Lebensdaten
1863 – 1914
Geburtsort
Kiel
Sterbeort
Heidelberg
Beruf/Funktion
evangelischer Theologe
Konfession
-
Normdaten
GND: 118891642 | OGND | VIAF: 46783398
Namensvarianten
  • Weiß, Johannes Bernhard Wilhelm
  • Weiß, Bernhard Wilhelm Johannes
  • Weiß, Johannes
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Zitierweise

Weiß, Johannes, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118891642.html [24.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Bernhard (s. 1);
    M Hermine Dewitz v. Woyna;
    Göttingen 1889 Auguste (* 1864), T d. Albrecht Ritschl (1822–89), Prof. f. ev. Theol. in Bonn u. Göttingen (s. NDB 21), u. d. Ida Rehbock (1826–69);
    2 S, 2 T.

  • Biographie

    Nach dem Abitur am Berliner Wilhelmsgymnasium studierte der musikalisch hochbegabte W. seit 1882 Ev. Theologie in Marburg, Berlin und Göttingen. 1886 legte er das 1. kirchliche Examen ab, leistete dann Einjährig-Freiwilligen Militärdienst in Potsdam und ging danach an die Univ. Göttingen, wo ihn sein späterer Schwiegervater, der Systematische Theologe Albrecht Ritschl, prägte. 1888 wurde er mit der Arbeit „Der Barnabasbrief kritisch untersucht“ (gedr. 1888) und nach Verteidigung seiner Thesen in einer freundschaftlichen Disputation mit Hermann Gunkel (1862–1932) und Carl Mirbt (1860–1929) in Göttingen zum Lic. theol. promoviert (Thesen in: Troeltsch-Stud. 1, 1982, S. 296). Im Mai 1888 habilitierte sich W. hier für neutestamentliche Exegese und erhielt am 2. 6. 1890 eine ao. Professur für Neues Testament. 1895 wechselte W., der 1896 zu den Gründungsmitgliedern von Friedrich Naumanns (1860–1919) „Nationalsozialem Verein“ zählte, als Ordinarius in die theologisch liberale Fakultät der Univ. Marburg und engagierte sich dort 1905–08 im Stadtrat. Zudem war er Mitglied kulturprot. Organisationen und zählte zum Freundeskreis um die von Martin Rade (1857–1940) herausgegebene liberal-prot.

    „Christliche Welt“. 1908 nahm W. einen Ruf auf den Lehrstuhl für Neutestamentliche Exegese und Kritik an die Univ. Heidelberg an (Dekan 1911 / 12), wo er zum Geheimen Kirchenrat ernannt wurde. Im Frühjahr 1911 reiste er nach Palästina. Seit Mai 1914 konnte er wegen einer Krebserkrankung nicht mehr lehren.

    W. zählte zu den Mitgliedern der „Kleinen Göttinger Fakultät“ der „Religionsgeschichtlichen Schule“. Theologiegeschichtlich Epoche machte er durch die Einsicht in den radikal eschatologischen Charakter von Jesu Rede vom bald kommenden Reich Gottes, den W. schon in seiner Lizentiatenarbeit betont hatte. Auch in „Die Parabelrede bei Markus“ (in: Theol. Stud. u. Kritiken 64, 1891, S. 289–321) und seinem Kommentar zum Lukas-Evangelium (in: Bernhard u. J. W., Die Evangelien d. Markus u. Lukas, ⁸1892, S. 271–666) deutete er Jesu Rede eschatologisch. Mit der kurzen, in ihrer oft kritisierten Einseitigkeit programmatischen Schrift „Die Predigt Jesu vom Reich Gottes“ (1892, ²1900, ³1964 hg. v. F. Hahn, engl. 1971), einer indirekten Auseinandersetzung mit seinem Schwiegervater und dessen ethisierender Rede vom „Reiche Gottes“, provozierte W. eine Debatte um den Begriff, der entweder als exklusiv eschatologisch bzw. zukunftsbezogen oder aber ethisierend, im Sinne eines mit Jesu Wirken bereits begonnenen und sich allmählich innergeschichtlich realisierenden Gottesreichs gedeutet wurde. In späteren populartheologischen Arbeiten nahm W. die Radikalität seiner exegetischen Einsichten insoweit zurück, als er das Gottesreich nun primär als Gotteskindschaft und Nachfolge deutete. Zu W.s Schülern zählen u. a. Josef Hromádka (1889–1969) sowie Rudolf Bultmann (1884–1976), der W.s formgeschichtliche Ansätze (Die Aufgabe d. Neutestamentl. Wiss. in d. Gegenwart, 1908) weiterentwickelte.

  • Auszeichnungen

    |D. theol. (Göttingen 1895);
    Mitgl. d. Ak. d. Wiss. Heidelberg (1910).

  • Werke

    |Die Nachfolge Christi u. d. Predigt d. Gegenwart, 1895;
    Jesus im Glauben d. Urchristentums, 1910;
    Jesus v. Nazareth, Mythus oder Gesch.? Eine Auseinandersetzung mit Kalthoff, Drews, Jensen, 1910;
    Das Urchristentum, Nach d. Tode d. Vf. hg. u. am Schlusse erg. v. R. Knopf, 1917;
    Bibliogr.: B. Lannert, Die Wiederentdeckung (…), 1989 (s. L), S. 265–73.

  • Literatur

    |R. Bultmann, in: Theol. Bll. 18, 1939, S. 242–46;
    H. Renz u. F. W. Graf (Hg.), Troeltsch-Stud. 1, 1982, ²1985;
    W. Schmithals, J. W. als Wegbereiter d. Formgesch., in: Zs. f. Theol. u. Kirche 80, 1983, S. 389–410;
    G. Lüdemann u. M. Schröder, Die Rel.geschichtl. Schule in Göttingen, Eine Dok., 1987;
    B. Lannert, Die Wiederentdeckung d. neutestamentl. Eschatol. durch J. W., 1989;
    ders., „Wer war Jesus v. Nazareth?“, Eine Art.serie v. J. W. in Naumanns Zs. „Die Hilfe“, in: G. Lüdemann (Hg.), Die „Rel.geschichtl. Schule“, Facetten e. theol. Umbruchs, 1996, S. 107–48;
    Der Briefwechsel zw. Adolf v. Harnack u. Martin Rade, Theol. auf d. öff. Markt, hg. u. komm. v. J. Jantsch, 1996;
    K. Hammann, Hermann Gunkel, Eine Biogr., 2014;
    Drüll, Heidelberger Gelehrtenlex. I;
    Kosch, Lit.-Lex.³ (W, L);
    TRE;
    LThK³;
    BBKL 13 (W, L).

  • Porträts

    |Photogr. (Univ.archiv Heidelberg, Bildarchiv).

  • Autor/in

    Friedrich Wilhelm Graf
  • Zitierweise

    Graf, Friedrich Wilhelm, "Weiß, Johannes" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 683 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118891642.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA