Dates of Life
1526 – 1595
Place of birth
Osnabrück
Place of death
Oldenburg (Oldenburg)
Occupation
lutherischer Theologe ; Geschichtsschreiber
Religious Denomination
mehrkonfessionell
Authority Data
GND: 118701215 | OGND | VIAF: 47556510
Alternate Names
  • Hamelmann, Hermann
  • Hamelman, Herman
  • Hamelman, Hermann
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Citation

Hamelmann, Hermann, Index entry in: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118701215.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogy

    V Eberhard ( n. 1564), Notar, nach d. Tod s. Ehefrau Priester u. Kanonikus d. Hochstifts Osnabrück;
    M N. N. ( um 1550);
    1) Elisabeth ( 1555/56), T d. Hermann Velstein, Bürger in Osnabrück, 2) 1557 Elisabeth N. N. ( 1573) 3) um 1574 Clara (1544–86), T d. Pastors Johs. Prott in Kappeln, 4) um 1590 N. N.; Schwäger Elias Prott, Prof. d. Rechte in Rostock, Johs. P. (1545–1610), Pastor in Kappeln, Historiker;
    1 S aus 2 (jung †), 1 S, 3 T aus 3); N d. 1. Ehefrau Herm. Velstein (1555–1635), Konsistorialrat u. Hofprediger in Bückeburg u. Oldenburg, Heinrich V. (1571–1611), Prof. d. Philos. in Wittenberg.

  • Biographical Presentation

    Nach humanistischer Vorbildung in Osnabrück, Münster, Emmerich und Dortmund studierte H. in Köln und Mainz und war als katholischer Priester in Münster und Kamen tätig. Er wirkte mit bei Maßnahmen beginnender Gegenreformation in Westfalen. In Kamen wandte er sich 1553 öffentlich zum lutherischen Bekenntnis. Nach einer Reise nach Ostfriesland, Bremen, Braunschweig, Wittenberg, Eisleben, Magdeburg förderte er als Prediger in Bielefeld, Lemgo (seit 1555) die Reformation (auch an anderen Orten). 1558 promovierte er in Rostock zum Licentiat theol. Zur damals in Wittenberg gerade vorherrschenden Richtung der Theologie fand er keine innere Zustimmung. Nach kurzem Aufenthalt in der lutherischen Gemeinde zu Antwerpen, nach der Wirkungszeit als Generalsuperintendent in Gandersheim (seit 1568), nach zwischenzeitlicher Tätigkeit in Essen, wurde er 1573 zum Superintendenten der Oldenburgischen Gebiete (zuerst Oldenburg und Delmenhorst, 1575 dazu Jever) ernannt. In diesem Amt blieb H., der sich hier besonders auch an der Abfassung der einflußreichen streng lutherischen Formula Concordiae beteiligte, bis zu seinem Tode. Er verfaßte umfangreiche geschichtliche Werke: niedersächsische, westfälische Gelehrten- und Kirchengeschichte (vor allem Reformation), oldenburgische Geschichte, genealogische Schriften. Als Geschichtsschreiber gilt H. in seinen Angaben durchweg als zuverlässig. In seinen etwa 85 theologischen Schriften behandelte er die Themen, die durch äußere Umstände auf ihn zukamen. Seine theologischen Gedanken gehören den Problemkreisen: Schrift und Kirche, Schrift und Rechtfertigung, Schrift und Sakrament an. H. nahm als Angehöriger der zweiten Generation nach der Reformation, bei seinem Standpunkt zu den Kreisen der Gnesiolutheraner neigend, das Erbe Luthers und Melanchthons auf, verarbeitete dieses Erbe, gab es weiter und verteidigte es; dabei vertrat er mehr die Seite Luthers. Von Melanchthon ausgehend, interpretierte er ihn durch Luther, maß Melanchthon an Luther. Unter den lutherischen Theologen seiner Zeit stand er Chemnitz, Chytraeus und Selnecker am nächsten. Vom münsterischen Humanismus und dem am Beginn der Gegenreformation stehenden Katholizismus zu lutherischer Auffassungen durchstoßend, setzte sich H. zunächst in den Kirche und Rechtfertigung betreffenden Problemkreisen fast ausschließlich mit den von ihm verlassenen katholischen Richtungen und ihren Grundlagen auseinander. In späterer Zeit nahmen bei Fragen der Sakramentslehre (speziell auch Abendmahlslehre) immer mehr Auseinandersetzungen mit den Reformierten und Sekten zu. H.s Leistung liegt zuerst in der Praxis, die für ihn keine Nebensache bedeutete. Er kritisierte Mißbräuche, setzte an zum Positiven.

  • Works

    W u. a. De sacerdotum coniugio, Dortmund 1552;
    De autoritate synodorum, Wittenberg 1554;
    De traditionibus apostolicis veris ac falsis, Frankfurt 1555;
    De traditionibus apostolicis et tacitis, Basel 1568;
    De Paedobaptismo, 1572;
    Hermanni Hamelmanni opera genealogica-historica de Westphalia et Saxonica, ed. E. C. Wasserbach, Lemgo 1711;
    Neuausg.: Geschichtl. Werke, hrsg. v. H. Detmer, K. Löffler, G. Rülhning, 3 Bde., 1902-40 (W-Verz. in II).

  • Literature

    ADB X;
    J. H. Leuckfeld, Hist. Hamelmanni, Quedlinburg 1720;
    A. E. Rauschenbusch, H. H.s Leben, 1830;
    A. Falkmann, H. H. in Lemgo, in: Zs. d. Hist. Ver. Niedersachsen, 1883;
    L. Schauenburg, 100 J. Oldenburg. KG, 1894;
    E. Knodt, H. H., in: Jb. d. ev. KG d. Gfsch. Mark, 1899;
    J. W. Pont, De Luthersche kerken in Nederland, Amsterdam 1929;
    E. Thiemann, Die Theol. H. H.s, 1959;
    K. Löffler, in: Westfäl. Lb. IV, 1933, S. 90-99 (W, L, P).

  • Portraits

    Kupf., Abb. b. Löffler s. L;
    Ölgem. auf Epitaph (Oldenburg, St. Lamberti);
    H. W. Singer, Allg. Bildniskat., 1931, 36 358-62.

  • Author

    Egbert Thiemann
  • Citation

    Thiemann, Egbert, "Hamelmann, Hermann" in: Neue Deutsche Biographie 7 (1966), S. 585 [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118701215.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographical Presentation

    Hamelmann: Hermann H., 1525—1595, ein eifriger Vorkämpfer der lutherischen Reformation in Nordwestdeutschland, insbesondere in Westfalen, Geschichtsschreiber der Reformation und des Humanismus in Westfalen und am Niederrhein. Er war geboren 1525 in Osnabrück, wo sein Vater, Eberhard H., Canonicus war. Nach seiner eigenen Aussage war sein Vater ursprünglich Notar und lebte in legitimer Ehe. Die erste Schulbildung erhielt H. in seiner Vaterstadt, 1538—40 besuchte er das humanistische Gymnasium zu Münster, dann das ähnliche, damals unter Matth. Bredenbach blühende zu Emmerich, und etwa von 1544—46, vielleicht auch etwas später, die unter Johann Lambach (Skeuastes), einem Schüler des Petrus Ramus, 1543 gestiftete und rasch zur Blüthe gelangende akademieartige Humanistenschule zu Dortmund. Ueber seinen weiteren Studiengang ist nur bekannt, daß er im Mai 1549 in die Kölner Universitätsmatrikel eingetragen wurde. Er war damals noch Gegner der Reformation, wurde um 1550 zum Priester geweiht und bei der Servatiuskirche in Münster angestellt. 1552 war er Pfarrer zu Camen in der Grafschaft Mark und hier fand nach seinem eigenen Bericht am Trinitatissonntag des genannten Jahres in Folge einer plötzlichen göttlichen Erleuchtung sein Uebergang zu reformatorischen Ueberzeugungen statt. In Folge dessen verlor er diese Stelle und führte nun bis 1554 ein Wanderleben im Suchen nach voller Wahrheit, das ihn nach Ostfriesland, Braunschweig, Wittenberg und zurück in seine Vaterstadt Osnabrück führte. Im August 1554 wurde er Pfarrer in Bielefeld; jedoch wegen seines entschieden informatorischen Wirkens schon 1555 von der an der erasmischen Reform festhaltenden jülich-clevischen Regierung dieser Stelle wieder entsetzt, wurde er nun Pfarrer zu Lemgo im Lippischen. Ein zeitweiliges, ihm durch Veranlassung der clevischen Regierung bereitetes Exil 1558 benutzte er, um sich in Rostock unter Chyträus den theologischen Licentiatengrad zu erwerben; jedoch bald nach Lemgo zurückberufen, wirkte er nunmehr hier bis 1568. Während dieser Zeit wurde er nach Waldeck und Brabant in reformatorischen Angelegenheiten berufen. 1568 zog ihn Herzog Julius von Braunschweig zur Durchführung der Reformation in dessen Lande heran. Er wurde Generalsuperintendent zu Gandersheim und blieb hier bis 1573. In diesem Jahre erhielt er zu gleichem Zwecke und in der gleichen Stellung eine Berufung nach Oldenburg und bekleidete dieselbe bis zu seinem Tode 1595. Während eines vielfach ruhelosen und bis zu Ende überaus thätigen Lebens|fand er Muße zu den mannigfaltigsten Studien und zu einer außerordentlich vielseitigen schriftstellerischen Thätigkeit. Die Richtung seiner Studien ist eine vorwiegend historische; dies zeigt sogar seine theologische Polemik, in der er mit Vorliebe die Kirchenväter heranzieht. Er war genauer Kenner in der Geschichte der westfälischen Territorien und Dynastengeschlechter, sowie in der der religiösen und humanistischen Bewegungen namentlich in Westfalen im 15. und 16. Jahrhundert. Seine Schriften sind fast alle lateinisch geschrieben, sie sind theils theologische, theils historische. Erstere sind zum geringeren Theile erbaulichen Inhalts, zum größeren Theile Streitschriften gegen Katholiken. Reformirte und Wiedertäufer. Von den historischen Schriften blieb der größte Theil lange ungedruckt; einige sind es noch. Manches scheint verloren zu sein. Ein erheblicher Theil derselben wurde 1611 von Wasserbach unter dem Titel: „Hermanni Hamelmanni opera genealogico-historica de Westphalia et Saxonia inferiori“, Lemgoviae MDCCXI, circa 1500 Seiten in 4. herausgegeben. Die Handschriften oder doch ein Theil derselben befanden sich damals und befinden sich noch gegenwärtig auf der Wolfenbütteler Bibliothek (eine Notiz über eine neuere Einsichtnahme durch Bouterwek s. bei Krafft, Mittheilungen aus der niederrheinischen Reformationsgeschichte I., Zeitschr. des Berg. Geschichtsvereins VI. S. 195 f.). Die Benutzung wurde Wasserbach erst nach mehrjähriger Weigerung durch Leibnitz' Vermittelung gestattet. Vor dieser Ausgabe befindet sich ein Verzeichniß der von H. verfaßten und zum Theil schon früher herausgekommenen Schriften, das 40 theologische und 29 historische Werke aufzählt. Die späteren Biographen haben dieses Verzeichniß vervollständigt: nach Krafft a. a. O. hat H. außer den von Wasserbach wieder abgedruckten Schriften über hundert kleinere oder größere Schriften selbst herausgegeben. Die Wasserbach’sche Ausgabe enthält im Ganzen 19 theils schon früher gedruckte, theils bis dahin ungedruckte Werke. Außer localgeschichtlichen und genealogischen Arbeiten enthält diese Sammlung vornehmlich die für die Geschichte des Humanismus und seines Schulwesens und die für die niederrheinisch-westfälische Reformationsgeschichte wichtigen Werke. Ersterem Gegenstande sind die Nummern 4—8, deren Titel ich übergehe, ausschließlich gewidmet, er sucht in denselben mit patriotischem Eifer und unter Beibringung eines enormen Details von Namen und Daten, das er wol großentheils mündlicher Ueberlieferung verdankte, den hervorragenden Antheil Westfalens an der humanistischen Bewegung darzuthun. Die Nummern 15 und 16, zusammen über 600 Seiten in 4., enthalten die ebenfalls durch erstaunliche Detailfülle ausgezeichnete „Historia ecclesiastica renati Evangelii per Westphaliam“ in 6 Büchern, von denen nur die beiden ersten bereits von H. selbst herausgegeben waren. Die Bedeutung Hamelmann's als Schriftsteller liegt nicht in der Form, sondern im Inhalt. Seine massenhaften historischen Detailnotizen füllen in der Geschichte des Humanismus und der Reformation in Westfalen eine ungeheuere Lücke aus und sind vielfach ausschließliche Quelle. Daß dieselben zuweilen ungenau und hinsichtlich der religiösen Bewegungen durch den trübenden Einfluß eines streng lutherischen Parteifanatismus entstellt sind, ist ohne Weiteres zuzugeben. Doch wird trotzdem jeder Kenner bestätigen, daß wenige zeitgenössische Arbeiten eine gleiche Fülle sonst unbekannt gebliebenen werthvollen culturgeschichtlichen Materials enthalten, wie der von Wasserbach herausgegebene Band, und daß auch die leider fast unauffindbar gewordenen theologischen Streitschriften für die Reformationsgeschichte jener Gegenden von der größten Bedeutung sind.

    • Literature

      Biographien oder biographische Beiträge enthalten vornehmlich folgende Schriften: 1) Ein kurzer Lebensabriß vor der Wasserbach’schen Ausgabe. 2) Joh. Ge. Leuckfeld, Historia Hermanni Hamelmann oder historische Nachricht von dem Leben, Bedienungen und Schriften Hermann Hamelmann's|Quedlinburg und Aschersleben 1720. 3) Harenberg, Historia eccles. Gandershem. diplom., 1734. 4) A. E. Rauscheubusch, Hermann Hamelmann's Leben, ein Beitrag zur Westfälischen Reformationsgeschichte, Schwelm 1830. 5) Tibus, Weihbischöfe von Münster S. 61 ff. und nach demselben H. Kampschulte, Geschichte der Einführung des Protestantismus im Bereiche der jetzigen Provinz Westfalen, Paderborn 1866, S. 203 ff. 6) Meine Schrift: Johann Lambach und das Gymnasium zu Dortmund von 1543—82, Berlin 1875, besonders 64 f., 103 f.

  • Author

    Döring.
  • Citation

    Döring, "Hamelmann, Hermann" in: Allgemeine Deutsche Biographie 10 (1879), S. 474-476 [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118701215.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA