Lebensdaten
1750 – 1812
Geburtsort
Maastricht
Sterbeort
Heidelberg
Beruf/Funktion
Maler ; Akademiedirektor in Leipzig
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 119010186 | OGND | VIAF: 51960279
Namensvarianten
  • Tischbein, Friedrich August
  • Tischbein, Johann Friedrich August
  • Tischbein, Friedrich
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Orte

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Zitierweise

Tischbein, Friedrich, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119010186.html [18.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Johann Valentin (1715–68), Theatermaler, Hofmaler in Laubach, Kirchberg (Hohenlohe) u. Hildburghausen, später in d. Niederl., S d. Johann Heinrich (1683–1764), Hospitalbäcker in Haina (s. Gen. 1), u. d. Susanna Margaretha Hinsing (1690–1772);
    M Maria Margarethe (1720–60), T d. Johann Lorenz Dieffenbach (* 1682), Feldprediger in d. darmstädt.schrautenbach. Rgt., Pfarrer in Kirchberg b. Lollar, u. d. Marie Christine Feuerbach;
    Ov Johann Heinrich d. Ä. (s. 1);
    B Ludwig Philipp (1744–1806), Radierer, Hofarchitekt in St. Petersburg, Schw Henriette Louise (1766–1840), Zeichnerin, Kunststickerin;
    Arolsen (Waldeck) 1783 Sophie (1761/62–1840), T d. Friedrich Hartwig Müller (1717–89), Jur., Hofkammerrat in Arolsen u. Mengeringhausen, u. d. Dorothea Magdalena Frensdorff (1738–1809);
    1 S Carl Wilhelm (1797–1855), Prof. d. Zeichenkunst an d. Univ. Bonn, Univ.zeichenlehrer, Hofmaler in Bückeburg (s. ThB), 2 T Caroline (1783–1843, Friedrich Wilhelm Wilken, 1777–1840, Prof. d. Gesch. d. oriental. Sprachen in Heidelberg, Historiograph, Bibl., s. ADB 43; Bad. Biogrr. II; Drüll, Heidelberger Gel.lex., Heidelberger Gel.lex. I), Malerin, Zeichnerin, Elisabeth (Betty) (1787–1867, Friedrich Wilhelm Kunze, Kaufm. in Leipzig), Malerin;
    Vt Wilhelm (s. 3); Verwandter Albrecht (s. 4).

  • Biographie

    T. gehört zur zweiten Generation der weitverzweigten Hainaer Künstlerfamilie. Seine Jugend verbrachte er in Holland, wo er zunächst bei seinem Vater in die Lehre ging. Nach dessen Tod wurde er 1768 Schüler seines Onkels Johann Heinrich d. Ä. in Kassel. Vermutlich durch dessen Beziehungen fand T. sehr bald in Friedrich Carl August Fürst zu Waldeck und Pyrmont (1743–1812) einen großzügigen Förderer, der ihm seit 1770 Studienaufenthalte in Frankreich und Italien ermöglichte. Während seines fünfjährigen Aufenthalts in Paris war T. seit 1772 Schüler des Kupferstechers Johann Georg Wille (1715–1808) und befreundete sich u. a. mit Jacques Louis David. 1777 reiste er über Bologna und Florenz nach Rom, wo er im Atelier von Anton Raphael Mengs (1728–79) arbeitete und mit Heinrich Friedrich Füger (1751–1818) verkehrte. In Neapel lernte T. 1779 den Gesandten und Altertumsforscher Sir William Hamilton kennen, den späteren Förderer seines Cousins Johann Heinrich Wilhelm. 1780 kehrte T. nach Deutschland zurück und wurde vom Fürsten zu Waldeck und Pyrmont zum Rat und Kabinettmaler mit einem Jahresgehalt von 500 Talern berufen.

    In den 1780er und 90er Jahren reiste T. erneut für Studienzwecke nach Paris und mehrfach nach Holland, z. T. im Auftrag seines Dienstherrn. Vermutlich waren es ökonomische Aspekte, die ihn dazu veranlaßten, sich verstärkt auf die einträgliche Porträtmalerei zu konzentrieren. 1795 wurde T. Hofmaler des Fürsten Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau (1740–1817), ging jedoch bereits im folgenden Jahr nach Berlin und später nach Dresden, wo er mit großem Erfolg als Porträtmaler arbeitete. 1800 trat T. die Nachfolge von Adam Friedrich Oeser (1717–99) als Direktor der Leipziger Kunstakademie an. 1806 reiste er nach St. Petersburg, um den Nachlaß seines Bruders Ludwig Philipp zu regeln, und blieb dort bis 1808, da sich lukrative Porträtaufträge für Mitglieder der Zarenfamilie und des russ. Hochadels anschlossen. Zu diesen gehört u. a. das Bildnis der Maria Pawlowna, Erbprn. von Sachsen-Weimar-Eisenach, geb. Großfürstin von Rußland (Freies Dt. Hochstift, Frankfurter Goethe-Mus.). Vier Jahre später starb T. während eines Besuches bei seiner Tochter Caroline in Heidelberg.

    In Paris war T. über seinen Freund und Mentor Wille mit der Kunstästhetik der franz. Aufklärung in Berührung gekommen, die dem Akademismus eine Absage erteilte und sich auf das Studium der Natur und die Wahl bürgerlicher Sujets berief. Zudem hatte er während seines Italienaufenthaltes in den röm. Künstlerateliers die neuen Strömungen der engl. Porträtmalerei kennengelernt. T. verarbeitete diese Einflüsse zu einer individuellen, sensitiven Porträtauffassung, die ihn neben Anton Graff (1736–1813) und Angelika Kauffmann (1741–1807) zu einem der gefragtesten dt.sprachigen Porträtisten der Aufklärung und Frühromantik machten. Seine virtuose Verwendung schmeichelnder Pastellfarben, harmonisierender Farbklänge und fließender Konturen ist den großen franz. Pastellmalern Maurice Quentin de La Tour und Jean Baptiste Perronneau verpflichtet und findet v. a. im Frauenporträt ihre kongeniale Umsetzung, wie das Beispiel des anmutigen Bildnisses der Amalie v. Levetzow (1803, Freies Dt. Hochstift, Frankfurter Goethe-Mus.) zeigt. Es sind aber insbesondere die intimen Familienbildnisse, in denen sich T.s Meisterschaft der psychologisierenden Darstellung zeigt und die ihn als einen der wichtigsten Vertreter des „empfindsamen Porträts“ auszeichnen.

  • Auszeichnungen

    A Mitgl. d. Freimaurerloge „Zum gekrönten Löwen“, Kassel.

  • Werke

    Weitere W u. a. Frau Schmidt-Capelle, 1786 (Mus.landschaft Hessen Kassel, Neue Gal.);
    Die Kinder d. Hzg. Carl August v. Sachsen-Weimar, 1798 (Klassik Stiftung Weimar);
    Christoph Wilhelm Hufeland, 1798 (Freies Dt. Hochstift, Frankfurter Goethe-Mus.); Fam. d. Leipziger Bankiers Karl Eberhard Löhr, 1800–02 (Mus. d. bildenden Künste Leipzig); Gfn. Theresia v. Fries, 1801 (Hamburger Kunsthalle); Anne Pauline Dufour-Feronce mit ihrem Sohn Jean Marc Albert, 1802 (Mus.landschaft Hessen Kassel, Neue Gal.); Friedrich v. Schiller, 1805 (Mus. d. bildenden Künste Leipzig); größere Gem.bestände in: Amsterdam, Rijksmus.; Frankfurt, Freies Dt. Hochstift, Frankfurter Goethe-Mus.; Kassel, Mus.landschaft Hessen Kassel; Leipzig, Mus. d. bildenden Künste; St. Petersburg, Eremitage.

  • Literatur

    L ADB 38;
    M. Edmond, Etude biographique sur les T., peintres allemands du 18 ème siècle, 1881;
    A. Stoll, Der Maler J. F. A. T. u. seine Fam., Ein Lb. n. d. Aufzeichnungen seiner Tochter Caroline, 1923 (W-Verz.);
    H. Dingeldey, Die Lehr- u. Wanderj. d. Malers F. T., 1931;
    M. Franke, J. F. A. T., Leben u. Werk, 1993 (Mikrofiche, grundlegend, vollst. W-Verz. ohne Abb.);
    3 x T. u. d. europ. Malerei um 1800, Ausst.kat. Staatl. Museen Kassel u. Mus. d. bildenden Künste Leipzig, 2005/06 (Bibliogr., P);
    ThB;
    Hess. Biogr. (P);
    Dict. of Art;
    Weimar Lex.; – zur Fam.: K. Luthmer, Die hess. Malerfam. T., 1934.

  • Porträts

    P Selbstbildnis mit seiner Fam., Öl/Lwd., 1796 (Mus. d. bildenden Künste Leipzig, Dauerleihgabe aus Privatbes.), Abb. in: 3 x T. (…), Ausst.kat. 2005/2006 (s. L), S. 179.

  • Autor/in

    Karin Schrader
  • Zitierweise

    Schrader, Karin, "Tischbein, Friedrich" in: Neue Deutsche Biographie 26 (2016), S. 302-303 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119010186.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA