Lebensdaten
1897 – 1945
Geburtsort
Heinitz (Kreis Ottweiler, Saarland)
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
NS-Funktionär ; Leiter des Hauptamts für Volkswohlfahrt ; Politiker ; Nationalsozialist ; Verwaltungsbeamter
Konfession
evangelisch, seit 1940 konfessionslos
Normdaten
GND: 102183589 | OGND | VIAF: 23983304
Namensvarianten
  • Hilgenfeldt, Georg Paul Erich
  • Hilgenfeldt, Erich
  • Hilgenfeldt, Georg Paul Erich
  • mehr

Verknüpfungen

Verknüpfungen auf die Person andernorts

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Hilgenfeldt, Erich, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd102183589.html [19.04.2024].

CC0

  • Als typischer Funktionär der „zweiten Reihe“ baute sich Erich Hilgenfeldt mit der von ihm von 1933 bis 1945 geleiteten „Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt“ (NSV) eine beachtliche Machtstellung im „Dritten Reich“ auf. Der völkischen Ideologie verschrieben, prägte seine Massenorganisation den Alltag vieler „Volksgenossen“ im NS-Staat.

    Lebensdaten

    Geboren am 2. Juli 1897 in Heinitz (Kreis Ottweiler, Saarland)
    Gestorben am vermutlich am 25. April 1945 (1957 für tot erklärt) in Berlin
    Grabstätte keine
    Konfession evangelisch, seit 1940 konfessionslos
    Erich Hilgenfeldt, BSB / Bildarchiv / Fotoarchiv Hoffmann (InC)
    Erich Hilgenfeldt, BSB / Bildarchiv / Fotoarchiv Hoffmann (InC)
  • Lebenslauf

    2. Juli 1897 - Heinitz (Kreis Ottweiler, Saarland)

    1907 - 1914 - Saarbrücken; Halle an der Saale

    Schulbesuch bis Obersekunda

    Oberrealschule; Franckesche Stiftungen

    1914 - 1918 - Ostfront; Westfront

    Kriegsdienst

    1918 - 1920 - Halle an der Saale

    landwirtschaftliche Lehre und Studium (beides abgebrochen)

    Landwirtschaftliche Hochschule

    1920 - 1922

    kaufmännische Lehre

    1923 - 1927 - Zehdenick (Brandenburg)

    Betriebsleiter

    mehrere Dampfziegeleien

    1927 - 1933 - Berlin

    Angestellter

    Statistisches Reichsamt, Abteilung „Allgemeine Wirtschafts- und Konjunkturstatistik“

    1929 - 1945

    Mitglied

    NSDAP

    1930 - 1933 - Berlin

    NS-Funktionär (1931 Bezirkspropagandaleiter, 1932 Kreisleiter, 1933 Gauinspektor)

    NSDAP

    1932 - 1933 - Berlin

    Abgeordneter

    Preußischer Landtag

    1933 - 1945 - Berlin

    Abgeordneter

    Reichstag

    1933 - 1945 - Berlin

    Reichswalter

    Nationalsozialistische Volkswohlfahrt (NSV)

    1934 - 1945 - Berlin

    Leiter des Hauptamts für Volkswohlfahrt

    NSDAP

    1937

    Reichsbeauftragter für die Erfassung der Küchen- und Nahrungsmittelabfälle im Rahmen des „Vierjahresplans“

    1937

    Eintritt (1942 SS-Gruppenführer)

    SS

    1942 - 1945

    Leiter

    NS-Reichsbund Deutscher Schwestern

    vermutlich am 25. April 1945 (1957 für tot erklärt) - Berlin
  • Genealogie

    Vater Karl Hermann Max Hilgenfeldt Bergassessor
    Mutter Marie Anna Clara Hilgenfeldt, geb. Fritz 1875–1956
    Schwester Hedwig Hilgenfeldt
    drei weitere Geschwister N. N.
    1. Heirat 24.4.1922
    Ehefrau Marie-Charlotte Köhler 1890–1968
    Scheidung 1940
    2. Heirat 1940
    Ehefrau Leopoldine Hilgenfeldt, geb. Statischek 1907–1945
    Sohn Reinhard Hilgenfeldt gest. 1943 Soldat
    Kinder ein weiterer Sohn
    Diese Grafik wurde automatisch erzeugt und bietet nur einen Ausschnitt der Angaben zur Genealogie.

    Hilgenfeldt, Erich (1897-1945)

    • Vater

      Max Hilgenfeldt

      Bergassessor

      • Großvater väterlicherseits

      • Großmutter väterlicherseits

    • Mutter

      Marie Hilgenfeldt

      1875–1956

      • Großvater mütterlicherseits

      • Großmutter mütterlicherseits

    • Schwester

      Hedwig Hilgenfeldt

    • 1.·Heirat

      • Ehefrau

        Marie-Charlotte Köhler

        1890–1968

    • 2.·Heirat

      • Ehefrau

        Marie-Charlotte Köhler

        1890–1968

  • Biografie

    alternativer text
    Erich Hilgenfeldt (rechts), Hessisches Staatsarchiv Darmstadt (InC)

    Hilgenfeldt meldete sich im August 1914 als Freiwilliger zum Kriegsdienst, stieg 1917 zum Ordonnanzoffizier auf und diente 1918 in der Fliegerbeobachtung. Im März 1919 aus der Reichswehr entlassen, brach er ein landwirtschaftliches Studium nach einem Semester ab, absolvierte anschließend eine kaufmännische Lehre und arbeitete seit 1927 im Statistischen Reichsamt in Berlin. 1929 trat er der NSDAP und SA bei. Ein während der Weltwirtschaftskrise von ihm initiiertes und organisiertes Hilfsprogramm für Parteimitglieder und SA-Männer verschaffte ihm hohes Ansehen bei Gauleiter Joseph Goebbels (1897–1945). Seit 1932 war er Kreisleiter in Berlin, Reichsredner und Landtagsabgeordneter der NSDAP.

    Im April 1933 wurde Hilgenfeldt von Goebbels zum Leiter der reichsweit agierenden „Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt“ (NSV) ernannt, die nach einer Verfügung Adolf Hitlers (1889–1945) vom 3. Mai 1933 für alle Fürsorgeangelegenheiten innerhalb der NSDAP zuständig war. Seit Januar 1934 zudem Chef des Hauptamts für Volkswohlfahrt bei der Reichsleitung der NSDAP, sicherte sich Hilgenfeldt rasch eine beachtliche Machtposition, die er bis 1945 im ständigen Konflikt mit innerparteilichen Konkurrenten wie Robert Ley (1890–1945) oder Karl Fiehler (1895–1969) im Bereich der Wohlfahrtspflege verteidigte.

    Um seinen Anspruch auf eine Führungsrolle der NSV durchzusetzen, ließ Hilgenfeldt Institutionen der freien Wohlfahrtspflege (u. a. Innere Mission, Caritasverband, Deutsches Rotes Kreuz und Arbeiterwohlfahrt) gleichschalten und machte deren breit gefächerte kommunale Angebote für die eigene Organisation dienstbar. Damit konnte er an Leistungen des Weimarer Sozialstaats anknüpfen, verschob deren Ausrichtung jedoch mehr und mehr von sozialfürsorgerischen und karitativen Gesichtspunkten hin zu volkspflegerischen und „völkischen“ Maximen.

    Trotz kontinuierlicher Anstrengungen vermochte Hilgenfeldt keine Monopolstellung der NSV durchzusetzen, doch es gelang ihm, deren Organisationsnetz großflächig auszubauen und sie mit rund 17 Millionen Mitgliedern (1943) zur größten NS-Massenorganisation nach der Deutschen Arbeitsfront zu formen. Er nutzte die ihm zur Verfügung stehenden Mittel aus Mitgliedsbeiträgen, Spenden und staatlichen Zuwendungen, um mit der NSV in alle Bereiche der Wohlfahrt zu expandieren und dort Akzente zu setzen. So organisierte die NSV das von der NS-Propaganda stark herausgestellte und im Alltag überaus präsente Winterhilfswerk, das Hilfswerk „Mutter und Kind“, die NSV-Jugendhilfe, das Ernährungshilfswerk sowie die Kinderlandverschickung. Mit diesen Aktivitäten konnte der NSV auch Bevölkerungskreise erreichen, die dem Nationalsozialismus eher distanziert gegenüberstanden und für die diese Angebote eine zeitgemäße Form der Fürsorge im Sinne der „Volksgemeinschaft“ zu sein schien. Im Zweiten Weltkrieg kamen die Betreuung von Bombenopfern, Evakuierungsmaßnahmen und Flüchtlingsversorgung hinzu.

    Hilgenfeldts Führung der NSV war in hohem Maße von der NS-Ideologie bestimmt. Ihre Fördermaßnahmen zielten v. a. auf „rassisch wertvolle“, nur zeitweilig in Notlage geratene Bedürftige, während „Minderwertige“, „Asoziale“, Alte und Kranke der (Minimal-)Unterstützung der öffentlichen Fürsorge überlassen wurden. Die Wohlfahrtspflege sollte „Dienst am Volk“, nicht am Individuum leisten, an die Stelle des (christlichen) Mitleids trat die Solidar- und Opferbereitschaft der nationalsozialistischen „Volksgemeinschaft“. Hilgenfeldt beging Ende April 1945 vermutlich Suizid, seine genauen Todesumstände sind unbekannt.

  • Auszeichnungen

    1916 Eisernes Kreuz II. Klasse
    1916 Eisernes Kreuz I. Klasse
    1923 Nationalverband Deutscher Offiziere (bis 1928)
    1924 Stahlhelm. Bund deutscher Frontsoldaten (bis 1928)
    1936 Mitglied der Akademie für Deutsches Recht
    1936 Goldenes Parteiabzeichen der NSDAP
    1939 Ehrenkreuz für Frontkämpfer
    1939 Ehrenzeichen für deutsche Volkspflege 1. Stufe
    1939 Freundeskreis des Reichsführers-SS Heinrich Himmler
    1941 Orden Civil de la Beneficencia
    1942 Kriegsverdienstkreuz 2. Klasse
    1942 Kriegsverdienstkreuz 1. Klasse
  • Quellen

    Nachlass:

    nicht bekannt.

    Weitere Archivmaterialien:

    Bundesarchiv, Koblenz, NS 37. (Hauptamt für Volkswohlfahrt der NSDAP/Reichswaltung der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt e.V.)

    Bundesarchiv, Berlin-Lichterfelde, Bestand BDC. (Personalakten)

  • Werke

    Idee der nationalsozialistischen Wohlfahrtspflege, 1937.

    Aufgaben der nationalsozialistischen Wohlfahrtspflege. Rede auf der NSD-Tagung anläßlich des Reichsparteitages der Arbeit 1937, 1937.

    Volkspflege. Reden vom Reichsparteitag Großdeutschlands, 1938.

    Ein Volk hilft sich selbst!, 1938.

    Das Winterhilfswerk des deutschen Volkes, 1939, 21939.

    The National Socialist Welfare Organisation and the Winter Help Scheme, [1940].

    Aufgaben der NSV. Unter besonderer Berücksichtigung d. Hilfswerkes „Mutter und Kind“, der Kindergärten und Schwesternschulen, 1943.

  • Literatur

    Herwart Vorländer, NS-Volkswohlfahrt und Winterhilfswerk des deutschen Volkes, in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 34 (1986), S. 341–380. (Onlineressource)

    Herwart Vorländer, Die NSV. Darstellung und Dokumentation einer nationalsozialistischen Organisation, 1988.

    Eckhard Hansen, Wohlfahrtspolitik im NS-Staat. Motivationen, Konflikte und Machtstrukturen im „Sozialismus der Tat“ des Dritten Reiches, 1991.

    Peter Hammerschmidt, Die Wohlfahrtsverbände im NS-Staat. Die NSV und die konfessionellen Verbände Caritas und Innere Mission im Gefüge der Wohlfahrtspflege des Nationalsozialismus, 1999.

    Herwart Vorländer, Erich Hilgenfeldt. Reichswalter der NSV, in: Ronald Smelser (Hg.), Die braune Elite. 21 weitere biographische Skizzen, 21999, S. 166–176.

    Hermann Weiß, Art. „Hilgenfeldt, Erich“, in: ders. (Hg.), Biographisches Lexikon zum Dritten Reich, überarb. Neuausg., 22011, S. 209.

    Marie-Luise Recker, „Stark machen zum Einsatz von Gut und Blut für Volk und Vaterland“. Die Nationalsozialistische Volkswohlfahrt (NSV), in: Stephanie Becker/Christoph Studt (Hg.), „Und sie werden nicht mehr frei sein ihr ganzes Leben“. Funktion und Stellenwert der NSDAP, ihrer Gliederungen und angeschlossenen Verbände im „Dritten Reich“, 2012, S. 269–279.

    N. N., Art. „Hilgenfeldt, Georg Paul Erich“, in: Eckhard Hansen/Florian Tennstedt (Hg.), Biographisches Lexikon zur Geschichte der deutschen Sozialpolitik 1871 bis 1945, Bd. 2, 2018, S. 78–80. (Onlineressource)

  • Onlineressourcen

  • Porträts

    Fotografie, ca. 1933, Abbildung in: Das deutsche Führerlexikon 1934/1935, 1934.

    Fotografie mit Gertrud Scholtz-Klink (1902–1999) u. Jakob Sprenger (1884–1945), ca. 1933, Hessisches Staatsarchiv Darmstadt, Bildersammlung, R 4, Nr. 2069.

    Fotografie, 1933, Abbildung in: Reichstags-Handbuch. IX. Wahlperiode 1933, hg. v. Büro des Reichstags, 1934, S. 416. (Onlineressource)

    Fotografie, ca. 1937, Abbildung in: Der Großdeutsche Reichstag 1938, IV. Wahlperiode (nach dem 30. Januar 1933). Mit Zustimmung des Herrn Reichstagspräsidenten hg. v. E. Kienast, 1938, S. 496. (Onlineressource)

  • Autor/in

    Marie-Luise Recker (Bad Homburg)

  • Zitierweise

    Recker, Marie-Luise, „Hilgenfeldt, Erich“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.07.2022, URL: https://www.deutsche-biographie.de/102183589.html#dbocontent

    CC-BY-NC-SA