Lebensdaten
spätestens um 1360 – 1416 oder 1417
Beruf/Funktion
Theologe ; Schriftsteller
Konfession
-
Normdaten
GND: 118625314 | OGND | VIAF: 107592388
Namensvarianten
  • Ulricus Laureacensis
  • Ulrich von Pottenstein
  • Ulricus Laureacensis
  • mehr

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Zitierweise

Ulrich von Pottenstein, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118625314.html [27.04.2024].

CC0

  • Biographie

    U. stammt vielleicht aus Pottenstein bei Wien, wo er wohl seit den frühen 1390er Jahren eine Pfarrstelle (landesfürstl. Pfründe) innehatte. In einem undatierten Vermerk (nicht vor 1496) in den Akten des Wiener Kapitels von St. Stephan wird er unter den Kanonikern als Seelsorger der Hzgn. Beatrix, Witwe Hzg. Albrechts III., genannt. Obwohl selbst nicht der Universität angehörig, stand er als Mitglied des Kapitels in engem Kontakt zu Universitätslehrern um Heinrich von Langenstein (1325–97); auch in einer Aktennotiz der theol. Fakultät wird er erwähnt (1397 Entlohnung f. Abschriften v. Glaubensartikeln).

    Ende der 1390er Jahre begann U. mit der Abfassung eines Auslegungswerks, das als größte katechetische Summe des Spätmittelalters in dt. Sprache gilt und in zwölf Teilabschriften erhalten ist. Er selbst bezeichnet Reinprecht II. von Wallsee (seit 1380 Landeshauptmann ob der Enns, seit 1395 Hofmeister Hzg. Albrechts IV.), in dessen Gunst er offenbar zeitlebens stand, als Initiator dieses Werks, an dem er nachweislich noch 1406 arbeitete. Spätestens 1403 trat er eine neue Pfarrstelle (ebenfalls landesfürstl. Pfründe) in Mödling an, in unmittelbarer Nähe des Witwensitzes der Hzgn. Beatrix (Perchtoldsdorf); als deren Kaplan ist U. nun nicht mehr bezeugt. Anschließend (nach d. 1. 2. 1410) war er bis zu seinem Tod Pfarrer und Dechant in Enns/Donau (Pfarre St. Laurentius, Lorch). In dieser Zeit verfaßte er die dt. Übersetzung des „Speculum sapientiae“, einer im 14. Jh. wohl in Italien entstandenen, vielfach mit dem Autornamen Cyrillus verbundenen Sammlung sehr eigenwilliger Fabeln (22 Hss. erhalten). In Enns ließ U. seit 1412 die (1565 abgetragene) sog. Scheiblingskirche umbauen, für die er 1413 einen den Hl. Drei Königen und dem Hl. Veit geweihten Altar stiftete. Laut Testament vom 5. 9. 1416 stattete er die Stiftung mit beträchtlichem Grund- und Hausbesitz aus eigenem Vermögen aus. Am 29. 11. 1417 wird er mit Nennung seines Nachfolgers als verstorben erwähnt.

    Mit seinen beiden Übersetzungswerken zählt U. zu den führenden Autoren der sog. Wiener Schule, die im Umfeld von Universität und Herzogshof geistliche und moralpraktische Themen an ein nicht lateinkundiges Publikum herantrugen und die dabei intensiv hierfür geeignete Übersetzungsmethoden diskutierten. U. stellte seinen Auslegungen (Paternoster, Ave Maria, Credo u. Magnificat mit Dekalog), die er in oft strenger Anlehnung an den lat. Wortlaut aus einer Vielzahl von Vorlagen zusammentrug, eine programmatisch der Übersetzungsmethodik gewidmete Vorrede voran. Sein Auslegungswerk sollte primär Weltgeistlichen als Materialsammlung für den Predigtgebrauch dienen, fand allerdings nur eingeschränkte Verbreitung. Für seine Übertragung der 95 Fabeln, die nach ihrer moraldidaktischen Thematik auf vier den Kardinaltugenden und -lastern gewidmete Bücher aufgeteilt sind, wählte er eine noch strenger vorlagentreue Übersetzungsform, der allerdings eine stilistisch erweiternde Überarbeitung (vermutlich durch U. selbst) folgte. Im Gegensatz zum Auslegungswerk ist die Fabelsammlung in zahlreichen, meist bebilderten Handschriften überliefert und wurde 1490 bei Anton Sorg in Augsburg gedruckt.

  • Werke

    W Auslegungswerk: G. Hayer, U. v. P. (ca. 1360–1420), Paternoster-Auslegung, Nach d. Hs. a x 13 d. Erzstiftes St. Peter zu Salzburg. Diss. masch. Salzburg 1972;
    G. Baptist-Hlawatsch, Das katechet. Werk U.s v. P., Sprachl. u. rezeptionsgeschichtl. Unterss.,|1980, S. 144–49 (Vorrede), 150–208 (Kap. 1);
    dies., U. v. P., Dekalog-Auslegung, Das erste Gebot, 1995;
    Fabeln: G. Scharf, Proben e. krit. Textes d. dt. Cyrillusfabeln d. U. v. P., in: ZDP 59, 1935, S. 147–88 (Auszüge);
    U. Bodemann, Die Cyrillusfabeln u. ihre dt. Übers. durch U. v. P., 1988, S. 149–79 (Auszüge).

    L. G. Scharf, Die hsl. Überlfg. d. dt. Cyrillusfabeln d. U. v. P., 1935;
    H. Menhardt, Funde z. U. v. P., in: FS Wolfgang Stammler, 1953, S. 146–71;
    R. Rupprich, Das Wiener Schr.tum d. ausgehenden MA, 1954; G. Baptist-Hlawatsch, Das katechet. Werk U.s v. P., 1980; R. Zinnhobler, Die Inh. v. Pfarre u. Dekanat im MA, in: ders. u. J. Ebner (Hg.), Die Dechanten v. Enns, FS Eberhard Marckhgott, 1982, S. 24–52; Th. Hohmann, ‚Die recht gelehrten maister‘, Bemm. z. Übers.lit. d. Wiener Schule d. SpätMA, in: Die österr. Lit., Ihr Profil v. d. Anfängen im MA bis z. 18. Jh., hg. v. F. P. Knapp u. H. Zeman, 1986, Bd. 1, S. 349–65; P. Ernst, U. v. P., Leben u. Werk nach d. Stand d. neueren Forsch., in: Unsere Heimat, Zs. f. Landeskde. v. Niederösterr. 58, 1987, S. 203–13; U. Bodemann, Die Cyrillusfabeln u. ihre dt. Übers. durch U. v. P., 1988; A. Elschenbroich, Die dt. u. lat. Fabel in d. Frühen Neuzeit, 1990, Bd. 2, S. 22–26, 153–56; F. P. Knapp, Die Lit. d. SpätMA in d. Ländern Österr., Steiermark, Kärnten, Salzburg u. Tirol v. 1273 bis 1439, 2004, Bd. 2, S. 197–247; É. Lasson, Superstitions médiévales, Une analyse d’après l’exégèse du premier commandement d’U. v. P., 2010; Dict. de spiritualité ascétique et mystique 16, 1994, Sp. 27 f.; LexMA; BBKL XII (W, L); LThK³; Killy; Kosch, Lit.-Lex.³ (W, L); Vf.-Lex. MA² (W, L); Lit.-LexMA II, Sp. 866–71 (W, L).

  • Autor/in

    Ulrike Bodemann
  • Zitierweise

    Bodemann, Ulrike, "Ulrich von Pottenstein" in: Neue Deutsche Biographie 26 (2016), S. 605-606 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118625314.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA