Lebensdaten
1907 – 2007
Geburtsort
Nottingham (Nottinghamshire)
Sterbeort
Heidelberg-Handschuhsheim
Beruf/Funktion
Anglist ; Professor in Heidelberg
Konfession
lutherisch
Normdaten
GND: 118820567 | OGND | VIAF: 5040588
Namensvarianten
  • Sühnel, Rudolf Richard
  • Sühnel, Rudolf
  • Sühnel, Rudolf Richard
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

Verknüpfungen

Verknüpfungen auf die Person andernorts

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Sühnel, Rudolf, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118820567.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Hermann Richard (1876–1963, aus Chemnitz, 1899–1915 kaufm. Leiter e. amerik. Textiluntern. zunächst in Paris, 1904–15 in N., 1919–51 u. a. Prokurist in Dresden, S d. Ernst Hermann (1839–87, aus Chemnitz, Werkführer, u. d. Johanna Emilie Schmidt (1847–1930), aus Chemnitz;
    M Ida Helene (1878–1960, aus Meuselwitz (Thür.), Erzieherin, T d. August Louis Albrecht Schmelzer (1842–92, aus Löbejün b. Halle/Saale, Grubendir., u. d. Sophie Magdalene Bertha Francke verw. Römelt (1836–1900), aus Oberwiederstedt (heute Wiederstedt); Vorfahre-m August Hermann Francke (1663–1727, pietist. Theol., Päd. (s. NDB V; BBKL II);
    1 B Herbert (1904–23); – ledig.

  • Biographie

    Nach einjährigem Besuch einer Preparatory School in Nottingham wurde S. 1915 mit seiner Mutter kriegsbedingt ausgewiesen und fand Aufnahme bei Verwandten im thür. Altenburg. Seit der Scheidung der Eltern 1923 in Dresden lebend, legte er 1926 sein Abitur an der dortigen Kreuzschule ab. Aus finanzieller Notwendigkeit absolvierte er 1926–29 eine Lehre als Verlagsbuchhändler bei B. G. Teubner in Leipzig. In dieser Zeit bereits Gasthörer an der Univ. Leipzig, studierte S. 1929–33 abwechselnd in Heidelberg und Leipzig Germanistik, Philosophie, Anglistik und Klass. Philologie. Neben dem Studium arbeitete er bei Teubner. Da der Betreuer seiner literaturwissenschaftlichen Dissertation, Friedrich Gundolf (1880–1931), vor der Abgabe starb, reichte S. seine Arbeit „Die Götter Griechenlands und die dt. Klassik“ (gedr. 1935) in Leipzig bei Hermann August Korff (1882–1963) und Friedrich Klingner (1894–1968) ein (Rigorosum 1934).

    Es folgte eine kurze Tätigkeit als wiss. Hilfskraft und Hauslehrer, bevor S. 1936 nach England emigrierte, um sich dem NS-Regime zu entziehen. In London fristete er ein Dasein als Privatlehrer für Deutsch, bis er eine Anstellung als Tutor für ältere Germanistik am Institute of Linguists fand. Bei Kriegsausbruch 1939 hielt sich S. zu Besuch bei seiner Mutter in Altenburg auf und konnte nicht mehr nach England zurückkehren. Er fand im Okt. 1939 eine Anstellung als Studienleiter für Englisch an „Bachs Fremdsprachler-Fachschule“ in Leipzig, wechselte im Aug. 1940 – auf Vermittlung von Levin Ludwig Schücking (1878–1964) – als Lektor und Assistent an das Engl.-amerik. Seminar der Hochschule für Wirtschaftswissenschaften und anschließend bis Ende März 1947 an das Engl. Institut der Univ. Leipzig.

    Im Juli 1944 zum Kriegsdienst eingezogen, geriet S. in sowjet. Gefangenschaft und kehrte 1945 nach Sachsen zurück. Bald darauf|flüchtete er nach Bonn, wo er 1947 auf Empfehlung von Korff Assistent Walter Franz Schirmers (1888–1984) wurde. 1952 unternahm S. eine Reise in die USA zum Studium dortiger Methoden der Amerikanistik. 1956 habilitierte er sich mit „Homer und die engl. Humanität, Chapmans und Popes Übersetzungskunst im Rahmen der humanistischen Tradition“ (gedr. 1958) für Engl. Philologie unter Einschluß des Amerikanischen. Seit 1956 lehrte S. als planmäßiger ao., seit 1959 als o. Professor und Direktor des Engl. Seminars an der FU Berlin, bevor er 1960 nach Heidelberg wechselte; dort wurde er auf eigenen Wunsch 1972 entpflichtet (Dekan 1965/66).

    Hauptarbeitsgebiet des von Gundolf, Korff und Schücking nachhaltig geprägten S. waren Studien zum Nachleben der Antike: von Montaigne und Shakespeare über Pope bis Joyce, Pound und Eliot. Dabei ging es ihm v. a. „um den schöpferischen Dialog mit einer lebensvollen humanen Tradition, aus der die europ. Kulturen gewachsen sind“ (H.-J. Zimmermann). Damit war er der letzte Repräsentant einer Wissenschaftlergeneration, die dem antiken Geistesgut in der engl. und amerik. Literatur nachspürte. Impulse für sein Fach gab S. als Mitbegründer (1954) und Mitglied (1954–57) im Executive Committee der European Association for American Studies (EAAS), als Mitbegründer und -herausgeber der Buchreihe „Grundlagen der Anglistik“ (seit 1971) sowie als Mitherausgeber der Biographiensammlung „Engl. Dichter der Moderne 1880–1970“ (1971). Zu seinen Schülern zählen u. a. Manfred Seidler, Edgar Lohner, Hans-Joachim Zimmermann, Horst Meller und Frank Schirrmacher.

  • Auszeichnungen

    A Mitgl. d. Heidelberger Ak. d. Wiss. (1966), d. P.E.N.-Clubs, Zentrum Dtld. (1968), d. Eichendorff-Ges. (Heidelberg, Vors. seit 1987) u. d. Verw.rats d. Schurman-Ges. (1966–72).

  • Werke

    British and American classical poems in continuation of Ludwig Herrig`s „Classical authors“, neu hg. v. H. Meller u. R. S., 1966, überarb. Nachdr. 1999;
    Antrittsrede, in: Jb. d. Heidelberger Ak. d. Wiss. f. 1966/67, 1968, S. 56–59;
    Kontemplation u. Aktion, Orient u. Okzident im Werk v. Rudyard Kipling, 1972;
    Make it new, Essays z. lit. Tradition, 1987 (W);
    Vom Malerbuch z. dichter. Inbild, Das Lebenswerk Gotthard de Beauclairs, 1992;
    Der engl. Landschaftsgarten in Wörlitz als Gesamtkunstwerk d. Aufklärung, 1997;
    Bibliogr.:
    H. Poell, Bibliogr. bis 2003 (unveröff., Univ.archiv Heidelberg);
    Qu:
    Eigene Angaben v. R. S., April 2003;
    Univ.archiv Heidelberg PA 3039, 6964 f., 7249 u. Studentenakte;
    Nachlaß:
    Privatbes.;
    Univ.archiv Heidelberg.

  • Literatur

    Lebende Antike, Symposion f. R. S., hg. v. H. Meller u. H.-J. Zimmermann, 1967;
    Antike u. neuere Philol., Symposium zu Ehren d. 75. Geb.tages v. R. S., hg. v. H.-J. Zimmermann, 1984;
    H.-J. Zimmermann, in: Jb. d. Heidelberger Ak. d. Wiss. f. 2007, 2008, S. 171 f. (P);
    Farewell, Abschied v. R. S. 1907–2007, Postume Würdigungen, Gesammelt u. hg. v. H. u. E. Poell, 2008;
    Die Heidelberger Ak. d. Wiss. im Spiegel ihrer Antrittsreden 1944–2008, hg. v. V. Sellin u. S. Zwies, 2009, S. 269–72;
    Kürschner, Gel.-Kal., 2007;
    Anglistenlex.;
    Kosch, Lit.-Lex.³ (W, L);
    Drüll, Heidelberger Gel.lex. IV.

  • Porträts

    Univ.archiv Heidelberg, Bildarchiv;
    Porträtzeichnung v. C. Poell, 1997, Abb. in: Jb. d. Heidelberger Ak. d. Wiss. f. 2007, 2008, S. 171.

  • Autor/in

    Dagmar Drüll-Zimmermann
  • Zitierweise

    Drüll-Zimmermann, Dagmar, "Sühnel, Rudolf" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 673-674 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118820567.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA