Lebensdaten
1897 – 1970
Geburtsort
Budapest
Sterbeort
Cleveland (Ohio, USA)
Beruf/Funktion
Dirigent ; Komponist ; Pianist
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 134535383 | OGND | VIAF: 22328932
Namensvarianten
  • Szell, Georg Andreas
  • Szél, György Endre
  • Széll, György Endre
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Szell, George, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd134535383.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Kalman (Koloman, später Karl Georg, Carl) Szél (bis 1886 Steiner, seit 1903 Széll) (jüd., seit 1903 kath.), aus Marczali (Ungarn), Jur., später Geschäftsmann, seit 1900 in Wien, gründete e. Wach- u. Schließges. ebd.;
    M Malvin (später Margarete) Hirschbein (später Harmat), aus Ipolyság (Slowakei);
    1) 1920 1926 Olga Band, Pianistin, 2) Glasgow 1938 Helene Schultz († n. 1970, 1] Ern[e] Teltsch), aus Prag; 2 Stief-K.

  • Biographie

    S., dessen Familie 1900 nach Wien zog und kurze Zeit später zum kath. Glauben übertrat, erhielt seit 1904 Klavierunterricht bei Richard Robert (1861–1924), der auch der Lehrer Rudolf Serkins, Clara Haskils und Hans Gáls war. Musiktheoretische und Kompositionsstudien folgten bei Eusebius Mandyczewski, Karl Prohaska und Josef Bohuslav Foerster, kurz auch bei Max Reger in Leipzig. Als Zehnjähriger gab S. sein Debüt als Pianist in einem Mozart-Klavierkonzert mit dem Wiener Tonkünstler-Orchester; bei dem Konzert erklang auch eine eigene Komposition S.s. Der Erfolg seiner eigenen Werke führte 1912 zu einem Vertrag mit der Universal Edition in Wien. Gastspiele, u. a. in Dresden und London, folgten. 1914 debütierte S. an der Spitze des Blüthner-Orchesters in Berlin als Dirigent.

    1915 von Leo Blech zum Repetitor an der kgl. Oper Berlin ernannt – wo er auch von Richard Strauss gefördert wurde – konzentrierte sich S. anschließend auf die Dirigentenlaufbahn. Nach Anstellungen an der Straßburger Oper unter Hans Pfitzner (1917/ 18), am Neuen Deutschen Theater in Prag (1919–20), am Landestheater Darmstadt (1921) und am Stadttheater Düsseldorf (1922–24) wurde er 1924 zum Ersten Dirigenten an der Staatsoper Berlin unter Erich Kleiber ernannt; seit 1927 unterrichtete S. auch an der Berliner Hochschule für Musik. 1929 kehrte er für acht Jahre als Chefdirigent an das Neue Deutsche Theater in Prag zurück (bereits 1919 hatte er die tschechoslowak. Staatsbürgerschaft angenommen). Damit verbunden war|auch die Leitung der Symphoniekonzerte des Ensembles, aus dem sich 1939 die Deutsche Philharmonie bildete; gleichzeitig stand er wiederholt am Pult der Tschech. Philharmonie. Ein Dokument dieser Zusammenarbeit ist die Aufnahme des Cellokonzertes von Dvořák mit Pablo Casals.

    Daneben entfaltete S. eine rege Tätigkeit als Gastdirigent. Auf sein USA-Debüt an der Spitze des St. Louis Symphony Orchestra 1930 folgten zahlreiche weitere Gastspiele. Nachdem er 1937–39 die Leitung des Scottish Symphony Orchestra innegehabt sowie enge Verbindungen zum Residentie Orkest Den Haag gepflegt hatte, emigrierte er mit Beginn des Krieges in die USA. 1941 debütierte er in New York an der Spitze von Toscaninis NBC Symphony Orchestra. 1942–46 erschien er regelmäßig am Pult der Metropolitan Opera (Debüt 1942 mit Salome) und unterrichtete außerdem 1940–45 an der Mannes School of Music sowie 1941–42 an der New School for Social Research. 1946 erhielt S. die amerik. Staatsbürgerschaft. Im selben Jahr trat er die Nachfolge von Erich Leinsdorf (1912–93) als Chefdirigent des Cleveland Orchestra an, das er bis zu seinem Tod leitete. Unter ihm entwickelte sich das Orchester zu einem weltweit führenden Klangkörper, dessen Ruf S. in zahlreichen Schallplattenaufnahmen und Auslandstourneen ausbaute.

    1949 trat er mit Strauss’„Der Rosenkavalier“ erstmals bei den Salzburger Festspielen auf, wo er häufiger Gast blieb und u. a. die Uraufführungen von Werner Egks „Irische Legende“ (1955) sowie Rolf Liebermanns „Penelope“ (1954) und „Die Schule der Frauen“ (1957; UA d. dt. Fassung) leitete. Eine erneute Verbindung mit der Metropolitan Opera 1953 endete nach wenigen Vorstellungen im Streit mit dem Intendanten Rudolf Bing (1902–97). Nach letzten Operndirigaten an der Wiener Staatsoper 1957 (Salome, Ariadne auf Naxos) und 1959 in Salzburg (Zauberflöte) gastierte S. weiterhin in großem Umfang; eine besondere Beziehung bestand zum Concertgebouw Orkest Amsterdam und dem London Symphony Orchestra. Schon längere Zeit an Krebs erkrankt, hatte S. zum Zeitpunkt seines Todes (infolge eines Herzinfarkts) außerdem die Funktion eines musikalischen Beraters der nach Leonard Bernsteins Weggang verwaisten New Yorker Philharmoniker inne.

    S. war – wie auch Fritz Reiner – ein Orchestererzieher von großer Strenge, aber auch eine von den Musikern anerkannte Autorität mit überragenden handwerklichen Fähigkeiten. Mit seinem Perfektionsdrang formte er das Cleveland Orchestra – auch durch eine Vielzahl neuer Spieler – zu einem Weltklasse-Ensemble, das seine Maxime von Präzision bei gleichzeitig warmem Orchesterklang in idealer Symbiose umsetzte. Strenge, aber federnde Rhythmik, eine sowohl formal wie klanglich analytische Durchdringung der Partitur und daher ein bei aller Orchestervirtuosität niemals dickes Klangbild zeichnen seine Interpretationen aus, die sich stets jeder Sentimentalität enthielten. Diese Qualitäten kamen seinen Interpretionen der Wiener Klassiker zugute, die in ihrer Zeit zwar bisweilen als kalt kritisiert wurden, aber in ihrer Durchsichtigkeit und Abkehr vom romantischen Mischklang noch heute modern wirken. Auch in schnellen Tempi war die Musik stets durchartikuliert. S.s Ideal war absolute Werktreue; sein Kernrepertoire reichte bis in die gemäßigte Moderne. Er brachte u. a. Hindemiths Klavierkonzert (1947), Waltons „Partita“ (1958) und Dutilleux’ „Métaboles“ (1965) zur Uraufführung. S. hinterließ eine umfangreiche Diskographie (v. a. für CBS), die große Teile des klassisch-romantischen Repertoires beinhaltet; einige Aufnahmen erzielten Referenzcharakter. Seine Einspielungen der Klavierkonzerte von Beethoven und Brahms mit Leon Fleisher gelten bis heute als maßstabsetzend. Von 1946 an vergab die Kulas Foundation auf Initiative von S. Dirigierstipendien am Cleveland Orchestra (u. a. 1964–67 an James Levine).

  • Auszeichnungen

    A u. a. Rr. d. franz. Ehrenlegion;
    Kommandeur d. niederl. Ordens v. Oranien Nassau u. d. Ordens v. brit. Empire (CBE) (1963);
    Dr. h. c. (Western Reserve Univ., Cleveland, Ohio, 1951;
    Oberlin College, Oberlin, Ohio, 1952).

  • Werke

    Komp. Kammermusik: u. a. Klavierquartett (mit d. Rosé-Quartett);
    Klavierquintett;
    Orchesterwerke: Symphonie in Es-Dur;
    Orchestervariationen über e. eigenes Thema, op. 4, 1913;
    Lyrische Ouvertüre;
    mehrere Bearb. kammermusikal. Werke f. Orch., u. a. v. Smetanas Streichquartett „Aus meinem Leben“;
    Schr.:
    Symphony themes, compiled by R. Burrows u. B. C. Redmond, with special editorial assistance by G. S., 1942.

  • Literatur

    H. C. Schonberg, The Great Conductors, 1967, dt. 1970;
    D. Wooldridge, Conductor`s World, 1970;
    F. P. Fellers u. B. Myers, Discographies of Commercial Recordings of the Cleveland Orchestra (1924–1977) and the Cincinnati Symphony Orchestra (1917–1977), 1978;
    John Hunt, Hungarians in exile, Reiner, Dorati, S., 1997 (Diskogr.);
    D. Rosenberg, The Cleveland Orchestra Story, Second to None, 2000;
    J. A. Bowen u. D. Mermelstein, The American Tradition, in: J. A. Bowen (Hg.), The Cambridge Companion to Conducting, 2003, S. 163–77;
    W. Schreiber, Gr. Dirigenten, 2005;
    K. R. McMahon, A study and analysis of G. S. as operatic conductor, Diss. Univ. of Wisconsin-Madison 2005;
    M. Charry, G. S., A Life of Music, 2011 (P);
    BHdE II;
    MGG²;
    |New Grove²;
    Kosch, Theater-Lex.;
    Hdb. österr. Auto

  • Quellen

    ren jüd. Herkunft; ÖML; – Qu Österr. Ak. d. Wiss., Biogr. Slg. d. Austrian Jewish Biography b. ÖBL (Dossier 9733).

  • Autor/in

    Stephan Hörner
  • Zitierweise

    Hörner, Stephan, "Szell, George" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 743-745 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd134535383.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA