Lebensdaten
1888 – 1946
Geburtsort
Leipzig-Gohlis
Sterbeort
Göttingen
Beruf/Funktion
Anglist ; Religionssoziologe ; Kultursoziologe
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118795309 | OGND | VIAF: 22937652
Namensvarianten
  • Schöffler, Herbert
  • Schöffler, Herbert
  • Schoeffler, Herbert
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Zitierweise

Schöffler, Herbert, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118795309.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V N. N., Kaufm., ksl. Postassistent;
    M N. N.;
    ⚭ Olga (1890–1974), T d. Heinrich Dehning (1861–1914), Lehrer in Celle, Heimatschriftst., Lokalhist., Vf. v „Die Gesch. d. Stadt Celle“, 1891, Mitbegründer d. vaterländ. Mus. (Bomann-Mus.) in Celle, u. d. Olga Foht (1864–1936);
    1 S Heinz Herbert (* 1922?), Dr. med., Arzt in Stuttgart.

  • Biographie

    S. besuchte 1899-1905 die Realschule, danach das Petrigymnasium in Leipzig und entwickelte unter dem Einfluß eines Schwagers, eines ev. Geistlichen, religiöse Interessen. Ein Studium der Germanistik, Neuphilologie und Geschichte seit 1908 in Leipzig und Paris beendete er 1911 mit der Promotion zum Dr. phil. bei Adolf Birch-Hirschfeld (1849–1917) mit einer Arbeit über „Die Stellung Huysmans im franz. Roman“ (1911). Seit 1914 planmäßiger Assistent am Historischen Seminar, habilitierte sich S. 1918 bei Karl Lamprecht und Max Foerster (Lexikograph. Stud. z. mittelengl. Med., 1919) und wurde 1923 o. Professor für engl. Philologie in Bern. In dieser Stellung vereinigte er die Gymnasiallehrer für Englisch des gesamten Kantons zu einer regelmäßig tagenden Arbeitsgemeinschaft in seinem Haus. Einen Ruf nach Bonn als Nachfolger von Wilhelm Dibelius (1876–1931) lehnte S. ab, übernahm jedoch 1926 ein Ordinariat an der jungen Univ. Köln, wo er den Aufbau des engl. Seminars leitete und für eine Modernisierung und Reformierung der Studiengänge eintrat. Nach Walter F. Schirmers (1888–1984) Berufung nach Berlin vertrat S. 1929/30 zusätzlich den Bonner Lehrstuhl für Anglistik. Von seinem Amt als Dekan in Köln (seit 1932) wurde er 1933 entbunden, da er sich 1932 geweigert hatte, einen Aufruf zur Wahl Hitlers zirkulieren zu lassen. 1941 veröffentlichte S., der sich gegenüber jüd. Kollegen solidarisch zeigte, eine Artikelserie über den Witz der dt. Stämme in der Zeitung|„Das Reich“ (gedr. mit e. Nachwort v. H. Plessner u. d. T.Kl. Geogr. d. dt. Witzes“, 1955, ⁹1984), die vom Gauleiter mißbilligt und wegen der er von Studenten bedroht wurde. 1941 in Köln suspendiert, übernahm er noch im selben Jahr eine Lehrstuhlvertretung in Göttingen und wurde hier 1942 o. Professor. In einer Vorlesung „Zur Lage“ im Okt. 1945 äußerte er sich auf Wunsch der Studenten selbstkritisch zu seinem Verhalten im Dritten Reich und eigenen antisemitischen Tendenzen (in: Gesch.wiss. in Göttingen, hg. v. H. Heimpel, 1987, S. 364-99). Als Dekan in Göttingen 1945/46 kümmerte sich S. organisatorisch und menschlich um die vertriebenen Wissenschaftler philosophischer Fakultäten aus den von der Roten Armee besetzten Gebieten. Sein guter Kontakt zur engl. Militärregierung brach nach seinem Vortrag über die „Labour Party und die Religion“ am 10.11.1945 ab, der von den Behörden mit einem Verweis geahndet wurde. Unter Überarbeitung und Depressionen leidend, setzte S. seinem Leben selbst ein Ende.

    Wissenschaftlich anregend über die Anglistik hinaus wirkte S. durch seine von Ernst Troeltsch, Levin Ludwig Schücking und Max Weber inspirierten religionssoziologischen und kulturhistorischen Arbeiten, in denen er sich v. a. mit der Verbindung von „Protestantismus und Literatur“ beschäftigte (1922, ²1958). Einfluß übte er weiterhin durch seine rege Tätigkeit als Herausgeber aus (Kölner Anglist. Arbb. 1-38, 1927-40; Hh. z. Englandkunde 1-9, 1929-35; Das Abendland, Forsch. z. Gesch. europ. Geisteslebens 1-5, 1936-40). Mit feuilletonistischen Aufsätzen und Essays stellte sich S. in bewußten Gegensatz zu naturwissenschaftlichen Tendenzen in der Neuphilologie und der „reinen Wissenschaft“ des 19. Jh. Sein Aufbau einer Kölner anglistischen Schule (zu der Wolfgang Clemen, Klaus Dockhorn, Hans Glunz, Herbert Huscher, Ernst Alfred Philippson u. Gustav Plessow gehörten) und seine Einflußnahme auf die Lehrerausbildung zeigen ihn als modernen Wissenschaftsmanager.

  • Auszeichnungen

    Mitgl. d. Ak. d. Wiss. Göttingen (1943).

  • Werke

    Weitere W Neues Wb. d. engl. u. dt. Sprache, I: Engl.-Dt., 1923 u. ö.;
    Das litt. Zürich 1700-1750, 1925;
    Die Anfänge d. Puritanismus, Versuch e. Deutung d. engl. Ref., 1932 (Nachdr. in: Wirkungen d. Ref., 1960);
    Die Ref., 1936 (Nachdr. ebd.);
    Die Leiden d. jungen Werther, 1938;
    Dt. Osten im dt. Geist, Von Martin Opitz bis Christian Wolff, 1940 (²1956 u. d. T. Dt. Geistesleben zw. Ref. u. Aufklärung, ³1974);
    Lichtenberg, Stud. z. seinem Wesen u. Geist, 1956;
    Dt. Geist im 18. Jh., Essays z. Geistes- u. Rel.gesch., hg. v. G. v. Seile. 1956 (Biogr.);
    Wirkungen d. Ref., Rel.soziolog. Folgerungen f. England u. Dtld., 1960;
    Bibliogr.:
    F. Rau. in: Zs. f. Rel.- u. Geistesgesch. 28, 1976, S. 147-62;
    |

  • Nachlass

    Nachlaß: Archiv. d. Verlags Vittorio Klostermann, Frankfurt/M. im DLA Marbach; Anglistikarchiv, Univ.archiv Augsburg; Privatarchiv Th. Finkenstaedt, Wildsteig.

  • Literatur

    H. Schaeder, in: Mitt. d. Univ.bundes Göttingen 1947, S. 3-15 (W);
    F. Rau, in: Zs. f. Rel.- u. Geistesgesch. 8, 1956, S. 265-67;
    W. Ebel, Cat. Professorum Goettingensium 1734-1962, 1962;
    G. Haenicke, Zur Gesch. d. Anglistik an dt.sprachigen Universitäten, 1979, S. 78-85;
    F.-R. Hausmann, Anglistik u. Amerikanistik im Dritten Reich, 2003, S. 365-90, 502 f.;
    Anglistenlex.;
    Kosch, Lit.-Lex.³ (W);
    Killy;
    Göttinger Gel. (P).

  • Autor/in

    Gunta Haenicke
  • Zitierweise

    Haenicke, Gunta, "Schöffler, Herbert" in: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 361-362 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118795309.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA