Lebensdaten
1799 – 1868
Geburtsort
Stuttgart
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
Schauspielerin ; Schriftstellerin ; Schauspieldirektorin
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118658875 | OGND | VIAF: 69723175
Namensvarianten
  • Birch-Pfeiffer, Charlotte Johanna
  • Birch, Charlotte (verheiratete)
  • Pfeiffer, Charlotte
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

Verknüpfungen

Von der Person ausgehende Verknüpfungen

Personen in der NDB Genealogie

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Birch-Pfeiffer, Charlotte, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118658875.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Ferdinand Friedrich Pfeiffer (1759–1833), Mitschüler Schillers auf der Karlsschule, rettete die Handschrift der „Räuber“, die er im Stroh seines Bettes versteckt haben soll, später Hof- und Domänenrat in Stuttgart, dann bayerischer Kriegsrat, S des Christoph Friedrich, Stadt- und Amtspfleger, Bürgermeister von Pfullingen, und der Christine Dor. Spannagel;
    M Johanna Ernestine Henrica Heinzmann (1768–1847) aus Wien;
    München 1825 Christian Andreas Birch (1795–1868), S des Christian, dänischer Konferenzrat im Finanzkolleg, und der Frederika Louisa Charlotte Rottböll, Schriftsteller und Theaterkritiker (u. a. Dramatik oder Darstellung durch Bühnenkunst, 1847);
    1 S (früh †);
    T Wilhelmine (1836–1919, 1904 konvertiert, Landgerichtspräsident Hermann von Hillern. 1882), Schriftstellerin (u.a. Geier-Wally, 2 Bände, 1875, dramatisiert 1880).

  • Biographie

    Vom bayerischen König Max Joseph gefördert, vom Hofschauspieler F. A. Zuccarini ausgebildet, trat B. mit dem Vorbild der Sophie Schröder 1818-26 ihr erstes Engagement als Liebhaberin (Sprechstück und Oper) am Münchener|Hoftheater an. Gastspiele u. a. als Sappho, Maria Stuart, Elisabeth an vielen europäischen Bühnen unterbrachen ihre Verträge mit dem Theater an der Wien (1827–1830) und ihre gerühmte Tätigkeit als Direktorin des Stadttheaters in Zürich (1837–42). Von 1844 an bis zu ihrem Lebensende gehörte B. für das Mütterfach dem Hoftheater Berlin an. Als Schauspielerin nur von sekundärer Bedeutung (eine Anstellung an das Wiener Burgtheater gelang ihr nicht), bestimmte die ehrgeizige, produktive und vitale Frau jedoch mit ihren 74 Theaterstücken den gesamten Spielplan ihrer Zeit. Veranlaßt durch den Wiener Erfolg des dramatischen Erstlings „Herma“ (1828, nach einem Roman von F. van der Velde), schrieb B. mit Virtuosität in allen Gattungen vom Historiendrama bis zum Familienrührstück. Ihr Erfolg bestand in der stupenden Kenntnis zeitgebundener dramaturgischer Wirkungen des Theaters, mit der sie Romane von V. Hugo, G. Sand, A. Dumas u. a. dramatisierte, und in der Fähigkeit, Bühneneffekte und Paraderollen in ihren eigenen Stücken anzulegen. Die Tradition des Rührstückes Raupachscher und Kotzebuescher Prägung wußte sie geschickt unter Anpassung an den gewandelten Publikumsgeschmack und einer effektvollen Stoffwahl (moralisierte Emanzipation, Läuterung in der Ehekrise, Sozialfragen) fortzuführen.

  • Werke

    Weitere W Das Pfefferrösel, 1828;
    Hinko, 1829;
    Der Glöckner v. Notre Dame, 1847;
    Dorf u. Stadt, 1847;
    Die Waise von Lowood, 1855;
    Die Grille. 1856;
    Novellen u. Erzählungen, 3 Bde., 1863–65;
    Ges. dramat. Werke, 23 Bde., 1863–80;
    Frels.

  • Literatur

    ADB II;
    A. Eloesser, Ch. B.-Pf., in: Bühne u. Welt, Jg. 2, 1900;
    E. Müller, Eine Glanzzeit d. Züricher Stadttheaters, Ch. B.-Pf. 1837-1843, Zürich 1911;
    E. Hes, Ch. B.-Pf. als Dramatikerin, Diss. Breslau 1913 (W);
    A. v. Weiler, Ch. B.-Pf. u. H. Laube im Briefwechsel, in: Schrr. d. Ges. f. Theatergesch., Bd. 27, 1918;
    R. Ziersch, Ch. B.-Pf. als Darstellerin, Diss. München 1930;
    Goedeke XI, 1951, S. 464;
    Kosch, Theater-Lex., 1953 (W, L). - Zu Wilhelmine v. Hillern: Th. Fontane, in: Plaudereien üb. d. Theater, 1926;
    Kosch, Lit.-Lex. II (W, L).

  • Porträts

    s. Singer I, 1937;
    Ph. Stein, Bilderslg. dt. Schauspieler, in: Schrr. d. Ges. f. Theatergesch., 1908, Tafel 7, Abb. 23;
    Stich v. Auguste Hüssner.

  • Autor/in

    Karl Richter
  • Zitierweise

    Richter, Karl, "Birch-Pfeiffer, Charlotte" in: Neue Deutsche Biographie 2 (1955), S. 252-253 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118658875.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Birch: Charlotte B., geborene Pfeiffer, gewöhnlich Birchpfeiffer genannt, Schauspielerin und dramatische Dichterin, geb. 23. Juni 1800 in|Stuttgart, 25. Aug. 1868 in Berlin. Ihr Vater, würtembergischer Domänenrath, trat 1806 als Oberkriegsrath in bairische Dienste und übersiedelte nach München. Im J. 1809 erblindete er. Die frühreife neunjährige Charlotte wurde seine Vorleserin. Der Vater, ein Mitschüler Schiller's auf der Karlsschule, wird als männlicher Geist und classisch gebildeter Mann geschildert. In seinem Umgange, auf den sie fast allein angewiesen war, und im Verkehr mit den classischen Dichtern, die sie dem blinden Vater vorlas, bildete Charlotte ihren Geist. Die vom Vater ererbte Vorliebe für Schiller und seine Dramen entzündete ihre Leidenschaft für das Theater. Kaum dreizehnjährig, betrat sie am 13. Juni 1813 zum ersten Male die Bühne des Isarthor-Theaters in München als Prinzessin Thermutis in Lindpaintner's Melodram „Mosis Errettung“. Die Erlaubniß der Eltern hatte sie nach langem, hartnäckigem Kampf gegen ihr Vorurtheil errungen, unterstützt durch das Fürwort des Königs Max Joseph. Bald folgten andere Rollen und Hof wie Publicum zollten ihr so reichlichen Beifall, daß sie schnell eine bevorzugte Stellung errang. Sie entwickelte sich nach dem Muster der Sophie Schröder, und hatte namentlich in leidenschaftlichen Rollen, wie Sappho, Medea, Maria Stuart Erfolg. Während ihres Münchener Engagements, das bis 1826 dauerte (1825 hatte sie den Schriftsteller Dr. Christ. Andr. Birch, einen Dänen, geb. 20. März 1795, der durch sie eine Anstellung bei der Theater-Intendanz in München fand, geheirathet) unternahm sie verschiedene große Kunstreisen, welche ihren Namen in der deutschen Theaterwelt vortheilhaft bekannt machten. Sie spielte 1818 in Prag, 1822 und 1823 in Stuttgart, Karlsruhe, Mannheim, Darmstadt, Frankfurt, Wien, Kassel, Hannover, Berlin, Dresden und Hamburg mit Glück. Nachdem sie München gänzlich verlassen, gastirte sie wiederholt in Hamburg, dann in Danzig, Königsberg, Riga und Petersburg. 1827 kam sie über Riga, Reval, Danzig, Breslau, Leipzig, Prag aus Rußland zurück und trat ins Engagement am Theater an der Wien. 1830 ging sie von hier nach Pest, Brünn, Breslau und Berlin, und kehrte endlich nach München zurück, ohne jedoch in ein festes Engagement zu treten, obwol sie sich hie und da in Gastrollen zeigte. Von München aus unternahm sie alljährlich Kunstreisen, die sie u. a. nach Amsterdam, Hamburg und Berlin führten. 1838 übernahm sie die Direction des Theaters in Zürich, die sie bis 1843 führte. 1844 wurde sie von Herrn v. Küstner als Ersatz für die berühmte Amalie Wolff, geb. Malcolmi, die in Pension ging, an das königl. Theater in Berlin berufen. In diesem Engagement verblieb sie bis zu ihrem Tode. Trotz der zahlreichen Erfolge, die sie als Schauspielerin errungen, hat sie den Ruf wahrhafter Künstlerschaft nicht hinterlassen. Sie besaß wol geistige Energie und Leidenschaft, aber ihr Talent war von den Grazien verlassen. Sie wußte stark und energisch zu motiviren, aber nicht schön und harmonisch auszuführen. Auch ihre äußeren Mittel waren kräftig, aber nicht edel. Der Körper voll und üppig, das Antlitz aber gedrängt und von etwas hervortretenden Augen nicht eben verschönt, die Stimme stark aber rauh, von tiefem, fast männlichem Klange. Ihre Spielweise war derb und grell. Viel wichtiger ist sie als Schauspiel-Directorin, am wichtigsten als Schauspieldichterin geworden. Die Zeit ihrer Züricher Direction gilt als das goldene Alter der schweizerischen Bühnen. Sie wußte ihr Theater zweiten Ranges durch energische und sachgemäße Leitung in die vordere Linie deutscher Theaterunternehmungen zu stellen, und bildete sich in einem reichen Repertoire ein wohlgeschultes, sehr tüchtiges Ensemble. Als Schauspieldichterin trat sie zuerst in Wien auf 1828 mit einem Drama „Herma“, das nach einem van der Velde’schen Romane bearbeitet war. Es hatte keinen Erfolg. Bald aber machte sie volles Theaterglück mit „Schloß Greifenstein“, „Pfefferrösel“ u. a. Sie arbeitete|anfänglich nur nach Erzählungen, brachte später eine große Anzahl Originalstücke, und kehrte endlich zur Bearbeitung von Romanen zurück. Van der Velde, Walter Scott, Victor Hugo, die Bremer, Storch, Auerbach, die Kavanagh, Georges Sand, Wilkie Collins u. a. waren die Fundgrube, aus denen sie ihre Stoffe nahm. Unstreitig besaß sie ein starkes Talent, die Architektonik der Composition, die Oekonomie der Wirkungen verstand sie in hohem Grade. Das zeigen ihre dramatischen Bearbeitungen von Romanen ebenso, wie ihre Originalstücke, denen man übrigens Erfindungsreichthum, lebhafte Phantasie und leidenschaftliche Energie ebenso zusprechen muß, wie den Mangel an Geschmack. Ihre colossalen Erfolge erweckten ihr eine Legion von Neidern, die in ihren Angriffen weit über das Ziel hinausschossen. Mit Recht rühmt Ed. Devrient ihren Stücken den deutschen Charakter nach. Sie waren ehrbar und von sittlicher Tendenz und übten ein heilsames Gegengewicht gegen die frivolen fremdländischen Erzeugnisse, denen sie den Zutritt auf das deutsche Theater wenn nicht verwehrten, doch erschwerten. Den Schauspielern bot sie gute und dankbare Rollen und bereitete ihnen wenn auch oft wohlfeile, doch nie unwahre und unnatürliche Erfolge. Ihre Wirksamkeit ist von größerem Einfluß gewesen auf die Schauspielkunst als auf die Litteratur. Jetzt sind die meisten ihrer Stücke, deren sie gegen hundert verfaßte, vom Repertoire verschwunden. Nur „Dorf und Stadt", „Die Waise aus Lowood“ und „Die Grille“ haben noch Lebensfähigkeit. — Am 13. Juni 1863 feierte sie ihr Jubiläum unter der Theilnahme der ganzen deutschen Theaterwelt. Im Sommer 1868 war sie nach einer Brunnencur in Karlsbad — sie litt an Gicht und Katarrh der Augen und Lunge — zur Nachcur nach Nauheim in Hessen gegangen. Von dort berief man sie an das Krankenlager des Gatten nach Berlin, wo sie am 25. August starb. Am 27. Aug. begrub man sie auf dem Jerusalemer Kirchhof.

    • Literatur

      Gesammelte dramat. Werke, 13 Bde. Leipz. 1863 ff. — Gesammelte Novellen u. Erzählungen, 3 Bde., das. 1863 ff., vgl. dazu Brümmer, Dichterlexikon S. 63; ferner Theaterlexikon von Blum, Herloßsohn und Marggraf; G. Horn in Entsch's Bühnenalmanach 1864 u. 1869. — Ed. Devrient, Gesch. der deutschen Schauspielkunst, Bd. IV u. V. — H. Laube in der N. fr. Presse vom 6. Sept. 1868.

  • Autor/in

    Förster.
  • Zitierweise

    Förster, "Birch-Pfeiffer, Charlotte" in: Allgemeine Deutsche Biographie 2 (1875), S. 654-656 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118658875.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA