Lebensdaten
1883 – 1973
Geburtsort
Mainz
Sterbeort
München
Beruf/Funktion
Graphiker ; Bühnenbildner ; Szeniker ; Sammler
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118596225 | OGND | VIAF: 66588814
Namensvarianten
  • Preetorius, Emil
  • P
  • Preetorius, E.
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Zitierweise

Preetorius, Emil, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118596225.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Karl Jakob (1854–1947), Dr. iur., Staatsanwalt in Mainz u. Darmstadt, Landrichter, Geh.rat, S d. Wilhelm (1824–1902), aus Stromberg, Kaufm., KR, span. (?) Konsul, 1874 Rr. I. Kl. d. Verdienstordens Philipp d. Großmütigen, u. d. Anna Maria Kimbel (1824–1901), aus Mainz;
    M Maria (1859–1942), T d. Ludwig Reuleaux (* 1828), aus Eschweilerpumpe, Kaufm. in Mainz, Präs. d. Handelsger., KR, 1879 Rr. I. Kl. d. Verdienstordens Philipp d. Großmütigen, u. d. Johanna Viktoria Koch (1825–96), aus Trier;
    B Willy (1882–1964), Maler, Zeichner (s. ThB; Vollmer);
    Krottenmühl/Simsee (Oberbayern) 1945 Lilly (1900–97), Graphikerin, Kostümbildnerin, T d. Paul Krönlein (1864–1939), aus Mönchengladbach, Kaufm. in Bad Godesberg, u. d. Emma Haensel (1871–1928), aus Moskau; kinderlos.

  • Biographie

    P. besuchte das Gymnasium seiner Geburtsstadt und seit 1895 das Darmstädter Ludwig-Georgs-Gymnasium. 1901-06 folgte ein Studium der Medizin, Physik, Kunstgeschichte und Jurisprudenz in München, Berlin und Gießen, das er mit der Promotion zum Dr. iur. abschloß. Mit der endgültigen Übersiedlung nach München 1906 entschied sich P., der schon in seiner Gymnasial- und Studienzeit als Karikaturist hervorgetreten war, für eine künstlerische Laufbahn. Den Besuch der Münchner Kunstgewerbeschule brach er auf Rat seines Lehrers Max Dasio (1865–1954) ab, um sich autodidaktisch weiterzubilden. Seit 1907 war er als Zeichner für die Zeitschriften „Simplicissimus“, „Jugend“ und den Berliner „Ulk“ tätig. In diese Zeit fallen auch seine Anfänge als Buchillustrator, -graphiker und Exlibriskünstler. 1908 entstanden erste werbegraphische Arbeiten sowie Plakatentwürfe. 1909 gründete P. mit Paul Renner (1878–1956) die Münchner Schule für Illustration und Buchgewerbe. 1910 übernahm er die Leitung der Kunstgewerbeschule. Auf Empfehlung Thomas Manns schuf P. 1921 seine ersten Bühnenbilder für eine Inszenierung von Glucks „Iphigenie auf Aulis“ durch Bruno Walter am Nationaltheater. Es folgten Ausstattungen am Cuvilliéstheater, am Künstlertheater, an den Kammerspielen und am Prinzregententheater, seit 1926 auch für die Opern in Berlin, Dresden, Hamburg, Nürnberg und Königsberg. 1926 erhielt P. eine Professur für Graphik und Szenenkunst an der Staatl. Hochschule für bildende Künste in München. Die Tätigkeit als szenischer Leiter der Bayreuther Bühnenfestspiele (1931–41) begründete seinen Ruf als Erneuerer der Wagner-Bühne. Aufträge zur Ausstattung von Wagner-Opern führten P. auch nach Paris, Lissabon, London, Amsterdam und Mailand. 1944 schuf er das Bühnenbild für die Uraufführung von Richard Strauss' „Liebe der Danae“ in Salzburg. Nach dem Krieg setzte P. seine Tätigkeit ohne Unterbrechung als Szenengestalter an deutschen und ausländischen Opernbühnen fort. Daneben trat er in zahlreichen Vorträgen und Veröffentlichungen auch als Kunsttheoretiker hervor. Aus dem Antiquitätenhandel trug er ferner eine der bedeutendsten Privatsammlungen ostasiat. Kunst zusammen, die er 1960 dem Bayer. Staat übergab (heute München, Völkerkundemus.).

    P. erlangte zunächst als Vertreter der deutschen Jugendstilgraphik Bedeutung. Als Illustrator, Gestalter von Einbänden, Signeten und Exlibris zählt er zu den Mitbegründern einer neuen deutschen Buchkunst. In seinem ersten Illustrationswerk, Adalbert v. Chamissos „Peter Schlemihl“ (1907), führte er den gezeichneten Schattenriß wieder ein. Der sparsame Einsatz der künstlerischen Mittel zeichnet auch seine Arbeit als Bühnenbildner aus. Die symbolhafte Verwendung von Licht-Farbeffekten und die Reduzierung der Szenerie auf das Wesentliche in den ersten Bühnenbildern für Bayreuth zeigen Anregungen bedeutender Reformer der Wagner-Bühne wie Adolph Appia (1862–1928), Alfred Roller (1864–1935) und Ludwig Sievert (1887–1966). Dennoch strebte P. keine völlige Überwindung des Bühnennaturalismus an, sondern benützte weiterhin realistische Elemente. Seine gemäßigt stilisierten Szenen, deren beste sich durch Klarlinigkeit und klassische Schlichtheit auszeichnen, waren ein Ausgangspunkt für „Neu-Bayreuth“ nach dem 2. Weltkrieg.|

  • Auszeichnungen

    Präs. d. Ges. f. Asiat. Kunst (1950);
    Bayer. Senator (1951);
    Präs. d. Bayer. Ak. d. Schönen Künste in München (1953–68) u. d. Ges. d. Bibliophilen (1960-|65); Bayerischer Verdienstorden (1959); Gr. BVK mit Stern u. Schulterband (1960);
    Kulturpreis d. Stadt München (1966).

  • Werke

    Weitere Buchill. u. a.: Alphonse Daudet, Die wunderbaren Abenteuer d. Tartarin v. Tarascon, 1913;
    Ernst Elias Niebergall, Datterich, 1914;
    Joseph Frhr. v. Eichendorff, Aus d. Leben e. Taugenichts, 1914;
    Thomas Mann, Herr u. Hund, 1919;
    weitere Bühnęnbilder u. a.:
    J. W. v. Goethe, „Urfaust“, Regie K. Zeiss, Künstlertheater München 1923;
    R. Wagner. „Lohengrin“, Dirigent W. Furtwängler, Regie H. Tietjen, Städt. Oper Berlin 1928;
    R. Strauss, „Feuersnot“, Dirigent P. Breisach, Regie H. Niedecken-Gebhard, ebd. 1931;
    R. Wagner, „Der Ring des Nibelungen“, Regie H. Tietjen, Festspielhaus Bayreuth 1932;
    A. v. Zemlinsky. „Der Kreidekreis“, Kroll-Oper Berlin 1933;
    R. Strauss, „Der Friedenstag“, Dirigent R. Heger, Regie W. Völker, Staatsoper Berlin 1939;
    R. Wagner, „Die Liebe d. Danae“, UA, Dirigent C. Krauss, Regie R. Hartmann, Salzburg 1952;
    R. Wagner, „Götterdämmerung“, Staatsoper Rom 1954;
    R. Wagner, „Der Ring“, Dirigent u. Regie H. v. Karajan, Staatsoper Wien 1958-61;
    Schrr u. a.
    Von d. Zeichnung als Ill., Gutenberg-FS 1925;
    Buchleib u. Buchgesicht, Jb. d. Einbandkunst 2, 1928;
    Vom Bühnenbild b. Richard Wagner, 1938 (P);
    Üb. d. Kunst u. ihr Schicksal in dieser Zeit, Reden u. Aufss., 1953;
    Geheimnis d. Sichtbaren, Ges. Aufss. z. Kunst, 1963 (P).

  • Literatur

    E. P, Einf. v. F. Sattler, Monogr. dt. Reklamekünstler, H. 7, 1914;
    E. P., Exlibris u. Signete, Einf. v. W. Hausenstein, 1924;
    E. P., Das szen. Werk, Einf. v. W. Rüdiger, 1941 (P);
    E. Hölscher, E. P., Das Gesamtwerk, 1943 (P);
    G. Bergsten, Thomas Manns Doktor Faustus, Unterss. z. den Qu. u. z. Struktur d. Romans, 1963, S. 35 f.;
    W. Heist (Hg.), E. P., Graphiker, Bühnenbildner, Sammler, 1976 (P);
    N. Ekkert, Das Bühnenbild im 20. Jh., 1998, S. 117 u. 211;
    ThB;
    Vollmer;
    K. Flemig, Karikaturisten-Lex., 1993;
    Ausst.kat. u. a.
    Kunst d. Ostens, Slg. Preetorius, Völkerkundemus. München 1958;
    E. R, 111., Graphik, Plakat, Einf. v. W. Rüdiger, Stuckvilla München 1973 (P);
    E. P., Illustrator, Graphiker, Bühnenbildner, Sammler u. Kunsttheoretiker, Einf. v. K. Stürz, Hess. Landes- u. Hochschulbibl. Darmstadt 1984 (P).

  • Autor/in

    Ulrike Krone-Balcke
  • Zitierweise

    Krone-Balcke, Ulrike, "Preetorius, Emil" in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 683-684 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118596225.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA