Lebensdaten
1325 – 1397
Geburtsort
Langenstein (Hessen)
Sterbeort
Wien
Beruf/Funktion
Reformtheologe ; Kirchenpolitiker ; Reorganisator der Universität Wien ; Mathematiker ; Jurist
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118548395 | OGND | VIAF: 207244871
Namensvarianten
  • Heinrich von Langenstein
  • Heinrich von Hessen
  • Heinrich von Hessen der Ältere
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Heinrich Heinbuche von Langenstein, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118548395.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Es ist noch nicht geklärt, ob H. dem adeligen, 1355 ausgestorbenen Ministerialengeschl. v. Langenstein entstammt oder ob er nach seinem Geburtsort Langenstein benannt wurde.

  • Biographie

    H. studierte an der Universität Paris (nachweisbar als Student 1358) und beschäftigte sich anfangs viel mit astronomischen und naturwissenschaftlichen Fragen. 1363 erwarb er den Grad „magister artium“, 1375 den des „magister theologiae“. Er nahm lebhaften Anteil an den damals für die Studentenschaft, die Universität und die Kirche aktuellen Fragen. Zur Überwindung der durch das abendländische Schisma ausgelösten Spaltung schlug er 1379 in der „Epistola pacis“ die Einberufung eines allgemeinen Konzils vor und vertrat 1381 in der „Epistola concilii pacis“ bereits prinzipiell die konziliare Theorie. Um sich dem von Louis von Anjou zum Anschluß an die Obedienz Clemens' VII. ausgeübten Zwang zu entziehen, verließ H. 1382 Paris und begab sich zu seinem Freund Jakob von Eltville, Abt des Zisterzienserklosters Eberbach im Rheingau. 1384 folgte er dem Ruf des die Regentschaft ausübenden Herzog Albrecht III. an die seit 1365 bestehende, aber noch im Aufbau befindliche Universität Wien. Es gelang ihm, bedeutende Gelehrte nach Wien zu ziehen, darunter seinen Freund Heinrich Totting von Oyta, und mit ihrer Beihilfe den Ausbau und Aufschwung der jungen Universität zu bewirken. 1393 bekleidete H. das Amt des Rektors an der zu Ansehen und Blüte gelangten Universität.

    H. war ein äußerst vielseitiger und kenntnisreicher Gelehrter. Das Interesse für naturwissenschaftliche Fragen blieb ihm durch das ganze Leben eigen. Seine kirchenpolitischen Bestrebungen, die er auch in Wien fortsetzte, zielten nicht auf eine umstürzende Reform der Kirche hin, sondern suchten dem damaligen Notstand abzuhelfen. Als Theologe wandte er sich von der nominalistischen Einstellung seiner Pariser Zeit immer mehr einem gemäßigten Eklektizismus zu mit einer wachsenden Sympathie für das Lehrsystem des Thomas von Aquin.

    Von den etwa 100 Schriften H.s ist nur ein ganz kleiner Bruchteil gedruckt. Um die Klärung der Echtheitsfrage hat sich besonders K. Heilig verdient gemacht, wie auch um die Trennung der Schriften H.s von denen Heinrichs von Hessendem Jüngeren.

  • Werke

    u. a. Quaestio de cometa (1386);
    Contra astrologos (1371);
    De habitudine causarum;
    De reductione effectuum specialium;
    De magnete;
    2 Kommentare zu d. Sentenzen: d. Lectura Parisiensis u. d. Lectura Eberbacensis;
    Kommentar z. Genesis (magistrale Vorlesungen d. Wiener Lehrzeit mit vielen Exkursen, darunter auch d. erste hebräische Grammatik e. Deutschen, so daß in 7 Bänden d. Autographs nur d. ersten 3 Kap. d. Genesis behandelt werden); wertvoll auch kirchenpol. Briefe z. Beseitigung d. Schismas, theol. Traktate, z. B.
    De Verbo incarnato, pastoraltheol. u. asket. Schrr., z. B. De contemptu mundi, 1382-84, Speculum animae, 1382-84, De discretione spirituum, 1382-84, De missa, De confessione, Secreta sacerdotum, De malo sacerdote, ferner viele Predigten bes. d. ausgedehnten Univ.- u. marian. Predigten. - Verz. mit Angabe d. Hauptinhalts, d. Abfassungszeit, d. hs. Überlieferung bei J. Lang, s. L.

  • Literatur

    ADB 17 (unter Langenstein);
    O. Hartwig, Leben d. H. v. L., 1858;
    F. E. W. Roth, Zur Bibliogr. d. Henricus Hembuche de Hassia dictus de Langenstein, in: Beih. z. Zbl. f. Bibl.wesen 1, 1888/89, S. 97-118;
    F. Falk, Der mittelrhein. Freundeskreis d. H. v. L., in: HJb. 15, 1894, S. 517-28;
    K. Heilig, Krit. Stud. z. Schrifttum d. beiden Heinrich v. Hessen, in: Röm. Quartalschr. f. christl. Altertumskde, u. f. KG 40, Rom 1932, S. 105-70;
    H. Pruckner, Stud. zu d. astrolog. Schrr. d. H. v. L., 1933;
    A. Fasching, Die Stellung H. v. L. z. Unbefleckten Empfängnis Mariens, Diss. Wien 1943;
    A. Lang, Die Katharinenpredigt H.s v. L., in: Divus Thomas (Freiburg) 26, 1948, S. 123-59, 233-50, 361-94, 26, 1949, S. 41-86;
    A. Emmen, H. v. L. üb. d. Empfängnis Mariens, in: Schmaus-Festschr., 1957, S. 625-50;
    J. Lang, Die Christol. d. H. v. L., 1966 (W, L);
    Vf.-Lex. d. MA II (s. dort auch unter Heinrich v. Hessen).

  • Autor/in

    Albert Lang
  • Zitierweise

    Lang, Albert, "Heinrich Heinbuche von Langenstein" in: Neue Deutsche Biographie 8 (1969), S. 410 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118548395.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Langenstein: Heinrich von L., Heinrich von Hessen der Aeltere, Mathematiker, Astronom, Theolog und Jurist. Er war geboren 1325 in dem Dorfe Langenstein bei Marburg und gehörte höchst wahrscheinlich dem adeligen Geschlechte von L. an. Wir finden ihn zuerst 1363 als Lehrer in der philos. Fakultät zu Paris. Sein Hauptstudium war anfänglich Mathematik und Astronomie, hierauf die Theologie, in der er 1375 den Grad eines Licentiaten, im folgenden Jahre den des Doctors erwarb; er war Mitglied der Sorbonne und bereits vor 1381 Vicekanzler. Im J. 1383 verließ er Paris aus Gründen kirchenpolitischer Natur. Er war nämlich, wie ziemlich sicher zu sein scheint, im J. 1378 unter den drei Abgesandten, welche die Universität an den neuen in Rom residirenden Papst Urban VI. sandte und Gegner der vom König Karl V. von Frankreich geforderten Anerkennung des in Avignon residirenden Papst Clemens VII. Nachdem die Universität der königlichen Forderung sich gefügt, kehrte er mit zahlreichen deutschen Schülern und Lehrern Paris den Rücken und ging nach Deutschland zurück in der Absicht, ein neues Studium generale zu gründen, nahm jedoch vorläufig seinen Aufenthalt im Kloster Eberbach im Rheingau, dessen Abt Johann von Eltville ihm befreundet war, und verkehrte mit einer Reihe|ausgezeichneter Männer, die ihm theilmeise als Collegen schon von früher bekannt waren. Ohne Zweifel noch im selben Jahre erhielt er einen Ruf nach Wien, dem er mit seinen Freunden Heinrich von Oytta (Bd. XI, S. 641) und Gerhard von Kalkar folgte. Für Wien hat er große Verdienste; es ist ihm höchst wahrscheinlich die bis dahin verweigerte päpstliche Genehmigung der Stiftung einer theologischen Fakultät zu danken, auch abgesehen davon war sein Wirken als Lehrer, für den Frieden an ihr, die Organisation und als Prediger ein glänzend hervorragendes. Hier starb er am 11. Februar 1397 und wurde in St. Stephan begraben. Langenstein's erste schriftstellerische Thätigkeit gehört der Mathematik und Astronomie an, indem er 1368, wo ein Komet erschien, scharf gegen den Aberglauben, wie ihn die Astrologen verbreiteten, auftrat (quaestio de cometa) und 1374 auf Antrag der Universität eine neue Schrift ("Contra astrologos conjunctionistas de eventibus futurorum") veröffentlichte. Zu diesen kommen mehrere andere für die damalige Physik und Astronomie interessante: De improbatione epicyclorum et excentricorum"; „De habitudine causarum et intluxu naturae respectu inferiorum“ u. a. Als Theolog hat er hervorragenden Antheil an den Bestrebungen seiner Zeit, das 1378 begonnene Schisma zu beseitigen und die Kirche zu reformiren; er begründete in der epistola pacis die Ansicht, ein allgemeines Concil sei zur Beilegung des Schisma nöthig und diese wie die Forderung der Reform im „Consilium pacis“ (1381). „De futuris periculis ecclesiae“ (1383) und verschiedenen anderen, theils gedruckten, theils nur handschriftlich vorhandenen. Andere theologische Schriften umfassen Exegese, darunter ein handschriftlicher Commentar zu den 3 ersten Kapiteln der Genesis in 9 Folianten, Dogmatik, Moral, Ascese etc. Für das Recht kommt außer der Bearbeitung der von ihm verneinten Frage, ob Regularpersonen privates Eigenthum haben können (in de monachis et monialibus proprietariis) in Betracht sein „Tract. bipartitus de contractibus emtionis et venditionis“ (Ausg. in Gerson Opp. Colon. 1483 sq. f. IV. 185—224), der für seine Anschauungen über Finanz-, Steuer-, Armenwesen, überhaupt volkswirthschaftliche Dinge sehr interessant ist; er verwirft z. B. den zu großen Grundbesitz in der tobten Hand. — v. L. wird bald überhaupt mit Heinrich v. Hessen (s. d. Art. XI, 637) verwechselt, bald geschieht dies mit Schriften beider.

    • Literatur

      Hartwig, Henricus de Langenstein dictus de Hassia, Marburg 1857. Aschbach, Gesch. d. Wiener Univ. I, 366—402, welche andere Litteratur, Handschriften und Abdrücke der Schriften angeben.

  • Autor/in

    v. Schulte.
  • Zitierweise

    Schulte, von, "Heinrich Heinbuche von Langenstein" in: Allgemeine Deutsche Biographie 17 (1883), S. 672-673 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118548395.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA