Lebensdaten
erwähnt 19./20. Jahrhundert
Beruf/Funktion
Hoteliers
Konfession
katholisch
Namensvarianten
  • Walterspiel
  • Waltherspiel

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Zitierweise

Walterspiel, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz138790.html [19.04.2024].

CC0

  • Biographie

    Der aus einer Winzerfamilie in Steinbach bei Baden-Baden stammende Alfred (1881–1960) absolvierte in Straßburg eine Konditor- und Kochlehre, bevor er sich über berufliche Stationen bei Spitzenrestaurants in Baden-Baden, Cannes, Stockholm, St. Petersburg, London, Berlin und Hamburg zum international anerkannten Kochkünstler qualifizierte. 1910 übernahm er von Lorenz Adlon (1849–1921) das Berliner Gourmet-Restaurant „Hiller“ gemeinsam mit seinem Bruder Otto (1884–1974), der sein Architekturstudium abbrach und in dem Gastronomieunternehmen kaufmännische und organisatorische Aufgaben hatte.

    Nach der kriegsbedingten Schließung des Lokals 1917 führte Alfred ein Landgut bei Berlin. 1922 eröffneten die Brüder in München das Restaurant „Walterspiel“, das sich rasch zu einem Mittelpunkt der Haute Cuisine entwickelte. 1926 erwarben sie von der Stadt München 95 % am Aktienkapital der „Hotel AG“ München mit dem Nobelhotel „Vier Jahreszeiten“. Unter ihrer Regie erfuhr das 1858 als Gästeresidenz des bayer. Königshauses gegründete, seit 1885 als AG betriebene und zuletzt defizitäre Unternehmen dank aufwendiger Umbaumaßnahmen und der europaweit bekannten Küche zwar einen Aufschwung, jedoch machte die „Hotel AG“, die neben dem „Vier Jahreszeiten“ in München auch zwei Weinhandlungen und eine Dampfwäscherei sowie in Augsburg das 1921 erworbene, 1929 wieder verkaufte Hotel „Drei Mohren“ betrieb, im Zuge der Weltwirtschaftskrise und dem damit verbundenen starken Einbruch des Fremdenverkehrs Verluste. Nach Zahlungsunfähigkeit, einem Vergleichsverfahren 1932 und Herabsetzung des Aktienkapitals der Gesellschaft von 2 auf 0,3 Mio. RM gelang – dank der Protektion Adolf Hitlers und Hermann Görings, denen am Erhalt des Nobelhotels in der „Hauptstadt der Bewegung“ gelegen war – die Abwendung der Insolvenz und die Sanierung der „Hotel AG“, die 1940 in die „Hotel Vier Jahreszeiten GmbH“ umgewandelt wurde. Der dafür notwendige und den Brüdern zur Verfügung gestellte Kredit|in Höhe von 3,2 Mio. RM war durch eine von dt. Devisenbehörden genehmigte Veräußerung von – u. a. als „entartet“ geltenden – Kunstwerken aus Deutschland an ausländische Käufer gegen Verrechnung von deren Sperrmarkvermögen beschafft worden. Alfred wurde seit 1943 als NSDAP-Mitglied geführt, sein ältester Sohn Georg (1921–99), der nach schwerer Kriegsverwundung seit 1942 an der TH München ein Studium der Staatswirtschaft absolvierte (Dr. oec. publ. 1947) war seit 1939 NSDAP-Mitglied.

    Nach der kriegsbedingten Zerstörung 1944 und der Wiedereröffnung 1948 unter der Leitung Alfreds (bis 1960), der 1948 von der Spruchkammer München als „Mitläufer“ eingestuft wurde, Ottos (bis 1958) sowie Georgs, der 1946 im Spruchkammerverfahren als „minderbelastet“ eingestuft wurde und unter die Jugendamnestie fiel, stand das Hotel „Vier Jahreszeiten“ mit 190 Zimmern und über 130 Beschäftigten über zwei Jahrzehnte wieder mit an der Spitze der dt. Hotellerie. Da die notwendigen Modernisierungen die finanziellen Mittel der Familie überforderten, wurde 1970 das von zwölf Gesellschaftern getragene Hotelunternehmen für geschätzte 20 Mio. DM an eine Investorengruppe unter Führung der „Kempinski Hotelbetriebs AG“ Berlin verkauft. Georg wechselte an die Univ. München, wo er 1970–84 eine Professur für Betriebswirtschaftslehre inne hatte. Auch sein jüngerer Bruder Klaus , der nach einem Studium der Betriebswirtschaft an der Univ. München (Dr. oec. publ. 1955) 1958 in die Unternehmensleitung eingetreten war, verließ das Unternehmen. Ottos Sohn Otto Heinrich (* 1927) studierte nach einer Landwirtschaftslehre seit 1947 Agrarwissenschaften an der TH München/ Weihenstephan (Dr. agr. 1952). 1954–74 war er in leitenden Funktionen bei der „BASF AG“ Mannheim, 1975–91 Vorstandsvorsitzender der „Kali und Salz AG“ Kassel, 1976–80 zugleich Vorstandsvorsitzender der „Wintershall AG“ Kassel. Sein jüngerer Bruder Karl Theodor (1933–2000) absolvierte im Anschluß an das Abitur und eine zweijährige Kochlehre die Hotelfachschule in Lausanne. Nach Stationen als Koch bei Spitzenrestaurants in Paris, Beaulieu-sur-Mer und London wechselte er 1957 in das Hotelmanagement bei der „Intercontinental Hotels Corporation“ New York mit beruflichen Stationen in Caracas, London, Beirut und Frankfurt/M. 1968–95 war er Vorstandsmitglied bei der „Kempinski Hotelbetriebs AG“ Berlin und zugleich geschäftsführender Direktor des Hotels „Atlantic“ in Hamburg. Auch war er maßgeblich an Planung und Neubau der Kempinski-Luxushotels „Adlon“ in Berlin und „Taschenbergpalais“ in Dresden beteiligt.

  • Werke

    W zu Alfred: Meine Kunst in Küche u. Restaurant, 1952, ⁷1978;
    zu Georg: Der Untern., Diss. TH München 1947;
    Einf. in d. Betriebswirtsch.lehre d. Hotels, 1969;
    Betriebswachstum aus Abschreibungen?, 1977;
    zu Klaus: Kostenrechnung u. Preispol. im Hotel, Diss. LMU München 1955.

  • Literatur

    |Karl Th. Walterspiel, Zw. Ankunft u. Abreise, Ein Leben f. d. Gastlichkeit, 2004 (P);
    150 J. Hotel Vier Jahreszeiten München 1858–2008, 2008 (P);
    Otto Walterspiel u. S. Skudlik, Ein offenes Haus, Meine Kindheit im Hotel Vier Jahreszeiten, 2012 (P);
    Hdb. d. Dt. Aktiengesellschaften 1924 / 25, Bd. Ib, S. 3481, 1925, Bd. III, S. 5761, 1927, Bd. III, S. 5529 f., 1936, Bd. VI, S. 8849.

  • Quellen

    |Bayer. Wirtsch.archiv; StA München, Spruchkammer; BA Berlin-Lichterfelde.

  • Autor/in

    Richard Winkler
  • Zitierweise

    Winkler, Richard, "Walterspiel" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 366-367 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz138790.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA