Lebensdaten
1880 – 1962
Geburtsort
München
Sterbeort
Washington D. C., USA
Beruf/Funktion
Sprachwissenschaftler ; Romanist
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 121315010 | OGND | VIAF: 12365574
Namensvarianten
  • Wagner, Max Leopold
  • Wagner, Max
  • Wagner, Max Leopold
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Zitierweise

Wagner, Max, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd121315010.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Max ( v. 1907), Kaufm., zuletzt in Barcelona;
    M Leopoldine Freiin Horn af Raneas;
    ledig.

  • Biographie

    W. besuchte 1891–99 das humanistische Gymnasium in Neuburg/Donau. 1899–1904 studierte er Allgemeine Sprachwissenschaft und Roman. Philologie in München, Paris, Florenz und Würzburg. Nach der Promotion zum Dr. phil. 1907 mit der Arbeit „Lautlehre der südsardischen Mundarten mit besonderer Berücksichtigung der um Gennargentu gesprochenen Varietäten“ (gedr. 1907) bei dem Sprachgeographen Heinrich Schneegans (1863–1914) in Würzburg war er bis 1910 als Oberlehrer an der dt. Oberrealschule in Konstantinopel und 1912 / 13 als wissenschaftlicher Hilfsarbeiter am Hamburg. Kolonialinstitut tätig. Forschungsreisen führten ihn u. a. 1905 / 06 und 1911 nach Sardinien und 1913 / 14 nach Mexiko. 1914 zum Kriegsdienst verpflichtet, wurde er nach kurzer Zeit als untauglich entlassen. 1915 habilitierte sich W. an der Univ. Berlin, wo er seitdem als Privatdozent am Roman. Seminar lehrte. Gleichzeitig war er 1915–22 Oberlehrer am Fichte-Gymnasium Berlin-Wilmersdorf.

    1922 erfolgte seine Ernennung zum planmäßigen Extraordinarius an der Univ. Berlin, die der homosexuelle W. aber infolge eines drei Jahre zuvor in München strafrechtlich verfolgten Sittlichkeitsvergehens 1925 verließ (bei Fortzahlung seiner Bezüge über 1933 hinaus). Danach führte der vielsprachige W., der von Fachkollegen wie Leo Spitzer (1887–1960) und Karl Vossler (1872–1949) sehr geschätzt wurde, ein prekäres Wanderleben. Er blieb zunächst in Berlin, arbeitete 1925–27 auf Einladung von Karl Jaberg (1877–1958) und Jakob Jud (1882–1952) auf Sardinien zeitweise am „Sprach- und Sachatlas Italiens und der Südschweiz“ (AIS), hielt sich 1932 in Rom, 1935 / 36 in Coimbra (Portugal) und seit 1937 wieder in Rom und Neapel auf. Nach dem Krieg war er u. a. an der Univ. Coimbra (1947–51) und als Gastprofessor an der Univ. of Illinois (USA, 1948 / 49) tätig. 1951 ließ er sich endgültig in Washington D. C. nieder, wo er materiell von dem Linguisten und Rechtsanwalt Raphael G. Urciolo (1911–94) unterstützt wurde, der später W.s Nachlaß verwaltete.

    W. forschte konsequent in den Randgebieten der roman. Philologie. Besondere Verdienste erwarb er mit der Erforschung des Sardischen, des Judenspanischen und roman. Sondersprachen, wobei ihn v. a. die Geschichte der Sprachkontakte im gesamten Mittelmeerraum interessierte. In Italien ist W. bis heute als Wegbereiter der modernen Erforschung der sard. Sprache und Kultur hoch angesehen. „Das ländliche Leben Sardiniens im Spiegel der Sprache, Kulturhistorisch-sprachliche Untersuchungen“ (1921, ital. 1996) gilt als Paradebeispiel der die Sprachwissenschaft um volkskundliche und anthropologische Fragestellungen bereichernden „Wörter und Sachen“-Forschungsrichtung. Etymologische bzw. lexikologische Ausführungen werden darin um enzyklopädisches Wissen ergänzt und mit eigenen Photographien illustriert. Damit ist W. auch einer der Pioniere der photographischen Darstellung traditioneller Alltagsgegenstände Sardiniens. Eine Synthese seiner Forschungsarbeit schuf er 1951 mit „La lingua sarda: storia, spirito e forma“ (Neuaufl. 1997, dt. 2002); sie bekräftigte W.s Ruf als international führender Sardologe.

    Die meisten von W.s Hauptwerken zum Sardischen wurden in den letzten Jahren auf Initiative der Sardologen Giulio Paulis (* 1947) und Giovanni Masala (* 1961) in Neu-, z. T. in Erstauflagen und in Übersetzung zugänglich gemacht (Hist. Lautlehre d. Sardischen, 1941, ital. 1984; Dizionario Etimologico Sardo, 3 Bde., 1960–64, Neuaufl. 2008; Stud. über d. sard. Wortschatz, 1930, ital. 2015). Außerdem erschienen postum die populärwissenschaftlichen Reisebeschreibungen „Immagini di viaggio dalla Sardegna“ (2001, dt. 2003), die W. zwischen 1908 und 1914 im „Globus“ und in der „Deutschen Rundschau für Geographie“ veröffentlicht hatte, sowie neu zusammengestellte Originaldokumente (Wörter, Sachen, Bilder, Eindrücke, Sardinien 1925–1927, 2004). Sie machen deutlich, in welchem Umfang die dt.sprachige Romanistik zur grundlegenden Erforschung gerade auch kleinerer roman. Kulturen beigetragen hat. Für Masala ist W. „nicht nur der bedeutendste Sardologe aller Zeiten, sondern auch einer der hervorragendsten Romanisten des 20. Jahrhunderts“ (Einl. zu: M. W., Gesch. d. sard. Sprache, 2002, S. 13).

  • Auszeichnungen

    |korr. Mitgl. d. Inst. d’Estudis Catalans (1947), d. Ak. d. Wiss., Heidelberg (1952) u. d. Bayer. Ak. d. Wiss., München (1954);
    Mitgl. d. Soc. Nazionale di Scienze, Neapel (1951), d. Acc. della Crusca, Florenz (1952) u. d. Deputazione di storia patria per la Sardegna (1956);
    Ehrenbürger v. Nùoro (Sardinien, 1954);
    Dr. h. c. (Salamanca 1954).

  • Werke

    Weitere W Südsard. Trutz- u. Liebes-, Wiegen- u. Kinderlieder, 1914;
    Btrr. z. Kenntnis d. Judenspanischen v. Konstantinopel, 1914 (Habil.schr.);
    Die Beziehungen zw. Wort- u. Sachforsch., in: GRM 8, 1920, S. 45–58;
    Amerikanisch-Spanisch u. Vulgärlatein, in: Zs. f. roman. Philol. 40, 1920, S. 286–312;
    Die span.-amerik. Lit. in ihren Hauptströmungen, 1924;
    Caractères générales del Judeo-español de Oriente, 1930;
    Restos de Latinidad en el Norte de Africa, 1936;
    Sondersprachen d. Romania, 4 Bde., hg. v. H. Kröll, 1990;
    Bibliogr.: G. Manupella, Bibliogr. degli scritti di M. L. W., 1971;
    Nachlaß: Nuoro, Verlag Ilisso Edizioni.

  • Literatur

    L G. Rohlfs, in: Zs. f. roman. Philol. 78, 1962, H. 5 / 6, S. 621–27;
    ders. in: Jb. d. Bayer. Ak. d. Wiss. München 1963, S. 182–87 (P);
    Y. Malkiel, in: Romance Philology 16, 1963, H. 3, S. 281–89;
    G. Ruju, Pietro Casu tra Grazia Deledda e M. L. W., 1981;
    S. Heinimann, Zur Entstehungsgesch. des AIS, Aus d. Briefen M. L. W.s an Karl Jaberg, in: FS J. Hubschmid, hg. v. O. Winkelmann u. M. Braisch, 1982, S. 451–66;
    G. Masala, M. L. W., Ein Kurzporträt, in: M. L. W., Reisebilder aus Sardinien, 2003, S. 166–84 (P);
    M. L. W., Lingua e cultura sarda, Atti del Convegno internazionale di linguistica sarda, Oliena 23 marzo 2003, hg. v. D. Turchi, 2004;
    D. Naguschewski, „Der bedeutendste Sardologe aller Zeiten“, Zur Renaissance M. L. W.s, in: Italienisch, Zs. f. ital. Sprache u. Lit. 31, 2009, H. 1, S. 190–95;
    ders., Warum d. Romanist M. L. W. 1925 d. Berliner Univ. verließ, in: Trajekte 20, 2010, S. 47–51 (P);
    Verfolgung u. Auswanderung dt.sprachiger Sprachforscher 1933–45, hg. v. U. Maas, 2010, S. 849–53;
    Kosch, Lit.-Lex.³ (W, L).

  • Porträts

    |Porträt v. L. Spandorf, 1960 / 61 (Nuoro, Verlag Ilisso Edizioni).

  • Autor/in

    Dirk Naguschewski
  • Zitierweise

    Naguschewski, Dirk, "Wagner, Max" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 244-245 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd121315010.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA