Lebensdaten
1793 – 1875
Geburtsort
Wien
Sterbeort
Prag
Beruf/Funktion
Kaiser von Österreich
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118686747 | OGND | VIAF: 27865600
Namensvarianten
  • Ferdinand I.
  • Ferdinand I., Österreich, Kaiser
  • Ferdinand I., Oesterreich, Kaiser
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Zitierweise

Ferdinand I., Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118686747.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Kaiser Franz II. ( 1835, s. NDB V);
    M Maria Theresia (1772–1807), T d. Ferdinand I. ( 1825), Kg. beider Sizilien;
    Ov Erzhzg. Ferdinand ( 1824) Ghzg. v. Würzburg (s. NDB V), Karl ( 1847), kaiserl. GFM, Johann ( 1859), Reichsverweser 1848/49, Ludwig (1784–1864);
    Wien 1831 Maria Anna (1803–84), T d. Kg. Victor Emanuel I. v. Sardinien (1759–1824) u. d. Erzhzgn. Marie Therese v. Ö.-Modena; kinderlos;
    N Kaiser Franz Joseph v. Ö. ( 1916, s. NDB V), Kaiser Maximilian v. Mexiko ( 1867).

  • Biographie

    Nach den von Franz I. unter Einfluß Metternichs verfaßten Bestimmungen des politischen Testamentes folgte F. seinem Vater auf den Thron. Trotz allen Bedenken hielt man an der hausgesetzlichen Thronfolgeordnung fest, um den Grundsatz der Legitimität zu wahren und Rivalitäten unter den Erzherzögen zu verhindern. Da F. nicht selbständig regieren konnte – es waren Anzeichen einer epileptischen Disposition vorhanden – wurde die Staatsleitung nach dem Willen Franz I. mit Übergehung der befähigteren Erzherzöge Karl und Johann dem jüngsten Bruder Erzherzog Ludwig und dem Staatskanzler Fürst Metternich übertragen. Da der für die Verwaltung verantwortliche Innenminister, F. A. Graf Kolowrat sein Amt behielt, ergab sich eine Regentschaft von drei Männern, von denen der Erzherzog „ehrenhaft und guten Willens, aber energie- und schwunglos, beeinflußbar und wenig begabt, langsam und steif“ (Srbik) der schwächste war. Da die beiden Minister nicht harmonierten, die beiseite geschobenen Erzherzöge eine oppositionelle Haltung einnahmen, konnte das Regierungssystem nie recht funktionieren und verfiel einer Untätigkeit, die auch echtem konservativem Geist widersprach und zur Kritik herausforderte. F., der 1830 zum König von Ungarn gekrönt wurde und 1838 zu Mailand die lombardische Krone empfing, besaß sympathische menschliche Eigenschaften, die ihm den Beinamen „der Gütige“ einbrachten. Er gab bei zahlreichen Gelegenheiten Beweise von echter Menschenfreundlichkeit und Hilfsbereitschaft, wahrer Herzensgüte und Treue und wurde vom Volk wirklich geliebt, aber sein mildes, leutseliges Wesen, seine tiefe Frömmigkeit und sein unbegrenztes Wohlwollen konnten den Mangel an geistiger Kraft und selbständiger Urteilsfähigkeit nicht ersetzen. Sein Interesse galt vor allem dem materiellen Aufschwung der Monarchie, der industriellen und landwirtschaftlichen Entwicklung, aber auch die militärische Organisation und Ausrüstung machten unter seiner Regierung wesentliche Fortschritte. Die Ausgestaltung des Eisenbahnnetzes, der Bau der gewaltigen Brücke, die Venedig mit dem Festland verband, und der Kettenbrücke in Budapest sind mit seinem Namen verbunden, ebenso die Erbauung des äußeren Burgtores. Die innere Schwäche seiner Regierung offenbarte sich, als am 13.3.1848 die Revolution in Wien ausbrach und mit ihrer ungeheueren Problematik die Monarchie schwer erschütterte. Der Mangel einer zentralen Autorität, die eine zielbewußte Politik ermöglichte, machte sich in der Verwirrung erst recht fühlbar. F. unterschrieb bereitwillig die ihm vorgelegten konstitutionellen Forderungen, folgte aber auch widerstandslos dem Rat seiner Umgebung, sich der immer radikaler werdenden revolutionären Bewegung durch die Abreise nach Innsbruck zu entziehen, wo der im engsten Familienkreis schon längst erwogene Entschluß, ihn zur Abdankung zu bewegen, zur Reife kam. Er fügte sich ohne Widerstand. Für kurze Zeit kehrte der Hof nach Wien zurück, wo der Kaiser mit Jubel empfangen wurde, begab sich aber bald nach Olmütz, wo F. am 2.12.1848 die Krone zugunsten seines Neffen Franz Joseph niederlegte. F. verlegte seinen Wohnsitz nach Prag, wo er sich ganz den Werken einer ungewöhnlichen Wohltätigkeit und Humanität widmete.

  • Literatur

    ADB VI;
    V. Gf. Segur-Cabanac, Kaiser F. I. als Regent u. Mensch, 1912;
    ders., Kaiser F. I., d. Gütige, in Prag, 1913;
    H. v. Srbik, Metternich II, 1925;
    J. Redlich, Kaiser Franz Joseph v. Österreich, 1928;
    M. Uhlirz, Hdb. d. Gesch. Österreichs II, 1, 1930;
    E. C. Conte Corti, Vom Kind zum Kaiser, 1950;
    Wurzbach VI (unter Habsburg).

  • Porträts

    Miniatur v. M. Daffinger, Abb. in: O. Hipp, Alt-Wiener Portraits, 1927;
    Mehrere Lith. v. J. Kriehuber (Wien, Albertina u. Städt. Slgg.), Abb. in: W. Knappich, Die Habsburger Chronik, 1959.

  • Autor/in

    Hugo Hantsch
  • Zitierweise

    Hantsch, Hugo, "Ferdinand I." in: Neue Deutsche Biographie 5 (1961), S. 92 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118686747.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Ferdinand I., Kaiser von Oesterreich, geboren in Wien am 19. April 1793, war der älteste Sohn des Kaisers Franz II. und dessen zweiter Gemahlin Maria Theresia, Tochter des Königs Ferdinand IV. von Neapel. Seine Erziehung wurde der Leitung des Baron Carnea-Steffaneo unterstellt. Den ersten Unterricht erhielt er von A. Cremes, Eybler, Schopp, Span, Unterberger u. A. F. war in seiner Kindheit schon von sehr schwächlicher Gesundheit, soll aber lebendige und thätige Einbildungskraft, schnell fassenden Verstand und namentlich eine überaus glückliche Gabe des Gedächtnisses gezeigt haben. Eine größere Reise, welche er 1815 nach Paris, durch das südliche Frankreich, die Schweiz und Deutschland unternahm, stärkte einigermaßen seine Gesundheit und blieb auch auf seine geistige Bildung nicht ohne Einfluß. Bei verschiedenen Anlässen bethätigte er jene edeln menschenfreundlichen Gesinnungen, die ihm die Herzen Aller gewannen. Als im J. 1830 die der Donau zunächst liegenden Theile von Wien überschwemmt waren, durchfuhr er nicht ohne Gefahr im leichten Kahn die empörten Fluthen, nach Kräften den Bedrängten selbst Trost und Hülfe spendend und durch seine persönliche Gegenwart zu verdoppelten angestrengtesten Rettungsarbeiten aneifernd. Von den vielen Zügen unbegrenzter Gutmüthigkeit, die noch im Volke von Mund zu Munde gehen, sei nur einer angeführt, der uns besonders bezeichnend erscheint. Ein Pensionist, der durch eigenen Leichtsinn in selbstverschuldete bedrängte Lage gerathen war und schon wiederholt Unterstützung vom kaiserlichen Hofe erhalten hatte, schoß, als er endlich auf einen seiner Bettelbriefe abschlägig beschieden worden war, am 9. August 1832 auf F. und verletzte ihn leicht. In Folge dessen verfiel F. — damals noch Kronprinz — in eine lange Krankheit, die ihn dem Tode nahe brachte. Doch ließ er nicht nach für den Thäter zu bitten, bis die über ihn verhängte Todesstrafe in mehrjährige Festungshaft umgewandelt worden war. F. bewilligte überdies der Familie des Verbrechers Pensionen und sorgte für die Erziehung seines Sohnes. — Mit besonderer Vorliebe betrieb er technologische und botanische Studien, ermunterte und unterstützte Künste, Industrie und Gewerbe. Die kaiserl. königl. Landwirthschaftsgesellschaft entfaltete unter seinem Protectorate segensreiche Wirksamkeit. Am 28. September 1830 zu Preßburg — als F. V. — zum König von Ungarn gekrönt, widmete er das von den Ständen des Königreichs ihm dargebrachte übliche Krönungsgeschenk — 50000 Ducaten — theils zur Unterstützung der damals von Mißernte hart betroffenen Einwohner Ungarns, theils zur Vermehrung des Fonds der ungarischen Akademie. Wesentlichen Antheil an den Regierungsgeschäften nahm er auch nach der Krönung nicht. Der Grund davon lag aber wol nicht — wie hie und da behauptet wurde — in einem Mangel väterlichen Wohlwollens oder gar in Eifersucht seines Vaters gegen ihn, sondern einzig in des Kronprinzen Kränklichkeit. Die epileptischen Anfälle, von denen F. — gerade in jenen Jahren am häufigsten — heimgesucht ward, wirkten störend und hemmend auf seine Willenskraft und sein Auffassungsvermögen. „Er lebte still und eingezogen seinen unschuldigen Passionen, seinem Sammeleifer, freute sich an Blumen, Wappenbüchern und der reichen Collection von Industrieproducten, welche Kees für ihn zusammengestellt hatte.“ — Am 12. Februar 1831 feierte er durch Procuration zu Turin, am 27. Februar in Person zu Wien seine Vermählung mit Prinzessin Maria Anna Caroline Pia (geboren am|19. September 1803), der 3. Tochter des Königs Victor Emanuel von Sardinien. — Er hatte nahezu sein 42. Lebensjahr vollendet, als er durch den Tod seines Vaters — am 2. März 1835 — Kaiser von Oesterreich wurde. Eine seiner ersten Regierungshandlungen war die Amnestie vom 4. März 1835. Am 14. Juni desselben Jahres empfing er die feierliche Erbhuldigung des Erzherzogthums Oesterreich unter der Enns. Bei Gelegenheit der Enthüllung des Siegesdenkmals bei Kulm hatte F. eine Zusammenkunft mit dem Kaiser Nicolaus von Rußland und dem Könige Friedrich Wilhelm von Preußen in Teplitz am 19. September 1835. Sie sollte nach außen hin bezeugen, daß in den freundschaftlichen Beziehungen der drei Herrscher von Oesterreich, Preußen und Rußland durch den Tod des Kaisers Franz keine Aenderung eingetreten sei. Es wurde durch sie der Grund gelegt zu dem mächtigen Einfluß, den Kaiser Nicolaus in der Folge am Wiener Hofe übte. — Im nächsten Jahre fand in Prag die Krönung Ferdinands zum Könige von Böhmen — als F. V. — am 7. September 1836 statt. Zwei Jahre später — am 6. September 1838 — wurde in Mailand sein Haupt mit der eisernen Krone geschmückt. Bei diesem Anlasse dehnte er die Amnestie auch auf die Emigrirten aus, denen unter gewissen Bedingungen straffreie Rückkehr gestattet wurde. Wegen der steten Kränklichkeit Ferdinands, um ihm die Last der persönlichen Anstrengung, welche die Regierungsweise des Kaisers Franz dem Herrscher auferlegte, zu erleichtern, wurde die oberste politische Leitung einem Rathscollegium übertragen, welches „die Staatsconferenz“ hieß und aus zwei Erzherzogen, Ludwig (dem Oheime Ferdinands) und Franz Karl (Bruder Ferdinands), dem Staatskanzler Fürst Metternich (dessen Einfluß der vorherrschende und maßgebende in der Conferenz war) und dem Staats- und Conferenzminister Graf Kolowrat-Liebsteinsky bestand. Diese Neuerung brachte vielfach Langsamkeit und Schwerfälligkeit in den Gang der Staatsgeschäfte. An dem absolutistischen Regierungssysteme seines Vaters wurde unentwegt festgehalten. Erst das letzte — und zugleich bewegteste — Jahr der Regierung Ferdinands zwang davon abzuweichen. Bekannt sind die Ereignisse, welche die Wiener Märztage mit sich führten. Am 11. April schloß F. in Preßburg den ungarischen Reichstag. Die Anrede, die er bei dieser Gelegenheit in magyarischer Sprache hielt, wurde von den versammelten Ständen des Königreiches mit begeistertem Jubel aufgenommen. Am selben Tage noch kehrte er nach Wien zurück, wo am 25. April die Grundzüge einer Constitution für die österreichische Monarchie kundgemacht wurden. Nach der Sturmpetition floh F. zum ersten Male aus Wien. In den gewöhnlichen Wagen fuhr er am 17. Mai mit seiner Gemahlin, seinem Bruder (Erzherzog Franz Karl) und dessen Familie aus Wien, als ob er nur eine Spazierfahrt nach Schönbrunn unternehmen wollte. Es wurde aber ohne Aufenthalt bis Purkersdorf, von da mit der Post weiter gefahren. Spät Nachts kam die kaiserliche Familie am 18. Mai nach Salzburg; noch in derselben Nacht wurde wieder aufgebrochen; am 19. Mai Abends wurde das Reiseziel — Innsbruck — erreicht. So geheim war die Flucht ins Werk gesetzt worden, daß selbst die Minister und der Hofstaat erst davon erfuhren, als sie schon vollendete Thatsache geworden war. Deputationen der Wiener bestürmten den Kaiser wieder zurück zu kehren. Anfangs wollte er nur seinen Bruder, den Erzherzog Franz Karl, senden. Einer Deputation des Reichstages versprach er endlich die Rückkehr, die er auch über Linz antrat. Am 12. August zog F. wieder in Wien ein. Nach der Ermordung Latour's verließ F. zum zweiten Male Wien — 7. October —, überschritt in Begleitung einer ansehnlichen Truppenmacht bei Krems die Donau und begab sich nach Olmütz. Dort legte er am 2. Dec. 1848 die Kaiserkrone nieder, welche, da sein Bruder Erzherzog Franz Karl auf das Nachfolgerecht verzichtete, auf dessen|ältesten Sohn, den damals 18jährigen Erzherzog Franz Joseph, überging. Wenige Stunden nur verweilte F. noch in Olmütz, dann ging er nach Prag, wo er seinen bleibenden Aufenthalt nahm. Den Sommer pflegte er alljährlich auf einer seiner Herrschaften in Böhmen zuzubringen. Mehr als 26 Jahre verlebte er noch in Ruhe, unbekümmert um alle politischen Händel und Verwicklungen in der Welt, mit reichen Händen Wohlthaten spendend in Bethätigung der „unbegrenzten Gutmüthigkeit, des unerschöpflichen Wohlwollens, des milden, stets hülfebereiten Sinnes“, die ihm von Jedermann nachgerühmt wurden, und in vollstem Maße den Beinamen des „Gütigen“ rechtfertigend, den ihm das Volk schon in seinen ersten Regierungsjahren zusprach. Am 27. Februar 1856 feierte er nach 25jähriger kinderloser Ehe seine silberne Hochzeit in Prag. Dort starb er am 29. Juni 1875.

    • Literatur

      Außer der in Wurzbach, Biogr. Lex., VI. S. 199—200, angegebenen biogr. Litteratur wäre noch zu erwähnen: Oesterr. National-Encyklopädie, herausgeg. von Gräffer u. Czikann, Supplement S. 434—436. Geschichte Oesterreichs seit dem Wiener Frieden 1809, von Anton Springer, in zwei Theilen, Leipzig 1863. Jos. Alex. Freih. v. Helfert, Geschichte Oesterreichs vom Ausgange des Wiener Octoberaufstandes 1848, Bd. 1—3, Prag 1869—72. Charles Noël, Nécrologue de S. M. l'Empereur F. le Débonnaire, 1875. Ad. Schmidt, Zeitgenössische Geschichten, Bd. I., Berlin 1859.

  • Autor/in

    Felgel.
  • Zitierweise

    Felgel, Anton Victor, "Ferdinand I." in: Allgemeine Deutsche Biographie 6 (1877), S. 700-702 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118686747.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA