Lebensdaten
1862 – 1919
Geburtsort
Berlin
Sterbeort
Heidelberg
Beruf/Funktion
Mathematiker
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 117201227 | OGND | VIAF: 34451990
Namensvarianten
  • Stäckel, Paul Gustav Samuel
  • Stäckel, Paul
  • Stäckel, Paul Gustav Samuel
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Stäckel, Paul, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117201227.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Ernst Gustav († 1908?), Schuldir. in B.;
    M Marie Elisabeth Ringel († 1869);
    1891 Eleonore Elisabeth Lüdecke (1869?–n. 1919);
    2 S,1 T.

  • Biographie

    Nach dem Besuch des Joachimsthalschen Gymnasiums in Berlin 1871–80 studierte S. Mathematik und Physik an der Univ. Berlin, wo er vornehmlich bei Leopold Kronecker (1823–91), Carl Wilhelm Borchardt (1817–80), Ernst Eduard Kummer (1810–93) und Karl Weierstraß (1815–97) Vorlesungen hörte. 1884 schloß er sein Studium ab, 1885 folgte die Promotion bei Kronecker (Über d. Bewegung e. Punktes auf e. Fläche), 1886 bestand er das Staatsexamen als Lehrer für Physik und Mathematik. Nach Abschluß des einjährigen Militärdienstes wurde S. im Okt. 1887 Probe- bzw. Hilfslehrer am Wilhelms-Gymnasium in Berlin und blieb dort bis März 1890. Er arbeitete danach einige Zeit im physikal. Institut der Univ. Berlin bei August Adolf Kundt (1839–94) und habilitierte sich 1891 an der Univ. Halle für Mathematik (Über d. Integration d. Hamilton-Jacobischen Differentialgleichungen mittels Separation der Variablen). Bis zum Herbst 1895 blieb S. als Privatdozent in Halle, dann wurde er als Extraordinarius an die Univ. Königsberg berufen. In gleicher Stellung kam er 1897 nach Kiel, wo er, nach zwei Jahren zum Ordinarius ernannt, bis Ostern 1905 blieb, um danach einem Ruf an die TH Hannover zu folgen. Von dort ging er drei Jahre später an die TH Karlsruhe und übernahm 1913 das zweite Ordinariat für Mathematik in Heidelberg.

    In seinen wiss. Arbeiten beschäftigte sich S. hauptsächlich mit Fragestellungen aus den Gebieten der Differentialgeometrie (Flächentheorie), der Mechanik, der Funktionentheorie und der neueren Mathematikgeschichte. Ein Problemkreis betrifft Abbildungseigenschaften ganzer transzendenter Funktionen und wurde bei einigen neueren funktionstheoretisch-algebraischen Fragestellungen bedeutsam. In seinen letzten Lebensjahren studierte er ein Problem der additiven Zahlentheorie, das die Darstellung der geraden Zahlen als Summen und Differenzen von Primzahlen betraf. S.s pädagogisches Interesse zeigte sich in seiner organisatorischen, schriftstellerischen und propagandistischen Tätigkeit für die Internationale Mathematische Unterrichtskommission (IMUK); er betonte die Bedeutung der angewandten Mathematik für den Schulunterricht, die sich nicht alleine aus ihrem Nutzen für die formale Bildung herleiten lasse. S. war ein entschiedener Verfechter der von Felix Klein (1849–1925) geführten Reformbewegung, die die Überwindung der starren euklidischen Geometrie und der ebenso starr aufgefaßten algebraischen Formen zugunsten des Funktionsbegriffs und des Infinitesimalkalküls zum Ziel hatte. Ein großer Teil des Werkes von S. ist der Geschichte der Mathematik gewidmet. Er setzte sich intensiv mit den Arbeiten von Karl Friedrich Gauß (1777–1855) sowie Wolfgang (1775–1856) und Johann Bolyai (1802–60), den eigentlichen Schöpfern der nichteuklidischen Geometrie, auseinander und spürte deren Vorläufer auf. Seine Forschungen zu Johann Heinrich Lambert (1728–77) bereicherten die Kenntnis der Mathematikgeschichte im 18. Jh. Große Verdienste erwarb sich S. im Zusammenhang mit der Herausgabe der Werke Leonhard Eulers (1707–83). Es gelang ihm, bei wiss. Gesellschaften, Verbänden und Industriebetrieben die nötigen Geldmittel zu beschaffen, er trieb das Vorhaben aber auch auf wiss. Ebene voran. Auf seinem Entwurf einer Einteilung der Werke Eulers beruhte die gesamte weitere Edition. S. übernahm zudem die Herausgabe einzelner Bände der Gesamtausgabe.

  • Auszeichnungen

    A Mitgl. d. Leopoldina (1895);
    korr. Mitgl. d. Ges. d. Wiss. in Göttingen (1906) u. d. Heidelberger Ak. d. Wiss. (1911, o. 1916);
    GHR (1908).

  • Werke

    Die Theorie d. Parallellinien v. Euklid bis auf Gauß, e. Urkk.slg. z. Vorgesch. d. nichteuklid. Geometrie, hg. mit F. Engel, 1895, Neudr. 1968;
    Über arithmet. Eigenschaften analyt. Funktionen, in: Math. Ann. 46, 1895, S. 513–20;
    Wolfgang u. Johann Bolyai, Geometr. Unterss., 1913, Neudr. 1972;
    Qu
    Univ.archiv Gießen (Briefwechsel mit F. Engel, s. Nachlaßverz. Friedrich Engel).

  • Literatur

    E. Goldbeck, in: Internat. Mschr. f. Wiss., Kunst u. Technik 14, 1920, S. 439–50;
    O. Perron, in: SB d. Ak. d. Wiss. Heidelberg, Math.-naturwiss. Kl. 1920, Nr. 7, S. 3–20;
    W. Lorey, in: Zs. f. Math. Naturwiss. Unterr. 52, 1921, S. 85–88 (P);
    F. Rudio, P. S.s Verdienste um d. Gesamtausg. d. Werke v. Leonhard Euler, in: Jberr. d. dt. Math. Vereinigung 32, 1923, S. 13–32 (P);
    M. v. Renteln, in: Überblicke Math. 1996/97, 1997, S. 151–60 (P);
    Pogg. IV, V;
    DSB;
    Drüll, Heidelberger Gel.lex. I;
    Hann. Professoren (P);
    Bad. Biogrr. V.

  • Autor/in

    Michael von Renteln
  • Zitierweise

    Renteln, Michael von, "Stäckel, Paul" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 16-17 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117201227.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA