Wolfger von Erla
- Lebensdaten
- um 1140 – 1218
- Geburtsort
- Erla (Niederösterreich)
- Sterbeort
- Aquileja
- Beruf/Funktion
- Bischof von Passau ; Patriarch von Aquileja ; Patriarch ; Bischof
- Konfession
- katholisch
- Normdaten
- GND: 118634909 | OGND | VIAF: 58980413
- Namensvarianten
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- Wolfger
- Wolfger von Ellenbrechtskirchen
- Wolfger von Passau
- Wolfgerus Ellenbrechtskirchensis
- Wolfger von Erla
- Wolfger
- Wolfger von Ellenbrechtskirchen
- Wolfger von Passau
- Wolfgerus Ellenbrechtskirchensis
- Wolfger, von Erla, patriarch of Aquileia
- Wolfgerus, Ellenbrechtskirchensis
- Wolfgar, von Leubrechtskirchen
- Wolfger, Passau, Bischof
- Wolfger I.
- Wolfger, von Ellenbrechtskirchen
- Ellenbrechtskirchen, Wolfger von
- Wolfgerus, Pataviensis
- Wolfgerus, Aquileiensis
- Wolfker, d'Ellenbrechtskirchen
- Wolfker, de Passau
- Wolfker, d'Aquilée
- Wolger, von Passau
- Wolfger, von Passau
- Volchero, Patriarca
- Erla, Wolfger von
- Wolfger, von Erla
- Wolfger, Passau, Bischoph
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Wolfger von Erla
| Bischof von Passau, Patriarch von Aquileja, * um 1140, † 23.1.1218, ⚰ Aquileja, Dom (Grabstelle unbekannt).
-
Genealogie
Aus niederadliger Fam. d. Herren v. Erla mit Stammsitz b. Linz;
V →Wolfger, Herr v. Erla;
M Diemut;
B →Sigehard († um 1210), 1191 Propst v. St. Pölten, →Eberhard (v. Altenhofen b. Erla) († n. 1196);
– ⚭ 1) Jutta († v. 1178), T d. →Anhalm v. Volkersdorf, 2) →Margaretha (v. Maißau) († v. 1180/81?);
2 S aus 1) u. a. →Otaker (erw. 1203–15, † v. 1223), Domherr in P.;
N →Wolfker (v. Erla, v. Altenhofen) (erw. 1189–1212), Werner (erw. 1203–06). -
Biographie
W. trat nach dem Tod seiner →zweiten Frau († vor 1180/81?) in den geistlichen Stand ein. Nach Empfang der niederen Weihen und Eintritt in das Domkapitel von Passau 1183 bekleidete er die Würde eines Propstes in den Kollegiatstiften Pfaffmünster bei Straubing 1183–91 und Zell am See 1184–91. Am 10./11.3.1191 wurde er mit Zustimmung der übrigen Geistlichkeit und bischöflichen Ministerialen zum Nachfolger →Diepolds (um 1140–90) als Bischof von Passau gewählt, im Mai/Juni 1204 erfolgte die Wahl zum Patriarchen von Aquileja durch Domkapitel, Adel und Ministerialität. Seinen – von Kg. →Philipp von Schwaben gebilligten und von Papst →Innozenz III. (reg. 1198–1216) genehmigten, kirchenrechtlich zulässigen–Wechsel (translatio) zu einer höheren Würde hatte W. schon zu Lebzeiten seines Vorgängers zielbewußt betrieben und durch weitere personelle Rochaden (Vermittlung des agleier Dompropsts als potentiellen Nachfolger in Passau) eingefädelt.
W.s Spitzenstellung unter den (geistlichen) Fürsten seiner Zeit basierte auf herausragenden politischen und diplomatischen Fähigkeiten, die sich v. a. in drei zentralen Bereichen manifestierten: in seinem Wirken als einflußreicher Legat, rechtskundiger Streitschlichter und begabter Unterhändler, der vier Herrschern und drei Päpsten diente, als fürsorglicher Oberhirte und tatkräftiger Landesfürst sowie als Mäzen höfischer Dichtung.
Das von ihm verfaßte Rechnungsbuch erlaubt einzigartige Einblicke in den Alltag seiner Reisen (1203/04) und die getätigten Ausgaben.
Nach seiner Investitur mit den Regalien und der Bischofsweihe (März/Juni 1191) begann W.s konsequenter Einsatz für Königtum und Reich. Im Auftrag Ks. →Heinrichs VI. (reg. 1190–97) handelte er die Freilassung Kg. →Richard Löwenherz’ (reg. 1189–99) aus der Haft (1193/94) mit aus und vermittelte im Streit, u. a. um die Erblichkeit der Thronfolge im Reich, zwischen Kaiser und Papst. Der erzielte Ausgleich beinhaltete v. a. Heinrichs Zusage zu einem Kreuzzug, an dem auch W. 1197/98 teilnahm. Auf seiner Rückkehr im Febr. 1199 erwirkte W. in Rom die päpstliche Zustimmung zur Gründung des Dt. Ordens in Jerusalem.
Im 1198 ausbrechenden Thronstreit zwischen →Staufern und →Welfen, →Philipp v. Schwaben (reg. 1198–1208) und →Friedrich II. (reg. 1212–50) auf der einen und →Otto v. Poitou (reg. 1198–1218) auf der anderen Seite, wirkte W. – bei aller Staufernähe – unermüdlich als von allen Seiten anerkannter Unterhändler für einen Ausgleich zwischen den Kontrahenten 1200 und 1207 sowie für eine Versöhnung zwischen dem (gebannten) Philipp und Innozenz III. Die von W. in beiderseitigem Auftrag 1207/08 vermittelte endgültige Einigung zwischen König und Papst wurde jedoch durch Philipps Ermordung (Juni 1208) zunichte. Der neue, allseits anerkannte König, Otto IV., machte sich W.s politische Erfahrungen und vielfältige Kontakte als Reichslegat (ab Jan. 1209) bei seinen Verhandlungen über die Kaiserkrönung (Okt. 1209) rasch zunutze. Ottos Wiederaufnahme der expansiven kaiserlich(-staufischen) Italienpolitik im Mai/Juni 1210 führte indes zum Bruch mit|W. Dieser unterstützte seit 1213/14 den Staufer Friedrich II., zog sich aber 1214/15 (altersbedingt?) aus der Reichspolitik zurück.
W.s unverzichtbare Dienste für Königtum und Reich wurden von den Herrschern großzügig honoriert: durch Übertragung der Reichsburg Monselice (b. Padua) und durch Bestätigung elementarer Besitz- und Herrschaftsrechte (Hzgt. Friaul, Mark Krain u. Istrien, 1207, 1209 u. 1214).
W.s Wirken als geistlicher Oberhirte und Landesfürst galt v. a. dem Ausbau der bischöflichen Stadt- (Passau) und Landesherrschaft (Vogtei über das Kloster Niedernburg; Aquileja), der Sicherung der wirtschaftlichen und rechtlichen Unabhängigkeit seines Hochstifts vor den Expansionsbestrebungen der benachbarten Territorialherren (in Passau: vor Bayern, Österreich, Böhmen u. den →Grafen v. Ortenburg; in Aquileja: vor Venedig, den Grafen v. Görz, dem regionalen Adel u. den Städten) und dem materiellen und rechtlichen Schutz seiner Kirchen und Städte durch Privilegien. Die vom König verliehenen Reichsrechte (in Friaul, Krain, Istrien) und die päpstliche Erhebung zum alleinigen Richter in seiner Diözese nutzte er zum Ausbau seiner Jurisdiktionsgewalt und fürstlichen Landeshoheit. In seiner auf die Ausschaltung laikalen Einflusses zielenden Gerichtspraxis bediente er sich des röm.-kanonischen Prozeßrechts (Passau) und des Rats gelehrter Kanonisten (Magister →Pilgrim von Albrechtsberg, Altmann von St. Florian); von →Eilbert von Bremen wurde ihm das prozeßrechtliche Werk „De ordine iudiciario“ (entstanden 1192–95) gewidmet. W.s Plan (1191/98?), seinen räumlich weit ausgreifenden Sprengel durch Einrichtung von Suffraganbistümer zu gliedern (und Passau möglicherweise sogar zum Metropolitansitz erheben zu lassen) scheiterte.
Zur Stärkung seiner in vielen Gebieten im Patriarchat Aquileja nur schwach ausgeprägten landesherrlichen Stellung betrieb er eine Verwaltungsreform (Verzeichnis der Einkünfte u. Ausgaben der Kirche, 1211), schloß Vereinbarungen mit dem regionalen Adel und Städten Istriens sowie Verträge mit Treviso (1204) und Venedig (1206) und ließ zur Verdrängung der dominierenden Friesacher Münze Agleier Münzen prägen (1209).
W.s Hof in Passau, aber auch seine Hofhaltung in Aquileja übten eine große Anziehungskraft auf Dichter (→Albrecht von Johansdorf) und Spielleute aus. Offenbar am Passauer Hof erhielt das berühmte Nibelungenlied um 1200/05 seine abschließende (schriftl.) Gestalt. →Thomasin von Zerclære verfaßte im Auftrag des Patriarchen von Aquileja eine umfangreiche Tugendlehre in mittelhochdt. Sprache, „Der Welsche Gast“ (1215/16). Dem Minnesänger →Walther von der Vogelweide, der ihm auf einer seiner Reisen zufällig begegnete, schenkte W. Geld zur Anschaffung eines Pelzrocks (12.11.1203).
Es ist das bis heute einzige zeitgenössische Zeugnis über Walther außerhalb seines literarischen Œuvres. An W.s Grab, dessen Lage im Dom von Aquileja unbekannt ist, entstand ein örtlicher Kult.
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Quellen
Qu Die Regg. d. Bischöfe v. Passau, I: 739–1206, bearb. v. E. Boshof, 1992, Nr. 964–1201; H. Heger, Das Lebenszeugnis Walthers v. d. Vogelweide, Die Reiserechnungen d. Passauer Bf. W. v. E., 1970 (Reg.); I patti con il patriarcato di Aquileia, hg. v. R. Härtel, 2005, S. 72–80.
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Literatur
|ADB 44;
H. Schmidinger, Patriarch u. Landesherr, 1954;
W. v. E., Bf. v. Passau (1191–1204) u. Patriarch v. Aquileja (1204–1218) als Kirchenfürst u. Lit.mäzen, hg. v. E. Boshof u. F. P. Knapp, 1994;
W. Wagner, Prosopogr. d. Passauer Domkap. bis z. Mitte d. 13. Jh., in: Ostbair. Grenzmarken 37, 1995, bes. S. 28, 56 (Nr. 219) u. 62 f. (Nr. 287);
H. H. Wurster, Das Nibelungenlied u. d. Bm. Passau unter Bf. W. v. E. (1191–1204), in: D.-R. Moser u. M. Sammer (Hg.), Nibelungenlied u. Klage, 1998, bes. S. 279–323;
E. Boshof, W. v. E., Bf. v. Passau, Patriarch v. Aquileja, in: Ostbair. Lb. 1, 2004, S. 23–40, Nachdr. in: ders., Kgt., Kirche u. Mission im Südosten d. Reichs, 2012, S. 399–416;
R. Härtel, Folchero di Erla, patriarca di Aquileia, in: Nuovo Liruti, Diz. biografico dei friulani I, 2006, S. 324–33;
K. Wolf, Bayer. Lit.gesch., 2018, S. 106–12;
Lex-MA;
DBI;
Gatz IV. -
Autor/in
Hubertus Seibert -
Zitierweise
Seibert, Hubertus, "Wolfger von Erla" in: Neue Deutsche Biographie 28 (2024), S. 467-468 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118634909.html#ndbcontent
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Wolfger von Ellenbrechtskirchen
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Biographie
Wolfger von Ellenbrechtskirchen, Bischof von Passau (1191 bis 1204), Patriarch von Aquileja (1204—1218), † am 24. Januar 1218. Er entstammte einem alten bairischen Adelsgeschlechte, dessen verschollene Stammburg beim heutigen Hofkirchen im Landgericht Vilshofen a. d. Donau stand, und dürfte der Sohn Wernher's v. E. sein. Er und sein Bruder Sighard waren die letzten Sprößlinge des Hauses, denn beide traten in den geistlichen Stand. Sighard, Erzpriester von S. Pölten, der Hauptstadt des Passauer Sprengels in Niederösterreich, verliert sich seit 1208 aus der Geschichte. Seit 1183/1184 taucht W. urkundlich als Propst von Zell am See und von Münster auf, welche beide Propsteien er bis zu seiner Wahl zum Bischof von Passau (11. März 1191) innehatte. Am 2. Juni d. J. weihte ihn Ezb. Adalbert III. von Salzburg zum „Priester“, welche Weihen er mithin früher nicht hatte, am 9. Juni zum Bischof; am 12. d. M. wurde W. in Passau feierlich eingesetzt. Vorher, im März 1191, hatte sich W. die Regalien bei König Heinrich VI. in Italien auftragen lassen. 1192 suchten das Bisthum der verwüstende Krieg zwischen Ludwig, dem Herzoge Baierns, auf der einen, den Grafen von Bogen und dem Böhmenherzoge auf der anderen Seite, und die Fehde der Ortenburger mit Leopold V. v. Oe. und den Andechs-Meranern verwüstend heim. 1193 bis 1194 befand sich W. in der Umgebung des Kaisers, als es sich um Haft und Lösung König Richard's (Löwenherz) von England handelte, und wurde dem Staufer durch seine Dienste hierbei sehr werth, was ihm auch greifbaren Vortheil bescheerte. 1195 finden wir W. in Italien als „treuen Vermittler“ zwischen Kaiser und Papst; er kehrte dann nach Deutschland zurück und nahm am Wormser Reichstage (Anf. Dec. 1195) das Kreuz. — Die Pilgerfahrt trat er im Mai 1197 in Gesellschaft Hz. Friedrich's I. von Oesterreich an, befand sich Ende Juli zu Linaria in Sicilien bei K. Heinrich VI. Im Morgenlande blieb er dem sterbenden Babenberger Friedrich I. († am 16. April 1198) zur Seite und begab sich dann nach Deutschland, in seine Diöcese zurück. 1199 ging er nach Rom, um den Spitalsbrüdern der h. Maria die päpstliche Sanction als deutscher Ritterorden zu erwirken, was bis zum Tode seines kaiserlichen Gönners Heinrich's VI. († am 28. Sept. 1197) nicht gelungen war, und jetzt (Febr. 1199) gelang.
In dem deutschen Thronkriege zwischen dem Staufer Philipp und Otto dem Welfen stand W. seit 1200 entschieden auf Seite des ersteren und dürfte an dem im Januar 1202 zu Halle abgefaßten Proteste der deutschen Fürsten an P. Innocenz IV. in Hinsicht des Verhaltens des römischen Legaten, wesentlichen Antheil gehabt haben, gerade so wie an den vorhergehenden Berathungen beim|Bamberger Krönungsfeste K. Philipp's. Aus den mehr als in einer Hinsicht so werthvollen „Reiserechnungen“ der Kleriker seines Gefolges für die Zeit vom September 1203 bis Januar 1204 entnehmen wir Wolfger's Wanderung nach Wien, bei welcher Gelegenheit (Nov. 1203) Walther von der Vogelweide in seinem Gefolge (?) auftaucht, sodann an die böhmische Grenze und wieder zurück nach Passau, wo W. am 3. Januar 1204 ankam. Bald darauf, wie dies die weiteren Reiseauszeichnungen darlegen, trat er die Wanderung nach Rom an, um hier für die Sache K. Philipp's und die eigene zu wirken, und andererseits die Anerkennung der zweiten Ehe K. Ottokar's II. von Böhmen beim Papste zu erlangen, in der Angelegenheit der Kreuzfahrt K. Emerich's von Ungarn zu vermitteln, was alles mit jener Reise nach Oesterreich und ans böhmische Gemärke im Zusammenhange stehen dürfte. Vor dieser Reise nach Rom fand nämlich noch die Wanderung Wolfger's von Wien nach Theben, b. Preßburg, (Ende März 1204) statt, welche die Verhandlungen mit Ungarn betroffen haben muß; dann finden wir ihn am 1. April zu W. Neustadt, um von hier die Alpenstraße durch Steier und Kärnten nach Italien einzuschlagen. Den 9. April treffen wir ihn zu Villach, am 12. auf dem Boden Friauls, in Gemona-Klemaun; dann führt die Reise über Pordenone nach Treviso, Padua (17. April), weiter nach Ferrara, Bologna, Florenz, wo er das Osterfest beging, weiter nach Viterbo und Sutri; am 4. Mai erreichte W. die Siebenhügelstadt. Auf dieser Reise rechnete er längst schon mit einem Ereigniß, das bald darauf eintrat, nämlich mit dem Ableben des Patriarchen Peregrin von Aquileja († am 15. Mai 1204), da er bereits für diesen Fall seines Anhanges beim Domcapitel des h. Hermagoras sicher war, und andererseits, was Passau betrifft, für die Wahl des aquilejischen Dompropstes Poppo zu seinem Nachfolger vorgearbeitet hatte, was freilich durch die Bewerbung des Freisinger Bischofs Otto aus dem Grafenhause Berg, zu Gunsten seines Bruders Mangold—Maingot, Propstes von Münster, bei W. selbst (März 1204) durchkreuzt werden sollte. 1204, noch im Mai, wurde W. in Aquileja zum Patriarchen gewählt, am 24. Juni ertheilte ihm P. Innocenz III. die Erlaubniß zur Annahme der Wahl, was voraussetzt, daß W. sich trotz seiner bisherigen staufischen Parteistellung mit der Curie günstig aus einander gesetzt und dem Papste bestimmte Bürgschaften geboten haben müsse. Andererseits kam auch thatsächlich die Wahl Poppo's zum Passauer Bischof zu Stande, der aber nur kurze Zeit (1204 bis 1205) diese Stellung einnahm; Mangold wurde sein Nachfolger. Der neue Patriarch, unser W., verstand es, seine Stellung als deutscher Reichsfürst zu wahren und sich aller Schleppträgerei in der welfischen Parteinahme des Papstes fern zu halten; er war es, der es als Reichslegat sogar zur Anerkennung König Philipp's durch den Papst brachte (1205—1206). Als aber 1208 K. Philipp ein Opfer der Rachsucht des Pfalzgrafen von Wittelsbach geworden, hatte W. keinen Grund, der Weisung Innocenz III. zu Gunsten Otto's IV. zu widerstreben, unterließ es aber auch nicht, sich schon 1209 die durch die Aechtung der Andechs-Meraner veranlaßte Wandlung der Dinge in Krain und Istrien zu Nutze zu machen- und für sein Hochstift den bereits 1077 verbürgten Anspruch auf das aquilejische Marchionat in den beiden genannten Ländern von Seite Otto's IV. neuerdings bestätigen zu lassen. Zuvor hatte jedoch W. als Bevollmächtigter des neuen Königs, Otto IV., den Weg aus Deutschland nach Italien eingeschlagen, die Bologneser zu ihren Verpflichtungen gegen das Reich gezwungen, den Florentinern eine Buße von 10 000 Mark für ihre Widerspenstigkeit aufgetragen und so der Romfahrt und Kaiserkrönung des Welfen die Wege geebnet. Als dann bald Otto IV. mit seinem bisherigen Gönner P. Innocenz III. zerfiel und gebannt wurde, und der Sohn K. Heinrich's VI., Friedrich II., als|Schützling der Curie auf der Bildfläche erschien, konnte W. seiner angestammten staufischen Gesinnung um so leichter wieder gerecht werden. Der neue König, der den welfischen Kaiser immer mehr in den Hintergrund drängte, bewies sich auch 1214, 7. August, durch die Freiheitsurkunde für Aquileja erkenntlich, was im Beisein Wolfger's auf dem Augsburger Hoftage erfolgte. 1215 wurde W. zum Concil nach Rom entboten, während der Graf Meinhard II. v. Görz zum Einfalle in das Gebiet seines Lehnsherrn, des Patriarchen, rüstete. Der gebannte Graf mußte sich jedoch bald zur Einstellung der Feindseligkeiten (1216) bequemen. Dem Patriarchen gelang es auch, nach seiner Rückkehr die angriffslustigen Venetianer zu beschwichtigen, im Auftrage P. Honorius III. den Frieden zwischen der Republik, den Trevisanern und Paduanern zu erwirken und sich auch mit Hz. Leopold VI. von Oesterreich über strittige Besitzrechte zu vertragen (1217). Er starb, angeblich 82 Jahre alt, am 24. Januar 1218 als einer der geachtetsten Inhaber des Patriarchates deutschen Stammes, der auch seine Beziehungen zu Walther von der Vogelweide aufrecht hielt und von diesem selbst mit Dichtungen bedacht wurde. Er verstand es, den meist unbotmäßigen Vasallenadel Friauls im Zaume zu halten, machte sich um das Münzwesen seines Hochstiftes verdient, stiftete zum Besten der Pilger ein den Johannitern übergebenes Hospiz zu Camarcio bei Aquileja, wußte die Handelsinteressen Friauls zu wahren, geordnete Zustände zu schaffen und zu halten und allgemein beliebt zu bleiben.
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Literatur
Catalogus recentior. episc. Patav. (Pez, scr. rer. austr. I, 17). —
Buchinger, Gesch. des Fürstenthums von Passau I. (München 1816). —
Schöller, Die Bischöfe v. Passau (Passau 1844). —
de Rubels, Monum. eccl. Aquilej. 1740 (p. 651—664). —
Liruti, delle cose del Friuli (Udine, II, S. 183—206). —
Manzano, Annali del Friuli, II. —
Graf Coronini, Aquileja's Patriarchengräber (Wien 1867). —
J. Czörnig, Das Land Görz-Gradiska (Wien 1873). —
Buttazoni, Del patriarca Volchero (Triest 1871). —
Zingerle, Reiserechnungen Wolfger's v. E. (Heilbronn 1877). —
Winkelmann, Ihb. d. d. R. u. Philipp v. Schwaben u. Otto IV. (Leipzig 1873, 1878). —
Kalkoff, Wolfger v. Passau, 1191—1204 (Weimar 1882). —
Juritsch, Gesch. d. Babenberger (Innsbr. 1894). -
Autor/in
F. v. Krones. -
Zitierweise
Krones, Franz von, "Wolfger von Ellenbrechtskirchen" in: Allgemeine Deutsche Biographie 44 (1898), S. 124-126 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118634909.html#adbcontent