Lebensdaten
1928 – 2019
Geburtsort
Welluck (heute Auerbach, Oberpfalz)
Sterbeort
Münster Münster
Beruf/Funktion
Katholischer Priester ; Theologe ; Hochschullehrer ; Katholischer Theologe
Konfession
römisch-katholisch
Normdaten
GND: 118581503 | OGND | VIAF: 110500158
Namensvarianten
  • Metz, Johann Baptist
  • Metz, J.
  • Metz, J. B.
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Metz, Johann Baptist, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118581503.html [29.03.2024].

CC0

  • Johann Baptist Metz war Professor für Fundamentaltheologie an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Münster. Durch die Begründung der „neuen Politischen Theologie“ avancierte er zu einem der weltweit einflussreichsten Theologen nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962–1965).

    Lebensdaten

    Geboren am 5. August 1928 in Welluck (heute Auerbach, Oberpfalz)
    Gestorben am 2. Dezember 2019 in Münster
    Grabstätte Alter Mauritzfriedhof in Münster
    Konfession römisch-katholisch
    Johann Baptist Metz, Universitätsarchiv Wien (InC)
    Johann Baptist Metz, Universitätsarchiv Wien (InC)
  • Lebenslauf

    5. August 1928 - Welluck (heute Auerbach, Oberpfalz)

    1934 - 1938 - Auerbach (Oberpfalz)

    Schulbesuch

    Volksschule

    1938 - 1944 - Amberg (Oberpfalz)

    Schulbesuch

    Oberrealschule

    1944 - 1945

    Kriegsdienst

    1945 - 1946

    Kriegsgefangenschaft

    1946 - 1948 - Amberg

    Schulbesuch (Abschluss: Abitur)

    Oberrealschule

    1948 - 1949 - Bamberg

    Studium der Katholischen Theologie und Philosophie

    Universität

    1949 - 1957 - Innsbruck (Tirol)

    Studium der Katholischen Theologie und Philosophie

    Universität

    1952 - Innsbruck

    Promotion (Dr. phil.)

    Universität

    1954 - Bamberg

    Priesterweihe

    1958 - 1961 - Ebrach; Burgwindheim (Oberfranken)

    Kaplans- und pastorale Tätigkeit

    1959 - 1961 - Innsbruck

    Promotionsstudium; Promotion (Dr. theol.)

    Universität

    1961 - 1963 - München

    Habilitationsstudium

    Universität

    1963 - 1993 - Münster

    ordentlicher Professor für Fundamentaltheologie

    Universität

    1993 - 1994 - Wien

    Gastprofessor für Religionsphilosophie und Weltanschauungslehre

    Universität

    2. Dezember 2019 - Münster Münster
  • Genealogie

    Vater Karl Metz 1902–1940 Magazinverwalter, Verwalter des Konsums in Auerbach (Oberpfalz)
    Großvater väterlicherseits Baptist Metz 1875–1950 Schuhmacher, Musikant und Türmer in Auerbach
    Großmutter väterlicherseits Margarete Metz, geb. Popp 1866–1934
    Mutter Sibylla Metz, geb. Müller 1900–1980
    Großvater mütterlicherseits Josef Müller 1868–1917 Waldaufseher, Bergmann in Auerbach
    Großmutter mütterlicherseits Barbara Müller, geb. Wallner 1869–1950
    Schwester Margarete Tischer, geb. Metz 1932–2017
    Heirat keine
    Kinder keine
    Diese Grafik wurde automatisch erzeugt und bietet nur einen Ausschnitt der Angaben zur Genealogie.

    Metz, Johann Baptist (1928 – 2019)

    • Vater

      Karl Metz

      1902–1940

      Magazinverwalter, Verwalter des Konsums in Auerbach (Oberpfalz)

      • Großvater väterlicherseits

        Baptist Metz

        1875–1950

        Schuhmacher, Musikant und Türmer in Auerbach

      • Großmutter väterlicherseits

        Margarete Metz

        1866–1934

    • Mutter

      Sibylla Metz

      1900–1980

      • Großvater mütterlicherseits

        Josef Müller

        1868–1917

        Waldaufseher, Bergmann in Auerbach

      • Großmutter mütterlicherseits

        Barbara Müller

        1869–1950

    • Schwester

      Margarete Tischer

      1932–2017

    • Heirat

  • Biografie

    Metz wuchs im heutigen Auerbach (Oberpfalz) auf und wurde in den letzten Monaten des Zweiten Weltkriegs zur Wehrmacht eingezogen. Nach kurzer Kriegsgefangenschaft absolvierte er in Amberg das Abitur und studierte 1948/49 Katholische Theologie und Philosophie in Bamberg, dann in Innsbruck. Hier besuchte er Lehrveranstaltungen Karl Rahners (1904–1984) und wurde 1952 bei dem Philosophen Emerich Coreth (1919–2006) mit einer Arbeit über Martin Heidegger (1889–1976) zum Dr. phil. promoviert. 1954 in Bamberg von Erzbischof Joseph Otto Kolb (1881–1955) zum Priester geweiht, trat Metz nach Abschluss seiner theologischen Studien 1958 in den pastoralen Dienst, bevor er nach weiterem Studium 1961 an der Universität Innsbruck bei Karl Rahner die theologische Dissertation „Christliche Anthropozentrik. Über die Denkform des Thomas von Aquin“ abschloss. Im München begann er seine Habilitation, wurde jedoch vor deren Abschluss 1963 zum ordentlichen Professor auf den neu eingerichteten Lehrstuhl für Fundamentaltheologie an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Münster berufen. Einen Wechsel an die Universität Frankfurt am Main, für den ihn Theodor W. Adorno (1903–1969) zu gewinnen suchte, lehnte er 1967 ab. Die Übernahme eines Lehrstuhls an der Universität München wurde 1979 von Erzbischof Joseph Kardinal Ratzinger (später Papst Benedikt XVI., geb. 1927) und dem damaligen bayerischen Kultusminister Hans Maier (geb. 1931) wegen der vermeintlich zu progressiven Ausrichtung von Metz’ Theologie verhindert. Nach seiner Emeritierung 1993 wirkte Metz u. a. als Gastprofessor an der Universität Wien. In seinen letzten Lebensjahren arbeitete er mit dem Theologen Johann Reikerstorfer (geb. 1945) an der Herausgabe seiner gesammelten Schriften.

    Metz’ Interessen und Engagements reichten früh über die akademische Theologie hinaus. 1965 gründete er u. a. mit Karl Rahner, Hans Küng (1928–2021) und Yves Congar (1904–1995) die internationale Zeitschrift „Concilium“, die sich in einer „offensiven Treue“ (Metz) dem Zweiten Vatikanischen Konzil verpflichtet fühlte. Als Mitglied der Internationalen Paulusgemeinschaft engagierte er sich seit 1965 für den Austausch mit anderen Weltanschauungen, besonders mit dem Sozialismus. Ferner beteiligte er sich seit 1966 mit den Linkskatholiken Walter Dirks (1901–1991) und Eugen Kogon (1903–1987) im Bensberger Kreis und war 1969 einer der Initiatoren der reformorientierten Priestergruppe des Freckenhorster Kreises. Von 1968 bis 1973 war er Konsultor des „Päpstlichen Sekretariats für die Ungläubigen“ und erarbeitete als Berater der Würzburger Synode von 1971 bis 1975 maßgeblich den Beschluss „Unsere Hoffnung“, der eine Aktualisierung des katholischen Glaubens angesichts gesellschaftlicher Veränderungen leisten sollte. Seit den 1980er Jahren war Metz eine öffentliche Stimme der „Theologie nach Auschwitz“ und der Erneuerung des Verhältnisses zwischen (katholischem) Christentum und Judentum. Zwischen 1998 und 2009 zählte er zu den Rednern und Diskutanten des Ahauser Forums „Politische Theologie“, wo er u. a. mit Joseph Ratzinger über die Kirchenkrise als Gotteskrise debattierte, mit Jürgen Habermas (geb. 1929) die These der „postsäkularen Gesellschaft“ erörterte und mit Ernst-Wolfgang Böckenförde (1930–2019) über die Frage diskutierte, ob sich das Christentum selbst abschaffe.

    Metz’ Werk nahm zahlreiche Impulse aus der von Rahner geprägten Transzendentaltheologie auf, die den Menschen als Glaubens- und Erfahrungssubjekt zum Ausgangspunkt theologischer Überlegungen machte. Diese anthropologische Wende fortführend, bemühte sich Metz seit den frühen 1960er Jahren verstärkt darum, die Aspekte von Weltlichkeit und Geschichtlichkeit theologisch zu berücksichtigen. Mit intellektueller Offenheit rezipierte er die Kritische Theorie Adornos und Max Horkheimers (1895–1973), aber auch die Schriften Walter Benjamins (1892–1940) und Ernst Blochs (1885–1977), mit dem ihm ebenso wie später mit Habermas eine Freundschaft verband. Mit der Monografie „Zur Theologie der Welt“ (1968) setzte Metz Akzente einer erneuerten „politischen Theologie“, die zur „Humanisierung“ der durch die Aufklärung säkularisierten und rationalisierten, „hominisierten“ Welt beitragen solle. Diese theologischen Positionen entfalteten maßgeblichen Einfluss auf die besonders in Lateinamerika verbreitete Befreiungstheologie.

    In Metz’ weiterem Werk folgte eine stärkere Akzentuierung des Leids in der Geschichte – so in „Glaube in Geschichte und Gesellschaft“ (1977) –, bevor Metz verstärkt auf die Shoah Bezug nahm und diese in sein theologisches Denken einzuarbeiten versuchte. Dem unabgegoltenen Leiden in der Geschichte wie in der Gegenwart maß seine Theologie besondere Bedeutung bei, indem Metz dieses als essenzielle Anfrage an jegliche Theologie herausstellte. Seine Theologie wurde als naive Politisierung (Hans Maier), als unzulässige politische Vereinnahmung und Verweltlichung christlicher Eschatologie (Joseph Ratzinger) und als Rezeption (neo-)marxistischer sowie sozialistischer Positionen (Wilhelm Weber, 1925–1983) problematisiert.

    Aus Metz’ neuer Politischer Theologie ging keine akademische Schule im engeren Sinne hervor, doch wurden ihre Ideen und Ansätze über die Systematische Theologie hinaus in Religionspädagogik, Pastoraltheologie, politischer Philosophie sowie in Geschichts- und Erinnerungskultur rezipiert. Schülerinnen und Schüler von Metz finden sich deutschlandweit und international in akademischen und kirchlichen Ämtern, so der Aachener Bischof Heinrich Mussinghoff (geb. 1940), der Fundamentaltheologe Tiemo Rainer Peters (1938–2017), der Philosoph Jürgen Manemann (geb. 1963), der Erziehungswissenschaftler Helmut Peukert (geb. 1934), der Religionspädagoge Reinhold Boschki (geb. 1961), die feministische Theologin Elisabeth Schüssler-Fiorenza (geb. 1938) und der Befreiungstheologe Paulo Suess (geb. 1938).

  • Auszeichnungen

    1994 Dr. theol. h. c., Universität Wien
    2002 Buber-Rosenzweig-Medaille der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit
    2007 Theologischer Preis der Salzburger Hochschulwochen
    2009 Dr. h. c., Santa Clara University (Kalifornien, USA)
    2013 Dr. h. c., University of London
    2018 Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen
  • Quellen

    Nachlass:

    Universitäts- und Landesbibliothek Münster.

  • Werke

    Monografien:

    Heidegger und das Problem der Metaphysik. Versuch einer Darlegung und kritischen Würdigung, 1951. (Diss. phil. Bamberg)

    Advent Gottes, 1959.

    Armut im Geiste, 1962.

    Christliche Anthropozentrik. Über Denkformen des Thomas von Aquin, 1962. (Diss. theol. Innsbruck)

    Weltverständnis im Glauben, 1965.

    Roger Garaudy/Johann Baptist Metz/Karl Rahner, Der Dialog oder Ändert sich das Verhältnis zwischen Katholizismus und Marxismus?, 1966.

    Zur Theologie der Welt, 1968.

    Reform und Gegenreformation heute, 1969.

    Johann Baptist Metz/Jürgen Moltmann/Willi Oelmüller, Kirche im Prozeß der Aufklärung. Aspekte einer neuen „politischen Theologie“, 1970.

    Glaube in Geschichte und Gesellschaft. Studien zu einer praktischen Fundamentaltheologie, 1977.

    Zeit der Orden? Zur Mystik und Politik der Nachfolge, 1977.

    Johann Baptist Metz/Karl Rahner, Ermutigung zum Gebet, 1977.

    Eugen Kogon/Johann Baptist Metz/Elie Wiesel/Lucy S. Dawidowicz/Dorothy Rabinowitz/Robert McAfee Brown, Gott nach Auschwitz. Dimensionen des Massenmords am jüdischen Volk, 1979.

    Jenseits bürgerlicher Religion. Reden über die Zukunft des Christentums, 1980.

    Kirche nach Auschwitz, 1993.

    „Landschaft aus Schreien“. Zur Dramatik der Theodizeefrage, 1995.

    Zum Begriff der neuen Politischen Theologie 1967–1997, 1997.

    Johann Baptist Metz in Zusammenarbeit mit Johann Reikerstorfer, Memoria passionis. Ein provozierendes Gedächtnis in pluraler Gesellschaft, 2006.

    Mystik der offenen Augen. Wenn Spiritualität aufbricht, 2011.

    Gesammelte Schriften, 10 Bde., hg. v. Johann Reikerstorfer, 2016–2020.

    Herausgeberschaften:

    Johann Baptist Metz/Peter Rottländer (Hg.), Lateinamerika und Europa. Dialog der Theologen, 1988.

    Karl Lehmann/ Johann Baptist Metz/Albert Raffelt/Herbert Vorgrimler (Hg.), Karl Rahner, Sämtliche Werke, 32 Bde., 1995–2018.

    Johann Baptist Metz/Johann Reikerstorfer/Jürgen Werbick (Hg.), Religion – Geschichte – Gesellschaft. Fundamentaltheologische Studien, 1995–2019.

    Johann Baptist Metz/ Jürgen Manemann (Hg.), Christologie nach Auschwitz. Stellungnahmen im Anschluss an Thesen von Tiemo Rainer Peters, 1998, 22001.

    Johann Baptist Metz/Lothar Kuld/Adolf Weisbrod (Hg.), Compassion. Weltprogramm des Christentums, 2000.

    Johann Baptist Metz/Kurt Appel/Jan-Heiner Tück (Hg.), Dem Leiden ein Gedächtnis geben. Thesen zu einer anamnetischen Christologie. Festschrift Johann Reikerstorfer, 2012.

    Bibliografien:

    Johann Baptist Metz, Nach-Worte, Gesamtregister, Bibliographie (= Gesammelte Schriften, Bd. 9), 2018, S. 181–290.

    Bibliografie in der Internetzpräsenz des Seminars für Fundamentaltheologie und Religionsphilosophie der Universität Münster. (Onlineressource)

  • Literatur

    Mechthild Ulbricht, Rationalität und Reich Gottes, Interpretationshilfe zur politischen Theologie von Johann Baptist Metz, 1980.

    Nedjelkjo Ančić, Die „politische Theologie“ von Johann Baptist Metz als Antwort auf die Herausforderung des Marxismus, 1981.

    Tiemo Rainer Peters, Johann Baptist Metz. Theologie des vermißten Gottes, 1998. (P)

    Jan Heiner Tück, Christologie und Theodizee bei Johann Baptist Metz, 2001.

    Julia D. E. Prinz, Endangering Hunger for God, 2007.

    Ján Branislav Mickovic, Den Widerspruch denken. Das Leidensverständnis in den Theologien von Dorothee Sölle und Johann Baptist Metz, 2014.

    Hans-Gerd Janßen/Julia D. E. Prinz/Michael J. Rainer (Hg.), Theologie in gefährdeter Zeit. Stichworte von nahen und fernen Weggefährten für Johann Baptist Metz zum 90. Geburtstag, 2019.

    David Rüschenschmidt, Neue Politische Theologie. Johann Baptist Metz und sein Denken im Horizont einer intellektuellen Gründung der Bundesrepublik, 2019. (P)

  • Onlineressourcen

  • Autor/in

    David Rüschenschmidt (Münster)

  • Zitierweise

    Rüschenschmidt, David, „Metz, Johann Baptist“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.01.2023, URL: https://www.deutsche-biographie.de/118581503.html#dbocontent

    CC-BY-NC-SA