Lebensdaten
1931 – 2010
Geburtsort
Wien
Sterbeort
Wien
Beruf/Funktion
Jurist
Konfession
konfessionslos
Namensvarianten
  • Walter, Robert
  • Walther, Robert

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Zitierweise

Walter, Robert, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz138787.html [27.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Franz (1895–1983), aus Gebirgsneudorf (Erzgebirge), Bautischler in W.;
    M Elfriede Seibold (1903–81), aus W., Bankbeamtin in W.;
    Wien 1959 Elisabeth Stifter (1933–2002), aus W.;
    2 S Thomas (* 1965), Ulrich (* 1967), 1 T Susanne (* 1964).

  • Biographie

    Nach dem Besuch der Volksschule in Wien und Vordernberg (Steiermark) sowie weiterführender Schulen in Wien, Hollabrunn und Wiener Neustadt (Matura 1949) studierte W. seit 1949 Rechtswissenschaften (Dr. iur. 1953), anschließend Staatswissenschaften (Dr. rer. pol. 1955) an der Univ. Wien. 1957 wurde er Richter des Oberlandesgerichtssprengels Wien; es folgten Verwendungen im Bundesministerium der Justiz, an den Bezirksgerichten Haugsdorf, Neusiedl am See und Innere Stadt Wien sowie am Landesgericht für Zivilrechtssachen Wien.

    Auf Anregung seines Lehrers Adolf Julius Merkl (1890–1970), Schüler Hans Kelsens (1881–1973) und Mitbegründer der „Reinen Rechtslehre“, habilitierte sich W. an der Wiener Rechtsfakultät 1960 mit der Schrift „Verfassung und Gerichtsbarkeit“. 1962 folgte er einem Ruf auf ein 1965 in ein Ordinariat heraufgestuftes Extraordinariat für öffentliches Recht der Univ. Graz, bevor er 1966 an die Wiener Hochschule für Welthandel (seit 1975 Wirtsch.univ. Wien) wechselte. Nach Ablehnung eines Rufs an die Univ. Salzburg wurde|er 1975 als Nachfolger von Walter Antoniolli (1907–2006) Ordinarius für Staats- und Verwaltungsrecht an der Univ. Wien (em. 1999). Unter seiner Betreuung habilitierten sich einflußreiche Schüler, u. a. Kurt Ringhofer (1926–93), Heinz Mayer (* 1946), Clemens Jabloner (* 1948), Gabriele Kucsko-Stadlmayer (* 1955) und Rudolf Thienel (* 1960).

    Mit Ringhofer und dem vormaligen Kelsen-Assistenten Rudolf A. Métall (1903–75) initiierte W. aus Anlaß des 90. Geburtstags von Kelsen 1971 die Gründung der Bundesstiftung „Hans Kelsen-Institut“ (HKI) durch die österr. Bundesregierung, der er von 1972 bis zu seinem Tod als Geschäftsführer vorstand. Das HKI diente ihm als Plattform, um die Werke von Kelsen, Merkl und Alfred Verdroß (1890–1980) im inwie ausländischen Diskurs wachzuhalten. Seine Parteinahme für den kritisch-reflektierten Rechtspositivismus à la Kelsen trug ihm wiederholt, beginnend mit seinem Habilitationsverfahren an der Univ. Wien, Ablehnung und Widerstand ein.

    W.s Beitrag zur Fortschreibung der „Reinen Rechtslehre“ besteht in seinen Überlegungen zum doppelten Stufenbau der Rechtsordnung nach der Bedingtheit und der derogatorischen Kraft und zu einer konsequent positivistischen, die Regelungsintentionen des Rechtsetzers ernstnehmenden Interpretationstheorie. Daneben setzte er in seinen, Generationen von Juristen in Österreich prägenden Lehrbüchern zum Verfassungs- und Verwaltungs(verfahrens)recht einen Standard, wie sich ein moderner Rechtspositivismus in der rechtsdogmatischen, auf die Lösung von rechtspraktischen Fällen ausgerichteten Reflexion auswirkt. W. arbeitete auch auf den Gebieten der Legistik (Gesetzestechnik) und der Geschichte der Wissenschaft vom Öffentlichen Recht.

  • Auszeichnungen

    |Dr. iur. h. c. (Salzburg 1995);
    Österr. Ehrenzeichen f. Wiss. u. Kunst (1998);
    Wilhelm-Hartel-Preis f. Geisteswiss. d. Österr. Ak. d. Wiss. (1999);
    Gr. Goldenes Ehrenzeichen f. Verdienste um d. Rep. Österr. (2010).

  • Werke

    |u. a. Über d. Widerspruch v. Rechtsvorschriften, Diss. rer. pol. 1955;
    Der Aufbau d. Rechtsordnung, 1964, ²1974;
    Österr. Bundesvfg.recht, System, 1972;
    Grundriß d. österr. Bundesvfg.rechts, 1976, 102007 (mit H. Mayer, seit d. 10. Aufl. auch G. Kucsko-Stadlmayer);
    Grundriß d. österr. Verw.verfahrensrechts, 1978, ⁸2003 (mit H. Mayer);
    Das Auslegungsproblem im Lichte d. Reinen Rechtslehre, in: FS U. Klug, 1983, S. 187–97;
    Hans Kelsen, Ein Leben im Dienste d. Wiss., 1985;
    Rechtstheorie u. Erkenntnislehre gegen Reine Rechtslehre?, 1990;
    Überlegungen z. e. Neukodifikation d. österr. Bundesvfg.rechts, 2 Bde., 1994;
    Hans Kelsens Rechtslehre, 1999;
    Hans Kelsen als Vfg.richter, 2005;
    Autobiogr.: C. Jabloner u. H. Mayer (Hg.), Österr. Rechtswiss. in Selbstdarst., 2003, S. 180–205.

  • Literatur

    |H. Mayer u. a. (Hg.), Staatsrecht in Theorie u. Praxis, FS f. R. W. z. 60. Geb.tag, 1991 (P);
    M. Jestaedt, R. W. z. 75. Geb.tag, in: Jur.Ztg. 61, 2006, S. 188 f.;
    C. Jabloner, in: Zs. f. öff. Recht 66, 2011, S. 1–3;
    ders. u. a. (Hg.), Gedenkschr. R. W., 2013 (W-Verz. S. 913–35, P);
    G. Kucsko-Stadlmayer, in: Österr. Jur.-Ztg. 2011, S. 49–51.

  • Autor/in

    Matthias Jestaedt
  • Zitierweise

    Jestaedt, Matthias, "Walter, Robert" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 365-366 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz138787.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA