Zenneck, Jonathan

Dates of Life
1871 – 1959
Place of birth
Ruppertshofen bei Gaildorf (Württemberg)
Place of death
München
Occupation
Physiker
Religious Denomination
evangelisch
Authority Data
GND: 118772554 | OGND | VIAF: 32792659
Alternate Names

  • Zenneck, Jonathan Adolf Wilhelm
  • Zenneck, Jonathan
  • Zenneck, Jonathan Adolf Wilhelm
  • Zenneck, Jonathan A. W.
  • Zenneck, Jonathan Wilhelm Adolf
  • Zenneck, Jonathan A.
  • Zenneck, J.
  • Zenneck, Jonathan Wilhelm Adolph

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Citation

Zenneck, Jonathan, Index entry in: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118772554.html [08.12.2025].

CC0

  • Zenneck, Jonathan Adolf Wilhelm

    | Physiker, * 15.4.1871 Ruppertshofen bei Gaildorf (Württemberg), † 8.4.1959 München, ⚰ München, Bogenhausener Friedhof. (evangelisch)

  • Genealogy

    V Emil Adolf Wilhelm (1841–1920), ev. Pfarrer in R., S d. Adolf (1808–68), aus Urach, ev. Pfarrer in Württ., u. d. Emilie Charlotte Friederike Zahn (1811–1891), aus Neuffen;
    M Julie (* 1848), aus Ludwigsburg, T d. Wilhelm Christian Gottlieb Tritschler ( v. 1870), Kaufm. in Maulbronn, u. d. Friederike Marie Jakobine Pflugfelder (* 1827);
    B Johannes (* 1873), Marine-Ing. in Kiel;
    Braunschweig 1909 Olga (* 1883), T d. Ernst Haeseler (1844–1911), aus St. Andreasberg (Oberharz), Bau-Ing., 1875 o. Prof. f. Brücken- u. Eisenbahnbau an d. Polytechn. Schule (TH) Braunschweig, Vf. v. „Der Brückenbau, Ein Hdb. (…)“, 3 Bde., 1888, 1897 GHR (s. Braunschweig. Biogr. Lex. I;
    Braunschweiger Stadtlex.), u. d. Anna Kass;
    2 S Rolf (1911–84), Dipl.-Ing., Erwin (1920–41 ⚔), 1 T Ilse Burkhardt (* 1915), Dr. med., Ärztin in M.;
    Verwandte Philipp Jacob Zenne(c)k (1709–1795), aus Neidlingen, Mag. phil., Feldprediger, 1734 ev. Pfarrer in Bezgenriet b. Göppingen, 1736–80 in Weil im Schönbuch b. Böblingen (Württ.), Naturforscher, zuletzt in Ludwigsburg (s. Meusel;
    Pogg. I), Ludwig Heinrich (1779–1859), Mag. phil., 1812 Lehrer am Tafinger’schen Töchter-Inst. in Stuttgart, Agrikulturchemiker, Entomol., 1818–28 Prof. d. Naturgesch. u. Chemie am landwirtschaftl. Inst. in Hohenheim, PD in Tübingen, zuletzt in Stuttgart (s. Pogg. I).

  • Biography

    Nach Abschluß der Lateinschule in Crailsheim und dem Bestehen des Landexamens absolvierte Z. 1885–89 kostenfrei das ev.theol. Seminar in Maulbronn und Blaubeuren, das einem humanistischen Gymnasium entsprach. Er hatte sich dabei für eine unentgeltliche Unterbringung im ev. Stift in Tübingen qualifiziert, wo er dann an der Universität Mathematik und Naturwissenschaften sowie verpflichtend auch Philosophie studierte. Dort bestand er 1894 die Lehramtsprüfung und wurde mit einem zoologischen Thema bei Theodor Eimer (1843–1898) zum Dr. rer. nat. promoviert. Auf einen durch ein Stipendium ermöglichten viermonatigen Aufenthalt am Natural History Museum in London und den Militärdienst als Einjährig-Freiwilli|ger bei der Marine in Kiel folgte 1895 eine Anstellung als Assistent bei dem Physiker Ferdinand Braun (1850–1918) an der Univ. Straßburg, wo Z. u. a. mit einer Modifizierung der nach Braun benannten Röhre Stromkurven sichtbar machte. Parallel unterrichtete er 1898–1900 an einem Gymnasium (2. Staatsexamen 1899).

    Z. erprobte seit Herbst 1899 an der Nordsee die von Braun entwickelte wesentliche Verbesserung der Funktechnik, wobei im Unterschied zu Guglielmo Marconi nicht nur ein, sondern zwei gekoppelte Schwingkreise verwendet und so Erzeugung und Abstrahlung der Wellen voneinander getrennt wurden. In Cuxhaven entstand dafür eine Empfangsstation. Z. richtete den mit einem Funkeninduktor betriebenen Sender auf Schiffen ein, ehe er mit Braun am 24.9.1900 erstmals einen drahtlosen Funkverkehr bis zur 52 km entfernten Insel Helgoland etablierte. Aus diesen Arbeiten ging das Buch „Elektromagnetische Wellen und drahtlose Telegraphie“ (1905) hervor, das Wissenschaftlern und Technikern das neue Gebiet systematisch erschloß und zu einem Standardwerk avancierte. 1901 hatte sich Z. mit dem Werk „Die physikalische Interpretation von Ausdrücken aus der Theorie unendlich kleiner Schwingungen“ (Ann. d. Physik 5, 1901, S. 707–17) an der Univ. Straßburg für Physik habilitiert und las seitdem über Themen wie Wechselströme, elektrische Schwingungen und Gasentladungen. Seine physikalische Vielseitigkeit zeigte er mit einem Beitrag über Gravitation in der „Enzyklopädie der mathematischen Wissenschaften“ (Bd. V,1, 1901). Z. akzeptierte 1905 den Ruf als Dozent an das von Max Wien (1866–1938) geleitete Institut an der erst im Vorjahr eröffneten TH Danzig, was mit der Ernennung zum Direktor des photographischen Laboratoriums verbunden war. Nach wenigen Monaten wurde ihm dazu der Titel Professor verliehen. Im April 1906 wechselte er auf das Ordinariat für Physik an der TH Braunschweig und modernisierte das traditionsreiche Institut von Grund auf. Im Rahmen weiterer Untersuchungen zur Telegraphie fand Z., daß sich die Wellen nicht geradlinig, sondern längs der leitenden Erdoberfläche ausbreiten; eine in dem Zusammenhang gefundene Oberflächenwelle erhielt als Bezeichnung Z.s Namen.

    Mit dem Übertritt zur BASF war Z. 1909 einer der ersten Physiker in der chemischen Industrie und beschäftigte sich hier mit der Stickstoffgewinnung im Lichtbogen. Aus der anfangs nur auf ein Jahr befristeten Tätigkeit, für die er sich in Braunschweig hatte beurlauben lassen, wurde eine Festanstellung. Die Kooperation mit dem norweg. Unternehmen Norsk Hydro, die mit Wasserkraft Lichtbogenöfen betreiben wollte, führte ihn dabei für insgesamt 1 ¼ Jahre als wissenschaftlich-technischen Berater für Vorversuche nach Norwegen. 1911 mit der Annahme eines Rufs als Nachfolger Wiens an die TH Danzig zur Universitätsphysik zurückgekehrt, folgte 1913 der Wechsel auf die Professur für Experimentalphysik an die TH München (Rektor 1925–27, em. 1939). Als Hauptmann der Reserve (1913) kam er 1914 zum Kriegseinsatz in Belgien. Im Dez. 1914 wurde Z. mit Braun in die USA gesandt, um als Gutachter und Zeuge in Patentprozessen zu fungieren. Daneben führte er Messungen an der dt. Funkstation Sayville auf Long Island durch. Die Gerichtsverfahren zogen sich bis zum Kriegseintritt der USA hin, was 1917 zu Z.s Internierung führte und ihn erst im Juli 1919 nach München zurückkehren ließ. Als Kompensation für die Ablehnung der Rufe 1921 an die Univ. Würzburg und 1923 an die Univ. Freiburg (Br.) wurden ihm Verbesserungen seiner Arbeitssituation und ein Institutsneubau bewilligt.

    Zu seinen neuen Forschungsfeldern gehörten die Raum- und Elektroakustik mit konkreten Anregungen für Theater- und Konzertsäle sowie die Ausbreitung elektromagnetischer Wellen in der Atmosphäre, womit er an seine Arbeiten über die drahtlose Telegraphie anknüpfte. An einer 1930 am Herzogstand in den bayer. Voralpen mit Hilfe der Notgemeinschaft der dt. Wissenschaft errichteten Forschungsstation untersuchten Z. und Mitarbeiter durch Echomessungen die Ionisierung der oberen Luftschichten (Ionosphäre) sowie die für den Funkverkehr wichtigen, hauptsächlich durch Sonnenaktivität verursachten Störungen. Außerdem leitete Z. die 1939 davon unabhängig eröffnete Zentralstelle für Ionosphärenforschung, die alle Forschungsaktivitäten auf diesem Gebiet koordinierte.

    Seine Mitgliedschaft in der DNVP 1929–33 deutet auf Affinitäten zum Nationalsozialismus hin, die es Z. ermöglichten, seine Tätigkeiten auch nach 1933 bruchlos weiterzuführen. Bereits seit 1930 Mitglied des Vorstands des Dt. Museums, übernahm er 1933 nach dem Rücktritt des Gründers Oskar v. Miller (1855–1934) die Leitung des Hauses, auch wenn Hugo Bruckmann (1863–1941) bis 1935 diese Position formal besetzte. Mit der von Fritz Todt (1891–1942) – seit 1934 einer der Schriftführer des Vorstandsrats – auf Z.s Wunsch neugestalteten Abteilung Straßenbau, die zeitgleich mit der Automobilausstel|lung im Mai 1938 eröffnet wurde, bezeugte das Museum durch propagandistische Bezüge seine Nähe zum NS-Staat. Z.s Ablehnung von Todts Bestrebungen nach einem stärkeren Gegenwartsbezug war nicht politisch motiviert, sondern galt der Bewahrung des wissenschaftlichen Anspruchs. Da Z. nicht Mitglied der NSDAP gewesen war und seine passive Zugehörigkeit zur SA-Reserve bedeutungslos erschien, konnte er als „Unbelasteter“ bzw. gar als scheinbar „Widerständiger“ (Gegensatz zu Todt, Ablehnung d. „Dt. Physik“ v. Lenard u. Stark) die Leitung des Museums bis zu seinem Ruhestand 1953 fortführen. Z. – ein vielseitiger Physiker mit einem Schwerpunkt bei technischen Anwendungen – hatte u. a. Guido Dessauer (1915–2012), Walter Dieminger (1907–2000), Rudolf Eyfrig (1911–2011), Georg Goubau (1906–1980), Richard Hechtel (1913–2003) und Johannes Plendl (1900–1991) als Schüler.

  • Awards

    A Mitgl. d. Bayer. Ak. d. Wiss. (1920, ao. Mitgl. 1917, Sekr. 1933–41) u. d. Dt. Physikal. Ges. (1920, Vors. 1935–37, 1939/40 u. 1950);
    Geh. Reg.rat (1923);
    Goldene Heinrich-Hertz-Medaille (1926);
    Goldene Medaille d. Inst. of Radio Engineering d. USA (1928);
    Dr. Ing. E. h. (TH Dresden 1928);
    Goethe-Medaille (1932);
    Gauß-Weber-Medaille d. Univ. Göttingen (1933);
    korr. Mitgl. d. Ak. d. Wiss. in Göttingen (1939);
    Grashof-Denkmünze d. VDI (1949);
    BVK (1952);
    Ehrenpräs. d. Dt. Mus. (1953);
    Ehrenmitgl. d. VDI (1954);
    Werner-v.-Siemens-Ring (1956);
    – Forsch.station J. Z. d. MPI f. Aeronomie, Tsumeb (Namibia);
    Z.-Schule, Ruppertshofen;
    Prof.-Z.-Str., Althegnenberg;
    Z.brücke, München.

  • Works

    W ca. 190 Publl.;
    Die Anlage d. Zeichnung u. deren physiol. Ursachen b. Ringelnatterembryonen, 1894 (Diss.);
    Eine Methode z. Demonstration u. Photogr. v. Stromcurven, in: Ann. d. Physik 69, 1899, S. 838–53;
    Über d. Fortpflanzung ebener elektromagnet. Wellen längs e. ebenen Leiterfläche u. ihre Beziehung z. drahtlosen Telegr., ebd. 23, 1907, S. 846–66;
    Les oscillateurs électromagnétiques et la télégraphie sans fil, 2 Bde., 1908;
    Leitfaden d. drahtlosen Telegr., 1909, Neuaufl. u. d. T. Lehrb. d. drahtlosen Telegr., 1913, ⁴1916, ⁵1925 (mit H. Rukop);
    Wireless Telegraphy, 1915;
    Wiss. u. Volk, 1938;
    Fragen u. Ergebnisse d. Ionosphärenforsch., in: Die Naturwiss. 30, 1942, S. 739–45;
    Aus d. Kindheit d. drahtlosen Telegr., ebd. 39, 1952, S. 409–18;
    Fünfzig J. Dt. Mus., 1953;
    Erinnerungen e. Physikers, 1961;
    - Nachlaß: Archiv d. Dt. Mus., München.

  • Literature

    L W. Gerlach, in: Jb. d. Bayer. Ak. d. Wiss. 1959, S. 172–76;
    G. Joos, in: Physikal. Bll. 1959, S. 270 f. (P);
    W. Dieminger, in: Dt. Mus., Abhh. u. Berr. 29, 1961, S. 1–44 (W-Verz., P);
    G. Schmucker, J. Z., 1871–1959, e. techn.-wiss. Biogr., 1999;
    St. L. Wolff, Die Konstituierung e. Netzwerkes reaktionärer Physiker in d. Weimarer Rep., in: Berr. z. Wiss.gesch. 31, 2008, S. 372–92;
    ders., J. Z. als Vorstand d. Dt. Mus., in: E. Vaupel u. ders. (Hg.), Das Dt. Mus. in d. Zeit d. Nat.sozialismus, 2010, S. 78–126 (P);
    R. Wittje, The Age of Electroacoustics, 2016;
    Pogg. IV-VII a;
    Lex. Naturwiss.;
    Lex. Elektrotechniker.

  • Portraits

    P Bronzeplakette mit Z.s. Relief, 1956 (Z.-Gedenkstein, Cuxhaven, erneuert 1992);
    Photogrr. (Dt. Mus. München, Archiv);
    Medaille d. Bayer. Ak. d. Wiss. z. 75. Geb.tag v. J. Bernhart, 1949, Abb. in: M. Wesche, Die Bayer. Ak. d. Wiss. u. ihre Mitgll. im Spiegel v. Medaillen u. Plaketten, 1997, S. 100.

  • Author

    Stefan L. Wolff
  • Citation

    Wolff, Stefan L., "Zenneck, Jonathan Adolf Wilhelm" in: Neue Deutsche Biographie 28 (2024), S. 654-656 [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118772554.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA