Lebensdaten
1732 – 1792
Geburtsort
Trostberg/Alz (Oberbayern)
Sterbeort
München
Beruf/Funktion
bayerischer Schulreformer ; Benediktiner
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118659871 | OGND | VIAF: 29869967
Namensvarianten
  • Braun, Mathias (Taufname)
  • Braun, Heinrich
  • Braun, Mathias (Taufname)
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Zitierweise

Braun, Heinrich, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118659871.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Franz Seraph (1673–1745), Bäckermeister in Trostberg;
    M Salome Kirchmayer.

  • Biographie

    Als Magister der Philosophie (nach Gymnasial- und Universitäts-Studien in Salzburg) wurde B. 1750 im Kloster Tegernsee in den Benediktinerorden aufgenommen und vollendete das studium generale zu Rott am Inn mit der theologischen Doktorwürde (1756). 1758-62 war er Gymnasial-Lehrer in Freising, danach Professor der Theologie und Bibliothekar in Tegernsee. 1767 zum Kanonikus am Münchener Liebfrauenstifte, 1768 zum Mitglied des Kurfürstlichen Geistlichen Rates, 1770 (bis 1773) zum Landeskommissar für das gesamte bayerische Volksschulwesen, 1777 zum Direktor der sämtlichen Lyzeen und Gymnasien, Stadt- und Landschulen ernannt, widmete er seine ganze Arbeitskraft der Reform der Elementar- und Mittelschulen.

    B. darf als der geistige Vater der öffentlichen Volksschule in Bayern gelten. In Anlehnung an Ignaz von Felbiger, den Abt von Sagan, suchte er das klassisch-humanistische und das weltbürgerliche Bildungsideal zu vereinen mit echter christlicher Religiosität („süddeutscher katholischer Philanthropinismus“). Sein „Plan der neuen Schuleinrichtung nebst einem Unterrichte für Schullehrer …“(München 1770) wurde die Grundlage verschiedener kurfürstlicher Verordnungen. Angesichts vielfacher Widerstände jedoch zog sich B. seit 1781 resigniert zurück. Seine Forderungen setzten sich erst im 19. Jahrhundert allmählich durch: allgemeine Schulpflicht und staatliche Schulaufsicht, Hebung des geistigen und sittlichen Niveaus und der gesellschaftlichen Stellung der Lehrerschaft, Klassen- und Fächer-Einteilung mit festem Lehrpensum, gründliche Reform des Schulbetriebes, humanere Behandlung der Schüler, lebendiger Unterricht mit neuartigen Lehrmethoden. Durch eine Reihe von selbstgeschriebenen Lehrbüchern (seine „Kurze Anleitung zur deutschen Briefkunst“ kann als Vorläufer des heutigen Schullesebuchs angesehen werden) und als Befürworter einer deutschen Sprach-, Dicht- und Redekunst und durch das (später im Anschluß an J. Ch. Adelung bearbeitete) Deutsch-orthographische Wörterbuch ist B. ein Markstein in der Entwicklung der deutschen Schriftsprache in Bayern geworden.

  • Werke

    Von d. Wichtigkeit einer guten Einrichtung im dt. Schulwesen, Ak.-Rede München, 1768;
    Gedanken üb. d. Erziehung u. d. öffentl. Unterricht, Ulm 1774;
    Schulverordnung f. d. bürgerl. Erziehung …, München 1778;
    vollst. Verz. (eigenhändig) Kreisarchiv München, GR 789/17/1200;
    Kat. d. Süddt. Lehrerbücherei München.

  • Literatur

    ADB III;
    M. Geistbeck, Gesch. d. Volksschulen in Bayern unter Max III. Joseph, in: Pädagog. Bll., 1879;
    M. Gückel, H. B. u. d. bayer. Schulen v. 1770–81, Diss. München 1891;
    L. Wolfram, H. B., Diss. München 1891;
    F. Lorenz, Das Geistesleben in Bayern um d. Wende d. 18. u. 19. Jh., in F z. Gesch. Bayerns 13, 1905;
    A. Bock, H. B., 1916 (W, L, P);
    R. Hindringer, Das kirchl. Schulrecht in Altbayern, Diss. Straßburg 1916 (L);
    A. Kammergruber, Die schulpolit. Maßnahmen in Bayern, Diss. München 1923 (ungedr., L);
    H. Held, Altbayer. Volkserziehung u. Volksschule, 1926 (W, L, P);
    M. Doeberl, Entwicklungsgesch. Bayerns II, 1928 (L).

  • Autor/in

    Wolf Strobl
  • Zitierweise

    Strobl, Wolf, "Braun, Heinrich" in: Neue Deutsche Biographie 2 (1955), S. 551 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118659871.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Braun: Dr. Heinrich B., kurfürstl. bairischer geistlicher Rath zu München, geb. als Sohn eines Bäckers zu Trostberg in Oberbaiern 17. März 1732, 8. Nov. 1792, erwarb sich als Reformator des niedern Schulwesens und als Vorkämpfer deutscher Volksbildung in Baiern hohe und bleibende Verdienste. In der Schule der Benedictiner zu Salzburg gebildet, trat er 18 Jahre alt im Kloster Tegernsee in diesen Orden und entfaltete dann als Lehrer der schönen Wissenschaften in Freising und, in sein Kloster zurückgerufen, als Professor der Theologie in Tegernsee eine ersprießliche Thätigkeit. Verschiedene deutsche Aufsätze und der erste Theil einer deutschen Sprachlehre verschafften ihm 1765 einen Ruf als Lehrer der deutschen Sprache, der Dicht- und Redekunst an die 1759 unter den Auspicien des trefflichen Kurfürsten Max III. Joseph gegründete Akademie der Wissenschaften in München. Während er hier als öffentlicher Lehrer auf einem bis dahin unbebauten Felde eine höchst anregende Wirksamkeit entfaltete, gab er in rascher Folge außer der „Deutschen Sprachkunst" ein „Deutsch-orthographisches Wörterbuch", eine „Anleitung zur Dicht- und Versekunst", sowie „Redekunst", ferner eine Sammlung von guten Mustern der deutschen Sprache und von Mustern der geistlichen Beredsamkeit heraus und verfaßte außerdem „Briefe“, „Versuche in prosaischen Fabeln“ etc. Von den Gegnern der Aufklärung und der beginnenden deutschen Bildung längst angefeindet, brachte|er sich als Uebersetzer der „Heiligen Evangelien und Lectionen“ vollends in den Geruch des Ketzerthums. Gleichwol eröffnete ihm der Kurfürst, welcher ihn zum Canonicus am Marienstift und zum geistlichen Rath ernannt hatte, ein weiteres Feld bedeutungsvollster Thätigkeit, indem er ihm mit dem Titel eines Schulcommissars die Ausarbeitung eines Planes für die Reform der Volksschule und die Abfassung deutscher Schulbücher übertrug. So an die Spitze des solange vernachlässigten deutschen Unterrichtswesens in Baiern gestellt und als Organisator wie Schriftsteller nnermüdlich thätig, zog er sich durch Herrschsucht und Eitelkeit auch die Feindschaft gleichstrebender Männer zu, fuhr aber, nachdem er im J. 1773 nicht ohne seine Schuld des Schulcommissariats enthoben war, fort, auf dem Gebiete, das er als seine Domäne zu betrachten gelernt hatte, als Schriftsteller zu wirken. Im J. 1774 veröffentlichte er seine „Gedanken über die Erziehung und den öffentlichen Unterricht“ und hielt am wenigsten mit neuen Lehrplänen zurück, als die Aufhebung des Jesuitenordens dem Staate die Möglichkeit gewährte, mit den niederen auch die mittleren und höheren Schulen durchgreifend zu reformiren. Nachdem Vorschläge auf Vorschläge sich gedrängt und die Planmacherei Berufene wie Unberufene Jahre lang beschäftigt hatte, gelang es dem schmiegsamen B., sich im Jahre 1777 zum „Director der sämmtlichen Lyceen und Gymnasien, dann der Stadt- und Landschulen in Baiern“ empor zu schwingen und einen Unterrichtsplan durchzuführen, der gegen den von Ickstatt entworfenen und wenigstens in Ingolstadt durchgeführten kaum einen Fortschritt bezeichnete. Soweit es sich um die Lyceen und Gymnasien handelte, hatte der Braun’sche Plan nur bis zum J. 1781, wo die humanistischen Studien den Klostergeistlichen übergeben wurden, Dauer. Die „Verordnung für die bürgerliche Erziehung der Stadt- und Landschulen“ dagegen, die der Nachfolger Maximilians Karl Theodor 1778 publicirte, blieb für ein paar Decennien die Grundlage des Volksschulwesens in Baiern. Indeß lagen B. in den späteren Jahren seiner öffentlichen Wirksamkeit (1777—1781) nicht sowol die Volksschule, die doch seine Schöpfung war und für die zu ihrem Schaden immer neue Commissäre und Commissionen bestellt wurden, als die höhern Schulen am Herzen, und so beschäftigte er sich auch u. a. mit der Hebung des Studiums der Theologie, mit der Einrichtung eines Predigerseminars und einer „Journalbibliothek“, ja sogar mit der Abfassung von Lehrbüchern der lateinischen Sprache und der Herausgabe von römischen Classikern für den Gymnasialgebrauch. Zu den leidenschaftlichen Gegnern, die er sich zuzog, gehörte der als Schulmann nicht unverdiente und als Schriftsteller sehr bekannte A. v. Bucher, welcher die von ihm anonym herausgegebenen „Beiträge zu einer Schul- und Erziehungsgeschichte in Baiern“ (1778) zu heftigen und jedenfalls theilweise ungerechten Angriffen benützte. B. veröffentlichte dagegen eine „Ehrenrettung“ und auch die von ihm herausgegebene „Pragmatische Geschichte der Schulreformation in Baiern“ (1783), die für die Geschichte des bairischen Schulwesens von bleibendem Werthe ist, hatte die Bestimmung, die eigene Thätigkeit in das rechte Licht zu stellen. Nachdem der Uebergang der Gymnasien an die Klostergeistlichen seiner Verwaltung ein Ziel gesetzt, widmete er seine Muße, tief verstimmt durch die erlittenen Kränkungen, vornehmlich einer Uebersetzung der Bibel, vor deren Vollendung er starb. Seine bleibenden Verdienste feierte der zeitgenössische Geschichtschreiber Westenrieder, ohne seine Schwächen zu verbergen; jene findet er so groß, „daß der, welcher mit glänzenderen Geistesgaben auch nur die Hälfte derselben sich sammelte, noch immer das digito monstrari verdiente“.

    • Literatur

      H. Braun's Thatenleben und Schriften, München 1793. Westenrieder, Beiträge V. und Geschichte der Akademie I. Schriftenverzeichniß auch in Braun's „Pragmatischer Geschichte der Schulreform“ 1783 und in Meusel, Lex. I. 651.

  • Autor/in

    Kluckhohn.
  • Zitierweise

    Kluckhohn, August von, "Braun, Heinrich" in: Allgemeine Deutsche Biographie 3 (1876), S. 265-266 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118659871.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA