Lebensdaten
1902 – 1999
Geburtsort
Adelsheim (Baden)
Sterbeort
Bebenhausen
Beruf/Funktion
NS-Funktionärin ; Reichsfrauenführerin
Konfession
-
Normdaten
GND: 119288192 | OGND | VIAF: 27878277
Namensvarianten
  • Treusch, Gertrud (geborene)
  • Klink, Gertrud (verheiratete)
  • Heißmeyer, Gertrud (verheiratete)
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Zitierweise

Scholtz-Klink, Gertrud, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119288192.html [20.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V N. N. Treusch ( 1910, ev.), Bezirksgeometer, seit 1904 in Eberbach/Neckar;
    M N. N.;
    2 B u. a. Wilhelm Treusch, im persönl. Stab d. Reichsführers-SS Heinrich Himmler;
    1) 1921 Eugen Klink (1894–1930), aus d. Schweiz, Hauptlehrer, Postbeamter, Ortsgruppenleiter d. NSDAP in Ellmendingen, Bez.leiter in Offenburg, 2) 1932 1937/38 Günther Scholtz, Arzt, 3) 1940 August Heißmeyer (1897–1979), Dr., 1935-39 Leiter d. SS-Hauptamtes, 1936-45 Inspekteur d. Nat.pol. Erziehungsanstalten (NPEA, NAPOLAs), später in Schwäb. Hall, 1940 Min.dir. im Reichsmin. f. Wiss., Erziehung u. Volksbildung, 1944 Gen. d. Waffen-SS, Dir. e. Coca Cola-Fabrik in Bebenhausen (s. L), S e. Bauern in Gellersen b. Aerzen;
    5 K (2 früh †) aus 1), 1 K aus 3), 6 Stief-K aus 3); N d. 3. Ehemanns Kurt Heißmeyer (1905–67), Tuberkulosearzt, 1944 an Versuchen mit Häftlingen im KZ Neuengamme beteiligt (s. Personenlex. Drittes Reich).

  • Biographie

    Nach dem Tod des Vaters lebte S. mit ihrer Familie im bad. Moosbach, wo sie das Gymnasium bis zur Mittleren Reife besuchte. Mit ihrem Mann, der sich als Mitglied der SA als politischer Redner und später als kommissarischer Kreisleiter der NSDAP in Offenburg betätigte, zog sie nach Altenheim bei Offenburg, begleitete ihn bei politischen Kundgebungen und trat 1930 mit ihm in die Partei ein. Sein plötzlicher Tod 1930 markiert S.s Einstieg in die aktive Politik. Der mit dem Ehepaar befreundete bad. Gauleiter Robert Wagner (1895–1946) ermöglichte der Witwe und Mutter von vier Kindern, als offizielle Rednerin der NSDAP tätig zu werden und beauftragte sie mit der Organisation der Frauenarbeit im Gau Baden. Bereits 1931 übernahm sie nicht nur das neu geschaffene Amt der Gaufrauenschaftsleiterin für Baden und Hessen, sondern zeichnete auch für den Aufbau des Frauenarbeitsdienstes in Südwestdeutschland verantwortlich. In dieser Funktion gelang ihr im Jan. 1934 ein Karrieresprung, der sie als Verantwortliche für die Organisation des nationalen weiblichen Arbeitsdienstes nach Berlin führte. Erich Hilgenfeldt (1897–1945), Leiter der NS-Volkswohlfahrt und Amtsleiter des Amtes für Frauenschaft bei der Obersten Leitung der Partei-Organisation, und Rudolf Heß (1894–1987), Stellvertreter des „Führers“, hielten die auf Reichsebene noch wenig bekannte S. für die geeignete Kandidatin zur Schaffung einer einheitlichen nationalsozialistischen Frauenorganisation. Am 24.2.1934 wurde sie mit der Führung der NS-Frauenschaft (NSF) und des Dt. Frauenwerkes (DFW) betraut; Hitler verlieh ihr den Titel „Reichsfrauenführerin“. Am 1.6.1934 übernahm sie das Frauenamt der Dt. Arbeitsfront (DAF). 1936 wurde sie in die Akademie für Dt. Recht berufen, im Krieg fiel die „Betreuung“ der in den besetzten Gebieten tätigen dt. Frauen in ihre Verantwortung. Gemeinsam mit ihrem dritten Ehemann beteiligte sie sich an den letzten Kämpfen in Berlin. Danach tauchte das Ehepaar unter und lebte bis zur Verhaftung 1948 unter falschem Namen in Bebenhausen bei Tübingen. S. wurde von der Spruchkammer Tübingen, die überzeugt war von der machtpolitischen Bedeutungslosigkeit der Reichsfrauenführerin und dem rein sozial-fürsorgerischen Charakter ihrer Tätigkeiten, 1949 zwar als Hauptschuldige eingestuft, jedoch nur zu einer Haftstrafe von 18 Monaten, im Revisionsverfahren, ebenfalls vor der Spruchkammer Tübingen, 1950 zu zwei Jahren und sechs Monaten verurteilt. Sie konnte die Haft durch ein Gnadengesuch aussetzen, der Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte trat jedoch in Kraft.

    Auch die Forschung sprach S. und den von ihr geleiteten Frauenorganisationen lange Zeit eine nachgeordnete Rolle im männerdominierten NS-Regime zu. Neuere Studien betonen hingegen ihre Bedeutung für den Aufbau der Reichsfrauenführung, der sie durch die gezielte Berufung akademisch gebildeter Mitarbeiterinnen ihren Stempel aufdrückte. Die begabte Rednerin leitete eine Organisation, deren absoluten Anspruch auf Führung der „arischen Frauen“ sie betonte und die sich nicht nur um deren weltanschauliche Schulung und Mobilisierung kümmerte. Sie war auch in die nationalsozialistischen Verbrechen involviert: Der NSF oblag die Kontrolle von sozialen Kontakten der in Privathaushalten eingesetzten Zwangsarbeiter und sie wirkte zeitweise bei der Auswahl und Schulung von KZ-Aufseherinnen mit. S. setzte sich mit großem Eifer bis zum Ende des „Dritten Reiches“ für die Umsetzung der NS-Gesellschaftspolitik ein, worauf sie auch nach 1945 in Interviews und in der von ihr veröffentlichten Dokumentation „Die Frau im Dritten Reich“ (1978, ²1998), die auch autobiographische Passagen enthält, stolz war.

  • Auszeichnungen

    Goldenes Ehrenzeichen d. NSDAP (1936);
    Goldenes HJ-Parteiabzeichen (1937);
    Goldenes Mutterkreuz (1944).

  • Werke

    Weitere W Aufbau d. Dt. Frauenarbeitsdienstes, 1934;
    Reden an d. dt. Frau, 1934 (mit A. Hitler);
    Den dt. Frauen, 1935 (mit A. Hitler);
    Verpflichtung u. Aufgabe d. Frau im nat.soz. Staat, 1936;
    Frauen helfen siegen, Bilddokumente v. Kriegseinsatz unserer Frauen u. Mütter, 1941 (Geleitwort).

  • Literatur

    J. Stephenson, The Nazi Organization of Women, 1981;
    ders., in: R. Smelser u. a. (Hg.), Die braune Elite II, 1993, S. 219-30;
    C. Koonz, Mütter im Vaterland, 1991;
    A. Böltken, Führerinnen im „Führerstaat“, G. S.-K., Trude Mohr, Jutta Rüdiger u. Inge Viermetz, 1995;
    C. Arbogast, Herrschaftsinstanzen d. württ. NSDAP, 1998;
    M. Livi, G. S.-K., Die Reichsfrauenführerin, 2005 (L, Qu, P);
    Biogr. Lex. Drittes Reich;
    Die Führer d. Provinz, NS-Biogrr. aus Baden u. Württ., hg. v. M. Kißener u. J. Scholtyseck, 1997;
    H. Maier (Hg.), Who is who d. Soz. Arbeit, 1998;
    zu August Heißmeyer:
    T. Friedman, Die drei ältesten SS-Generale Himmlers, SS-Obergruppenführer A. H., SS-Obergruppenführer Wilhelm Reinhard, SS-Obergruppenführer Udo v.|Woyrsch, Eine dokumentar. Slg., Inst. of Documentation in Israel for the Investigation of Nazi War Crimes, 1998;
    Munzinger;
    Personenlex. Drittes Reich;
    Lilla, MdR.

  • Autor/in

    Nicole Kramer
  • Zitierweise

    Kramer, Nicole, "Scholtz-Klink, Gertrud" in: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 449-451 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119288192.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA