Lebensdaten
1797 – 1826
Geburtsort
Wien
Sterbeort
Rio de Janeiro
Beruf/Funktion
Kaiserin von Brasilien ; Erzherzogin von Österreich
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118727672 | OGND | VIAF: 59879094
Namensvarianten
  • Leopoldine von Österreich (geborene)
  • Leopoldine
  • Leopoldine von Österreich (geborene)
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Leopoldine, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118727672.html [20.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Kaiser Franz II. ( 1835, s. NDB V);
    M Maria Theresia Prn. v. Neapel-Sizilien (1772–1807);. Stief-M Erzhzgn. Maria Ludovica (1788–1816);
    B Kaiser Ferdinand I. ( 1875, s. NDB V);
    Schw Marie Louise ( Kaiser Napoleon I., 1821), Karoline ( Kg. Friedrich August II. v. Sachsen, 1854, s. NDB V);
    - Wien 1817 Kaiser Pedro I. v. Brasilien (1798–1834). S d. Kg. Johann (João) VI. v. Portugal (1767–1826) u. d. Charlotte Prn. v. Spanien;
    2 S (1 früh †), 4 T, u. a. Kaiser Pedro II. v. Brasilien (1825–91), Maria da Gloria (1819–53, Prinz Ferdinand v. Sachsen-Coburg u. Gotha, 1816–85, Kg. v. Portugal, s. NDB V).

  • Biographie

    L.s Kindheit wurde geprägt von wiederholter Flucht vor Napoleons Truppen und dem frühen Tod der Mutter. Die geistige Formung und Ausrichtung erhielt sie von der ihr sehr zugetanen, von Goethe wegen ihrer Bildung und ungewöhnlichen Verstandeskraft verehrten Stiefmutter Maria Ludovica. Zunächst dem sächs. Thronfolger versprochen, wurde L. von Metternich dem portugies. Thronerben Dom Pedro de Bragança zugeführt, da Portugals Krone ein gewaltiges Doppelkönigreich mit weithin unerschlossenen Ressourcen umfaßte. Da der portugies. Hof vor Napoleon nach Brasilien geflohen war, sollte L. bis zur endgültigen Rückkehr der königl. Familie nach Lissabon am Hof in Rio de Janeiro leben. Auf ihrer Fahrt in die Neue Welt wurde sie – ihren Neigungen zu Botanik und Mineralogie entsprechend – von einer großangelegten Expedition unter Schirmherrschaft von Metternich, bestehend aus Naturwissenschaftlern, Botanikern, Zoologen und Landschaftsmalern, begleitet. Deren Forschungen geben uns ein lebendiges Bild des kolonialen brasilian. Reiches, der ethnischen Zusammnesetzung seiner Bevölkerung und ihrer Lebensweise, seiner Fauna und Flora.

    An der Seite eines rücksichtslosen, gewalttätigen, von regelmäßigen epileptischen Anfällen heimgesuchten Gatten lebte L., besonders seit der Rückkehr des sie umsichtig beschützenden Schwiegervaters Dom João VI. nach Lissabon, von Heimweh gequält in der ständigen Hoffnung einer baldigen Heimkehr nach Europa, bis die sich rasch entwickelnden revolutionären Ereignisse in Portugal und Brasilien sie zu der Erkenntnis zwangen, daß allein Dom Pedros Anwesenheit die staatliche Einheit des Landes und die Aufrechterhaltung der Monarchie gewährleisten konnte. Mit Erfolg vermochte sie diese Überzeugung auf ihren Gatten zu übertragen. – 1815 hatte Dom João VI. Brasilien zu einem dem Mutterland gleichgestellten Königreich erhoben und eine, wenn auch nur improvisierte, Zentraladministrarion errichtet. Eine solche Politik stand jedoch im Gegensatz zu den Zielen der Cortés und des radikalen Parlaments in Lissabon, die seit der Rückkehr von Dom João VI. versuchten, den früheren kolonialen Status wiederherzustellen.

    Als Kg. João VI. am 22.4.1821 seinem Sohn die Regentschaft des Kgr. Brasilien übertrug, fiel L. ein wesentlicher Teil der Verantwortung zu, da Dom Pedro weder über eine ausreichende politische Perspektive noch über die notwendige Beständigkeit und Entscheidungsfähigkeit verfügte. L. erreichte, daß Dom Pedro – entgegen ihren eigenen persönlichen Interessen – im Lande blieb.

    Sie bahnte ein Bündnis mit der bodenständigen Bevölkerung an. Unter ihrem Vorsitz und in Abwesenheit ihres Gatten fällte am 2.9.1822 der Staatsrat in Rio de Janeiro die Entscheidung für die Unabhängigkeit. Dom Pedro vollzog, was L. – beraten von José Bonifacio, dem Vizepräsidenten der Provinzregierung von São Paulo, und dem|österr. Diplomaten Wenzel Philipp Leopold Frhr. Mareschal v. Bieberstein – in nüchterner Einschätzung der politischen Lage behutsam vorbereitete. Seit die Cortés in Lissabon die Auflösung des brasilian. Königreichs dekretiert hatten, war für L. auch die Trennung vom Mutterland eine notwendige Voraussetzung für die Erhaltung von staatlicher Einheit und Monarchie. Die spontane Proklamation Brasiliens zum Kaiserreich kompensierte nicht nur vergangene nationale Demütigungen, sondern verlieh dem Land bedeutenderes Gewicht in der internationalen Politik.

    Die Krönung Dom Pedros am 1.12.1822 zum Kaiser von Brasilien und die Geburt des Thronerben waren Höhe- und Wendepunkte in L.s Leben. Mehr und mehr verlor sie die Zuneigung ihres Gatten und ihren Einfluß auf die politischen Ereignisse im Lande an dessen Maitresse Dona Domitila de Castro, die spätere Vicomtesse von Santos. Diese erhielt – nach einem zeitgenössischen Bericht – eine Stellung am Hof „als ob sie die wahre Monarchin wäre“. Ständig in finanzieller Not, da man ihr selbst die vertraglich zugesicherten Zuwendungen vorenthielt, gedemütigt und vereinsamt, ließ sie das würdelose Treiben ihres Gatten über sich ergehen. Bedrückt von der Sorge um ihre unmündigen Kinder, vor allem um Maria da Gloria, die nach dem Tode ihres Schwiegervaters Dom João im Alter von nur 7 Jahren zur Königin von Portugal bestimmt worden war und daher von ihrer Mutter getrennt werden sollte, starb L. an seelischer und körperlicher Schwäche. „Wir armen Prinzessinnen sind den Würfeln gleich, die man hinwirft und sagt, Glück oder Unglück“, schrieb sie – gleichsam als Zusammenfassung ihres Lebensschicksals – kurz vor ihrem Tode an ihre Schwester Marie Louise.

  • Literatur

    A. K. Wertheim, Die Abdankung D. Pedro d. Ersten, ihre Ursache u. nächste Wirkung, 1833;
    D. J. Presas, A Imperatriz Maria Leopoldina, 1926;
    A. Guimarães, A Côrte no Brasil, Figuras e Aspectos. 1936;
    Correspondencia entre Maria Graham e a Imperatriz Dona Leopoldina, in: Annais da Biblioteca Nacional 60, 1940;
    O. Obry, Grüner Purpur, Brasiliens erste Kaiserin Erzhzgn. L., 1958 (P);
    H. Viana, D. Pedro I e D. Pedro II, Acrecimos às suas biografias, 1966;
    J. Prantner, Kaiserin L. v. Brasilien, 1974 (P);
    H. Oberacker Jr., Kaiserin L., 1980 (L, P);
    A. Brauer, in: Archiv f. Sippenf. 38, 1972, S. 549-68 (P);
    Wurzbach VI, S. 446 f.;
    ÖBL.

  • Porträts

    Stich v. B. Höfe, Abb. b. Obry, s. L;
    Ölgem., Abb. b. Oberacker, s. L;
    Ölgem. v. J B. Isabey, Abb. b. Prantner, s. L.

  • Autor/in

    Konrad Ackermann
  • Zitierweise

    Ackermann, Konrad, "Leopoldine" in: Neue Deutsche Biographie 14 (1985), S. 300-301 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118727672.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA