Lebensdaten
1519 oder 1520 – 1578
Sterbeort
Bedburg
Beruf/Funktion
Graf zu Neuenahr und Moers ; Gelehrter ; kaiserlicher Rat
Konfession
reformiert
Normdaten
GND: 138058814 | OGND | VIAF: 86207297
Namensvarianten
  • Hermann der Jüngere von Neuenahr
  • Hermann der Jüngere von Neuenar
  • Neuenar und Mörs, Hermann der Jüngere Graf von
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

Verknüpfungen

Von der Person ausgehende Verknüpfungen

Personen in der NDB Genealogie
Personen im NDB Artikel

Verknüpfungen auf die Person andernorts

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Neuenahr, Hermann der Jüngere Graf von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd138058814.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Wilhelm II. (erw. 1497, 1522, s. Einl), Erbhofmstr. d. Kft. Köln;
    M Anna (erw. 1500-28, s. NDB 17, Fam.art. Moers), T d. Wilhelm Gf. v. Wied (1475-um 1530);
    Ov Hermann d. Ä. (s. 1);
    1538 Magdalena (1522–67, s. Einl.), T d. Wilhelm I. Gf. v. Nassau-Dillenburg (1487–1559) u. d. Walburga v. Egmont ( 1529); kinderlos; Schwager Adolf (s. 3).

  • Biographie

    Außer seiner Taufe durch den Abt von Kamp ist über N.s frühe Jahre fast nichts bekannt. Seine guten Französischkenntnisse erwarb er sich evtl. an einer franz. Universität. Die für seinen Stand ungewöhnliche klassische Bildung verdankte er dem Kölner Gräzisten Caesarius und wohl auch seinem Onkel Hermann d. Ä. Wie dieser ein anerkannter Humanist, tat er sich aber auch 1542-44 im Kriegsdienst für Karl V. hervor. Bei den Verhandlungen zwischen Kurköln und Jülich-Kleve-Berg über die Kirchenreform 1535/36 in Neuß war er einer der drei Vertreter des Erzbischofs. Seit 1552 regierender Graf, kümmerte N. sich intensiv um die Sicherung seines durch den Rhein immer wieder bedrohten Ländchens. Die Reformationstätigkeit seines Vaters setzte er fort und säkularisierte mehrere Klöster. Aufgrund der Klagen hierüber bezeichnete ihn Nuntius Portia 1578 als den schädlichsten Häretiker im Reich. Er untersützte den kurz zuvor luth. gewordenen Priester Hermann Hamelmann (1526–95), der 1533/34 auf Bommels Empfehlung Moers besuchte, sowie andere Prediger. Die 1561 für Moers erlassene ref. Kirchenordnung galt auch für Bedburg. Dort, in Hüchelhoven, fanden seit 1570 mehrere Synoden statt, also noch vor der Bedburger Synode, die den Reformierten in Jülich-Kleve-Berg Beratungsmöglichkeiten bot, welche ihnen zu Hause verwehrt waren. Als kaiserl. Rat von Karl V, Ferdinand I. und besonders Maximilian II. zu Abordnungen verwendet, wohnte N. auch der Königswahl 1562 in Frankfurt und dem Speyerer Reichstag 1570 bei. Das Appellationsprivileg Ferdinands I. erhöhte Maximilian II. 1566 auf 200 Goldgulden. Auf dem Niederrhein.-Westfäl. Kreistag vom Okt. 1563 in Köln war es vor allem N.s Werk, daß die beschlossene Kreiskriegsordnung der von Jülich gewünschten straffen Kreisdefensionstruppe eine Absage erteilte. Im beginnenden Niederländ. Krieg wußte er seine Neutralität zu wahren. Sein nach langem Siechtum erfolgter kinderloser Tod hatte einen teilweise mit Waffengewalt geführten Erbstreit zwischen Gf. Werner v. Salm-Reifferscheid und N.s Verwandten Adolf zur Folge. In diesen wurden auch die jeweiligen Lehensherren einbezogen, so daß er eine Episode des Köln, und des Span.-Niederländ. Kriegs bildete.

  • Literatur

    ADB 23;
    Isenburg I, 115;
    P. Bockmühl. H. u. Walburgis v. Nuenar u. d. Abt Heinrich V. v. Werden, in: Mhh. f. rhein. KGesch. 4, 1910;
    H. Faulenbach, H. v. N. (1520-1578), in: Rhein. Lb. 8, 1980, S. 105-23 (L; P ; divergierende Todesdaten).

  • Autor/in

    Hugo Altmann
  • Zitierweise

    Altmann, Hugo, "Neuenahr, Hermann der Jüngere Graf von" in: Neue Deutsche Biographie 19 (1999), S. 109 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd138058814.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Neuenar: Hermann (der Jüngere) Graf zu Neuenar und Mörs, Herr zu Bedbur (Bedburg), Erbhofmeister des Eizstifts Köln, welchem Ranke (Päpste, Buch V) zu viel Ehre erweist, indem er ihn einen „großen Protestanten“ nennt, ist nach der gewöhnlichen Angabe im J. 1514 geboren, oder, nach einer Bemerkung seines Schützlings und Freundes Geldorp (A. D. B. XIII S. 533), vielleicht erst im J. 1516. Sein Vater, Graf Wilhelm von N., hat als Vermittler in|den Irrungen Kaiser Karl's V. mit den Echmalkaldener Bundesgenossen und mit dem Kölner Erzbischof Hermann von Wied keine unbedeutende Rolle gespielt (vgl. C. Varrentrapp, Hermann von Wied, Register). Seine Mutter, Anna Gräfin von Wied, war die Erbin der Grafschaft Mörs, sein Oheim der bekannte Humanist Graf Hermann (der Aeltere) v. N. (s. o.). — Ueber die früheren Lebensjahre unseres Grafen H. liegen fast gar keine Nachrichten vor. Da er sich nachmals der französischen Sprache mit Leichtigkeit bedient, können wir vermuthen, daß er seine Studien besonders auf französischen Universitäten gemacht haben wird; jedenfalls zeichnete er sich durch eine bei seinen Standesgenossen nicht gewöhnliche classische Bildung aus. Von zwei Seiten wird berichtet, daß er sogar die Psalmen theils in griechische, theils in lateinische Verse umgedichtet habe. Er sah es später gern, wenn Gelehrte ihm ihre Bücher widmeten. Daneben war er aber auch Kriegsmann; in den Jahren 1542—44 soll er in Diensten Kaiser Karl's V. 200 Lanzenreiter gegen Frankreich geführt haben. — Schon im J. 1538 wurde er mit der im J. 1522 geborenen Gräfin Magdalena von Nassau-Dillenburg, der älteren Stiefschwester Wilhelm's von Oranien verheirathet; als sie ihm nach 30jähriger Ehe am 18. August 1567 durch den Tod entrissen wurde, beklagte er ihren Tod mit bewegten Worten; Wilhelm von Oranien behauptet jedoch einige Jahre früher, seine arme Schwester habe viel von ihrem Manne ausstehen müssen. Das ist wohl glaublich, da wir bestimmt wissen, daß Graf H. dem Laster der Trunlsucht in hohem Grade ergeben war. Jedenfalls in Folge dieses Lasters hatte er in seinen späteren Lebensjahren viel von der Gicht zu leiden. — Sein Vater, Graf Wilhelm, scheint im J. 1552 gestorben zu sein, wenigstens begegnet uns in diesem Jahr Graf H. zuerst als regierender Herr. Von seiner Regierungsthätigkeit wird berichtet, daß er sich viel um die Sicherung seines durch die Fluthen des Rheins stets bedrohten Ländchens gekümmert habe. Außerdem hatte er besonders mit den noch fortbestehenden Klöstern zu schaffen. Schon der Vater hatte sich für seine Person zum Protestantismus bekannt und auch sein Land zu reformiren begonnen, aber vorsichtig, aus Rücksicht auf den Kaiser, als den Herrn der benachbarten Niederlande, sowie auf seine beiden Lehensherren, Herzog Wilhelm von Jülich und Cleve und den Kölner Erzbischof. In ähnlich vorsichtiger Weise fuhr Graf H. mit dem Reformationswerk fort und setzte wirklich die Säcularisation mehrerer Mönchs- und Nonnenklöster durch, freilich nur unter allerlei Verdrießlichkeiten und bitteren Klagen über seine Tyrannei, welche bis nach Rom gelangten und ihn dort in den Ruf eines besonders schlimmen Feindes der katholischen Kirche brachten, während er es mit seinen katholischen Nachbarn nie vollständig verdarb, und auch in dem beginnenden niederländischen Religions- und Bürgerkrieg seine Neutralitäl ziemlich gut zu wahren wußte. (Sehr bezeichnend ist ein Wort des Frater Lorenzo de Villavicencio über Graf H. in einem Brief an König Philipp vom 7. October 1566: suele decir que, cuando està con los católicos, en las palabras y obras es luterano, y cuando està con luterano, en las mismas es católico, y cuando està borracho, ni cree en Dios ni en el diablo etc.). — Als kaiserlicher Rath ist Graf H. sowohl von Karl V., wie von Ferdinand I. und besonders von Maximilian II. mehrfach zu Commissionen verwendet worden, hat auch der römischen Königswahl Maximilian's zu Frankfurt 1562, sowie dem Speierer Reichstag 1570 beigewohnt. Von größerer Bedeutung für die deutsche Geschichte ist jedoch eigentlich nur seine Mithülfe zur Niederlage des Herzogs Ernst von Baiern bei der Kölner Bischofswahl des Jahres 1577. Damals hat er hauptsächlich bei den Kölnischen Landständen es dahin gebracht, daß sie sich deutlich gegen die Wahl des bairischen Herzogs aussprachen und dadurch einigen noch schwankenden Gegnern desselben im Domcapitel Muth machten, Gebhard Truchseß ihre Stimmen zu geben. — Nicht lange danach, am 4. December 1578, erlag Graf H. zu Mörs seinem langen Siechthum. Da seine Ehe kinderlos geblieben war, erhob sich über seine Erbschaft ein heftiger, zum Theil selbst mit den Waffen geführter Streit zwischen dem Grafen Werner von Reifferscheid, welcher auf die Herrschaft Bedbur Anspruch erhob, und dem jungen Vetter des Verstorbenen, Graf Adolf v. N., welcher im J. 1570 Graf Hermann's Schwester Walburgis, die Wittwe des 1567 Hingerichteten Grafen Philipp von Hoorn geheirathet hatte: ein Streit, in welchen auch die beiden Lehensherren hineingezogen wurden und welcher schließlich zu einer Episode des Kölnischen Krieges und des allgemeinen spanischniederländischen Religionskrieges geworden ist.

    • Literatur

      Eine sehr dürftige und unzuverlässige Biographie H.'s bei Herm. Altgelt, Gesch. d. Grafen u. Herren von Mörs. Düsseldorf 1845, S. 92 ff. (Das Actenstück S. 96 stammt aus den Acten des Kölnischen Wahlprocesses von 1578). — Einzelnheiten bei H. C(astritius), Geldorpius, Scholarum ex monasticis opibus institutio. Leydae 1580. 40 (eigentlich ein noch für Gr. H. selbst geschriebenes Gutachten, mit einem Anhang von Leichengedichten u. anderen biograph. Nachrichten über Graf H.). —
      Briefe von u. über Graf H. bei Groen van Prinsterer, Archives, Sér. I. tom. I, III, IV u. VI (im Register sind die meisten nicht verzeichnet); anderes aus verschiedenen Archiven in meinen Excerpten. —
      C. Krafft in d. Ztschr. des Berg. G.-Vs. VI. 290 ff. u. 329. —
      Lossen, Köln. Krieg I. (s. Register). —
      Folgende u. vermuthlich noch manche andere Bücher sind Graf H. gewidmet: Hamelmann, de Ecclesia 1557 (nach Krafft a. O.). — M. Tullii Ciceronis Historia ... per Franc. Fabricium Marcoduranum. Coloniae 1563 (u. 1564). 8°. — G. Cassander, De Baptismo Infantium. Coloniae 1565 (Opp. p. 703). — M. Toxites med. Argentor. Chrysopoeiae Joannis Aurelii Augurelli P. Ariminensis libri tres. Argentorati 1565. 8°. Jo. Wierus, De Irae morbo, Basil. 1577 (Opp. p. 773); in seinem Hauptwerk (de praestigiis daemonum, Opp. p. 507) rühmt Weyer Graf H.'s Vorsicht im Verfahren gegen angebliche Hexen. — Einige (seltene) Münzen von Graf H. verzeichnet Kühler, Histor. Münzbelustigung. Theil XVII. Vorr.

  • Autor/in

    Lossen.
  • Zitierweise

    Lossen, "Neuenahr, Hermann der Jüngere Graf von" in: Allgemeine Deutsche Biographie 23 (1886), S. 486-488 unter Neuenar [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd138058814.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA