Lebensdaten
1882 – 1952
Geburtsort
Wängi Kanton Thurgau (Schweiz)
Sterbeort
Seelisberg Kanton Uri (Schweiz)
Beruf/Funktion
Romanist
Konfession
reformiert
Normdaten
GND: 118776487 | OGND | VIAF: 88644299
Namensvarianten
  • Jud, Jakob
  • Jud, J.
  • Jud, Jacob

Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Jud, Jakob, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118776487.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Jakob;
    M Wilhelmine Heß;
    Zürich 1909 Anna Maria Elisabeth (* 1874), T d. Friedrich Hunziker (1845–1908), Prof. u. Rektor d. Industrie- u. Handelsschule Zürich (s. HBLS), u. d. Anna Maria Meyer (aus d. Patriziergeschl. d. Hirschen-Meyer in Zürich);
    2 S.

  • Biographie

    J. studierte seit dem WS 1900/01 an der Univ. Zürich bei H. Morf und E. Bovet, promovierte 1906 mit einer Dissertation über ein Problem der altfranz. Formenlehre (Recherches sur la genèse et la diffusion des accusatifs en -ain et en -on, 1907). 1902 und 1903 weilte er als Privatlehrer im Engadin, wo er mit den rätoroman. Mundarten Graubündens bekannt wurde. Dies war für seinen wissenschaftlichen Werdegang bestimmend. Durch Studienaufenthalte in Italien und Paris empfing er stärkste Anregungen, u. a. von J. Gilliéron, dem Schöpfer des Atlas linguistique de la France. 1906-23 unterrichtete J. Französisch und Italienisch am Gymnasium in Zürich. 1908 habilitierte er sich an der Univ. Zürich mit einer sprachgeographischen Untersuchung. Weiterhin am Gymnasium tätig, wurde er 1922 Extraordinarius an der Univ. Zürich; seit 1926 Ordinarius, erhielt er 1931 den Lehrstuhl für roman. Philologie als Nachfolger von L. Gauchat (1950 emeritiert).

    Den Ausgangspunkt für J.s Forschung bildete das Rätoromanische, wodurch auch die Probleme seiner weiteren Untersuchungen bestimmt wurden. Im Mittelpunkt seines Interesses stand die Wortforschung. Die sprachgeographische Methode Gilliérons vertiefte er unter dem Einfluß von H. Schuchhardt durch die Verknüpfung mit der Sachkunde. Indem er die sprachgeographische Betrachtungsweise auch für die Erhellung früherer Sprachstufen heranzog, wurde sein Blick auf die kulturgeschichtlichen Bedingungen sprachlicher Entwicklung gelenkt. Von der Untersuchung der Stellung des Rätoromanischen zwischen den Mundarten Italiens und Frankreichs ausgehend, mußte J. weite Räume in seine Betrachtungen einbeziehen und auch weit in die Vergangenheit zurückgreifen. Methodisch bahnbrechend war sein Aufsatz über „Probleme der altroman. Wortgeographie“ (in: Zs. f. roman. Philol. 38, 1913), in dem „die Frage nach der geographischen Verbreitung des lat. Wortschatzes über die röm. Provinzen, die den Kern der heutigen Romania bilden“ als lohnendste Aufgabe der roman. Wortforschung bezeichnet wurde. Vorangegangen war die Abhandlung „Dalla storia delle parole lombardo-ladine“ (in: Bull. de dialectol. romane 3, 1911). Gleich weit ausgreifend waren spätere Studien, die die Zusammenhänge mit dem religiösen Leben erhellten. Besonders fesselten J. die Beziehungen zwischen den Sprachen der Romania und den Nachbarsprachen, die gegenseitige Beeinflussung der deutschen und der roman. Sprachen in der Schweiz, das Nachleben des Keltischen sowie die Zeugen der untergegangenen vorröm. Sprachen des Alpengebiets. Die für J.s Arbeitsweise charakteristische Verbindung von Sprachgeographie, Geschichte und Kulturgeschichte kennzeichnet auch seine sprachgeographischen Einzelstudien sowie seine stärker auf das Methodische eingehenden Ausführungen. J.s Problemstellung und Methode führten ihn schon lange vor dem 1. Weltkrieg mit K. Jaberg zusammen; in jahrelanger gemeinsamer Arbeit entstand der monumentale „Sprach- und Sachatlas Italiens und der Südschweiz“ (AIS), der als Vorbild für alle späteren Sprachatlanten, nicht nur auf roman. Gebiet, gedient hat (7 Bde., 1928–40). 400 Ortschaften wurden exploriert, 1 705 Sprachkarten sowie 700 000 mundartliche Sprachformen zusammengestellt. J. regte zahlreiche Dissertationen an, die mit Mundartuntersuchungen von anderen Schweizer Gelehrten in der von J. begründeten und herausgegebenen Reihe „Romanica Helvetica“ erschienen. Als Organ der Schweizer Romanistik begründete J. zusammen mit Arnald Steiger die Zeitschrift „Vox romanica“ (1936 ff.). Ein besonderes Anliegen war ihm die Förderung des umfassenden Wörterbuchs der rätoroman. Mundarten Graubündens (Dicziunari Rumantsch Grischun), zu dem er das Vorwort schrieb (1939), und dessen philologische Kommission er seit 1932 leitete. Seit 1934 war er auch Präsident der philologischen Kommission des Mundartwörterbuchs der ital. Schweiz (Vocabolario della|Svizzera italiana). Tatkräftig setzte er sich ein für die Schaffung des wallon. Sprachatlasses.|

  • Auszeichnungen

    Dr. h. c. (Genf, Gent u. Straßburg);
    Ehrenbürger v. Scuol (Engadin) u. d. Kantons Graubünden.

  • Werke

    Weitere W Zur Gesch. d. bündner. Kirchensprache, 1919;
    Mots d'origine gauloises, 1920-26;
    Zu einigen vorroman. Ausdrücken d. Sennensprache, 1924;
    Problèmes de géogr. linguistique, 1925;
    Der Sprachatlas als Forschungsinstrument, 1927 (mit K. Jaberg);
    Transkriptionsverfahren, Aussprache- u. Gehörschwankungen, in: Zs. f. roman. Philol. 47, 1927;
    La valeur documentaire de l'AIS, in: Revue de linguistique romane 4, 1928;
    Sur l'hist. de la terminol. écclesiastique de la France et de l'Italie, 1934;
    Zur Gesch. d. roman. Reliktwörter in d. Alpenmundarten d. dt. Schweiz, 1946.

  • Literatur

    O. Deutschmann, in: Romanist. Jb. 5, 1952, S. 52-56;
    E. Legros, in: Les dialectes belgoromans 9, 1952, S. 105-23;
    A. Schorta, in: Ann. de la società retorumantscha 66, 1952, S. 5-20;
    A. Steiger, in: Vox Romanica 12, 1952, S. IX-XIX;
    S. Pop, La dialectol. I, 1951, S. 560-97 (bes. üb. d. AIS);
    W. Egloff, in: Sache, Ort u. Wort, J. J. z. 60. Geb.tag, = Romanica Helvetica 20, 1943 (Bibliogr. bis 1941).

  • Autor/in

    W. Theodor Elwert
  • Zitierweise

    Elwert, W. Theodor, "Jud, Jakob" in: Neue Deutsche Biographie 10 (1974), S. 635-636 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118776487.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA