Lebensdaten
1888 – 1987
Geburtsort
Frankfurt/ Main
Sterbeort
Sorrent
Beruf/Funktion
Kunsthistoriker
Konfession
evangelisch
Namensvarianten
  • Weise, Georg Adolf Richard
  • Weise, Georg
  • Weise, Georg Adolf Richard

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Zitierweise

Weise, Georg, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz140074.html [27.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Richard (1854–1943), aus Bartenstein (Ostpr.), Premierlt. im 1. Hess. Inf.rgt. Nr. 81;
    M Anna (1863–1957), aus Steinau b. Schlüchtern, zuletzt in Berlin, T d. Marquard Georg Belli (1839–81), aus F., zuletzt in München, u. d. Alwine Uellenberg (1843–76), zuletzt in Bad Reichenhall;
    Urur-Gvm Johann Peter Josef Belli (1782–1859), Kaufm. in F., August Uellenberg (1804 / 05–53), aus Elberfeld, Gutsbes. in Niederheide, Ältester in Urdenbach b. Düsseldorf (s. Protokolle d. Tagungen d. Kreissynode Düsseldorf v. 1817–1849, hg. v. H.-J. Maßner, 1970, S. 352, 354 u. 362), Urur-Gmm Maria Belli-Gontard (1788–1883), Schriftst. (s. NDB VI; Frankfurter Biogr.);
    Ur-Gvm Georg Friedrich Bernhard Belli (1811–82), Kaufm. in F., 1846–48 Mitgl. d. Gesetzgebenden Verslg. u. d. Ständigen Bürgerrepräsentation d. Freien Stadt Frankfurt (s. MdL Hessen);
    3 B Adolf (1891–1945), Richard (1892–1944 ⚔), Wilhelm (1894–1918), alle aus Mainz, 1 Schw Alwine (1890–1977, Ernst Schmitz), aus F., zuletzt in Rottweil;
    1) Frankfurt/M. 1912 1934 Gertrud (* 1889, kath.), aus Magdeburg, T d. August Willy Andreae (1858–94), aus Offenbach, Ing. ebd., u. d. Marianne Andreae (1861–1941), aus Buckau b. Magdeburg, 2) 1934 Luise Nahler;
    2 S aus 1) (beide ⚔), 1 T aus 1) Fides Wiesinger (1914–n. 1978);
    Gvv d. 1. Ehefrau Abraham Brami Maria Andreae (1819–75), aus F., Ing., Dir. in d. Maschinenfabrik Buckau;
    Schwager Max P. Andreae (1887–1973, Emmi Alwine [Ina] Blohm, 1890–1931, Verwandte d. Hermann Blohm, 1848–1930, Schiffsbauing., s. NDB II; H. J. Schröder, H. B., Gründer d. Werft Blohm & Voss, 2011), Dr. phil., Ing., Dr.-Ing. E. h., Dr. iur. h. c., Schwägerin Anna Marie (Johanna Marianne Auguste) Andreae (1885–1976, Arnold Langen, 1876–1947, Dr.-Ing., Motorenfabr. in Köln, s. NDB 13; Kölner Personenlex.).

  • Biographie

    W. studierte 1906–11 Kunstgeschichte und Geschichte an den Universitäten Heidelberg, Freiburg (Br.) und Gießen; hier wurde er 1911 als Schüler von Johannes Haller (1865–1947) mit einer Dissertation über „Königtum und Bischofswahl im fränkischen und deutschen Reich vor dem Investiturstreit“ zum Dr. phil. promoviert. Nach der Habilitation 1914 an der Univ. Tübingen und der „venia legendi“ für Kunstgeschichte und Geschichte des Mittelalters lehrte W. in Tübingen als Privatdozent; 1921 wurde er zum o. Professor auf den Lehrstuhl „Mittlere und neuere Kunstgeschichte“ berufen. Bis zu seiner Emeritierung 1954 hatte W. die Stelle des Ordinarius für Kunst- und Geistesgeschichte des Mittelalters und der Renaissance in der Nachfolge von Konrad v. Lange (1855–1921) am Kunsthistorischen Institut der Univ. Tübingen inne.

    W. prägte mehr als 30 Jahre die kunstgeschichtliche Lehre und Forschung eines verhältnismäßig kleinen Instituts. Einen Schwerpunkt seiner Forschungen bildeten Studien zur franz. und span. Architektur und Plastik des Mittelalters. Darüber hinaus richtete er seinen Blick auch auf die Kunstgeschichte Schwabens und begann mit der Aufarbeitung und Dokumentation regionaler Kunstwerke, besonders im Bereich der mittelalterlichen Baudenkmäler. Systematisch bearbeitete W. die span. Monumentalplastik: Mit der großangelegten Publikation „Spanische Plastik aus sieben Jahrhunderten“ (6 Bde., 1926–39) öffnete er nachhaltig den Blick für die Kunst der iberischen Halbinsel.

    Im Rahmen der Vorarbeiten hierzu hatte er 1924–30 mit seinem Assistenten Hannshubert Mahn (1903–45, ao. Prof. seit 1943) 2500 großformatige Aufnahmen angefertigt. Mit diesen und weiteren Photographien, die auf ausgedehnten Forschungsreisen innerhalb Frankreichs, Spaniens und Italiens entstanden, erweiterte W. kontinuierlich die Foto- und Diasammlung des Instituts, die als „Historisches Fotoarchiv Georg Weise“ nach ihm benannt wurde. Die Dokumentation mittelalterlicher Architektur und Plastik in rund 7000 Photographien ist heute von unschätzbarem Wert. Zahlreiche Kunstwerke, die W. in Spanien photographierte, wurden wenige Jahre später im Span. Bürgerkrieg zerstört. Die von ihm angefertigten großformatigen Aufnahmen wurden 1948 bzw. 1969 vom Dt. Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte der Univ. Marburg übernommen. Das Georg-Weise-Archiv des Kunsthistorischen Instituts der Univ. Tübingen ist heute ein Teil der Fotosammlung, die im Museum der Univ. Tübingen (MUT) organisiert ist.

    W. galt als Spezialist für span. Kunst, beschäftigte sich in der Lehre aber auch mit der Kunst Deutschlands und der romanischen Länder von der Gotik bis zum Manierismus. Seine Stellung als Ordinarius war zu Beginn der NS-Zeit zunächst gefährdet, nachdem er sich zu einem Vortrag, den Paul Schultze-Naumburg (1869–1949) im Juni 1932 im Auftrag des „Kampfbundes für deutsche Kultur“ in Tübingen gehalten hatte, in der lokalen Presse kritisch geäußert hatte. W. wurde im|„Völkischen Beobachter“ vehement angegriffen und ein Jahr später aufgrund des „Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ für fünf Monate wegen „undeutscher Gesinnung“ von seinem Amt suspendiert. Nachdem sich der Rektor der Univ. Tübingen, Paul Simon (1882–1946), für W.s Verbleib eingesetzt hatte, konnte er seine Lehrtätigkeit wieder aufnehmen. 1933–45 konzentrierte sich W. verstärkt auf die regionale Kunstgeschichte Schwabens, hierbei unterstützt von seiner Assistentin Gertrud Otto (1895–1970), mit der er 1923–40 zusammenarbeitete.

    W. verfaßte mehr als hundert Aufsätze, von denen viele auch in span., ital. oder franz. Übersetzung vorliegen. Bis ins hohe Alter mit dem Tübinger Kunsthistorischen Institut verbunden – so betreute er auch weiterhin das dortige große Archiv zur span. Kunstgeschichte –, starb er bei einem Italienaufenthalt in Sorrent.

  • Werke

    |u. a. Unterss. z. Gesch. d. Architektur u. Plastik d. früheren MA, 1916;
    Btrr. z. Baugesch. d. Stiftskirche zu Hersfeld, 1920;
    Die got. Holzplastik d. Laucheritales in Hohenzollern, 1923;
    Ma. Bildwerke d. Ks. Friedrich-Mus. u. ihre nächsten Verwandten, 1924;
    Zwei fränk. Königspfalzen, Ber. über d. an d. Pfalzen zu Quierzy u. Samoussy vorgenommenen Grabungen, 1928;
    Studien z. span. Architektur d. Spätgotik, 1933;
    Die rel. Ausdrucksgebärden d. Barock u. ihre Vorbereitung durch d. ital. Kunst d. Renaissance, 1938;
    Die geistige Welt d. Gotik u. ihre Bedeutung f. Italien, 1939;
    Italien u. d. Welt d. Gotik, 1947;
    Die dt. u. franz. Kunst im Za. d. Staufer, 1948;
    Cistercienserabtei (Zisterzienserabtei) Bebenhausen, Einf., 1950, weitere Aufll. 1970, 1972, 1978, engl. 1981;
    Das Münster zu Salem, 1952;
    Dürer u. d. Ideale der Humanisten, 1953;
    Renaissance u. Antike, 1953;
    Das Fortleben got. Ausdrucks- u. Bewegungsmotive in d. Kunst d. Manierismus, 1954;
    Die Plastik d. Renaissance u. d. Frühbarock, 1956;
    Die Plastik d. Renaissance u. d. Frühbarock im nördl. Spanien, 2 Bde., 1958, span. 1960;
    Spätgot. Bildwerke d. Lorenzkapelle in Rottweil, 1965;
    Qu u. Nachlaß: Univ.archiv Tübingen.

  • Literatur

    |FS z. 40. Geb.tag, dargebracht v. seinen Schülern G. Otto, L. Boehling u. H. Mahn, 1928;
    Btrr. z. Kunst- u. Geistesgesch. d. MA, FS z. 75. Geb.tag, 1964 (W-Verz. S. 273–83);
    H. Neumayer, Ein d. Grenzen sprengender Geist, Der Tübinger Kunsthist. Prof. Dr. G. W., in: ders. (Hg.), Die merowingerzeitl. Funde aus Frankr., Bestandskat. d. Mus. f. Vor- u. Frühgesch., Staatl. Museen zu Berlin, 2002, S. 87–89;
    N. Hille, Kunstgesch. in Tübingen 1933–1945, in: Kunstgesch. an d. Universitäten im NS, hg. v. J. Held u. M. Papenbrock, Kunst u. Pol., Jb. d. Guernica-Ges., Bd. 5, 2003, S. 93–123;
    dies., Das Kunsthist. Seminar unter d. Ltg. v. G. W. u. Hubert Schrade, in: Die Univ. Tübingen im NS, hg. v. U. Wiesing u. a., 2010, S. 281–301;
    Munzinger;
    Metzler Kunsthist. Lex.

  • Autor/in

    Nicola Hille
  • Zitierweise

    Hille, Nicola, "Weise, Georg" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 666-667 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz140074.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA