Lebensdaten
um 1245 oder 1250 – 1300
Geburtsort
im Hegau
Beruf/Funktion
Deutschordensdichter
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118775251 | OGND | VIAF: 205218608
Namensvarianten
  • Hugo
  • Langenstein, Hugo von
  • Hugo von Langenstein
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Hugo von Langenstein, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118775251.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Arnold v. L., Hegauer Ritter, übergab zw. 1270/72 seine Güter d. Dt. Orden (Komturei Mainau) u. trat mit seinen 4 Söhnen dem Orden bei;
    M Christine;
    Gm Mathilde v. Ramsberg.

  • Biographie

    H., Komtur von Sumiswald, wird 1287-98 urkundlich mehrfach erwähnt. 1291 ist er als Ordensbruder in Beuggen bezeugt. Seine Reimlegende „Martina“ (1293 beendet, 32 588 Verse) gehört zu den sog. Tischbüchern des Deutschen Ordens. Da die meisten Ritterbrüder lateinunkundig, ja Illiteraten waren, konnten sie am besten durch die vorgeschriebenen Lesungen bei den Mahlzeiten mit den biblischen Vorbildern, den christlichen Helden der Legenden und mit der neueren Theologie bekannt gemacht werden. Diese Bedürfnisse prägen auch H.s Werk, in dem er die Methode der allegorischen Interpretation, die für die Bibel ausgebildet worden war, auf die Legende anwendet. Ihr Stoff ist die Geschichte der aus vornehmem röm. Geschlecht stammenden Martina, die sich dem christlichen Glauben zuwendet, aber zur Zeit der Diokletianschen Christenverfolgung gezwungen werden soll, dem Bild des Apoll zu opfern, und, da sie sich weigert, den Märtyrertod erleidet. Das Leben und die 11 Martern Martinas bilden die Grundlage von H.s Werk, das durch theologisch-allegorische Exegese zu mächtigem Umfang aufgeschwellt wird. Jeder Anlaß wird benutzt, um von einem Stichwort aus in der assoziativen Denkweise des Mittelalters sachlich nicht zugehörige Stoffe oder allegorische Auslegungen anzuknüpfen. Hier zeigt H. seine große Belesenheit. Für eine lange Einschaltung über die menschliche Gebrechlichkeit benützt er den Traktat „De contemptu mundi“ von Papst Innozenz III., für eine Beschreibung der 15 Zeichen, die das Nahen des Jüngsten Gerichtes ankündigen werden, das „Compendium Theologiae veritatis“ und die „Legenda aurea“. Er kennt auch die deutsche Legendendichtung des 13. Jh., so den „Hl. Georg“ von Reinbot von Dürne und die „Hl. Jolande von Vianden“ des Bruders Hermann. Obwohl das Werk im binnendeutschen Ordensland entstand, wird es auch im Preuß. Ordenslande gelesen und benützt worden sein, da die dort entstandene Dichtung, der „Daniel“, wörtliche Anklänge aus der „Martina“ enthält; ebenso weist der „Ackermann aus Böhmen“ des Johannes von Tepl Übereinstimmungen mit H.s Werk auf, was darauf hindeutet, daß es auch in den böhm. Balleien des Deutschen Ordens bekannt war.

    H. beherrscht die Stilkünste der geblümten Rede und erweist sich so als Schüler des späten Konrad von Würzburg, den er bei seinen nachweislichen Beziehungen zu Beuggen b. Basel persönlich gekannt haben dürfte. Auf alle Fälle lassen sich Übereinstimmungen mit Konrads „Goldener Schmiede“ feststellen, die bereits dieselben Vorzüge und Schwächen wie die späteren Tischbücher des Ordens zeigt: sorgfältige Reimkunst, geregelten Rhythmus, ernste Gewissenhaftigkeit im Inhaltlichen, dabei aber ermüdende Langatmigkeit, trockene Gelehrsamkeit und mangelnde Sicherheit im Aufbau. – Daß die in der gleichen Handschrift wie die „Martina“ überlieferte „Mainauer Naturlehre“ von H. stammt, ist eine unbewiesene Vermutung.

  • Werke

    Martina, hrsg. v. A. v. Keller, = Bibl. d. Litt. Ver. Stuttgart 38, 1856.

  • Literatur

    ADB 17 (unter Langenstein);
    R. Köhler, Qu.-nachweise zu H.s v. L. Martina, in: Germania 8, 1863;
    F. Lauchert, Die Sprache d. Martina H.s v. L., in: Alemannia 17, 1889;
    P. Dold, Unterss. z.|Martina d H. v. L., Diss. Straßburg 1912;
    E. Wiegmann, Btrr. z. H. v. L. u. s. Martina, Diss. Halle 1919;
    K. Helm u. W. Ziesemer, Die Lit. d. Dt. Ritterordens, 1951, S. 44-47;
    E. Ochs, „Martina“ wirft Licht auf Otfrid, in: Festschr. E. Öhmann, 1952;
    G. Eis, Die Lit. im Dt. Ritterorden u. in s. Einflußgebieten, in: Ostdt. Wiss. 9, 1962;
    Vf.-Lex. d. MA III (unter „Martina“);
    de Boor-Newald III/1.

  • Autor/in

    Rainer Rudolf SDS
  • Zitierweise

    Rudolf SDS, Rainer, "Hugo von Langenstein" in: Neue Deutsche Biographie 10 (1974), S. 17-18 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118775251.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Langenstein: Hugo v. L., deutscher Dichter, gehörte einem aus dem schwäbischen Hegau stammenden ritterlichen Geschlechte an. Urkundlich tritt er zuerst 1282 auf: in diesem Jahre vereigneten er, seine drei Brüder und sein Vater Arnold ihre sämmtlichen Besitzungen den Deutschherren und traten in die auf Grund dieser Schenkung gestiftete Comthurei Mainau. 1287 begegnet er als Comthur zu Summiswand in der Diöcese Constanz. 1298 sinken wir ihn im Ordenshause zu Freiburg i. Br. Ob er 1319 noch am Leben war, muß dahingestellt bleiben. Auf Bitten einer Dominicanerin, welche von schweren Anfechtungen durch die Intervention der bis dahin in Deutschland wenig gekannten hl. Martina befreit worden war, entschloß sich H. zu einer poetischen Schilderung der elf Martern dieser römischen Heiligen. Seiner Aufgabe entledigte er sich in einem nahezu 33 000 Verse umfassenden Gedichte, welches nur in einer einzigen Handschrift auf uns gekommen ist und offenbar keine weite Verbreitung gefunden hat. Dieser enorme Umfang der Dichtung gegenüber der knappen lateinischen Quelle, wie sie bei den Bollandisten zum 1. Januar gedruckt vorliegt, hat theils darin seinen Anlaß, daß H. eine Reihe von Excursen, die er dem Compendium theologicas veritatis, dem Buche des Papstes Innocenz|De miseria conditionis humanae, einem Phyfiologus und anderen Schriften entnahm, seinem Werke einverleibte, theils darin, daß er sich keine Gelegenheit entgehen ließ, wo er Gottes Macht und die Eitelkeit der Welt, die Qualen der Hölle und die Freuden des Himmelreiches, Martina's Tugend und die Verworfenheit des Kaisers Alexander besprechen und contrastiren konnte. Künstlerisch betrachtet gehört darum das Gedicht nicht zu den erfreulichsten Erzeugnissen unserer Litteratur, zumal der Umstand, daß Konrad von Würzburg und Reinbot von Dorn nach formeller Seite als Muster dienten, dazu beitrug, die angeborene Neigung Hugo's zur Breite und allegorischen Spielerei ins Uebermaß zu steigern. In sprachlicher und culturhistorischer Hinsicht dagegen bietet das Werk viel Interessantes. Nicht von Hugo, dem man sie früher zuschrieb, rührt her eine kleine in derselben Handschrift wie die Martina überlieferte Erzählung, welche die Bekehrung eines Lithauerfürsten zum Christenthum behandelt; ihr Verfasser war vielmehr ein fahrender Mann Namens Schondoch.

    • Literatur

      Martina von Hugo von Langenstein, herausgegeben durch Adelbert von Keller. 38. Publication des literarischen Vereins, Stuttgart 1856. Wackernagel, Die altdeutschen Handschriften der Basler Universitätsbibliothek, Basel 1836, S. 39—51. Haupt in der Zeitschrift für deutsches Alterthum, 7, 169. Köhler in der Germania, 8, 15—36. (Joseph von Laßberg) Ein schoen und anmuetig Gedicht, wie ein heidescher Küng, genannt der Littower, wunderbarlich bekert und in Prüssenland getoufft ward, Constanz 1826 (zweite Auflage, Schwäb. Hall o. J.).

  • Autor/in

    Steinmeyer.
  • Zitierweise

    Steinmeyer, Elias von, "Hugo von Langenstein" in: Allgemeine Deutsche Biographie 17 (1883), S. 673-674 unter Langenstein [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118775251.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA