Woermann, Ernst

Lebensdaten
1888 – 1979
Geburtsort
Dresden
Beruf/Funktion
Jurist ; Ministerialbeamter ; Diplomat
Konfession
lutherisch
Namensvarianten

  • Woermann, Ernst

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Zitierweise

Woermann, Ernst, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz142933.html [14.12.2025].

CC0

  • Woermann, Ernst

    | Jurist, Ministerialbeamter, Diplomat, * 30.3.1888 Dresden, † 5.7.1979 Heidelberg. (lutherisch)

  • Genealogie

    V Karl (1844–1933), Dr. iur., Dr. phil., Dr.-Ing. E. h., Kunsthist., 1873 Prof. f. Kunstgesch. an d. Kunstak. Düsseldorf, Dir. d. kgl. Gem.gal. zu Dresden, kgl. sächs. GR (s. Rhdb.; Metzler Kunsthist. Lex.; Hamburg. Biogr. II), S d. Carl (1813–80), Kaufm., Reeder (s. Gen. 1), u. d. Clara Eleonore Friederike Weber (1818–1860);
    M Alexandra (1856–1936), T d. Wilhelm Krumbügel ( 1878), Fabr. in Moskau, später in Düsseldorf, russ. Konsul, u. d. Helene Schmidt ( 1912);
    Ov Adolph (1847–1911), Kaufm., Reeder, Pol. (s. 1);
    Heidelberg 1948 Marta (1903–79), aus Yokohama (Japan), Dr. iur., Angest. an d. dt. Botschaft in Paris, Verteidigerin im Wilhelmstraßenprozeß, T d. Alfred Unger (1865–1938), Kaufm. in Yokohama, Züchter u. Exporteur japan. Bonsaipflanzen, u. d. Mary Babbitt ( 1944);
    kinderlos.

  • Biographie

    Nach dem Abitur an einem humanistischen Gymnasium 1906 studierte W. Rechtswissenschaften in Heidelberg, München, Freiburg (Br.) und Leipzig, wo er 1913 zum Dr. iur. promoviert wurde. Seit 1911 war er im hamburg. Justizdienst tätig. Während des gesamten 1. Weltkriegs war W. Soldat, zuletzt Oberleutnant der Reserve. Seinen Karriereeinstieg als Diplomat verdankte W. der Öffnung des Auswärtigen Dienstes für bürgerliche Bewerber insbesondere unter dem Einfluß Hamburger Wirtschaftskreise. 1920–23 war W. an der Botschaft Paris, dann im Frankreichreferat des Auswärtigen Amts tätig. 1925 nach Wien versetzt, stieg er dort zum Gesandtschaftsrat auf. Lange überwogen in W.s amtlichen Aufgaben wirtschaftliche Themen, was sich auch in der Beschäftigung im wichtigen Reparations- und Verschuldungsreferat in der Berliner Zentrale ausdrückte. Erst 1931, als er das Völkerrechtsreferat übernahm und bis 1936 leitete, wurde seine Funktion politischer und innerhalb des Auswärtigen Amts bedeutsamer. Der Botschafter in London, Joachim v. Ribbentrop (1893–1946), holte W. 1936 als seinen Stellvertreter. Bis dahin parteilos, trat W. 1937 der NSDAP und 1938 der SS bei. Mit Ribbentrops Aufstieg zum Reichsminister des Auswärtigen wurde W. 1938 zum Ministerialdirektor ernannt, erhielt die Amtsbezeichnung Unterstaatssekretär und übernahm die Leitung der zentralen Politischen Abtei|lung des Auswärtigen Amts; gleichzeitig wurde sein Amtsvorgänger Ernst v. Weizsäcker (1882–1951) Staatssekretär.

    Nach der Reichspogromnacht nahm W. am 12.11.1938 an der von Hermann Göring (1893–1946) geleiteten Sitzung teil, auf der wirtschaftliche und finanzielle Maßnahmen gegen Juden beschlossen wurden. Hier meldete er den Anspruch des Auswärtigen Amts auf generelle Beteiligung bei allen, ausländische Juden betreffenden Schritten an, worauf das Auswärtige Amt fortan in die Verfolgung und Ermordung der europ. Juden einbezogen wurde. W. nahm die Berichte der SS-Einsatzgruppen zur Kenntnis, ohne jemals gegen das Morden Bedenken zu äußern. Als Weizsäcker 1943 sein Amt als Staatssekretär verlor, sank auch W.s Stern. Er wurde 1943 als Botschafter nach Nanjing versetzt, das Kriegsende erlebte er in China. 1946 nach Deutschland zurückgekehrt, wurde W. im sog. Wilhelmstraßenprozeß wegen Verbrechen des Angriffskriegs und Verbrechen gegen die Menschlichkeit in Nürnberg angeklagt und im April 1949 zu sieben Jahren Gefängnis verurteilt. Bereits 1950 aus der Haft entlassen, lebte er bis zu seinem Tod in Heidelberg, ohne öffentlich in Erscheinung zu treten.

  • Werke

    |Die Klausel „Kasse gegen Dok.“ im überseeischen Kaufgeschäft, Diss. iur. Leipzig 1913;
    Akten z. dt. ausw. Pol., Serie A-E, 1950–1995;
    Qu Pol. Archiv d. AA.

  • Literatur

    |Dt.GB 142, 1966, S. 471;
    Akten z. dt. ausw. Pol., Erg.bd. z. d. Serien A-E, 1995 (P);
    E. Conze u. a. (Hg.), Das Amt u. d. Vergangenheit, ²2010, Reg.;
    Biogr. Hdb. Auswärtiger Dienst V, 2014, S. 313 (P).

  • Autor/in

    Martin Kröger
  • Zitierweise

    Kröger, Martin, "Woermann, Ernst" in: Neue Deutsche Biographie 28 (2024), S. 385-386 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz142933.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA