Lebensdaten
1866 – 1930
Geburtsort
Brünn (Mähren)
Sterbeort
Wien
Beruf/Funktion
Mediziner
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 117746789 | OGND | VIAF: 62334255
Namensvarianten
  • Redlich, Emil

Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Redlich, Emil, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117746789.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V N. N.;
    M N. N.; Vormünder Benjamin u. Moritz Redlich, beide Kaufleute;
    Amalie Zuckerkandl.

  • Biographie

    R., der aus ärmlichen Verhältnissen stammte, konnte nur unter finanziellen Schwierigkeiten das Dt. Gymnasium in Brunn besuchen (Abitur 1883) und anschließend an der Univ. Wien Medizin studieren. Seine Promotion erfolgte 1889 ohne Dissertation. Danach war er unbezahlter Hilfsarzt am Wiener Versorgungskrankenhaus. 1891 erschien seine erste Arbeit „Über eine eigentümliche, durch Gefäßdegeneration hervorgerufene Erkrankung der Rückenmarkshinterstränge“, die er am Neurolog. Institut von Heinrich Obersteiner (1847–1922) angefertigt hatte. Die Kombination von genauer klinischer Beobachtung mit wohl abgewogener Diagnostik und selbstkritischer histopathologischer Befundinterpretation prägte auch weiterhin R.s wissenschaftliches Werk. 1892 erhielt er seine erste bezahlte Stelle als Sekundararzt am Wiener Allg. Krankenhaus. Gefördert von Obersteiner, setzte er seine wissenschaftliche Tätigkeit an dessen Institut und an Obersteiners Privat-Irrenanstalt Oberdöbling bei Wien fort. 1894 erfolgte seine Habilitation für das Fachgebiet Neuropathologie an der Univ. Wien (Btr. z. Kenntnis d. patholog. Anatomie d. Paralysis agitans u. deren Beziehungen zu gewissen Nervenkrankheiten d. Greisenalters). Die venia legendi wurden 1897 aufgrund einer Arbeit „Über polyneuritische Psychosen“ auch auf das Fach Psychiatrie erweitert. 1895 wurde R. Assistent an der Psychiatr.-neurolog. Universitätsklinik unter Julius Wagner v. Jauregg (1857–1940). Hier entstanden wesentliche neuropathologische Arbeiten über die Angriffsorte der Tabes dorsalis, aufgrund deren die Übergangszone der Hinterwurzeln des Rückenmarkes in dessen zentrale Stränge als bevorzugter Befallsort des luetischen Prozesses als „Hinterwurzel-Eintrittszone Redlich-Obersteiner“ benannt wurde. Nach dreijähriger Assistentenzeit übernahm R. 1898-1906 die Leitung der Privatirrenanstalt Inzersdorf und leitete daneben bis 1908 die Nervenabteilung am Mariahilfer Franz-Joseph-Ambulatorium ( 1900 Titular- Prof.). Nach Studienaufenthalten 1895 u. a. bei Jules Joseph Déjerine in Paris wurde R. 1913 zum ao. und 1922 zum o. Professor an der Univ. Wien ernannt. In den letzten Jahren vor dem 1. Weltkrieg war R. mit den Bau- und Funktionsplänen der Nervenheilanstalt Maria-Theresia-Schlössel befaßt, einer Rothschild-Stiftung, die nach Kriegsausbruch in ein Militärlazarett umgewandelt wurde und deren Leitung er 1914 übernahm. Hier untersuchte R. vorwiegend Verletzungen des zentralen und peripheren Nervensystems sowie die Differenzierung von Epilepsieformen. Die Übertragung des Hauptreferats über „Die klinische Stellung der sog. genuinen Epilepsie“ auf der Tagung der Gesellschaft dt. Nervenärzte 1912 in Hamburg unterstrich die Anerkennung seiner diesbezüglichen Arbeiten durch die Fachwelt. 1925 hielt er vor demselben Gremium wiederum ein Grundsatzreferat „Zur Revision der Neurosenfrage“, in dem er die Geschichte des Neurosenbegriffs darstellte, sich von der Psychoanalyse distanzierte und die Bedeutung endokriner, konstitutioneller und psychischer Faktoren voneinander abgrenzte. Im selben Jahr beschrieb er außerdem die später nach ihm und Gélineau benannte Narkolepsie.

    Mit seinen 186 klin. und neuroanatom. Publikationen, die thematisch von den luetischen Erkrankungen des Zentralnervensystems, der Differenzierung von Epilepsie und Hysterie, von der Multiplen Sklerose bis zu den Hinterstrangerkrankungen des Rückenmarkes und den Hirntumoren reichen, verschaffte sich R. internat. Anerkennung. Mit seinem Namen verbunden sind u. a. das R.sche Pupillenphänomen und die senilen Plaques (R.-Fischer). Constantin v. Economo nannte R. „die Verkörperung des neurologischen Gewissens“.

  • Werke

    Zur Charakteristik d. reflector. Pupillenstarre b. progressiver Paralyse, in: Neurolog. Cbl. 11, 1892, S. 307-12;
    Die Pathol. d. tab. Hinterstrangerkrankungen. 1897;
    Die Psychosen b. Gehirnerkrankungen, in: G. Aschaffenburg (Hg.), Hdb. d. Psychiatrie, 1912, S. 335-420;
    Die klin. Stellung d. sog. genuinen Epilepsie, 1913;
    Über Narkolepsie, in: Zs. f. d. gesamte Neurol. u. Psychiatrie 95, 1925, S. 256-70;
    60 J. im Ver. f. Psychiatrie u. Neurol. in Wien, in: Jb. f. Psychiatrie 46, 1929, S. 120-29.

  • Literatur

    J. Wilder, Verz. d. wiss. Publ. v. E. R., in: Neurolog. Cbl. 76, 1930, S. 264-68;
    ders., in: Der Nervenarzt 3, 1930, S. 449;
    H. Schlesinger, in: Dt. Zs. f. Nervenheilkunde 114, 1930, S. 161-64;
    C. v. Economo, in: Zs. f. d. gesamte Neurol. u. Psychiatrie 133, 1931, S. 325-28 (P);
    J. v. Wagner-Jauregg, in: Mschr. f. Psychiatrie u. Neurol. 76, 1930, S. 257-63;
    Fischer;
    Pogg. VII a;
    ÖBL;
    Biogr. Lex. Böhmen;
    |A. Kreuter, Dt.sprachige Neurologen u. Psychiater, 1996.

  • Autor/in

    Jürgen Peiffer
  • Zitierweise

    Peiffer, Jürgen, "Redlich, Emil" in: Neue Deutsche Biographie 21 (2003), S. 247-248 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117746789.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA