Lebensdaten
1878 – 1960
Geburtsort
Berlin
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
Schauspielerin
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 118713477 | OGND | VIAF: 28460869
Namensvarianten
  • Stader, Hermine (geborene)
  • Körner, Hermine
  • Stader, Hermine (geborene)
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Zitierweise

Körner, Hermine, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118713477.html [16.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Wilhelm Stader (1840–88), Oberlehrer am dt. Gymnasium in Moskau, später freischaffender Zoologe, ging 1880 in die USA;
    M Emilie (1844–1926), T d. Hotelbes. Luyken;
    1897 Franz Ferdinand Körner, österr. Offz., S e. Bankiers in Wien;
    1 T.

  • Biographie

    Fast zwei Menschenalter hindurch war K. die dominierende tragische Heldin der deutschsprachigen Bühne. Viele Jahre lang war sie Leiterin künstlerisch engagierter Theater, Regisseurin und Interpretin europäischer Dichtung. Vollendet beherrschte sie Konversation und großes Pathos.

    K. verbrachte ihre Kindheit auf dem großelterlichen Gutshof im Westerwald. 1890 legte sie die Aufnahmeprüfung am Konservatorium in Wiesbaden ab. Max Reger leitete ihre Klavierstunden. 1898 erhielt sie am Wiener Burgtheater ein Engagement; der damalige Intendant war ein Verwandter ihrer Schwiegereltern. Damit begann die glänzende Laufbahn der schönen jungen Frau, die keine schauspielerische Ausbildung genossen hatte, an einem Theater mit Weltruf. Weitere Engagements folgten: 1899-1904 am Kaiser-Jubiläums-Theater in Wien, 1904/05 am Residenztheater in Berlin, 1905-09 bei Louise Dumont am Düsseldorfer Schauspielhaus und 1909-15 am Dresdener Hoftheater. Hier begann K. auch mit Rezitationsabenden, einer Tätigkeit, die sie neben ihren schauspielerischen Verpflichtungen bis 1959 ausübte. 1915 ging sie unter spektakulären Umständen an das Deutsche Theater nach Berlin zu Max Reinhardt, der wegen Kontraktbruchs von K. aus dem Deutschen Bühnenverein austreten mußte; diese Konsequenz eines Theaterleiters hatte zuvor nur Otto Brahm wegen Josef Kainz gezogen. Erst 1917 wurde dieser Streit durch einen Brief K.s an Graf Seebach in Dresden beigelegt, in dem sie die von der Dresdener Generaldirektion vertretene Rechtsauffassung anerkannte. 1919-25 war K. Intendantin des Schauspielhauses in München, zeitweise auch Leiterin des dortigen Lustspiel- und Künstlertheaters. 1925-29 wirkte sie als Intendantin des Albert-Theaters und der Komödie in Dresden. 1931 wurde K. von Reinhardt zur Eröffnung des Theaters am Kurfürstendamm mit H. Bourdets „Das schwache Geschlecht“ verpflichtet. 1931-34 unternahm sie Gastspielreisen mit eigenem Ensemble in ganz Deutschland und im Ausland. Danach engagierte sie Gründgens an die Preußischen Staatstheater in Berlin. Nach dem 2. Weltkrieg ging K. als Schauspielerin und Regisseurin an das Württembergische Staatstheater nach Stuttgart. 1949 trat sie in Berlin am Renaissancetheater auf, 1950 als Irre von Chaillot in einem Gastspiel am Hebbeltheater. 1951-53 war sie Schauspielerin und Regisseurin am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg, dann Gast in Berlin, Düsseldorf, Stuttgart und anderen Städten und seit 1958 Schauspielerin am Schillertheater Berlin.

    K. war stilbildende Tragödin in den klassischen Rollen der dramatischen Weltliteratur, aber auch in weniger bekannten Stücken der modernen Dichtung – zum Beispiel als Isolde in „Tantris und der Narr“ von E. Hardt und im Kontrast dazu als Mizzi-Marie in den „Wienerinnen“ von H. Bahr oder in gesellschaftskritischen Stücken von O. Wilde. In Goethes „Tasso“ war sie die San Vitale, zu Ehren des 50. Geburtstages von F. Wedekind Gräfin Werdenfels in „Marquis von Keith“, bei Reinhardt die Lady Macbeth oder Königin Elisabeth, unter eigener Intendanz in München die Königin Tamara von K. Hamsun, jedoch auch die Lady Frederick von S. Maugham, in Dresden Madame sans Gêne von V. Sardou und die Zaza in dem Sittenstück von P. Berton und C. Simon. In Stuttgart spielte K. Frau Alving in Ibsens „Gespenster“ und die kastilianische Bäuerin in Garcia Lorcas „Die Bluthochzeit“. Die Milliardärin Claire Zachanassian in Dürrenmatts Tragi-Komödie „Der Besuch der alten Dame“ zeigte sie noch einmal als dämonisch getriebene Strindberg-Wedekind-Figur. Am Berliner Schillertheater spielte K. die Hekuba in „Die Troerinnen“ des Euripides. Ihre letzte Rolle war die Atossa in der Uraufführung „Die Perser“ von Matthias Braun nach Aischylos unter der Regie von Hans Lietzau. – Der Film gab K. nur wenige Aufgaben.

    Als Regisseurin hatte sie den Mut, 1921 Schnitzlers „Reigen“ aufzuführen, außerdem Strindbergs „Traumspiel“, Sternheims „Der Nebbich“ und Hamsuns „Vom Teufel geholt“, dazu Stücke von Lautensack, Werfel, Shaw, Molnar, James Joyce (Uraufführung der „Verbannten“), Eulenberg, Essig und Barlach. Am Alberttheater brachte K. „Maria Stuart“, Ibsens „Peer Gynt“ und Brechts „Dreigroschenoper“ zur Aufführung; dieses Theater war eine künstlerisch anspruchsvolle Bühne, mußte aber scheitern, da es keine Subventionen erhielt. Nachdem K. die Direktion niedergelegt hatte, ging das Unternehmen in die Hände von 30 Pächtern über. – Als Rezitatorin bevorzugte K. Homer, Hölderlin, Verlaine, Baudelaire, Verhaeren, das Melodram „Medea“ (Text von Gotter, Musik von Georg Benda), auch Rilke, in erster Linie jedoch Goethe.|

  • Auszeichnungen

    Kunstpreis d. Stadt Berlin (1951), Mitgl. d. Ak. d. Künste Berlin (1955), Louise-Dumont-Gold-Topas (1956), Gr. Bundesverdienstkreuz (1957), Überreichung e. antiken pers. Münze, die, zu e. Ring gefaßt, die Stiftung „Hermine-Körner-Ring“ wurde (Recklinghausen 1960), Ehrenmitgl. d. Schillertheaters Berlin (1960).

  • Werke

    Weitere Rollen Unter Gründgens spielte K. in Berlin d. Kgn. Elisabeth in H. Schwarz' „Rebell in England“ u. d. Hzgn. Marlborough in E. Scribes Lustspiel „Das Glas Wasser“;
    Königin in „Hamlet“, Klytemnästra in Aischylos' „Orestie“, 1937/38, d. Trunkene Zarin Elisabeth in H. Rehbergs „Der siebenj. Krieg“ u. 1938, 39 Isabella in Rehbergs „Kgn. Isabella“, Kgn. Margarethe in „Egmont“, Claudia in „Emilia Galotti“, Iphigenie in Hauptmanns „Iphigenie in Delphi“, Kitty Warren in Shaws „Frau Warrens Gewerbe“ u. Frau Inger in „Frau Inger auf Oestrot“ v. Ibsen.

  • Literatur

    O. Nebelthau, Die Schauspielerin, Schlüsselroman, 1939;
    H. Ihering, Von Josef Kainz bis Paula Wessely, 1942;
    F. Luft, in: Die Welt v. 15.12.1960, W. Karsch, in: Tagesspiegel v. 15.12.1960;
    Willi Schmidt, Gedenkrede, geh. z. Trauerfeier f. H. K. im Schillertheater Berlin, 8.1.1961;
    S. Melchinger, Gedenkrede im NDR Hannover, 1961;
    K. Pinthus, in: Der Aufbau, 1961;
    B. Mattias, H. K., 1964;
    Amy Smith, H. K., 1970 (mit Vorwort v. F. Luft, ausführl. Rollen-Verz., Inszenierungen, Rezitationsveranstaltungen, alle n. 1945, d. Rol Rollen len im Fernsehen, in Hörspielen, Tonbandaufnahmen, Gespräche u. Interviews);
    A. Mühr, Dtld., Deine Söhne, 1977;
    Kosch, Theater-Lex. (unter Stader).

  • Porträts

    in: Ak. d. Künste [Berlin], Die Mitglieder u. ihr Werk, 1960.

  • Autor/in

    Rolf Badenhausen
  • Zitierweise

    Badenhausen, Rolf, "Körner, Hermine" in: Neue Deutsche Biographie 12 (1980), S. 384-386 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118713477.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA