Lebensdaten
1835 – 1910
Geburtsort
Hirzel (Kanton Zürich)
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
Romanist
Konfession
reformiert
Normdaten
GND: 118623044 | OGND | VIAF: 32035216
Namensvarianten
  • Tobler, Adolf
  • Tobler
  • Tobler, A.
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Tobler, Adolf, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118623044.html [25.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Salomon (1794–1875), Pfarrer in Sternenberg, H. u. Embrach, Dichter, Übers. (s. ADB 38; Kosch, Lit.Lex.³; HLS), S d. Johann (Hans) Kaspar (1764–1836), Lehrer u. Pfarrer in Stäfa, u. d. Ursula Hirzel (1768–1849);
    Ur-Gvv Johannes (1732–1808), 1754 Pfarrer in Ermatingen, 1768 Diakon am Fraumünster in Z., 1777 zweiter Archidiakon u. Chorherr am Großmünster ebd., Vf. v. theol. Schrr., Übers. (s. ADB 38; HLS);
    M Margaretha (1798–1853), T d. Johannes Diezinger (1767–1835), Mechaniker, gründete 1798 mit Hans Heinrich Blattmann d. Mousselinefabrikationsfa. Blattmann, Diezinger & Co. in Wädenswil, 1803/04 Gde.präs. ebd. (s. HLS);
    4 B Salomon (1822–54), Arzt im Kt. Zürich, türk. Mil.arzt während d. Krimkriegs, Johann Ludwig (1827–95), o. Prof. f. altgerman. Sprachen u. Lit. in Zürich (s. ADB 55; HLS), Johannes (1829–76), Kaufm., Heinrich Wilhelm (1838–1903), Kaufm., Hist., 1 Schw Anna Elisabeth (1824–1904);
    1868 Ottilie Wilhelmine (1838–1908, 1] Ernst Baedeker, 1833–61, Verlagsbuchhändler in Leipzig), T d. Salomon Hirzel (1804–77), Verlagsbuchhändler in Leipzig (s. NDB IX), u. d. Anna Reimer (1813–85);
    3 S Salomon Ludwig (1870–1944), RA, Stadtrat in Breslau, Rudolf (1875–1939), Romanist, Oberstudienrat in Hildesheim, Friedrich (1879–1957), Botaniker, 1924–46 o. Prof. an d. TH Dresden, danach wiss. Mitarb. an d. Eidgenöss. Materialprüfungs- u. Forsch.anstalt Sankt Gallen;
    2 T Anna Margaretha (1871–1948), Maria Ottilie (1872–1941).|

  • Biographie

    Nach der Matura am Gymnasium in Zürich studierte T. seit 1854 Klassische Sprachen und Deutsch an der dortigen Universität. 1856/57 setzte er das Studium in Bonn fort, wo er u. a. Friedrich Diez (1794–1876) und Nicolaus Delius (1813–88) hörte und Gaston Paris (1839–1903) kennenlernte, mit dem ihn eine lebenslange Freundschaft verband. 1857 wurde T. in Zürich mit der Dissertation „Darstellung der lat. Conjugation und ihrer roman. Gestaltung, Nebst einigen Bemerkungen zum provenzal. Alexanderliede“ in absentia zum Dr. phil. promoviert. 1858 nahm er eine Stelle als Lehrer in der Erziehungsanstalt Hofwil (Bern) an. Als Lehrer im Hause des Politikers und Industriellen Bartolomeo Cini (1809–77) lebte er 1859–61 in Florenz, anschließend hielt er sich einige Monate in Paris auf. Noch 1861 wurde er Gymnasialprofessor für Französisch an der Kantonsschule in Solothurn. Seit 1866 unterrichtete T. an der Kantonsschule in Bern und habilitierte sich ein Jahr später an der dortigen Universität für roman. Sprachen und Literaturen; später gelang eine Umhabilitation nach Zürich. Noch 1867 wurde er auf ein neubegründetes Extraordinariat für Roman. Sprachen an der Univ. Berlin berufen. Nach der Ablehnung eines Rufs nach Marburg stieg T. 1870 in Berlin zum o. Professor der Roman. Philologie auf (Rektor 1890/91, em. 1910).

    T. legte zahlreiche Ersteditionen altfranz., altprovenzal. und altital. Texte vor, deren erfolgreichste eine mittelalterliche Bearbeitung der Ringparabel war (Dis dou vrai aniel, Die Parabel v. d. ächten Ringe, 1871, ³1912). Seine weithin anerkannte philologische Meisterschaft beruhte auf der vorzüglichen Kenntnis der mittelalterlichen roman. Sprachen, die er sich aus den Quellen vollkommen selbständig erarbeitete. Sie schlug sich in umfangreicher Rezensionstätigkeit, grundlegenden Arbeiten zur editorischen Methodik, zur franz. Metrik und zu der bis dahin in der Forschung vernachlässigten franz. Syntax nieder. T.s Hauptwerk sind die „Vermischten Beiträge zur franz. Grammatik“ (5 Bde., 1902–12, franz. Teilübers. 1905), in denen er zahlreiche, v. a. syntaktische Phänomene des Französischen erstmals beschrieb. Das großangelegte, seit 1872 angekündigte Projekt eines altfranz. Wörterbuchs, für das T. umfangreiche Exzerpte anlegte, wurde erst von seinem Schüler Erhard Lommatzsch (1886–1975) verwirklicht und von dessen Nachfolgern zu Ende geführt (Tobler-Lommatzsch, Altfranz. Wörterbuch, 11 Bde., 1915–2002, Bd. 12, Ges.lit. verz., 2008).

    T. war der erste Romanist, der als o. Mitglied in die Preuß. Akademie der Wissenschaften aufgenommen wurde (1881). Als Mitglied der von Ludwig Herrig (1816–89) gegründeten außeruniversitären Berliner Gesellschaft für das Studium der neueren Sprachen, deren Vorsitz er 1895–1905 inne hatte und deren Organ, das „Archiv für das Studium der neueren Sprachen und Literaturen“, er 1895–1903 mitherausgab, entwickelte T. eine publikumswirksame Geltung. T. brachte nicht nur eine bedeutende romanistische Schülerschaft hervor, zu der u. a. Adolf Robert Gaspary (1849–92), Emil Levy (1855–1917), Carl Appel (1857–1934), Oskar Schultz-Gora (1860–1942) und Kurt Lewent (1880–1964) gehörten. Er zog auch herausragende Gasthörer an, wie Jarl Werner Söderhjelm (1859–1931), Ernest Muret (1861–1940), Wilhelm Meyer-Lübke (1861–1936), Maurice Wilmotte (1861–1942), Axel Gabriel Wallensköld (1864–1933), Ovid Densusianu (1873–1938), Giulio Bertoni (1878–1942), Ernst Robert Curtius (1886–1956) und Eugen Lerch (1888–1952).

  • Auszeichnungen

    A Kronenorden 2. Kl. (1907);
    Roter Adlerorden 2. Kl. mit Eichenlaub (1910);
    Ehrenmitgl. d. Societatea Ac. Română (1875);
    Socio straniero d. Acc. delle Scienze di Torino (1891);
    Correspondant (1892) u. Associé étranger (1909) d. Ac. des Inscriptions et Belles-Lettres;
    korr. Mitgl. d. Ak. d. Wiss. in Wien (1898) u. d. Bayer. Ak. d. Wiss. (1905) u. Socio straniero d. Reale Acc. dei Lincei;
    Ehrenvors. d. Ges. f. d. Studium d. neueren Sprachen (1907);
    Dr. phil. h. c. (Bologna 1888).

  • Werke

    Weitere W Gedichte v. Jehan de Condet n. d. casanatensischen Hs., 1860;
    Bruchstück aus d. Chevalier au lyon n. d. vatican. Hs., 1862;
    Ital. Lesebuch f. Gymn. u. Realschulen, 1866, ²1868;
    Mitt. aus altfranz. Hss., Bd. 1: Aus d. Chanson de geste v. Auberi n. e. vatican. Hs., 1870;
    (Vom franz. Versbau alter u. neuer Zeit, 1880, ⁵1910, franz. Übers. 1895;
    Die altvenezian. Übers. d. Sprüche d. Dionysius Cato, 1883;
    Das Buch d. Uguçon da Laodho, 1884;
    Methodik d. philolog. Forsch., in: Grundriss d. Roman. Philol., hg. v. G. Gröber, Bd. 1, 1886–88, S. 251–82, ²1904–06, S. 318–60;
    Li proverbe au vilain, Die Sprichwörter d. gemeinen Mannes, 1895;
    Bibliogr.: Vermischte Btrr. z. franz. Grammatik, Bd. 5, S. 481–514.

  • Literatur

    L Johannes Tobler, Skizze e. Selbstbiogr., in: Rel.ann. 1, 1801, S. 438–63;
    Abhh. Herrn Prof. Dr. A. T. z. Feier seiner fünfundzwanzigj. Thätigkeit als o. Prof. an d. Univ. Berlin v. dankbaren Schülern in Ehrerbietung dargebracht, hg. v. A. Stimming, 1895;
    FS A. T. z. siebzigsten Geb.tage dargebracht, 1905;
    E. Lommatzsch, Worte d. Gedächtnisses f. A. T., 1910;
    ders., A. T. u. sein Altfranz. Wb., 1965;
    W. Meyer-Lübke, in: GRM 2, 1910, S. 369–74;
    H. Morf, in: Archiv f. d. Studium d. neueren Sprachen 124, 1910, S. 246–48;
    A. Risop, A. T. u. d. Berliner Ges. f. d. Studium d. neueren Sprachen, ebd., S. 237–46;
    F. Lebsanft, A. T. (1835–1910), „Der gesamte Reichtum d. Menschennatur“, in: U. Bähler u. R. Trachsler (Hg.), Portraits de médiévistes suisses (1850–2000), 2009, S. 61–95 (P);
    U. Bähler, A. T. (1835–1910), La philologie en contexte, ebd., S. 99–140;
    A M. Kalkhoff, Roman. Philol. im 19. u. frühen 20. Jh., 2010;
    Lex. grammaticorum;
    Kosch, Lit.-Lex.³ (W, L);
    HLS;
    zur Fam.: W. Ganz, Die Fam. T. v. Zürich, 1626–1926, Eine hist. Stud., 1928 (P);
    HBLS; HLS

  • Autor/in

    Franz Lebsanft
  • Zitierweise

    Lebsanft, Franz, "Tobler, Adolf" in: Neue Deutsche Biographie 26 (2016), S. 311-313 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118623044.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA