
Quellen(nachweise)
- * Kalliope-Verbund
- Archivportal-D
- * Deutsches Literaturarchiv Marbach - Kallías
- Bach - digital [2017-]
- Personendaten-Repositorium der BBAW [2007-2014]
- Mitgliederverzeichnis der Akademie der Bildenden Künste Berlin [2006-]
- Carl Maria von Weber - Gesamtausgabe [2006-]
- Pressemappe 20. Jahrhundert
- Interimsregister der Enzyklopädie der Neuzeit (Bd. 1-13)
- * Filmothek des Bundesarchivs [2015-]
- * Historisches Lexikon Bayerns
- * Nachlass Sommerfeld beim Deutschen Museum
- Personenliste "Simplicissimus" 1896 bis 1944 (Online-Edition)
- * Katalog des Deutschen Kunstarchivs (DKA) im Germanischen Nationalmuseum
Literatur(nachweise)
- Katalog des Bibliotheksverbundes Bayern (BVB)
- Deutsche Digitale Bibliothek
- Normdateneintrag des Südwestdeutschen Bibliotheksverbundes (SWB)
- * Deutsches Literaturarchiv Marbach - Kallías
- Österreichischer Bibliothekenverbund (OBV)
- Gemeinsamer Verbundkatalog (GBV)
- * Literaturnachweis in der Neuen Deutschen Biographie (NDB)
- * Werknachweis in der Neuen Deutschen Biographie (NDB)
- * Bibliothek des Instituts für Zeitgeschichte München - Berlin
- * musiconn - Für vernetzte Musikwissenschaft
- Personen im Fachinformationsdienst Darstellende Kunst
- Sächsische Bibliographie
- Index Theologicus (IxTheo)
- * Jahresberichte für deutsche Geschichte - Online
- Frankfurter Personenlexikon [2014-]
- Personen im Wien Geschichte Wiki [2012-]
- * Internationales Quellenlexikon der Musik (RISM)
- Personen im Auftrittsarchiv der Wiener Philharmoniker
Porträt(nachweise)
- * Filmportal [2010-]
- Digiporta - Digitales Porträtarchiv
- LeMO - Lebendiges Museum Online [1998]
- Musik und Gender im Internet (Hochschule für Musik und Theater Hamburg) [2002-]
- Künste im Exil [2013]
- Theaterlexikon der Schweiz online [2005]
- Orden Pour le mérite für Wissenschaften und Künste [1975-]
- * Porträtnachweis in der Neuen Deutschen Biographie (NDB)
- * Bildarchiv im Bundesarchiv
Verknüpfungen
Von der Person ausgehende Verknüpfungen
Personen in der NDB Genealogie
Personen im NDB Artikel
Verknüpfungen auf die Person andernorts
Aus dem Register von NDB/ADB
- NDB 6 (1964), S. 385 (Gieseking, Walter Wilhelm)
- NDB 10 (1974), S. 10* (Hugenberg, Alfred)
- NDB 11 (1977), S. 552 (Kestenberg, Leo)
- NDB 14 (1985), S. 641 (Lion, Ferdinand)
- NDB 17 (1994), S. 60 (Mendelssohn, Arnold)
- NDB 21 (2003), S. 262 (Reger, Johannes Joseph Max)
- NDB 21 (2003), S. 364 (Reinhart)
- NDB 21 (2003), S. 530 (Richter, Hans Siegfried)
- NDB 22 (2005), S. 360 in Artikel Sala, Oskar (Sala, Paul Heinrich Oskar)
- NDB 22 (2005), S. 751 in Artikel Schiffer, Marcellus
- NDB 22 (2005), S. 683 in Artikel Schulhoff, Erwin
- NDB 23 (2007), S. 486 (Schott)
- NDB 25 (2013), S. 471 in Artikel Stramm, August (Stramm, August Albert Bernhard)
- NDB 25 (2013), S. 743 in Artikel Szell, George
- NDB 26 (2016), S. 315 in Artikel Torch, Ernst (Toch, Ernst)
- NDB 26 (2016), S. 381 in Artikel Trautwein, Friedrich
- NDB 27 (2020), S. 754 (Welte, Edwin Emil)
Weitere Erwähnungen in der NDB-online/NDB/ADB
Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.
Orte
Symbole auf der Karte
Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.
-
Genealogie
V Rudolf (⚔ 1915), Handwerker (Maler), aus Schlesien;
M Sofie Warnecke, aus hess. Fam.;
B →Rudolf (* 1900, ⚭ →Maria H.-Landes, * 1901, Prof. f. Klavier), Cellist, Komp.;
- ⚭ Frankfurt/M. 1924 Gertrud (1900–67), T d. Dr. →Ludwig Rottenberg (1864–1932), Komponist u. Opernkapellmeister in F. (s. Riemann), u. d. Theodore Marie Emilie Magdalena Adickes (T d. →Franz A., † 1915, Oberbgm. v. F., s. NDB I); Schw d. Schwieger-M Gertrud Adickes (⚭ Alfred Hugenberg, † 1951, Wirtsch.führer u. Pol., s. NDB IX); Schwägerin Gabriele (⚭ Hans Flesch, * 1895, Erzähler, Rundfunkkommentator). -
Biographie
Sosehr H., der Musiker, prinzipiell bestrebt gewesen ist, sich einzig auf seinen Beruf zu konzentrieren, so nachhaltig haben Krieg, Politik und ideologische Konflikte wiederholt in sein Leben eingegriffen. Früh zeigte sich die elementare Begabung des Kindes, das seit seinem 9. Lebensjahre privaten Musikunterricht erhält. 1909 wird H. Schüler des Hochschen Konservatoriums in Frankfurt; →Arnold Mendelssohn und Bernhard Sekles erteilen ihm Kompositionsunterricht, während Adolph Rebner sein Violinlehrer wird. Da der Vater 1915 fällt, ist H. bereits in jungen Jahren auf sich selbst angewiesen. 1915-23 wirkt er, abgesehen vom Militärdienst 1917/18, als Konzertmeister am Frankfurter Opernhaus, daneben als Kammermusiker im Quartett Rebners. Diese Erfahrungen hat H. am Bratschenpult des international angesehenen Amar-Quartetts 1922-29 erweitert und zu nutzen verstanden. Sein Anteil an den alljährlichen „Kammermusikalischen Aufführungen zur Förderung Zeitgenössischer Tonkunst“ in Donaueschingen (1921–26), die in den nächsten beiden Jahren in Baden-Baden eine Fortsetzung finden, legt erstmals Zeugnis eines überragenden musikalischen Ingeniums ab: Als|Spieler mehrerer Streichinstrumente vermag H. für sein schnell wachsendes kompositorisches Werk konzertierend einzutreten, darin Strawinsky und Bartók ähnlich. Aufgrund dieser Erfolge beruft der preußische Kultusminister C. F. Becker H. gegen manchen Widerstand 1927 als Kompositionslehrer an die Berliner Hochschule für Musik. Der damit beginnenden, für Lehrer und Schüler gleichermaßen fruchtbaren Lehrtätigkeit, die H. durch Studien zur Geschichte der Musik und der Musiktheorie zu vertiefen bemüht war, bereitet der nationalsozialistische Umsturz ein langsames Ende. Schritt für Schritt, planmäßig, wird H. behindert und eingeengt, seine Musik des „Kulturbolschewismus“ verdächtigt und aus Oper und Konzert trotz des Protestes von Männern wie Wilhelm Furtwängler verdrängt, endlich er selbst 1938 zur Emigration gezwungen. Ohnehin gilt er wegen seiner Ehe mit Gertrud Rottenberg als „jüdisch versippt“.
Nach mehreren Zwischenaufenthalten in der Schweiz und in Ankara, wo ihn die türkische Regierung als Berater für den Aufbau eines nationalen Musiklebens heranzog, kam H. endlich in die USA. 1940-53 konnte er, mitten im Kriege amerikanischer Staatsbürger geworden, seine Lehrtätigkeit an der Yale University in New Haven, Connecticut, fortsetzen, zuletzt alternierend mit der Universität Zürich, die ihm 1951 eine Professur für Musiktheorie, Komposition und Musikpädagogik übertrug. Nachdem H. mehrere Berufungen nach Deutschland abgelehnt und sich endgültig in der Schweiz niedergelassen hatte, nahm er das Züricher Lehramt bis 1957 wahr. In der letzten Phase seines Lebens hat er sich mehr und mehr dem Dirigieren gewidmet und dabei, außer eigenen Werken, regelmäßig auch unbekannte oder verkannte Musik, zumal Anton Brückners und Max Regers, berücksichtigt. Trotz äußerer Erfolge und Ehrungen wurde H.s Situation jedoch zunehmend schwierig. Bei seiner Rückkehr nach Europa war er unvermutet auf musikalisch stark veränderte Strömungen gestoßen, deren literarische Wortführer ihre Positionen mit Hilfe von Presse und Funk zu festigen wußten. Den Alleinvertretungsanspruch von Zwölfton- und serieller Musik, deren Theoreme und Techniken er ablehnte, hat H. wiederholt energisch zurückgewiesen, am schärfsten in dem Vortrag „Sterbende Gewässer“ (Bonn, Juni 1963).
H.s weitgespanntes, universales Musikertum ist der Schlüssel zum Verständnis eines Lebenswerkes, das über zahlreiche Stufen und Wandlungen hinweg unverwechselbar auf die Individualität seines Urhebers zurückweist. Ein elementarer Grundton des Originellen durchdringt die Sphäre von Oper, Oratorium und Chormusik, Sinfonie und Konzert, die Kammermusiken variabler Besetzung, die lange Reihe der Sonaten und die Lieder. Das Studium älterer Satzstrukturen und Klangtechniken hat die Stilistik seiner Musik mannigfaltig befruchtet. Insbesondere führt die Bekanntschaft mit dem barocken Concerto-Prinzip seiner Musik Kräfte zu, die sie sich schnell anverwandelt hat.
Eine exemplarische Instrumentalität überformt H.s Musik. Die Welt der Instrumente, in der er wie kaum ein anderer Komponist theoretisch und praktisch zu Hause war, hat seine musikalische Phantasie produktiv inspiriert. Dabei tritt, wie so oft in der deutschen Musik, der Eigenwert der musikalischen Klangfarben, ihr sinnlicher Glanz, hinter ihre Strukturbezogenheit zurück. Die Linien von Imitation, Ostinato und Fuge fließen ein in die formalen Modelle von Marsch und Tanz, Sonate und Rondo; der scharf konturierenden Motiv- und Themenbildung korrespondiert ein vielgestaltig und frei sich entfaltendes variatives Spiel. Nachdem H. eine jugendlich aggressive und herausfordernde Atonalität überwunden hat, entwirft und begründet er in seiner „Lehre vom Tonsatz“ (1937) das System einer neu verstandenen Tonalität. Das Bestreben, den Harmonieverlauf und sein spezifisches Gefälle übergeordneten tonalen „Gravitationsgesetzen“ zu subsumieren, veranlaßt H., Werke seiner Frühzeit durchgreifend zu revidieren. Die „Einleitenden Bemerkungen zur neuen Fassung“ des Liederzyklus „Das Marienleben“ – auf Gedichte R. M. Rilkes – geben, bis ins Detail selbstkritisch, paradigmatisch Auskunft über die „sehr bewußte Weiterentwicklung“, welche H. beim Vergleich der beiden Fassungen (aus den Jahren 1922 und 1948) beobachtet. Sind auch zur Stunde Umfang und Ausmaß, welche diesen „Umformungen“ im Gesamtwerk H.s zukommen, schwerlich zu übersehen, so doch ihre Tendenz. Von Jugend auf hatte H. spontane Begabung und lebendiges Interesse für Architektur und Zeichnung mitgebracht: wie ein Bildner möchte der reife Komponist von der blitzhaft aufleuchtenden Gesamtvision eines Werkes ausgehen und jedes musikalische Element durch Arbeiten vom Großen ins Kleine, vom Allgemeinen ins Besondere transformieren. Der Rhythmus überwindet so das periodisierende Metrum, die Melodie den Zerfall in Einzelschritte, sie wird vorgreifend auf lange Sicht disponiert.
Zu zwei seiner „großen“ Opern, „Mathis der Maler“ (1934/35) und „Die Harmonie der Welt“ (1957), hat H. die Libretti selbst geschrieben. Beide rücken historische Gestalten, die an einer Zeitenwende stehen, in den Mittelpunkt: Einmal ist es der Maler →Matthias Grünewald, dann →Johannes Kepler, der Astronom. In H.s letztem Opernwerk, dem Einakter „Das lange Weihnachtsmahl“ (1961), objektiviert die tiefsinnig verkürzende Dichtung Thornton Wilders das schicksalhafte Kommen und Gehen der Generationen; zu der von allem Bekenntnishaften entlasteten Fabel erklingt eine kammermusikalisch diskrete, subtil aussparende Musik.
H.s musikalischer und literarischer Nachlaß ist gegenwärtig noch unerschlossen. Dank einer testamentarischen Verfügung seiner Witwe hat sich im Herbst 1968 eine „H.-Stiftung“ in Blonay (bei Vevey am Genfer See), H.s letztem Wohnort, konstituiert. Sie bereitet den Aufbau eines H.-Instituts in Frankfurt/Main und eine Gesamtausgabe seiner Werke vor.|
-
Auszeichnungen
Friedenskl. d. Ordens pour le mérite (1952), Dr. phil. h. c. (FU Berlin, Univ. Oxford).
-
Werke
P. H., Werkverz. mit Vorwort v. H. Strobel, 1965.
-
Literatur
E. Westphal, P. H., Eine Bibliogr. d. In- u. Auslandes seit 1922 üb. ihn u. s. Werk, 1957; Spätere Titel
in: Kat. d. Gedenkausstellung P. H., Emigration u. Rückkehr nach Europa, 1965;
MGG VI (W, L);
Riemann. -
Porträts
in: P. H., Zeugnis in Bildern, mit Einl. v. H. Strobel, 1955;
P. H., Die letzten Jahre, Ein Zeugnis in Bildern, 1965. -
Autor/in
Walter Gerstenberg -
Zitierweise
Gerstenberg, Walter, "Hindemith, Paul" in: Neue Deutsche Biographie 9 (1972), S. 176-178 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118551256.html#ndbcontent