Lebensdaten
1876 – 1941
Geburtsort
Bern
Sterbeort
Bern
Beruf/Funktion
Schokoladenfabrikant
Konfession
reformiert
Normdaten
GND: 11941063X | OGND | VIAF: 40187806
Namensvarianten
  • Tobler, Ernst Theodor
  • Tobler, Theodor
  • Tobler, Ernst Theodor

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Zitierweise

Tobler, Theodor, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd11941063X.html [26.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Johann Jacob (genannt Jean) (1830–1905), Conditor, Confiseur-Pâtisseur, seit 1867 in B., wo er 1868 e. Confiserie übernahm, S d. Johannes (1786–1862), Krämer u. d. Anna Knöpfel (1804–77);
    M Adeline ( 1] N. N. Lorenz), T d. N. N. Baumann, aus Mitau (Lettland);
    B Emil, Schw Martha, beide übernahmen 1900 mit T. d. väterl. Konditorei in B.;
    1) Zürich 1903 1919 Anna Theoda Elisabeth, T d. Emil Born, Architekt in Niederbipp (Kt. Bern), 2) Bern 1919 Bertha, T d. Heinrich Eschmann, Kaufm. in Wädenswil (Kt. Zürich); Verwandter Emil Baumann (1883–1966), Produktionsleiter d. „Berner Chocolade-Fabrik Tobler & Co. AG“.

  • Biographie

    T. besuchte 1885–92 die Lerberschule (Gymnasium) in Bern, die er ohne Abschluß verließ. Nach kaufmännischen Praktika in Genf und Venedig stieg er 1894 ins elterliche Zuckerwarengeschäft ein. Er ergänzte das Angebot durch Schokolade der „Rod. Lindt fils.“ und begann 1899, selber Schokolade zu produzieren. 1900 übergab sein Vater das kleine Berner Geschäft, eine Confiserie Spéciale, T. und seinen Geschwistern Emil und Martha. T. leitete fortan den Betrieb, den er noch 1900 in die „Chocoladefabrik Tobler & Co.“ und 1902 zur Beschaffung von Kapital für seine Ausbaupläne in die „Berner Chocolade-Fabrik Tobler & Co. AG“ umwandelte. Der Schokoladeproduzent Tobler wurde im Vergleich zu den Konkurrenten zwar spät gegründet, etablierte sich jedoch überaus schnell im Schokolademarkt. Die Herstellung hochqualitativer Produkte, die Expansion durch Aufkauf anderer Firmen sowie gezielte Werbestrategien ließen das Unternehmen schnell wachsen. Die „Berner Chocolade-Fabrik Tobler & Co. AG“ war eine der ersten Firmen mit einer eigenen Abteilung für Schaufensterdekoration, die sich auch intensiv mit Verkaufspsychologie beschäftigte. 1908 entwickelte T. zusammen mit seinem Cousin und Produktionsleiter Emil Baumann die „Toblerone“, mit der sich die Firma von der Konkurrenz abhob und die bis heute produziert wird; der Name entstand aus der Zusammensetzung von „Tobler“ und „Torrone“ (ital. f. Honig-Mandel-Nougat). Im selben Jahr machte das Unternehmen aufgrund gestiegener Rohkakaopreise erstmals Verluste und mußte 1912 durch die Auffanggesellschaft „Aktiengesellschaft Tobler Chocolat“ gerettet werden. Im 1. Weltkrieg belieferte das Unternehmen die Schweizer Armee. Lieferengpässen der Zulieferer trat T. mit der Konzentration der gesamten Herstellung in seinem Konzern entgegen und gründete Tochterunternehmen: 1916 baute er in Schwarzenburg eine eigene Milchsiederei, 1917 beteiligte er sich hier an einer Sägerei zur Herstellung der Kisten und Schaukästen, 1918 stieg er in einer Druckerei in Laupen ein, die er zu einem großen Unternehmen ausbaute.

    In den 1920er Jahren wirkten sich die Kriegsfolgen bis in die Schweiz aus und führten zu sinkenden Einnahmen des Unternehmens. T. expandierte zwar auf dem Schweizer Markt, mußte aber in anderen Ländern hohe Verluste in Kauf nehmen, v. a. die Expansion auf den amerik. Markt in der zweiten Hälfte der 1920er Jahre war kostspielig und wenig erfolgreich. 1924 scheiterte eine Zusammenarbeit mit der dt. Schokoladefabrik „Gebrüder Stollwerck AG“, die dem Unternehmen den Markt in Osteuropa geöffnet hätte, am Veto der Aktionärsversammlung der „Chocolat Tobler Holding“. T. trat als Präsident des Verwaltungsrats zurück, kehrte allerdings nach Verkauf eines Aktienpakets durch Zürcher Banken und Privatanleger wieder zurück. 1931 mußte das Unternehmen ein Gesuch um Nachlaßstundung einreichen, nachdem die Schuldner T.s Sanierungsvorschläge abgelehnt hatten. Diese verzichteten schließlich auf einen Teil des Kapitals, T. trat als Präsident mit dem gesamten Verwaltungsrat zurück und wurde angestellter Direktor des Unternehmens. Nachdem er 1932 die Billigschokolade „Magnetic“ produzieren ließ, wurde er im Juli 1933 als Direktor entlassen, da ihm Schädigung des Unternehmens vorgeworfen wurde.

    1934 kaufte T. die Zuckerwarenfirma Klameth in Bern und produzierte nun Bonbons in auffälligen Verpackungen. Nachdem Versuche zur Kaugummiherstellung bei der „Klameth AG“ wenig erfolgreich waren, übernahm die Firma die Vertriebsrechte für „Wrigley“Kaugummi in der Schweiz. Erfolgreich war T.s Gründung der „Typon AG“ in Burgdorf (Kt. Bern), die Filme für die graphische Industrie herstellte.

    T. war ein Freidenker und sozialreformerischer Unternehmer. Seit 1902 gehörte er der Freimaurerloge „Alpina“ an. Er unterhielt Kontakte zur bürgerlichen Friedensbewegung, war 1934 Mitbegründer der Europa-Union|(heute Neue Europ. Bewegung Schweiz) und führte in seinen Unternehmen sozialpolitische Maßnahmen wie z. B. die Finanzierung von Wohnungen und Versicherungen für langjährige Mitarbeiter ein.

    Seit Juli 1933 war weder im Verwaltungsrat noch in der Direktion der „Tobler Chocolat AG“ ein Familienmitglied T.s vertreten. 1970 fusionierte das Unternehmen mit „Chocolat Suchard S. A.“ und nannte sich nun „Interfood S.A.“ Diese wiederum verschmolz 1982 mit der Kaffeegruppe „Jacobs“ zur „Jacobs Suchard S. A.“, die Produktion der Toblerone wurde in ein neues Werk in Brünnen bei Bern verlegt. 1990 veräußerte Jacobs das Unternehmen an „Philip Morris“. Jacobs Suchard wurde in die „Kraft Foods“ eingegliedert, nach einer neuerlichen Aufspaltung 2012 gehört die Marke „Toblerone“ 2014 zur „Mondele ¯z International“. Der Name „Chocolat Tobler“ ist aus dem Namen des neuen Weltkonzerns verschwunden.

  • Werke

    W Verfahren z. Herstellung e. neuartigen Schokolade, Schweizer. Patent CH000000046708A, 1909.

  • Literatur

    L P. Feuz u. Andreas Tobler, Schoggi Baron, Das bittersüße Leben T. T.s (1876–1941), 1996;
    dies. u. a., Toblerone, Die Gesch. e. Schweizer Welterfolgs, 2008 (P);
    Y. Leimgruber u. a. (Hg.), Chocolat Tobler, Zur Gesch. d. Schokolade u. e. Berner Firma, 2001 (P);
    R. Rossfeld, Schweizer Schokolade, 2007;
    HLS.

  • Autor/in

    Katja Hürlimann
  • Zitierweise

    Hürlimann, Katja, "Tobler, Theodor" in: Neue Deutsche Biographie 26 (2016), S. 313-314 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11941063X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA