Lebensdaten
1901 – 1979
Geburtsort
Altena (Westfalen)
Sterbeort
Köln
Beruf/Funktion
Unternehmer ; Verbandspolitiker ; Präsident des BDI
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 450367657 | OGND | VIAF
Namensvarianten
  • Berg, Fritz

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Zitierweise

Berg, Fritz, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd450367657.html [26.04.2024].

CC0

  • Der mittelständische Metallwarenunternehmer Fritz Berg begann seine Karriere als Verbandsfunktionär während des Zweiten Weltkriegs. 1949 bei der Gründung des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI) zum Verbandspräsidenten gewählt, übte er dieses Amt bis 1971 aus. Als Wirtschaftsberater Konrad Adenauers (1876–1967) hatte er zeitweise erheblichen Einfluss auf die Wirtschaftspolitik der Bundesregierung. Nach der Gründung der EWG 1957 förderte er die Gründung eines Dachverbands der europäischen Industrieverbände.

    Lebensdaten

    Geboren am 27. August 1901 in Altena (Westfalen)
    Gestorben am 3. Februar 1979 in Köln
    Konfession evangelisch
    Fritz Berg, BDI-Archiv (InC)
    Fritz Berg, BDI-Archiv (InC)
  • Lebenslauf

    27. August 1901 - Altena (Westfalen)

    1907 - 1918 - Altena (Westfalen)

    Schulbesuch (Abschluss: Abitur)

    Realgymnasium

    - 1918

    Kriegsdienst

    1919 - 1922 - Hamburg

    kaufmännische Ausbildung

    Bank; Import-Exporthandel

    1922 - 1924 - Köln

    Studium der Wirtschaftswissenschaften (ohne Abschluss)

    Universität

    1925 - 1928 - Detroit (Michigan, USA)

    kaufmännische Berufstätigkeit

    Ford Motor Company; weitere Unternehmen

    1928 - Altena

    Prokurist; 1940 alleiniger Firmenleiter

    Wilh. Berg GmbH & Co. KG

    1937 - 1945

    Mitglied

    NSDAP

    1940 - 1945

    Leiter

    Fachgruppe Fahrrad- und Kraftradteile der Reichsgruppe Industrie

    1943 - 1945

    kommissarischer Leiter

    Wirtschaftsgruppe Eisen-, Blech- und Metallwaren

    1945 - 1945 - Altena

    kommissarischer Bürgermeister

    Stadtverwaltung

    1946 - Britische Zone

    Vorsitzender

    Verband der Eisen-, Blech- und Metallwarenindustrie in der Britischen Zone

    1948 - 1971 - Hagen

    Vorsitzender

    Industrie- und Handelskammer Südwestfalen

    1949 - 1950 - Köln

    Gründungsvorsitzender

    Ausschuss für Wirtschaftsfragen der industriellen Verbände (1950 BDI)

    1949 - 1971 - Brüssel

    Mitglied

    Rat der Europäischen Industrieverbände

    1950 - 1971 - Köln

    Präsident

    BDI

    1950 - Brüssel

    Gründer

    Büro des BDI bei der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG)

    1957 - 1960 - Brüssel

    Präsident

    Rat der Europäischen Industrieverbände (REI)

    1959 - 1979 - Bonn

    Vorsitzender

    Staatsbürgerliche Vereinigung e. V.

    3. Februar 1979 - Köln
  • Genealogie

    Vater Wilhelm Berg gest. 1918 Metallwarenfabrikant; Besitzer der Wilh. Berg GmbH & Co. KG
    Großvater väterlicherseits Friedrich Berg Metallwarenfabrikant; 1853 Gründer des Familienunternehmens
    Mutter Emma Berg, geb. Mayweg
    Geschwister vier jüngere Geschwister
    1. Heirat
    Ehefrau Helen Berg
    2. Heirat
    Ehefrau Hildegard Berg, geb. Flaskamp
    Kinder keine
    Diese Grafik wurde automatisch erzeugt und bietet nur einen Ausschnitt der Angaben zur Genealogie.

    Berg, Fritz (1901 – 1979)

    • Vater

      Wilhelm Berg

      gest. 1918

      Metallwarenfabrikant; Besitzer der Wilh. Berg GmbH & Co. KG

      • Großvater väterlicherseits

        Friedrich Berg

        Metallwarenfabrikant; 1853 Gründer des Familienunternehmens

      • Großmutter väterlicherseits

    • Mutter

      Emma Berg

      • Großvater mütterlicherseits

      • Großmutter mütterlicherseits

    • 1.·Heirat

      • Ehefrau

        Helen Berg

    • 2.·Heirat

      • Ehefrau

        Helen Berg

  • Biografie

    Berg erwarb nach dem Abitur am Realgymnasium Altena 1918 und kurzem Kriegsdienst Berufserfahrungen im Bankgeschäft und in einer Exportfirma in Hamburg und studierte von 1922 bis 1924 Wirtschaftswissenschaften an der Universität Köln, ohne einen Abschluss zu erlangen. Seit 1925 lebte er in den USA und war bis 1928 in verschiedenen Industrieunternehmen tätig.

    1928 trat Berg als Prokurist in das väterliche Unternehmen Wilh. Berg GmbH & Co. KG (heute: Drahtwerk Wagener GmbH & Co. KG) ein, das sein Großvater FriedrichBerg 1853 gegründet hatte und das v. a. Fahrradspeichen, Stahlfedern für Matratzen und Krankenhausbetten herstellte. Seit 1940 führte er das Unternehmen allein. Während des Zweiten Weltkriegs leitete er die Fachgruppe Fahrrad- und Kraftradteile in der Reichsgruppe Industrie und übernahm 1943 für kurze Zeit die kommissarische Leitung der Wirtschaftsgruppe Eisen, Blech- und Metallwaren. Berg, NSDAP-Mitglied seit 1937, übte keine herausgehobene Funktion in der Reichsgruppe Industrie aus. Sein Unternehmen profitierte nicht von der nationalsozialistischen Aufrüstungskonjunktur, da es keine militärischen Güter herstellte.

    Nach Kriegsende wurde Berg von der britischen Besatzungsmacht zum kommissarischen Bürgermeister Altenas ernannt. In einem ersten Entnazifizierungsverfahren wurde er 1946 als „politisch untragbar“, von einem Berufungsausschuss 1947 als „unbelastet“ (Kategorie V) eingestuft. 1946 begann seine Karriere als Verbandsfunktionär mit der Wahl zum Vorsitzenden des Wirtschaftsverbands der Eisen-, Blech- und Metallwarenindustrie in der britischen Besatzungszone. Dies verdankte er seinen guten Englischkenntnissen, die ihn zum Verhandlungspartner der britischen und der US-amerikanischen Militärregierung prädestinierten, sowie seiner Freundschaft mit dem Großindustriellen Hermann Reusch (1896–1971)­. Seit 1948 war Berg auch Vorsitzender der Südwestfälischen Industrie- und Handelskammer zu Hagen.

    Am 19. Oktober 1949 wurde Berg zum Gründungsvorsitzenden des Ausschusses für Wirtschaftsfragen der industriellen Verbände gewählt, der als Vereinigung der industriellen Branchenverbände die Interessen der deutschen Industrieunternehmen gegenüber der Bundesregierung und der Alliierten Hohen Kommission vertrat und 1950 in Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) umbenannt wurde.

    Im Unterschied zum Reichsverband der Deutschen Industrie (RDI) in der Weimarer Republik bekannte sich der BDI auch aufgrund der klaren Positionierung Bergs zur parlamentarischen Demokratie, zur Verfassungsordnung und zur politischen und wirtschaftlichen Westintegration der Bundesrepublik. In dem ersten sozialpolitischen Konflikt seiner Amtszeit, der heftigen Auseinandersetzung um das Mitbestimmungsgesetz für die Montanindustrie 1951, befürwortete Berg im Gegensatz zu einigen Schwerindustriellen die Sozialpartnerschaft mit den Gewerkschaften. In der wichtigsten ordnungspolitischen Auseinandersetzung der 1950er Jahre, dem Konflikt um das Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen (GWB), setzte sich Bundeswirtschaftsminister Ludwig Erhard (1897–1977) für ein grundsätzliches Kartellverbot ein. Berg lehnte dieses dagegen im Namen des BDI ab und erreichte im 1957 verabschiedeten GWB den Kompromiss, Kartelle zwar pauschal zu verbieten, jedoch bei genau definierten Ausnahmetatbeständen und unter staatlicher Aufsicht zu erlauben.

    1956 und 1961 geriet Berg in einen Konflikt um die von ihm abgelehnte Aufwertung der D-Mark mit Erhard. Während er 1956 in der Kartellfrage von Konrad Adenauer (1876–1967) unterstützt wurde, erlitt er 1961 in der Aufwertungsfrage eine wirtschaftspolitisch folgenlose, aber seinem Ruf abträgliche Niederlage; er wurde von der Presse als großspuriger Lobbyist und wirtschaftspolitischer Einflüsterer des Kanzlers dargestellt. Berg bot dem Vorstand des BDI seinen Rücktritt an, den dieser jedoch ablehnte.

    Berg forderte und förderte die wirtschaftliche und politische Integration Europas und unterstützte sowohl Adenauers Kurs in dieser Frage als auch Erhards Konzept einer möglichst großen europäischen Freihandelszone. Berg engagierte sich auch für die internationale Zusammenarbeit der Industrieverbände: 1951 gründete der BDI mit dem französischen Unternehmerverband CHPF das Deutsch-Französische Industrie-Komitee und veranstaltete im Gründungsjahr der Montan-Union 1952 einen viel beachteten Europatag in Trier. Die Gründung des Verbands der Europäischen Industrie in der EWG 1958 ging in erheblichem Maß auf Bergs Initiative zurück.

    Berg stand in den 1950er Jahren einer ordoliberalen Wirtschaftspolitik noch skeptisch gegenüber, die er dann in den 1960er Jahren engagiert verteidigte. Seit dem Beginn der SPD-FDP-Regierung unter Bundeskanzler Willy Brandt (1913–1992) 1969 gerieten Berg und die Führung des BDI in einen zunehmenden Konflikt um die Wirtschafts- und Haushaltspolitik der Bundesregierung. Berg kritisierte 1971 die expansive Haushaltspolitik des Bundes und die geplante Ausweitung des Mitbestimmungsgesetzes.

    Während der BDI seine haushaltspolitischen Positionen aufgrund des Sieges der SPD bei der Bundestagswahl 1972 nicht durchsetzen konnte, sorgte der Koalitionspartner FDP für einige Modifikationen des Mitbestimmungsgesetzes im Sinne des BDI. Insgesamt war Berg ein wirksamer Vertreter industrieller Interessen in der neokorporatistischen Wirtschaftsordnung der damaligen Bundesrepublik. In seiner 22 Jahre langen Amtszeit wurde die industrielle Interessenvertretung nach Handlungsfeldern differenziert und professionalisiert.

  • Auszeichnungen

    1956 Großes Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland
    1958 Ehrenzeichen des Roten Kreuzes
    1961 Goldener Ehrenring des Deutschen Museums, München
    1963 Großes Goldenes Ehrenzeichen mit dem Stern für Verdienste um die Republik Österreich
    1964 Kommandeur der französischen Ehrenlegion
    1965 Ehrenkommandeur des Order of the British Empire
    1982 Fritz-Berg-Brücke, Altena (Westfalen)
  • Quellen

    Nachlass:

    nicht vorhanden.

    Weitere Archivmaterialien:

    Historisches Archiv des BDI, Berlin.

    Landesarchiv Nordrhein-Westfalen, Abteilung Rheinland, NW 1128 Nr. 321, NW O Nr. 1946 a. (Entnazifizierungsakten u. Ordensakte)

  • Werke

    Wirtschaftsaufbau durch Gemeinschaftsarbeit, Vortrag, 1952.

    Wettbewerbsprobleme am Weltmarkt, Vortrag, mit einem Nachwort v. Ludwig Erhard, 1953.

    Sozial- und Wirtschaftsprobleme im Blickfeld der Industrie, Vortrag, 1953.

    Aufgaben und Grundsätze der Industrie, Vortrag, 1953.

    Die deutsche Industrie im Rahmen der Weltwirtschaft, Vortrag, 1955.

    Erfahrungen auf einer Reise nach Asien, Vortrag, 1956.

    Die aktuellen Probleme der deutschen Wirtschaftspolitik, Vortrag, 1957.

    Der Unternehmer als industrieller Staatsmann, Vortrag, 1957.

    Möglichkeiten und Grenzen der europäischen Integration, Vortrag, 1960.

    Die Zukunftsaufgabe der freien Wirtschaft, Vortrag, 1961.

    Die westdeutsche Wirtschaft in der Bewährung. Ausgewählte Reden aus den Jahren 1950 bis 1965, hg. v. Wolfgang Köllmann/Wilhelm Möller, 1966.

  • Literatur

    Der Interessen-Bündler, in: Der Spiegel Nr. 45 (1960). (Onlineressource)

    Werner Bührer, Der BDI und die Außenpolitik der Bundesrepublik in den frühen Fünfziger Jahren, in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 40 (1992), S. 241–291. (Onlineressource)

    Achim Schulte-Goebel, Fritz Berg 1901–1979. Unternehmer und Industriepräsident in der Adenauer-Ära, 1999.

    Johannes Bähr/Christopher Kopper, Industrie, Politik, Gesellschaft. Der BDI und seine Vorgänger 1919–1990, 2019.

  • Onlineressourcen

  • Porträts

    Fotografien, Historisches Archiv des BDI, Berlin.

  • Autor/in

    Christopher Kopper (Bielefeld)

  • Zitierweise

    Kopper, Christopher, „Berg, Fritz“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.01.2023, URL: https://www.deutsche-biographie.de/450367657.html#dbocontent

    CC-BY-NC-SA