Lebensdaten
1826 – 1882
Geburtsort
Würzburg
Sterbeort
Heidelberg
Beruf/Funktion
Internist ; Pathologe
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118886827 | OGND | VIAF: 59882318
Namensvarianten
  • Friedreich, Nicolaus
  • Friedreich, Nikolaus
  • Friedreich, Nicolaus
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Zitierweise

Friedreich, Nikolaus, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118886827.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Joh. (Jean) Baptist (1796–1862), Prof. d. Med. in W., nach 1832 Ger.arzt in Weißenburg, Straubing, Ansbach u. Erlangen, dort auch wieder Prof. d. Staatsphysik, S d. Nikolaus Anton (1761–1836), Prof. d. Med. in W. (S d. Chirurgen u. Kammerdieners Nicolaus), u. d. Barbara Schorer;
    M Catharina ( 1862), T d. Appellationsger.rats Frdr. Carl Jos. Bolle in W. u. d. Jacobina Oehl;
    Haßfurt 1854 Josephine (* 1823), T d. Weinhändlers u. Magistratsrats Michael Lauck in W. u. d. Eva Wingefelder; kinderlos.

  • Biographie

    F. studierte 1844-50 (mit der Unterbrechung eines Semesters bei Henle in Heidelberg) in Würzburg Medizin. Koelliker, Rinecker, Marcus und Virchow waren seine einflußreichsten Lehrer, Gegenbaur sein befreundeter Kommilitone (mit ihm zusammen verfaßte er 1848 eine anatomische Arbeit „Über den Schädel des Axolotl“). Nach der Promotion (1850) besorgte er (mit Gegenbaur) bis 1853 die Medizinische Klinik des blinden Marcus am Juliusspital, war auch, seit Virchow nach Würzburg gekommen war (1849), in dessen Bann, was seine weitere Entwicklung wesentlich beeinflußte. 1853 habilitierte er sich mit der sehr reifen Arbeit „Beiträge zur Lehre von Geschwülsten innerhalb der Schädelhöhle“. 1856 wurde er Virchows Nachfolger auf dem Lehrstuhl für pathologische Anatomie (1857 außerordentlicher Professor). Aber schon 1½ Jahre später wurde er nach Heidelberg als ordentlicher Professor für allgemeine spezielle Pathologie und Therapie und Direktor der Medizinischen Klinik berufen. – F. war ein Meister der pathologisch-anatomischen Richtung in der klinischen Medizin. Aus eingehender Anamnese und sehr genauer, vor allem physikalischer Untersuchung baute er seine Diagnosen, unter Erwägung aller Differentialdiagnosen. Die Therapie war einfach und frei von Nihilismus;|sie wurde möglichst konsequent durchgeführt. F.s Lehrtalent war außergewöhnlich, so daß er alsbald in den Ruf eines der führenden deutschen Internisten kam. Die Sektionen seiner Klinik besorgte er selbst und machte sie zum Gegenstand strenger Epikrisen. Daneben vertrat er auch die Pathologie als Lehrfach, anfangs allein, bis 1866 Julius Arnold zum Direktor des pathologisch-anatomischen Instituts ernannt wurde. Seiner Initiative verdankt Heidelberg das seinerzeit mustergültige Akademische Krankenhaus (1876); überhaupt galt seine besondere Sorge dem Betrieb seiner eigenen Klinik sowohl wie allen Einrichtungen der Fakultät. – Die wissenschaftlichen Arbeiten F.s entsprechen seiner klinischen Laufbahn: er entwickelte sich vom Pathologen über den Allgemeinkliniker zum Neurologen. Alle seine Publikationen sind mit minuziöser Sorgfalt gearbeitet. W. Erb, sein Oberarzt, Nachfolger und Biograph, hält die Monographie über Muskelatrophie und Muskelhypertrophie für die bedeutendste, ferner seine Arbeiten über den Venenpuls und den Handbuchbeitrag über die Herzkrankheiten.

  • Werke

    Weitere W u. a. Zur Amyloidfrage (mit A. Kekulé), in: Virchows Archiv 16, 1859, S. 50;
    Über degenerat. Atrophie d. spinalen Hinterstränge, ebd. 26, 1863, S. 391, 433, u. 27, 1863, S. 1;
    Zur Diagnose d. Herzbeutelverwachsung, ebd. 29, 1864, S. 296;
    Über Ataxie m. bes. Berücksichtigung d. hereditären Formen, ebd. 68, 1876, S. 145, u. 70, 1877, S. 140;
    Die Krankheiten d. Herzens, in: Virchows Hdb. d. spez. Pathol. u. Therapie V, 2, 1861, ²1867;
    Über d. Venenpuls, in: Dt. Archiv f. klin. Med. 1, 1865, S. 241;
    Btrr. z. physikal. Unters, d. Blutgefäße, ebd. 29, 1881, S. 256;
    Über progressive Muskelatrophie, üb. wahre u. falsche Muskelhypurtrophie, 1873;
    Krankheiten d. Pankreas, in: Ziemssens Hdb. d. spez. Pathol. u. Therapie VIII, 2, 1875, ²1878. - Zu Gvv Nik. Anton: Med. Programme, 1824;
    – zu V Joh. Baptist:
    Versuch e. Lit.gesch. d. Pathol. u. Therapie d. psych. Krankheiten, 1830;
    System d. gerichtl. Psychol., 1835, ³1852;
    Hdb. d. allg. Pathol. d. psych. Krankheiten, 1839;
    Hdb. d. gerichtsärztl. Praxis, 2 Bde., 1843.

  • Literatur

    ADB 48;
    A. Weil, in: Berliner klin. Wschr., 1882, S. 454;
    R. Virchow, in: Virchows Archiv 90, 1882, S. 213;
    A. Kußmaul, in: Dt. Archiv f. klin. Med. 32, 1882, S. 191;
    W. Erb, in: Heidelberger Professoren aus d. 19. Jh., II, 1903, S. 155-89;
    E. Stübler, Gesch. d. med. Fak. d. Univ. Heidelberg 1386–1925, 1926;
    Bad. Biogrr. IV, 1891, S. 143-47;
    BLÄ;

    Bibl. Friedreichiana“ (3769 Titel) in d. Univ.bibl Heidelberg. –Zu Gvv Nik. Anton:
    ADB VII;
    BLÄ;
    – zu V Joh. Baptist:
    ADB VII;
    BLÄ;
    I. Bresler, in: Th. Kirchhoff, Dt. Irrenärzte, 1921, S. 158-65 (P).

  • Porträts

    Phot. (Heidelberg, Med. Univ.klinik, u. Würzburg, Inst. f. Gesch. d. Med.).

  • Autor/in

    Robert Herrlinger
  • Zitierweise

    Herrlinger, Robert, "Friedreich, Nikolaus" in: Neue Deutsche Biographie 5 (1961), S. 458-459 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118886827.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Friedreich: Nicolaus F., Arzt und Professor der Medicin in Heidelberg, daselbst am 6. Juli 1882 gestorben, wurde am 31. Juli 1825 zu Würzburg als Sohn von Johannes Bapt. F. (s. A. D. B. VII, 400) geboren. Er begann 1844 seine medicinischen Studien in seiner Vaterstadt und setzte dieselben 1847 während eines Semesters in Heidelberg fort. Nachdem er in den Jahren 1849—50 seine Approbation als Arzt sowie die Doctorwürde erlangt hatte, wurde er Assistent des erblindeten Professors Karl Friedrich v. Marcus in Würzburg, habilitirte sich daselbst 1853 als Privatdocent für specielle Pathologie und Therapie und widmete sich sehr eifrig pathologisch-anatomischen Forschungen unter Leitung Virchow's. Als dieser 1857 wieder nach Berlin zurückberufen wurde, erhielt F. die außerordentliche Professur der pathologischen Anatomie, die er nur bis 1858 bekleidete, um dann einem Ruf als ordentlicher Professor der Pathologie und Therapie, sowie als Director der medicinischen Klinik nach Heidelberg zu folgen. In dieser Stellung verblieb F. bis zu seinem Tode, der nach langen Leiden von F. an den Folgen eines Brustaneurysmus eintrat.

    F. gehört zu den hervorragendsten Klinikern in der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts. Er hat nicht weniger als 8 größere Werke und 51, meist sehr bedeutsame Abhandlungen veröffentlicht. Er pflegte verschiedene Theilgebiete der inneren Medicin, besonders bereicherte er die Kenntnisse von den Herz- und Nervenleiden. Seinen Ruf als Diagnostiker begründete F. zunächst mit der 1861, und 1867 in 2. Auflage erschienenen Monographie: „Die Krankheiten des Herzens“, während sein Name noch gegenwärtig an das bekannte Symptom bei einem bestimmten Rückenmarksleiden geknüpft ist, worüber er in mehreren Abhandlungen berichtete: „Ueber degenerative Atrophie der spinalen Hinterstränge“, „Ueber Ataxie mit besonderer Berücksichtigung der hereditären Formen“ (Virchow's Arch. 1863) und in der selbständig erschienenen Schrift: „Ueber progressive Muskelatrophie, über wahre und falsche Muskelatrophie“ (Berlin 1873). Die übrigen, zahlreichen Arbeiten Friedreich's betreffen außerordentlich verschiedene Capitel der inneren Medicin, von deren Aufzählung hier abgesehen werden kann. Eine ungefähre Inhaltsangabe derselben, sowie die sonstige eingehende Würdigung der wissenschaftlichen Bedeutung und Leistungen Friedreich's liefern die sogleich zu nennende Quelle und die daselbst genannten Nekrologe.

    • Literatur

      Biogr. Lexikon, hrsg. von A. Hirsch u. E. Gurlt II, 446.

  • Autor/in

    Pagel.
  • Zitierweise

    Pagel, Julius Leopold, "Friedreich, Nikolaus" in: Allgemeine Deutsche Biographie 48 (1904), S. 785-786 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118886827.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA