Lebensdaten
1834 oder 1832 – 1909
Geburtsort
Pest (Budapest)
Sterbeort
Prag
Beruf/Funktion
Schauspieler ; Hofschauspieler und Oberregisseur am Hofburgtheater in Wien
Konfession
jüdisch?
Normdaten
GND: 119343207 | OGND | VIAF: 27879452
Namensvarianten
  • Sonnenthal, Adolf
  • Sonnenthal, Adolf Ritter von (seit 1881)
  • sonnenthal, adolf ritter von
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Zitierweise

Sonnenthal, Adolf Ritter von (seit 1881), Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119343207.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Hermann S. (1802–67), Schnittwarenhändler in Pest, S e. Krämers in Ofen (Buda);
    M Charlotte-Weiß (1804/06?–64);
    B Samuel S. (1840-n. 1896, Berta Frank, 1853–80, Schausp., Schw d. Katharina [Kathi] Frank, 1847–1918, Schausp., s. NDB V), Photograph, Verl. v. Photogrr. in Pest (s. ÖBL);
    Wien 1860 Pauline (1843–72), T d. Albert Pappenheim, Großkaufm. in Wien, u. d. Maria Stukart;
    4 S (1 früh †) Felix (1861–1916), Sigmund (1867–1933), Fabrikdir., Paul (1869–1933), Ing., Schriftst., Übers., 1 T Hermine (1862–1922), Schriftst. (s. W, L); N Hans Friedrich S. (1875-n. 1939), Schausp., emigrierte 1939 vermutl. in d. USA (s. ÖBL);
    E Luzi (Luzy, eigtl. Luise) (1900–62, Erich Wolfgang Korngold, 1897–1957, Komp., s. NDB XII; ÖML; MGG²; New Grove²), Sängerin, Pianistin, Schausp., emigrierte 1936 in d. USA, Helene (1893–1953), Schausp. in Meiningen, Mähr. Ostrau, Wien u. Berlin (beide s. ÖBL).

  • Biographie

    S.s Deklamationstalent soll sich bereits bei Schulfesten der Pester jüd. Normalschule offenbart haben, die er, zu den Besten zählend, bis 1846 besuchte. Danach lernte er zwei Jahre an der Josef-Industrieschule mit dem Ziel, Lithograph zu werden. Als die Eltern 1848 ihr Vermögen verloren, kam S. zu einem Schneider in die Lehre, zog im Nov. 1850 als Geselle nach Wien und beschloß nach einem Besuch des Burgtheaters, sich der dramatischen Kunst zuzuwenden. Über den Schauspieler Bogumil Dawison kam er zu der pensionierten Schauspielerin Bender und erhielt freien Eintritt zu den Vorstellungen sowie die Aufnahme in die Statisterie. Bereits im Okt. 1851 wagte S. in Temesvár ein Engagement als erster jugendlicher Held und Liebhaber (Debüt als Phöbus, in: Der Glöckner v. Notre-Dame v. Ch. Birch-Pfeiffer). Nach Verpflichtungen 1852–54 in Hermannstadt (Sibiu), 1854/55 in Graz und 1855/56 in Königsberg stellte er sich in einem Gastspiel auf Anstellung Burgtheaterdirektor Heinrich Laube vor (Debüt als Mortimer, in: Maria Stuart v. F. Schiller, 18.5.1856), der ihn ins Ensemble aufnahm. 1859 zum Hofschauspieler ernannt, wurde S. 1870 auch Regisseur und 1884 Oberregisseur. Nach dem Tod des Direktors Franz v. Dingelstedt 1881 gehörte S. dem provisorischen Direktionskollegium an. 1887/88 und 1889/90 leitete er das Burgtheater als provisorischer Direktor, mochte diese Funktion jedoch nicht dauerhaft gegen seinen eigentlichen Beruf eintauschen. Zahlreiche Gastspiele führten ihn durch ganz Deutschland (v. a. nach Berlin), aber auch nach Amerika (1885/1899/1902 u. a. New York), Rußland (1889 Riga, 1900 St. Petersburg, Moskau, Kiew, Odessa), Budapest (1875/1876) und Zürich (1898). 1909 erlag S. einem Schlaganfall während eines Gastspiels in Prag.

    Dem im ernsten ersten Rollenfach auf Pathos gestimmten Zeitgeschmack nicht voll entsprechend (Ausnahme: Titelrolle, in: Clavigo v. J. W. v. Goethe, 1858/1877), überzeugte der junge S. umso mehr in der zweiten Reihe und reüssierte v. a. als Salonliebhaber, der den von Natürlichkeit geprägten Tonfall des Konversationsstücks mit Charme, Esprit und feinem Humor brillant beherrschte (Vicomte, in: Vater u. Sohn v. A. Dumas Sohn, 1860; Konrad Bolz, in: Die Journalisten v. G. Freytag, 1865; Gaétan, in: Der Marquis v. Villemer v. George Sand, 1871). Seine Wirkung beruhte nicht zuletzt auf einer hochgewachsenen, wohlproportionierten Physis, deren warme, weiche Baritonstimme und außergewöhnliche Noblesse unmittelbar einnahmen. S.s Eleganz beeinflußte sogar die Herrenmode seiner Zeit. Bedeutende Leistungen gelangen dem reifen S. u. a. in den Titelrollen von „Faust“ (J. W. v. Goethe, 1883 I/II, 1892 I, 1894 II), „Wallenstein“ (F. Schiller, 1884), „König Lear“ (W. Shakespeare, 1889), „Der Meister v. Palmyra“ (A. Wilbrandt, 1892) und – im naturalistisch-kleinbürgerlichen Milieu – „Fuhrmann Henschel“ (G. Hauptmann, 1899). S.s charakteristische Wärme und Güte kamen in der Titelrolle des „Nathan“ (G. E. Lessing, 1895) wohl am glücklichsten zur Geltung. Als bedeutendster Burgschauspieler um die Jahrhundertwende verehrt, repräsentierte S. als letzter die Tradition der alten Burg, die aufgrund der veränderten Bedingungen im großen|Haus am Ring seit ihrem Umzug 1888 den Reform- und Modernisierungsbestrebungen der Direktionen Max Eugen Burckhards 1890–98 und Paul Schlenthers 1898–1916 unterworfen war.

  • Auszeichnungen

    Präs. d. Österr. Bühnenver. (1894–97, Ehrenpräs. 1897);
    Rr. d. Franz Joseph-Ordens (1876);
    Rr. d. österr. Ordens d. eisernen Krone III. Kl. (1881);
    Komturkreuz d. Franz-Josef-Ordens (1906);
    Rr. d. preuß. Kronenordens III. Kl.;
    Komtur d. serb. St. Sava-Ordens;
    Komtur II. u. I. Kl. d. hzgl. sächs. ernestin. Hausordens;
    Komtur d. Ordens d. ital. Krone;
    Komtur d. span. Ordens Karl III.;
    Rr. I. Kl. d. ghzgl. sachsen-weimar. Ordens d. Wachsamkeit;
    sachsen-weimar. goldene Verdienstmedaille f. Kunst u. Wiss. I. Kl.;
    Rr. I. Kl. d. ghzgl. bad. Ordens v. Zähringer Löwen;
    bayer. Ludwig-Medaille;
    hzgl. sachsen-meining. Verdienstkreuz f. Kunst u. Wiss. (1876);
    bulgar. goldene Medaille f. Kunst u. Wiss.;
    Verdienstkreuz I. Kl. d. hzgl. braunschweig. Ordens Heinrich d. Löwe;
    Offz.kreuz d. Ordens d. Krone v. Rumänien.

  • Werke

    Weitere W u. a. Ein Anwalt, Lustspiel in 4 Akten, 1881 (mit F. G. Triesch);
    Korr.:
    Hermine v. Sonnleithner (Hg.), A. v. S.s Briefwechsel, 2 Bde., 1912 (P, Rollenbilder);
    Überss.:
    George Sand, Der Marquis v. Villemer, Schausp. in 4 Akten, 1871;
    Léon Laya, Verstrickt, Schausp. in 4 Akten, 1874 (Original u. d. T. „La gueule du loup“);
    Teilnachlaß:
    Österr. Theatermus., Wien.

  • Literatur

    L. Eisenberg, Das geistige Wien, 1, 1893;
    ders., A. S. Eine Künstlerlaufbahn als Btr. z. modernen Burgtheater-Gesch., mit e. Vorwort v. Ludwig Speidel, 1896 (Rollenbilder);
    ders., Gr. biogr. Lex. d. dt. Bühne im 19. Jh., 1903;
    A. Kohut, Berühmte isr. Männer u. Frauen in d. Kulturgesch. d. Menschheit, Bd. 1, 1900, S. 227 ff.;
    R. Lothar, S., 1904 (Rollenbilder);
    J. Minor, Fünfzig J. S., 1906;
    ders., Aus d. Alten u. d. Neuen Burgtheater, 1920;
    P. Schlenther, A. v. S., 50 J. im Wiener Burgtheater 1856–1906, 1906;
    J. Bab u. W. Handl, Dt. Schausp., Porträts aus Berlin u. Wien, 1908, S. 151–64 (P);
    F. Salten, Gestalten u. Erscheinungen, ²1913, S. 189–95;
    O. M. Fontana, Wiener Schauspieler, 1948, S. 28–30;
    E. Haeusserman, Das Wiener Burgtheater, 1980, S. 124 f. u. passim;
    M. v. Alth, Burgtheater 1776–1976, 2 Bde., 1979;
    Wi. 1909;
    Ch. Trilse, K. Hammer u. R. Kabel, Theaterlex., 1977;
    Wurzbach;
    Wininger;
    Kosch, Theaterlex.;
    Kosch, Lit.-Lex.³;
    Hist. Lex. Wien;
    ÖBL: Personenlex. Österr.

  • Porträts

    Jugendbildnis, Öl/Lwd. v. F. Gaul, 1857 (Wien, Theaterslg.);
    A. S. als Tasso, Farbdruck n. e. Gem. v. G. Gaul, 1873 (ebd.), Abb. in: J. Mayerhöfer (Hg.), 200 Jahre Burgtheater, Wien, Ausst.kat. [1976].

  • Autor/in

    Ralph-Günther Patocka
  • Zitierweise

    Patocka, Ralph-Günther, "Sonnenthal, Adolf Ritter von" in: Neue Deutsche Biographie 24 (2010), S. 580-581 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119343207.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA