Lebensdaten
1729 – 1783
Geburtsort
Augsburg
Sterbeort
Augsburg
Beruf/Funktion
Naturforscher ; Schulreformer ; Übersetzer ; Pfarrer an St. Ulrich in Augsburg
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 121440842 | OGND | VIAF: 42694293
Namensvarianten
  • Thenn, Johann Christoph
  • Thenn, Ioannes C.
  • Thenn, Ioannes Christophorus
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Thenn, Johann Christoph, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd121440842.html [23.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Daniel (1690–1774), Mag., 1723–66 Lehrer am Gymn. b. St. Anna in A. (s. Augsburger Stadtlex.), S d. David u. d. Rosina Köninger;
    M Sabine (* 1695), T d. Johann Christoph Meisgeier (Meissgeyer, Meißgeiger) (* 1660), u. d. Anna Stuler (* 1671);
    Schw Anna Magdalena (1728–1801, Ludwig Christian Friedrich Pernes [Berens?], 1723–86, Goldarb., Stadtger.assessor in A.), Sabine (⚭ Georg Friedrich Brander, 1713–83, Instrumentenmacher in A., s. NDB II);
    Augsburg 1757 Sibylle Marianne ( 1805), T d. Gabriel Spitzel (1697–1760), Maler, Verl. in A. (s. ThB; Augsburger Stadtlex.; NDB 24*), u. d. Christiana Rosina Corvinus (1710–40), Kupferstecherin, Schriftst. (s. Augsburger Stadtlex.);
    2 S, 3 T;
    Ur-Gvv d Ehefrau Gottlieb Spitzel (Spizel[ius]) (1639–91), luth. Theol., Prediger an St. Jakob in A., Polyhistor (s. NDB 24);
    Gvv d Ehefrau Tobias Spitzel, Pfarrer in A.

  • Biographie

    T. studierte 1748–53 ev. Theologie an der Univ. Halle/Saale und legte die Magisterpromotion in Philosophie bei Johann Friedrich Stiebritz (1707–72) ab. Danach durchlief er die Ämterlaufbahn eines ev. Geistlichen in seiner Heimatstadt Augsburg: 1758 Diakon in der Barfüßerkirche, 1760 Pfarrer an St. Ulrich, 1776 Senior des ev. Pfarrkapitels. Zeitlebens war er dem Gymnasium bei St. Anna eng verbunden. Er war dort Schüler und später Scholarch. Nach erfolglosen Versuchen 1756 und 1764 gelang ihm 1769 die Einführung eines naturwissenschaftlichen Unterrichts. Dieser sollte auch Interessierten außerhalb der Schule, insbesondere Handwerkern, aber auch Frauen offen stehen, was vom Scholarchat aber abgelehnt wurde. Der sensualistischen Pädagogik der Aufklärung folgend, betonte T. die Bedeutung der sinnlichen Wahrnehmung für den Lernprozeß und berief sich dabei v. a. auf den franz. Experimentalphysiker Abbé Jean-Antoine Nollet. Das Gymnasium bei St. Anna verfügte nicht zuletzt dank T. über eine bestens ausgestattete Instrumentensammlung. Für die Zeit typisch argumentierte T. utilitaristisch: Gerade die Wirtschaft würde von einer Verbreitung naturkundlichen Wissens profitieren. Letztlich blieb diese „Experimental-physikalische Schule“ Episode, nach T.s Tod schlug das Gymnasium einen humanistischen Kurs ein.

    T.s Forschungen konzentrierten sich lange Jahre v. a. auf meteorologische Messungen. In seinen letzten Lebensjahren interessierte er sich auch für die elektrische Medizin und behandelte wohl sporadisch Hilfesuchende. T. übersetzte eine Reihe naturkundlicher Schriften aus dem Französischen, so etwa von René-Antoine Ferchault de Réaumur (1683–1757), Jacques-Barthélemy Micheli du Crest (1690–1766) und Jan van Musschenbroek (1687–1748). Seine umfangreichste Übersetzung sind Edmé Gilles Guyots „Neue physikalische und mathematische Belustigungen“ (7 Bde., 1772–77). Manche dieser Übersetzungen dienten dazu, den Gebrauch von Instrumenten aus der Werkstatt seines Schwagers Brander zu erläutern und deren Absatz zu befördern. Somit spielte T. eine wesentliche Rolle für die Vermittlung praktischen Wissens in der experimentellen Naturkunde.

    T. war ein wichtiger „Knotenpunkt“ eines Augsburger Netzwerks von Instrumentenmachern, Publizisten und Naturkundigen mit aufklärerischer Programmatik. Dazu zählten neben Brander, seinerzeit einer der bedeutendsten Instrumentenmacher Deutschlands, der Verleger Johann Andreas Erdmann Maschenbauer (1719–73) und der reformorientierte Patrizier Paul v. Stetten d. J. (1731–1808).

  • Werke

    Weitere W Moral, Gedanken über d. versch. Wichtigkeit u. d. Werth d. freyen Handlungen, 1757;
    Überss.: J.-B. Micheli du Crest, Slg. einiger kl. Schrr. v. d. Thermometern u. Barometern, 1757;
    Versuch e. neuen u. deutl. Erklärung d. Kälte u. ihrer Würkungen, 1764;
    J. W. van Musschenbroek, Beschreibung d. doppelten u. einfachen Luftpumpe, 1765;
    R. A. Réaumur, Anweisung wie man zu jeder Jahreszeit allerley zahmes Geflügel (…), 2 Bde., 1767/68; J. H. Lambert, Hygrometrie oder Abh. v. d. Hygrometern, 2 Bde., 1774/75; Abbé de Sans, Neue u. durch d. Erfahrung vollkommen bestättigte Anweisung, wie d. v. e. Schlagfluß gelähmte Kranke vermittelst d. Elektrizität sicher u. vollkommen geheilet werden können, 1780.

  • Literatur

    L O. Hochadel, Öffentl. Wiss., Elektrizität in d. dt. Aufklärung, 2003, S. 114–40;
    Meusel, Gel. Teutschland;
    H. Wiedemann, Augsburger Pfarrerbuch, 1962; H. Burger u. a., Pfarrerbuch Bayer.-Schwaben, 2001.

  • Autor/in

    Oliver Hochadel
  • Zitierweise

    Hochadel, Oliver, "Thenn, Johann Christoph" in: Neue Deutsche Biographie 26 (2016), S. 95-96 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd121440842.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA