Lebensdaten
1833 – 1902
Geburtsort
Putzig (Westpreußen)
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
Politiker
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 116530707 | OGND | VIAF: 22896143
Namensvarianten
  • Rickert, Heinrich Edwin
  • Rickert, Heinrich
  • Rickert, Heinrich Edwin

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Zitierweise

Rickert, Heinrich, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116530707.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V N. N., Postvorsteher in P., später Obergrenzkontrolleur in Thorn;
    M N. N.;
    ⚭ Annette Stoddart (1839–89);
    S Heinrich (s. 2), Franz (1872–1939, Gertrud Mathilde Bertha v. Seydlitz-Kurzbach, 1890–1930, Cousine d. Walther v. Seydlitz-Kurzbach, 1888–1976, Gen., s. J. D. Carnes, Gen. zw. Hitler u. Stalin, 1980; L. Reschin, Gen. zw. d. Fronten, 1995), Kaufm., Verleger, T.

  • Biographie

    Nach der Schulzeit in Thorn und dem Studium der Volkswirtschaftslehre in Breslau und Berlin trat R. 1858 in die Redaktion der neugegründeten „Danziger Zeitung“ ein, wurde rasch deren Leiter und schließlich Miteigentümer. Auf diese Weise materiell abgesichert, entfaltete er zunächst auf kommunaler, dann auch auf Landesebene ein intensives politisches Engagement. Seit 1863 Stadtverordneter in Danzig, wurde R. 1866 Mitbegründer der Nationalliberalen Partei, für deren nur gering institutionalisiertes Zentralkomitee er bis 1880 maßgeblich an der Organisation der Wahlkämpfe und v. a. an der Verbindung zwischen der Zentrale und den Regionen mitwirkte, wobei er zeitweilig auch ein privates Wahlbüro betrieb. Das Netz persönlicher Verbindungen, seine „Vertrauensmännermaschinerie“ (Nipperdey) und seine überragende Sachkompetenz in allen Themen der Parlamentspraxis sicherten R. eine herausgehobene Position in der Nationalliberalen Partei, in der er, 1867 sowie 1877-80 als Vorstandsmitglied, neben Max v. Forckenbeck, Ludwig Bamberger und Eduard Lasker zu den führenden Repräsentanten des linken Flügels zählte. Seit 1870 gehörte er dem preuß. Abgeordnetenhaus, seit 1874 dem Reichstag an, 1876-78 war er zugleich Abgeordneter des Provinziallandtages für Ost- und Westpreußen und in dieser Zeit als Landesdirektor Chef der provinzialen Selbstverwaltung. Als die latenten Konflikte über die künftige Ausrichtung der Nationalliberalen Partei in der Wirtschafts- und Finanzpolitik, in der Heeresfinanzierung und der Haltung zum Kulturkampf 1879/80 eskalierten und die Mehrheit der Reichstagsfraktion 1879 den Steuer- und Finanzvorlagen der Reichsleitung zustimmte, gründeten R. und 27 andere Abgeordnete 1880 die „Liberale Vereinigung“, auch als „Sezessionisten“ bezeichnet. R. übernahm die Führung dieser linksliberal orientierten Partei, für die er seit 1882 auch|das „Reichsblatt“ herausgab. Angesichts der zunehmend konservativeren Positionen der Nationalliberalen Partei betrieb er seit 1883 den Zusammenschluß mit der „Fortschrittspartei“ zur „Dt.-Freisinnigen Partei“, der im März 1884 vollzogen wurde. Zwar teilten sich R. und Eugen Richter (1838–1906) die Parteiführung, gerieten aber seit 1890 in offenen Gegensatz über die Haltung zur Regierung und über Richters zunehmenden Machtanspruch. Nach der Eskalierung des Konflikts 1893 bei der Abstimmung über die Heeresvorlagen der Reichsleitung gründeten R. und v. a. die ehemaligen Sezessionisten die „Freisinnige Vereinigung“, die R. bis zu seinem Lebensende anführte.

    Auch außerhalb von Parlament und Partei entfaltete R. eine rege Tätigkeit. Er war in der Nachfolge Hermann Schulze-Delitzschs langjähriger Vorsitzender der 1871 gegründeten „Gesellschaft für Verbreitung von Volksbildung“, wirkte maßgeblich mit an der Begründung des „Vereins zur Abwehr des Antisemitismus“ im Dez. 1890, dessen Vorsitz er 1895 nach dem Tod Rudolf v. Gneists übernahm, und setzte sich nachhaltig ein für die Errichtung der TH Danzig, die allerdings erst 1904 erfolgen sollte. Als einer der führenden Repräsentanten des dt. Linksliberalismus im ausgehenden 19. Jh. war R. in seiner politischen Arbeit getragen von einem staatsfernen Idealismus und der Vorstellung von einer egalitär verfaßten solidarischen Gesellschaft.

  • Werke

    Zur Frage über d. Bau v. Local-(Secundär-)Eisenbahnen, 1877;
    Briefe, in: Im Neuen Reich 1871-1890, Pol. Briefe aus d. Nachlaß lib. Parteiführer, hg. v. P. Wentzcke, 1926, Neudr. 1970 (P).

  • Literatur

    Th. Barth, Pol. Porträts, neue Ausg. besorgt v. E. Feder, 1923, 77-81 (P);
    H. Pachnicke, Führende Männer im alten u. im neuen Reich, 1930, S. 34-38;
    Th. Nipperdey, Die Organisation d. dt. Parteien vor 1918, 1961, S. 121-25, 166, 177, 205-08, 212 f., 223 f.;
    K. Wegner, Theodor Barth u. d. Freisinnige Vereinigung, 1968, S. 5-12, 96, 113;
    H. Dräger, Die Ges. f. Verbreitung v. Volksbildung, 1975, S. 182 f.;
    B. Suchy, The „Verein z. Abwehr d. Antisemitismus“, I, in: LBI Year Book 1983, S. 205-39, bes. S. 215-17;
    R. Aldenhoff, Schulze-Delitzsch, Ein Btr. z. Gesch. d. Liberalismus zw. Rev. u. Reichsgründung, 1984, S. 232 f.;
    BJ VII, Tl.;
    Altpreuß. Biogr. II;
    Biogr. Hdb. Preuß. Abg.haus I.

  • Autor/in

    Andreas Thier
  • Zitierweise

    Thier, Andreas, "Rickert, Heinrich" in: Neue Deutsche Biographie 21 (2003), S. 549-550 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116530707.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA