Lebensdaten
1436 oder 1438 – 1501
Geburtsort
Esslingen/Neckar
Sterbeort
Esslingen/Neckar
Beruf/Funktion
Jurist ; Historiograph
Konfession
-
Normdaten
GND: 118824473 | OGND | VIAF: 44423212
Namensvarianten
  • Schöfferlin, Bernhard
  • Schöfferlin, Bernhard
  • Bernhard, Schöfferlin
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Schöfferlin, Bernhard, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118824473.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus Fam., d. in d. Reichsstadt E. zum Patriziat zählte u. früher d. Schultheißenamt d. Reichsvogtei d. Hainbachtales b. E. innehatte;
    V Konrad (um 1410-n. 8.5.1461), Bgm. u. Richter, 1456 Stadtammann, 1461 Pfleger d. Pfarrbibl., zweitreichster Bürger v. E., S d. Heinrich Schultheiß v. Hainbach, seit 1402 gen. Schöfferlin, 1389-1437 erw. in E., 1401 Bgm.;
    M Anna, T d. Heinrich Endris, 1410 Bgm. in E., u. d. Waldpurga Bärtsch, aus E.;
    B Ludwig (um 1438-n. 1508, Reichsadel 1470, Elisabeth Völlin, aus Ulm), 1462 Stadtsöldner u. Edelknecht in E., 1472 Bgm. v. Geislingen an der Steige, Richter, Visierer d. Unteren Herrschaft d. Stadt Ulm, Hans (um 1440-v. 1516, Reichsadel 1470), 1482 Spitalpfleger v. E., Konrad (1445/50-99, Reichsadel 1470), Mag., 1477 Prof. an d. Univ. Tübingen, 1481 Rektor, Pfarrer in Rottenburg/Neckar u. an d. Stiftskirche Tübingen, Chorherr in Stuttgart, Kaplan in E.;
    1469/71 Adelheid ( n. 1503), T d. Mangold Widmann, 1420 an d. Univ. Heidelberg immatrikuliert, württ. Schreiber u. 1430-47 Kanzler in Stuttgart, u. d. Adelheid Rem;
    1 T N. N. ( um 1490 Hans Wirtemberger, seit 1491 gen. v. Karpfen, 1465–1531, 1483 an d. Univ. Tübingen imm., natürl. S d. Gf. Eberhard im Bart v. Württ.);
    Gvm d. Ehefrau Konrad Rem, württ. Vogt v. Nürtingen.

  • Biographie

    S. wurde in d. Privatschule des Stadtschreibers Niklas von Wyle unterrichtet. 1454 Student in Heidelberg und 1456 dort Baccalaureus artium viae modernae, wurde er 1461 als Magister artium dem Domkapitel von Speyer für eine kirchliche Pfründe empfohlen. 1464 studierte er Legistik in Pavia, wurde 1466 Kanzler des Gf. Heinrich von Württemberg, des Koadjutors des Erzbischofs von Mainz, 1468 in Ferrara zum Dr. iur. civilis utriusque promoviert und für zwei Jahre Koadjutor des Gf. Heinrich, den er auf seiner Studienreise in Italien und Frankreich begleitete. S. trat als Rat in den Dienst des Gf. Eberhard im Bart von Württemberg (1472) und war 1474 als Unterhändler für die Vorbereitungen von dessen Heirat mit Barbara Gonzaga in Mantua. 1475 war er Beisitzer am württ. Hofgericht, trat dann aber in den Dienst von Eberhards Mutter, der Ehzgn. Mechthild von Österreich, und war deren Prokurator, Kanzler und Testamentszeuge (1476–82). Nach ihrem Tod begab er sich wieder als Rat in den Dienst des Gf. Eberhard im Bart (1482) und wurde 1488 dessen Rat auf Lebenszeit. Um 1493 begann S., auch auf Wunsch des Grafen, die erste Röm. Geschichte in dt. Sprache zu schreiben. 1495 befand er sich wie sein Freund Johannes Reuchlin auf dem Wormser Reichstag im Gefolge des Grafen, den Ks. Maximilian damals zum|Herzog erhob. Er wurde als Kollege des Heidelberger Rats Dietrich v. Plieningen (um 1453–1520) und des Mainzer Kirchenrechtlers Ivo Wittich (um 1456–1507) Beisitzer beim Reichskammergericht und nahm 1496-99 an dessen Sitzungen in Frankfurt und Worms teil. Nach dem Tod Hzg. Eberhards 1496 erneuerte dessen Nachfolger Eberhard II. S.s Ratsstelle nicht, erst der junge Hzg. Ulrich ernannte ihn 1499 zu seinem Rat von Haus aus. 1500 übernahm S. im Auftrag der Reichsstädte eine der drei Richterstellen des Schwäb. Bundes (neben Johannes Reuchlin u. Johann Vergenhans gen. Nauclerus). Professor für Geschichte in Mainz war er nie, diese Angabe der älteren Literatur und sein angebliches Todesjahr 1504 gehen auf Urkundenerfindungen v. F. W. E. Roth (1898) zurück.

    S. war durch seine reichsstädtisch-patrizische Herkunft, sein humanistisches und juristisches Studium, seine Tätigkeit im Dienst literarisch interessierter Fürsten und als Richter der höchsten Gerichte geprägt. Seine Röm. Geschichte sollte planmäßig von den Ursprüngen Roms bis zur Herrschaft des Augustus reichen, doch S. gelangte nur bis zum Ende des 2. Punischen Krieges, d. h. bis zum 30. Buch des Livius. Wittich fügte eine Übersetzung der Livius-Bücher 31-40, soweit sie damals bekannt waren, hinzu und ließ das Ganze mit seiner Vorrede und derjenigen S.s 1505 in Mainz mit zahlreichen Holzschnitten drucken. S. stützte sich nicht nur auf seine Hauptvorlage Livius, sondern zog auch eine lat. Übersetzung des Dionys von Halikarnassos sowie mehrere andere antike, dazu einige mittelalterliche und humanistische Autoren hinzu. Hieraus formte er eine fortlaufende, durch Reflexionen kommentierte dt. Erzählung, welche die lat. Texte in einer Übersetzung und Bearbeitung wiedergab, die S.s Absicht entsprach, Gründe und Ursachen menschlichen Handelns aufzuzeigen und aus Verfassungs- und Kriegsgeschichte Roms auf seine eigene Zeit übertragbare Einsichten zu vermitteln. S.s Darstellung wurde viel gelesen, bis 1559 mehrfach aufgelegt, von Zacharias Müntzer in seine 1568-1637 oft gedruckte Röm. Geschichte weitgehend übernommen und für span., niederl. und schwed. Livius-Übersetzungen verwendet. S.s weiterer Plan, eine Geschichte des Frankenreichs zu schreiben, kam nicht zur Ausführung.

  • Werke

    ROmische historie vß Tito livio gezogen, Mainz (Johann Schöffer) 1505, 2°, [12], 410 Bl., 236 Holzschnitte (StadtA Esslingen/Neckar).

  • Literatur

    W. Ludwig. Burgermeister u. Schöfferlin, in: Esslinger Studien 25, 1986, S. 69-131;
    ders., Röm. Historie im dt. Humanismus, Ber. aus d. Sitzungen d. Joachim Jungius-Ges. d. Wiss. e. V. Hamburg 5, H. 1, 1987;
    ders., Erasmus u. S., Vom Nutzen der Historie b. d. Humanisten, in: Humanismus u. Historiogr., hg. v. A. Buck, 1991, S. 61-88, rev. Neudr.: ders., Miscella Neolatina, Ausgew. Aufss. aus d. J. 1989-2003, II, 2004, S. 489-522;
    W. Röll, B. S.s Vorrede z. ersten T. d. ‚Röm. Historie', in: ZDA 117, 1988, S. 210-23;
    ders., Die Mainzer Offizin Schöffer u. d. Drucklegung d. „Röm. Historie“ 1505, in: Gutenberg-Jb. 1990, S. 89-117;
    C. Winter, Humanist. Historiogr. in d. Volkssprache, B. S.s. „Röm. Historie“, 1999;
    Killy;
    Vf.-Lex. d. MA².

  • Autor/in

    Walther Ludwig
  • Zitierweise

    Ludwig, Walther, "Schöfferlin, Bernhard" in: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 360-361 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118824473.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA