Wilcke, Johann Carl

Lebensdaten
1732 – 1796
Sterbeort
Stockholm
Beruf/Funktion
Physiker
Konfession
-
Normdaten
GND: 1232111166 | OGND | VIAF
Namensvarianten

  • Wilcke, Johann Karl
  • Wilke, Johan Carl
  • Vilcke, Johan Karl
  • Wilcke, Johannes Karl
  • Wilcke, Johannes Carolus
  • Wilcke, Joannes Carolus
  • Wilcke, Johann Carl
  • Wilcke, Johann Karl
  • Wilke, Johan Carl
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  • Wilcke, Johannes Carolus
  • Wilcke, Joannes Carolus
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  • Wilcke, Johannes Carl
  • Wilcke, Johannes Karolus
  • Wilcke, Joannes Karolus

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Zitierweise

Wilcke, Johann Carl, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd1232111166.html [09.12.2025].

CC0

  • Wilcke (Wilke, Vilcke), Johan(n) Carl (Johannes Carolus)

    | Physiker, ~ 6.9.1732 Wismar, 18.4.1796 Stockholm. (evangelisch)

  • Genealogie

    V Samuel (1704–73), 1731 Diakon u. Pastor an St. Georgen in W., 1739 Pfarrer d. dt. Gde. d. St. Gertrudenkirche in St., S d. David, aus Greifenberg (Pommern), Schuhmacher, u. d. Katherina Marx;
    M Anna (1700–67), T d. Martin Scheel(e), aus Kolberg, Kaufm.;
    5 (?) B Samuel Gustav (1736–1790), Botaniker, Entomol., ev. Theol., 1763 Begründer d. Botan. Gartens Greifswald, 1764/65 Pastor in Altenkirchen, Rügen (s. Hamberger-Meusel), Daniel Christian (* 1737), Henrik (Henric, Hinrich)|Christian Daniel (1739–1788), Arzt in St., Martin David (* 1741), Hinrich Nathanael (* 1743), 3 (?) Schw Ilsabe Eleonora Anna (* 1734), Anna Elisabeth (* 1735), Charlotta Gertrud (1740–1794, Fredrik David Görges, 1741–1818, Apotheker in St.)– 1777 Maria Christina Zetterberg (Setterberg), vermutlich Haushälterin v. W.s Eltern, kinderlos;
    Verwandter Carl Wilhelm Scheele (1742–1786), Chemiker (s. BLÄ; Lex. bed. Naturwiss.).

  • Biographie

    Nach dem Umzug der Familie nach Stockholm 1739 besuchte W. dort eine dt. Schule. 1750 begann er ein Theologiestudium an der Univ. Uppsala. Unter dem Einfluß der Professoren Samuel Klingenstierna und Marten Strömer wuchs sein Interesse an naturwissenschaftlich-mathematischen Themen. 1751 setzte er das Theologiestudium an der Univ. Rostock fort. Über Angelius Johann Daniel Aepinus (1718–1784), Professor der Dichtkunst und ehemaliger Schüler von W.s Vater, lernte W. dessen Bruder Franz Ulrich Theodor Aepinus (1724–1802) kennen, der in Rostock Mathematik sowie Naturwissenschaften lehrte und W.s naturwissenschaftliche Interessen verstärkte. Seit 1753 studierte W. an der Univ. Göttingen bei Johann Andreas v. Segner (1704–77) und Tobias Mayer (1723–1762), ehe er 1755 Aepinus nach Berlin folgte. Hier gehörte W. einem Gelehrtenkreis um Leonhard Euler (1707–1783) an und experimentierte mit Aepinus zur Elektrizität. 1757 wurde er an der Univ. Rostock zum Dr. phil. promoviert und kehrte nach Schweden zurück, wo er die 1759 aus der Stiftung des Kaufmanns Sebastian Tham an der Kgl. Schwed. Akademie der Wissenschaften eingerichtete Stelle eines „Thamischen Lektors für Experimentalphysik“ (seit 1770 Prof.) übernahm. Von 1784 bis zu seinem Tod bekleidete W. das Amt des Sekretärs der Akademie.

    W. trug auf dem Gebiet der Elektrizität durch die Übersetzung von Benjamin Franklins „Briefen von der Elektricität“ ins Deutsche 1758 und durch sorgfältige experimentelle Überprüfung zur Verbreitung und Schärfung von dessen unitarischen Theorie bei. Gleichzeitig stieß er auf Widersprüche und gilt mit Aepinus als ein Wegbereiter des elektrischen Feldbegriffs. Dazu trugen Beobachtungen von Influenzphänomenen bei, bei denen deutlich wurde, daß der Effekt der Leidener Flasche auch in anderen Versuchsanordnungen möglich war (Luftkondensator). W. wies zudem systematisch nach, daß Körper nicht von Natur aus negativ oder positiv elektrisch sind, sondern daß das Ergebnis vom Reibepartner abhängt, was ihn 1757 eine Vorform der Spannungsreihe aufstellen ließ. Außerdem findet sich 1762 bei W. erstmals die gemeinhin Alessandro Volta zugeschriebene Idee eines Elektrophors, das als neue Spannungsquelle eingesetzt wurde. Ebenfalls forschte W. zur Pyro- und Gewitterelektrizität.

    W.s zweites Hauptarbeitsgebiet war die Wärmelehre. So untersuchte er unabhängig von Joseph Black seit den späten 1760er Jahren die latente und spezifische Wärme, ohne diese Begriffe einzuführen. Darüber hinaus beschäftigte er sich mit Magnetismus (z. B. Inklinationskarte, 1768), meteorologischen Fragestellungen (z. B. Tornados) sowie der Konstruktion bzw. Weiterentwicklung technischer Instrumente und Vorrichtungen (z. B. Neigungskompaß, Dampfkochtopf).

  • Auszeichnungen

    |Mitgl. d. Kgl. Schwed. Ak. d. Wiss. in Stockholm (1759), d. Kgl. Ges. d. Wiss. in Uppsala (1774) u. d. Kgl. Physiograph. Ges. in Lund (1775);
    ausw. Mitgl. d. Göttinger Ak. d. Wiss. (1784) u. d. Royal Soc. in London (1789).

  • Werke

    Weitere W Disputatio physica experimentalis, De electricitatibus contrariis, 1757 (Diss.);
    zahlr. Aufsätze, z. B. Ytterligare rön och försök contraira electriciteterne vid laddningen och därtil hörande delar, in: Kungliga Svenska vetenskapsakademiens handlingar 23, 1762, S. 206–29 u. 245–66, dt. A. G. Kästners d. Kgl. Schwed. Ak. d. Wiss. (neue) Abhh. aus d. Naturlehre, Haushaltungskunst u. Mechanik 24, S. 213–35 u. 253–74;
    Om snöns kyla vid smältningen, ebd. 33, 1772, S. 97–120, dt. ebd. 34, S. 93–116;
    Undersökning om de vid Herr Volta’s nya elettrophoro-perpetuo förekommande electriska phenomener, ebd. 38, 1777, S. 56–83, 128–44 u. 216–34, dt. ebd. 39, S. 54–78, 116–30 u. 200–16;
    Nachlaß: Archiv d. Kgl. Schwed. Ak. d. Wiss.

  • Literatur

    |C. W. Oseen, J. C. W., Experimental-fysiker, 1939 (W-Verz., P);
    J. L. Heilbron, Electricity in the 17th and 18th Centuries, a Study of Early Modern Physics, 1979, v. a. S. 384–90;
    ders. (Hg.), Einl., in: C. W., Benjamin Franklin, Briefe v. d. Elektrizität, 1983, S. XXVI–XLIII (Nachdr. v. 1758);
    D. Hoffmann, Franz Ulrich Theodosius Aepinus u. C. W., zwei Physiker aus Meckl. im 18. Jh., in: Rostocker Wiss.hist. Mss. 12, 1985, S. 30–35;
    ders. u. H. Kant, J. C. W. u. seine Bedeutung f. d. Entwicklung d. Physik im 18. Jh., in: NTM, Schrr.reihe f. Gesch. d. Naturwiss., Technik u. Med. 21, 1984, S. 89–93;
    W. Herr, Spät u. scheinbar plötzlich, z. d. Hintergründen d. markanten Etablierungsverlaufs d. Elektrizität, 1730–1748, 2012;
    A. L. Billmanson, in: Nordisk familjebok, Konversationslex. och Realencyklopedi 32, ²1921, Sp. 441 f.;
    Complete DSB;
    Pogg. II;
    Lex. Naturwiss.;
    Grewolls, Meckl.-Vorpommern.

  • Porträts

    |Scherenschnitt (mit Ehefrau) (W.-Fam.archiv), Abb. in: C. W. Oseen, 1939 (s. L);
    Medaille, 1797 geprägt v. d. Kgl. Schwed. Ak. d. Wiss., Abb. ebd.;
    Lith., Abb. in: G. H. Mellin (Red.), 427 porträtter af namnkunniga svenske män och fruntimmer, 1847, S. 95.

  • Autor/in

    Wiebke Herr
  • Zitierweise

    Herr, Wiebke, "Wilcke (Wilke, Vilcke), Johan(n) Carl (Johannes Carolus)" in: Neue Deutsche Biographie 28 (2024), S. 122-123 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd1232111166.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA