Lebensdaten
1751 – 1831
Geburtsort
Würzburg
Sterbeort
Wien
Beruf/Funktion
Schauspieler ; Maler ; Musiker
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 119000474 | OGND | VIAF: 27871961
Namensvarianten
  • Lange, Joseph
  • Lang, Josef
  • Lange, J.
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Zitierweise

Lange, Joseph, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119000474.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Bartholomäus (1696–1760), Reg.kanzlist in Würzburg, S d. Georg Philipp (1662–95), Gegenschreiber am Juliusspital, u. d. Magdalena N. N.;
    M Maria Theresia (1718- n. 92), T d. Joh. Michael Zimmermann, Präsenzmeister u. Verwalter d. Vikarien d. Stifts Neumünster, u. d. Maria Sabina Orth;
    Stief-V Joh. Georg Ankenbrand, Holzhändler in Würzburg;
    Groß-Om Joh. Philipp Christoph Reibelt (1686–1766), würzburg. Hofkanzler; Ov (Halb-B d. V) Georg Michael v. Ankenbrand ( 1759), k. k. Oberst d. Artillerie;
    B Michael (1742–71), Schauspieler am Kärntnertor-Theater in W.;
    - 1) Wien 1775 Anna Maria (1757–79), Sängerin, T d. Philipp Ernst Schindler (1723–93), Malereidir. d. kaiserl. Porzellanmanufaktur in d. Rossau (s. ThB), 2) Wien 1780 ( 1795) Aloysia (ca. 1762–1839), Sängerin, T d. Fridolin Weber (1733–79), Schauspieler, dann Souffleur, u. d. Cäcilie Stamm; Gv d. 1. Ehefrau Phil. Ernst Schindler sen. ( 1765), Porzellanmaler in Meißen (s. ThB); Schwägerin Konstanze Weber ( 1782 Wolfgang Amadeus Mozart, 1791, Komponist); Halb-Schw d. 1. Ehefrau Catharina gen. Lange (1755–88), Sängerin ( Joh. Baptist Bergopzoomer, 1742–1804, Bühnenschriftsteller, Schauspieler u. Theaterdir. in Wien, beide s. Kosch, Theater-Lex.);
    2 S (1 früh †), 1 T aus 1) Anton (1785–1844), Landschaftsmaler in Lemberg (s. ThB; ÖBL), Gabriele (1776–1802), Burgschauspielerin, 1 S, 2 T aus 2) Karl (1788- n. 1832), Burgschauspieler, dann Feldkriegskanzlist, Nannette (1781- n. 1832), Schauspielerin ( Sänger Urspruch), Rosina (1786- n. 1839), Sängerin ( Bez.arzt Villy); 3 außerehel. T (v. Theresia Koch), u. a. Anna (1806- n. 1847), Schauspielerin ( Schauspieler Franz Scholz);
    E Josepha (1820–93), Schauspielerin.

  • Biographie

    L., der früh zeichnerisches Talent zeigte, besuchte neben dem Gymnasium auch Stunden beim Porträt- und Historienmaler Schleyer. Nach dem Tod des Vaters wurde er mit seiner Mutter bei deren Oheim, dem Hofkanzler Joh. Ph. Ch. Reibelt, aufgenommen. Nach Reibelts Tod kam er mit seinem Bruder Michael bei einem Schwiegersohn Reibelts, dem Staatsrat E. V. F. v. Borié, in Wien unter, der 1739-55 in würzburg. Diensten gestanden hatte. Er ließ L. beim Kupferstecher und Akademiedir. J. Schmuzer ausbilden; seine erste selbständige Arbeit war ein Altarblatt in der Schloßkapelle zu Nikolsburg. Als Borié als Reichstagsgesandter nach Regensburg zog, nahm Joseph Edler v. Sonnenfels, der Borié die Lehrkanzel für Polizei- und Kameralwissenschaft in Wien verdankte, die Brüder auf, ließ sie in Mimik und Gestik unterrichten und verschaffte ihnen Engagements als jugendliche Liebhaber an der Hofbühne (Burgtheater). Als Zensor der Wiener Bühnen hatte er den Hans Wurst von den Brettern verbannt und die Schauspieler dazu erzogen, mit Takt und Pathos ihren großen Rollen gerecht zu werden. Außerdem setzte er sich für eine angemessene Honorierung der Akteure und eine Verbesserung ihrer gesellschaftlichen Stellung ein. Joseph II., der dem Theater eine hervorragende Rolle bei der Volksbildung beimaß, empfing L. mehrfach in Audienz, um über das Hoftheater zu sprechen, das inzwischen zur tonangebenden Bühne des deutschsprachigen Raumes geworden war. L. spielte in den 40 Jahren seiner regulären Zugehörigkeit zur „Burg“ alle großen Rollen seines Repertoires (u. a. Hamlet, Othello, Coriolan, Fiesco). Auch nach seiner Pensionierung 1811 kam er immer wieder zum Burgtheater zurück. Da er im Bankrott von 1809 sein Vermögen verloren hatte, mußte er bis 1822 jede Aushilfe, jedes Engagement auf Liebhaber- und Sommertheatern annehmen. L. heiratete 1779 in 2. Ehe Aloysia Weber, nachdem er ihre Schulden bei der Hofoper bezahlt und ihrer Mutter eine Rente zugesichert hatte. Aloysias Schwester Konstanze ehelichte 1782 Mozart, den L. porträtierte; das fragmentarisch ausgeführte Ölgemälde, das den Künstler sehr wirklichkeitsnah im Profil zeigt, gehört zu den bekanntesten Mozartbildnissen (1791, Salzburg, Mozarteum). Aloysia, bis zur Auflösung der Hofoper 1787 deren Primadonna, wurde 1788 von der Ital. Oper wegen nachlassender Stimme entlassen. Auf Konzertreisen nach Norddeutschland 1784 und 1789, begleitet von ihrem Mann, und 1792, betreut von ihrer Schwester, festigte sie ihren Ruf als Sängerin, auch mit Arien, die Mozart für sie geschrieben hatte. Von der 3. Reise kehrte sie nicht mehr zu ihrem Mann zurück; sie hinterließ ihm 6 000 fl. Schulden. L. lebte seit 1806 mit der Kammerjungfer Theresia Koch zusammen, der er sein 1815 in Weyer b. Gmunden am Traunsee gebautes Landhaus überschrieb. Nach seinem Tod halfen Mozarts Söhne mehrfach ihrer „Nichte“ Josepha, gen. Pepi, der Tochter ihres Vetters Karl, da die „Langes“ nichts erübrigen konnten. Mit poetischer Freiheit hat Stifter L.s letzte Jahre in der Erzählung „Turmalin“ (1853) gestaltet.

  • Werke

    Adelheid v. Ponthieu, Operette, 1796;
    Autobiogr., 1808 (P: Selbstbildnis). -
    Bildnisse v. Gottl. Stephanie, Jos. Weidmann, Mme. Weiß (gestochen v. J. G. Mansfeld), v. Betty Rose (gest. v. Pfeiffer);
    Doppelbildnis mit Aloysia 1785 (gest. v. D. Berger);
    Bildnis Konstanze Mozart, 1782;
    Ölgem. Kaiser Franz (Schloß Sauerhof);
    3 Pastellporträts Baronin Frey u. Töchter (Kammerhofmuseum Gmunden);
    Stich v. Traunkirchen (ebd.).

  • Literatur

    ADB 17;
    C. Pichler, Denkwürdigkeiten aus meinem Leben, 1914;
    H. Schuler, Zur Fam.gesch. d. J. J. L., in: Mitt. d. Internat. Stiftung Mozarteum 22, 1974, S. 29-37;
    W. Dettelbacher, in: Mainfränk. Jb. f. Kunst u. Gesch. 29, 1977, S. 104-14;
    Wurzbach 14;
    ThB;
    Kosch, Theater-Lex. - Zu Ehefrau Aloysia:
    Velhagen u. Klasings Mhh. 45, 1930/31, S. 345 ff.

  • Porträts

    Bildnis als Hamlet v. J. Hickel (Wien, Burgtheater);
    Gem., 1789 (Salzburg, Mozarteum).

  • Autor/in

    Werner Dettelbacher
  • Zitierweise

    Dettelbacher, Werner, "Lange, Joseph" in: Neue Deutsche Biographie 13 (1982), S. 563-564 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119000474.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Lange: Joseph L., Schauspieler, Maler und Componist, geboren am 1. April 1751 zu Würzburg. am 18. Septbr. 1831 zu Wien. Dieser vielseitige und bis in sein Alter mit Auszeichnung wirkende Mann ward als der Sohn eines fränkischen Legationssecretärs geboren, nach dessen frühem Tod er auf Veranlassung eines Verwandten bei einem Maler Unterricht im Zeichnen erhielt. 1767 verlor er auch diesen Verwandten durch den Tod und wurde nun von dessen Schwiegersohn, Hofrath v. Borie in Wien erzogen. Hier besuchte er die kaiserl. Akademie und blieb auch mit seinem älteren Bruder, der am ungarischen Taxamt angestellt war, daselbst, als Borie nach Regensburg übersiedelte. Eine Liebhaberbühne, welche jetzt die Brüder Lange errichteten, erregte auch die Aufmerksamkeit weiterer Kreise und Sonnenfels, der ihr bedeutendes dramatisches Talent erkannte, veranlaßte sie, sich der Bühne zu widmen und verschaffte ihnen zugleich (1770) eine Anstellung am Wiener Theater. Während aber Lange's Bruder schon am 29. Juli 1771 verstarb, entwickelte sich L. selbst, von Sonnen fels geleitet, zu einem vortrefflichen Darsteller, der, ein Liebling der Wiener, später mit Recht als „ein Stolz der Bühne" bezeichnet wurde. Sein Fach waren erst jugendliche, später ältere Heldenrollen und man rechnete zu seinen besten Leistungen „Othello", „Hamlet“, „Fiesko“, „Herzog Albrecht“ (Agnes Bernauer), „Coriolan", „Czar Peter" (Die Strelitzen), „Guelfo" (Zwillinge), „St. Albin" (Heldenvater), „Balboa“, „Odoardo“ (Emilia Galotti) etc. Im December 1810 wurde L. pensionirt, spielte aber von 1811—16 fast noch allwöchentlich als Gast und trat sogar 1817 von neuem in den Mitgliederverband ein, dem er nunmehr bis 1821 angehörte, um dann dauernd pensionirt zu werden. Zum letzten Male trat er am 27. April 1821 in Beer's „Klytämnestra“ auf. Während dieser letzten Zeit spielte er ältere Rollen, wie den „Comthur“ im Nathan etc. Außerhalb Wiens ist L. nur wenig ausgetreten: 1784 gastirte er mit seiner Gattin beifällig in München und Hamburg und gab in letzterer Stadt außer „Essex“ und „Hamlet“, auch die Tenorpartien des Azor und Alexis. Zwei Jahre später besuchte er Venedig, um die italienischen Theater kennen zu lernen, 1789 Berlin. Die Urtheile über L. als Darsteller sind vorwiegend günstig. Meyer (Leben Schröder's. I. 364 f.) sagt, sein Spiel habe wenig zu wünschen übrig gelassen. Gang, Haltung, Anzug und Benehmen seien malerisch gewesen, ohne daß er jemals ins Gezierte gefallen wäre. Der Vortrag befriedigte, wenn er kalt oder mit nicht sehr erschütterter Empfindung zu sprechen hatte, in leidenschaftlichen Stellen merkte man Triebwerk und Schule. Aber das Auge wurde|nach dem genannten Gewährsmann für das Ohr entschädigt, denn er bewegte sich so gefällig wie keiner und gab jeder Rolle etwas durchaus Eigenartiges und daß er ihr manches nicht gab, daran schien mehr früherer falscher Unterricht die Schuld zu tragen. Wenn übrigens Wurzbach (Oesterr. Lexikon, XIV. S. 99), sagt, nur Reichard in seinen Briefen über Deutschland (1783) habe gegentheiliges von L. gesagt, so irrt er sich, auch Echmid in seinen anonym erschienenen „Bemerkungen über das Londoner, Pariser und Wiener Theater“ (1786 S. 317 f.) nennt L. einen „höchst gleichgiltigen, frostigen Comödiant, der sich schon bläht, als wenn er Wunder was wäre“ und hat „eine ganz ekelhafte deutliche Deklamation, die ganz conversationswidrig, einem jedes Wort vorkaut“. Eine gewisse Aehnlichkeit dieses Urtheils mit den leise tadelnden Sätzen in dem Meyer’schen Urtheil läßt sich nicht verkennen; daß etwas Theatralisches den Lange’schen Darstellungen angeklebt haben muß, beweisen auch die Bilder, die man von ihnen hat. Auch Lewald's Urtheil (Allg. Theatr. Revue, II. 337 ff) spricht dafür, er nennt L. bei aller Anerkennung einen „künstelnden Künstler“, meint aber, sein Irrthum sei blos äußerlich, dagegen habe er alle inneren Vorzüge an Geist und Gemüth besessen, wie sie der alten Schauspielerschule zu eigen gewesen sind. Als Maler leistete L. namentlich im Porträt tüchtiges, eine größere Arbeit von ihm auf diesem Gebiet ist das Altarblatt „Verkündigung Mariens“ in der Kirche zu Nikolsburg. In der Landschaftsmalerei war Schön berger sein Lehrer. Für seine Fähigkeiten als Componist zeugen Lieder und Tänze, wie auch eine 1796 entstandene Operette „Adelheid von Ponthieu“, die an verschiedenen deutschen Bühnen mit gutem Beifall gegeben wurde. Sein Charakter war tadellos und er genoß die allgemeinste Achtung. Für seine Lebensgeschichte ist belangreich seine Selbstbiographie, die unter dem Titel „Biographie des Joseph L., K. K. Hofschauspieler“, 1808 erschien und auch manches allgemein Interessante enthält, darunter die einzige Schilderung von Mozart's Wesen im Zustand künstlerischen Schaffens. Mit diesem war er verwandtschaftlich verbunden durch seine zweite Frau (die erste, geborene Schindler, Sängerin, war schon 1779 im Alter von 22 Jahren gestorben), die nachstehend angeführt ist.

    Aloise Marie Antonie L., geborene Weber, Sängerin, Lange's zweite Frau, Mozart's Schwägerin, geb. um 1762 (1759?) zu Mannheim, 1830 in Frankfurt a. M. Die Angaben über ihr Geburtsjahr, wie über den Ort ihres 1779 stattgefundenen Debüts sind schwankend, die einen lassen den letzteren Wien, die anderen Mannheim gewesen sein, doch meldet weder der Chronist der einen noch der anderen Bühne etwas davon. Von 1778—92 wirkte sie mit kurzem Unterbrechen an der Oper zu Wien, heirathete hier (1780) den Schauspieler Lange, den sie, wie schon angegeben, auch nach Hamburg und Berlin begleitete. Auch 1796 sang sie mit ihrer Schwester in Hamburg und fand außerordentlichen Beifall. Zwei Jahre später nahm sie eine Stellung im Mitgliederverband der deutschen Oper zu Amsterdam ein und zog sich dann nach Frankfurt a. M. zurück, ohne sich wieder mit ihrem Gatten zu vereinigen. L. gehörte zu den besten Sängerinnen. Mozart's Vater (Nohl, Mozart im Urtheil seiner Zeitgenossen, S. 296) findet, daß sie mit „größter Expression“ singt, vermißt aber den rechten Ausgleich in Stärke und Schwäche. Schubert (Aesthetik der Tonkunst, S. 135) sagt von ihr „sie hat Höhe und Tiefe und markirt die Töne mit äußerster Genauigkeit. Sie singt mit ganzer und halber Stimme gleich vollkommen. Ihr Portamento, ihr Schweben und Tragen des Tones, ihre ausnehmende Richtigkeit im Lesen, ihre Feinheit im Vortrag, ihre Mezzotinta, das leicht geflügelte Fortrollen der Töne, ihre unvergleichlichen Fermen und Cadenzen, auch ihren äußeren majestätischen Anstand“ hat sie nach dieser Quelle größtentheils Mozart zu verdanken. (Die Daten ihres Engagements sind nach Wlassak's Chronik des Burgtheaters in Wien, die von denen anderer Quellen abweichen.)

  • Autor/in

    Joseph , Kürschner.
  • Zitierweise

    Kürschner, Joseph, "Lange, Joseph" in: Allgemeine Deutsche Biographie 17 (1883), S. 642-644 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119000474.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA