Lebensdaten
um 1325 – nach 1371
Beruf/Funktion
Universitätsgelehrter ; Naturphilosoph
Konfession
-
Normdaten
GND: 103109846 | OGND | VIAF: 298009813
Namensvarianten
  • Themon
  • Thymo
  • Themo Judeus
  • mehr

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Zitierweise

Themo, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd103109846.html [25.04.2024].

CC0

  • Biographie

    T., über dessen frühe Bildung keine Quellen vorliegen, ist seit Febr. 1349 als Kleriker nachweisbar, sein Herkunftsort ist Münster (Westfalen). Er studierte in Paris, wo er 1349 den Grad eines magister in artibus erwarb. Möglicherweise aufgrund der damals grassierenden Pest wechselte er noch 1349 an das Erfurter Generalstudium, wo er im Juli 1350 als rector scolarium an der zum dortigen Schulverbund gehörenden Schule des Schottenklosters bezeugt ist. Nach Paris zurückgekehrt, wirkte er als Arteslehrer und bekleidete zwischen 1353 und 1360 verschiedene Leitungsfunktionen innerhalb der engl.-dt. Nation. Hierbei stand er in direkter Verbindung mit seinem berühmten Landsmann, dem Philosophen und Naturforscher Albert von Sachsen (um 1320–90), dem späteren Bischof von Halberstadt. 1359/60 ging T. als Bote der Universität an die Kurie, um eine Sammelbittschrift (Rotulus) der in Paris Studierenden zum Erwerb geistlicher Pfründen zu überbringen. Eine Kollegiatenstelle am renommierten Universitätskolleg der Sorbonne, in deren Besitz er seit etwa 1355 war, verschaffte ihm eine hinlängliche materielle Absicherung. Hier ist er bis 1371 nachweisbar, danach verlieren sich seine Spuren.

    T. verfaßte eine Reihe von naturphilosophischen Schriften, die Naturbeobachtung mit mathematisch-philosophischer Spekulation verbinden. Sein bedeutendstes Werk ist eine Quaestionensammlung zur Meteorologie des Aristoteles, die im Spätmittelalter einflußreich blieb. Weitere von T. überlieferte Schriften gelten mathematischen und astronomischen Problemen, wie etwa seine in Erfurt entstandene „Quaestio de motu lunae“, die sich in origineller, wenn auch mathematisch unzulänglicher Weise am „Tractatus de proportionibus“ des Thomas Bradwardine (um 1290–1349) orientiert. Dazu kommen seine Expositiones und Quaestiones zum „Tractatus de Sphaera“ des Johannes de Sacrobosco (um 1195–1256), einem der führenden astronomischen Lehrbücher jener Zeit. Von einer Quaestio zum 12. Buch der aristotelischen Metaphysik weiß man nur aus einer Notiz T.s in seinem Werk, einige weitere kleine Schriften sind in Erfurter Codices überliefert.

    Spätere Autoren, wie George Lokert (um 1485–1547), zählten T. neben Albert von Sachsen und Jean Buridan (um 1300–58) zu den glänzendsten Lehrern, die Paris auf dem Gebiet der Naturphilosophie hervorgebracht habe. Ob er diesen Ruf uneingeschränkt verdient, muß jedoch nach neueren Forschungen, die die Defizite in seinen mathematischen und astronomischen Traktaten offengelegt haben, zweifelhaft bleiben. Bemerkenswert und zukunftsweisend ist hingegen der insbesondere in T.s Ausführungen zu optischen Problemen aufscheinende Sinn für den Wert empirischer Beobachtung und des Experiments.

  • Werke

    W u. a. Quaestiones super librum Meteorum, ed. in: G. Lokert, Quaestiones et decisiones physicales insignium virorum etc., Paris 1516;
    Quaestio de motu lunae, ed. in: H. Hugonnard-Roche, L’Œuvre astronomique de Thémon Juif, 1973, S. 250–411.

  • Literatur

    L P. Duhem, Études sur Léonard da Vinci, Bd. 1, 1906;
    H. Hugonnard-Roche, s. W;
    D. Pingree, Rez. zu Hugonnard-Roche, in: Speculum 51, 1976, S. 330 f.;
    S. Lorenz, Studium Generale Erfordense, 1989, S. 290–303 (vollst. W-Verz.);
    G. Sarton, Introduction to the Hist. of Science III/2, 1948, S. 1539 f.;
    H. Hugonnard-Roche, in: Contemporary philosophy IV/1, 1990, S. 511–13; LexMA.

  • Autor/in

    Robert Gramsch
  • Zitierweise

    Gramsch, Robert, "Themo" in: Neue Deutsche Biographie 26 (2016), S. 95 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd103109846.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA