Zuccalli, Enrico
- Dates of Life
- um 1642 – 1724
- Place of birth
- Roveredo (Kanton Graubünden)
- Place of death
- München
- Occupation
- Architekt ; kurfürstlich bayerischer Hofbaumeister ; Baumeister
- Religious Denomination
- katholisch
- Authority Data
- GND: 118773232 | OGND | VIAF: 20476389
- Alternate Names
-
- Zuccalli, Giovanni Enrico
- Zuccalli, Henrico
- Zuccalli, Giovanni Henrico
- Zuccalli, Enrico
- Zuccalli, Giovanni Enrico
- Zuccalli, Henrico
- Zuccalli, Giovanni Henrico
- Zuccalli, Johann Heinrich
- Zugalli, Enrico
Linked Services
- Katalog des Bibliotheksverbundes Bayern (BVB)
- Deutsche Digitale Bibliothek
- Thesaurus des Consortium of European Research Libraries (CERL)
- Normdateneintrag des Südwestdeutschen Bibliotheksverbundes (SWB)
- Österreichischer Bibliothekenverbund (OBV)
- Gemeinsamer Verbundkatalog (GBV)
- * Personen in Bavarikon [2013-]
Relations
Genealogical Section (NDB)
- Triva, Anna Maria / verheiratete
- Triva, Ascanius von
- Triva, Johann Ascanius
- Triva, Johann Nepomuk Graf von
- Zuccalli, Caterina / verheiratete
- Zuccalli, Christophorus
- Zuccalli, Gaspare
- Zuccalli, Giovanni Battista
- Zuccalli, Giovanni Pietro
- Zuccalli, Johann Anton Ferdinand Ulrich
- Zuccalli, Johann Franz Cajetan
- Zuccalli, Joseph Clemens Ulrich
- Zuccalli, Maria Anna
- Zuccalli, Maria Domenica
- Zuccalli, Maria Margareta / verheiratete
Places
Map Icons
Place of birth
Place of activity
Place of death
Place of interment
Localized places could be overlay each other depending on the zoo m level. In this case the shadow of the symbol is darker and the individual place symbols will fold up by clicking upon. A click on an individual place symbol opens a popup providing a link to search for other references to this place in the database.
-
Zuccalli, Giovanni Enrico (Henrico)
| Architekt, * um 1642 Roveredo (Kanton Graubünden), † 8.3.1724 München. (katholisch)
-
Genealogy
V →Giovanni Battista (Johann Baptist) († 1678), Stukkator aus R., 1661 in Kempten (Allgäu) tätig;
M →Caterina Barbieri († 1685);
B →Giovanni Pietro (später Ferdinand Maria) (um 1653–1720), Theatinerpropst in Salzburg u. M., Schw →Maria Domenica († 1707, ⚭ →Gaspare [Caspar] Zuccalli, um 1628–78, mit seinem Vt →Giovanni Domenico Christophorus Zuccalli im Raum zw. Inn u. Salzach tätig, 1668 Hofmaurermeister in M.);
– ⚭ →Maria Margareta Carduffin († 1732), aus Marmels (Marmorera, Oberhalbstein, Kt. Graubünden);
3 S →Joseph Clemens Ulrich (1690–1732), 1715 kfl. bayer. HR, →Johann Anton Ferdinand Ulrich (1696–1749), 1723 kfl. bayer. HR, →Johann Franz Cajetan († 1742), kfl. bayer. Offz., 3 T (1 früh †) →Maria Anna (1691–1721), →Anna Maria (* um 1693, ⚭ →Johann Ascanius Triva, vermutl. 1677–1766, aus Venedig, 1698 an d. Univ. Ingolstadt immatrikuliert, Geh. Sekr., Geh. Kab.sekr., Hauptpfleger in Vilshofen, Stabskommissar d. Obersthofmeisters, kfl. bayer. HR);
E →Ascanius v. Triva (1715–66), studierte Jura in Ingolstadt, 1743 Legationssekr. d. bayer. Gesandtschaft in Dresden, kfl. bayer. HR, Stabskommissar d. Obersthofmeisters u. an d. beiden Hofspitälern;
Ur-E →Johann Nepomuk Gf. v. Triva (1755–1827, bayer. Gf. 1816), 1804 bayer. Gen.lt., 1809 Min.staatssekr. im Kriegswesen, 1811 Gen. d. Artillerie, 1817 Staatsmin. d. Armee, Illuminat, 1818 Ehrenmitgl. d. Bayer. Ak. d. Wiss. (s. St. Buchhold, J. N. Gf. v. T. (1755–1827) u. d. bayer. Heeresreform n. 1804, 2012;
ADB 38). -
Biography
Über Z.s Ausbildung und frühe Jahre ist wenig bekannt. Der Traktat über die Architektur von →Sebastiano Serlio und oberital. Paläste waren ihm vertraut, während eines Romaufenthalts in den 1660er Jahren lernte er die hochbarocke Architektur kennen. 1667 erhielt Z. in Paris Zahlungen für Arbeiten an Modellen nach →Berninis Louvreprojekten, ein Einfluß, der noch bis in seine späten Entwürfe spürbar ist. 1668 war seine Ausbildung abgeschlossen, er wurde dem Senat von Dubrovnik als Architekt für den Wiederaufbau der von einem Erdbeben zerstörten Stadt vorgeschlagen, wurde dort jedoch nicht tätig.
Als „Architetto“, ohne Angaben über Ausbildung oder Werke zu machen, bewarb sich Z. 1672 in einem selbstbewußt abgefaßten Schreiben um eine gut dotierte Stelle beim kurfürstlichen Hof in München und wurde am 15.2.1673, rückwirkend zum 1.11.1672, zum Hofbaumeister ernannt. Unter Kf. →Max Emanuel (1662–1726) stieg er zum ersten Architekten auf und erhielt in den 1690er Jahren ein Grundgehalt von 1600 fl. sowie weitere Vergütungen. Sein Aufgabenfeld betraf nicht nur Entwurf und Bauaufsicht kurfürstlicher Bauten, er plante auch Gartenanlagen, war an der Isarregulierung beteiligt, unternahm Inspektionsreisen in Bayern, aber auch mehrfach Studienreisen in die Niederlande. Neben der Arbeit für den Kurfürsten und dessen Bruder →Joseph Clemens (1671–1723) plante er für Angehörige des bayer. Adels Stadtpalais in München, für Gf. →Kaunitz (1711–94) sind Entwürfe für Bauten in Wien und Austerlitz verbürgt. Nach Max Emanuels Rückkehr aus dem Exil in Frankreich 1715 wurde Z.s Stellung schwierig, sein Stil hatte sich überlebt, franz. geschulte Künstler erhielten den Vorzug.
Z.s erster großer Auftrag ab 1673 war die Überbauung der Wallfahrtskirche Altötting und die Neuregulierung der Platzanlage. Eine im wesentlichen aus Grundrissen bestehende Planserie zeigt die Wallfahrtskapelle umschlossen von einer Rotunde mit Umgang und Vorhalle, die polygonale Platzanlage mit zwei Brunnen sollte durch eine Kombination aus Altbestand und Neubauten gebildet werden. Das Projekt kam jedoch wegen Geldmangels nur teilweise zur Ausführung – lediglich ein Chorherrenhaus und ein Dechanthof wurden erbaut (1674–77). Zeitgleich betreute Z. Umbauten an der Univ. Ingolstadt, die Vollendung des Barellibaus von Schloß Nymphenburg und die Arbeiten an der Theatinerkirche, in deren Mauern 1676 sein durch eine Stichansicht überliefertes Trauergerüst für die Kfn. →Henriette Adelaide (1636–1676) errichtet wurde. Die Zweiturmfassade der Kirche ist vielleicht nicht allein seine Idee, jedoch ihre Stellung, leicht gegen die Fassade zurückgesetzt, die Struktur der Fassade an sich|und die volutengezierte Bekrönung der Kuppellaterne gehen wohl auf ihn zurück.
Ab 1680 wurden unter Z.s Leitung in der Münchner Residenz beim Brand von 1674 zerstörte Zimmerfolgen wiederhergestellt. Etwa 1693/94 erfolgte der Einbau des später sog. „Holländischen Cabinet“, eines überkuppelten Ovalraums, der den Residenzbeschreibungen nach mit Spiegeln und Lacktafeln verkleidet war und bis zum Gewölbe zur Aufstellung von Porzellanen diente, ein frühes Beispiel für exotische Raumdekoration. 1697 wurde der Grundstein der von Z. geplanten viertürmigen Vierflügelanlage der Bonner Residenz des Kurfürsten und Erzbischofs von Köln, →Joseph Clemens, gelegt, heute verschiedentlich modifiziert das Hauptgebäude der Universität. Für Kf. Max Emanuel errichtete Z. das Schloß Lustheim auf H-förmigem Grundriß mit einem über zwei Stockwerke gehenden Mittelsaal und seitlichen Appartements; ein frei stehender südlicher Pavillon diente als Renatuskapelle, das Gegenstück im Norden bildete der sog. ‚Schöne Stall‘, nach Osten schlossen sich jeweils viertelkreisförmige Galeriebauten (1699–1722) an, die später ein Orangerietrakt verband. Zudem wurden Pläne für die gesamte Gartenanlage von Schleißheim angefertigt. Verschiedene Projekte zur Umgestaltung des Alten Schlosses entstanden, die schließlich in den Plan mündeten, eine neue, den Ansprüchen des auf Rangerhöhung abzielenden Max Emanuel genügende Residenz zu erbauen, das Neue Schloß Schleißheim, dessen Grundstein 1701 gelegt wurde. Ungenügende Fundamentierung ließ 1702 die parkseitige Ostfassade einstürzen, Grund- und Aufriß des Baues mußten modifiziert werden, der große Saal im Obergeschoss wurde verschmälert und erhielt eine begleitende Galerie. Eine Rhythmisierung der durch die Breite des Gartens vorgegebenen Länge der Fassade erfolgte durch Pavillons, einzelne vorspringende Blöcke und niedrige Verbindungsgalerien, die Dächer beherrschen wuchtige Kaminaufbauten. Zur selben Zeit wurde auch Schloß Nymphenburg umgestaltet, ebenfalls mit großen Rundbogenfenstern an Ost- und Westfassade des Mittelbaues, den niedrige Galerien mit vier in der Höhe gestuften Pavillonbauten über Eck verbinden. Die Niederlage des Kurfürsten in der Schlacht von Höchstädt 1704 und die Jahre seines Exils bedingten eine Zäsur für die kurfürstliche Bautätigkeit. 1710 erstellte Z. einen Plan für die Um- und Neugestaltung der Klosteranlage von Ettal und lagerte dem im Kern bewahrten gotischen zwölfeckigen Kirchenbau eine geschwungene Fassade aus Werkstein vor, die an Berninis Louvreprojekt erinnert.
Z.s Bedeutung liegt insbesondere in seiner Rolle als Vermittler hochbarocker Architekturen, die er reduziert und an lokale Bautraditionen angepaßt einsetzte. In der Sakralarchitektur führte er den Typus des hochbarocken ital. Zentralbaus in Bayern ein, brachte als erster den repräsentativen Stadtpalast nach röm. Vorbild nach Wien (Palais Kaunitz-Liechtenstein 1688/89) und kreierte mit Schloß Lustheim den Prototyp des „Lustgartengebäudes“ in eigenständiger Form (S. Heym).
-
Primary Sources
Qu Totenbuch d. Frauenkirche zu München; Bayer. HStA München, Abt. I, Allg. StA, Ältere Bestände, Akt Z.
-
Works
|d. Bauten in Schloß Nymphenburg (Erweiterung d. Barellibaus), Neues Schloß Schleißheim sowie Bonn, ehem. Schloß (heute Univ.hauptgebäude) u. Ettal, Benediktinerkloster wurden später verändert;
Franziskanerkloster Mittenheim (Lkr. München), 1717–20 (Kirche 1804 abgebrochen);
in München verschiedene Adelspalais: diese nur durch Stichansichten überliefert, lediglich d. f. Gf. Paul v. Fugger zu Kirchberg u. Weißenhorn, später Portia, erbaute Palais verändert erhalten;
– W-Verz.: Heym, H. Z., 1984 (s. L), S. 106 f. -
Literature
|R. A. L. Paulus, Der Baumeister H. Z. am kurbayer. Hofe zu München, Ein kunstgeschichtl. Btr. z. Entwicklung d. Münchener Barock u. beginnenden Rokoko, 1912;
G. Hojer, Die Münchner Residenzen d. Kf. Max Emanuel, Stadtresidenz München–Lustheim–Schleißheim–Nymphenburg, in: Ausst.kat. Kf. Max Emanuel, Bayern u. Europa um 1700, München 1976, Bd. I, S. 142–69;
H. Lorenz, E. Z.s Projekt f. d. Wiener Stadtpalast Kaunitz-Liechtenstein, in: Österr. Zs. f. Kunst u. Denkmalpflege 34, 1980, S. 16–22;
S. Heym, H. Z. (um 1642–1724), Der kurbayer. Hofbaumeister, 1984 (W-Verz.);
dies., H. Z. u. d. Kreis d. Graubündner Baumeister am kurbayer. Hof in München, in: Graubündner Baumeister u. Stukkateure, Btrr. z. Erforsch. ihrer Tätigkeit im mitteleurop. Raum, hg. v. M. Kühlenthal, 1997, S. 111–63;
M. Pfister, Baumeister aus Graubünden, Wegbereiter d. Barock, Die ausw. Tätigkeit d. Bündner Baumeister u. Stukkateure in Süddtld., Österr. u. Polen v. 16. bis z. 18. Jh., 1993;
M. Heisterberg, Der Neubau unter E. Z. 1697–1702, in: G. Satzinger (Hg.), Das kfl. Schloss in Bonn, 2007, S. 19–31;
J. Gudelj, H. Z. in Rome, New Archival Evidence, in: Kunstchron. 67, 2014, S. 2–8 (P);
–ThB;
Dict. of Art;
HLS;
LThK³;
– zur Fam.: H. Zumpf, Graubündner Baumeister u. Stukkateure im Chiemgau u. in Salzburg, in: Genealogie 41, 1992, S. 257–77. -
Portraits
|vermutetes Porträt (Bayer. Nat.mus., Foto No D 1362, Verbleib d. Orig. unbek.), Abb. in: Gudelj, H. Z., 2014 (s. L), S. 3.
-
Author
Ulrike Fuchs -
Citation
Fuchs, Ulrike, "Zuccalli, Giovanni Enrico (Henrico)" in: Neue Deutsche Biographie 28 (2024), S. 758-759 [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118773232.html#ndbcontent