Lebensdaten
1921 – 2005
Geburtsort
Batavia (Jakarta)
Sterbeort
Lübeck
Beruf/Funktion
Schauspielerin ; Sängerin ; Kunstpfeiferin
Konfession
keine Angabe
Namensvarianten
  • Werner, Ilse Charlotte
  • Still, Ilse Charlotte (geborene)
  • De Forest, Ilse (verheiratete)
  • mehr

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Zitierweise

Werner, Ilse, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz140653.html [25.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Otto Emil Georg Still (1877–n. 1930, ev., 1] 1899 1911 Rosalie Adelaïde van Motman, * 1877), niederl. Plantagenbes. in B., Kaufm. in Frankfurt/M. u. Wien, 1923–26 österr. Ehrenkonsul, S d. Franz Rudolf Georg S. ( 1893), Kaufm. in B., Frankfurt/M. u. London, u. d. Emma Marie Anna Minnigerode (um 1853–1930);
    M Lilli Sophie (* 1892, ev.), T d. Heinrich Karl Werner (* 1865), Kaufm. in Offenbach/ Main, u. d. Johanna Charlotte Behrens (* 1868);
    Ur-Gvm Georg Philipp Werner, Druckereibes. in Offenbach/ Main, Heinrich Georg Christoph Behrens, Schuhfabr. in Offenbach/ Main;
    1 Schw Lili (* 1914), aus Weltevreden b. B.;
    1) Wien 1948 1953 John De Forest, amerik. Journ. in München u. Kalifornien, 2) Bad Wiessee 1954 1966 Josef Niessen (Ps. Dave Daffodil) (1922–94), aus Escherbrück (Rheinland), Komp., Dirigent (s. BMLO);
    kinderlos.

  • Biographie

    Nach dem Umzug der Eltern aus Batavia nach Frankfurt/M. 1930 besuchte die Tochter eines Niederländers und einer Deutschen die Realschule und erlernte die dt. Sprache. Seit 1934 lebte sie mit den Eltern in Wien und bestand dort im Herbst 1936 die Aufnahmeprüfung an Max Reinhardts Schauspielschule.

    Zu ihren Mitschülern zählten Paul Hubschmid (1917–2001) und Winnie Markus (1921–2002). Unter dem Künstlernamen Ilse Werner, den sie auf Anregung Reinhardts dem Geburtsnamen der Mutter entlehnte, debütierte sie im Sept. 1937 unter der Regie von Ernst Lothar (1890–1974) als Tochter Huguette bei der Premiere von Denys Amiels „Das Glück“ im Theater in der Josefstadt. Noch im selben Jahr erhielt sie in Wien ihre erste Filmrolle in „Finale“ (dt. u. d. T. „Die unruhigen Mädchen“), inszeniert von Géza v. Bolváry (1897–1961). Daraufhin wurde sie im Mai 1938 für drei Filme mit der Option auf drei weitere von der Ufa engagiert. Bis zu ihrer Volljährigkeit 1942 schloß der Vater ihre Verträge ab. In der ersten Ufa-Produktion „Frau Sixta“ (Regie: Gustav Ucicky) übernahm W. bereits eine Hauptrolle als Klosterschülerin, die der Mutter (Franziska Kinz) den Geliebten ausspannt. Ihr nächster Film „Das Leben kann so schön sein“ (R: Rolf Hansen), in dem sie eine lebenstüchtige Schwangere im Kontrast zum verzagten Ehemann (Rudi Godden) spielte, wurde wegen Verstoßes gegen die NS-Bevölkerungspolitik Ende 1938 verboten. Mit zunehmendem Erfolg verkörperte W. – auch in Filmen der Terra – den Typus der mädchenhaften, ehrlichen und selbstbewußten Frau. Den Höhepunkt ihrer Karriere markierte 1940 der Propaganda-Spielfilm „Wunschkonzert“ in der Regie von Eduard v. Borsody (1898–1970) – mit rund 26 Mio. Zuschauern ein Kassenschlager. Hier verkörperte sie die aufopferungsvolle Geliebte eines Fliegeroffiziers (Carl Raddatz), die jahrelang auf dessen Rückkehr aus dem Krieg wartet. Entdeckt von dem Film-Komponisten Werner Bochmann (1900–93), begann W. im selben Jahr eine zweite Karriere als Sängerin und Pfeiferin und war erstmals Gast der Radiosendung „Wunschkonzert“. Die Rolle einer erfolgreichen Schlagersängerin, die Melodien auch pfeifen kann, wurde 1942 von Helmut Käutner (1908–80) in dem Film „Wir machen Musik“ auf sie zugeschnitten. Mit Titeln wie „Mein Herz hat heut’ Premiere“ oder „Ich hab dich und du hast mich“ erreichte sie ein Millionenpublikum. Wiederholt trat W. vor Soldaten auf, hingegen selten im Boulevardtheater. 1943 / 44 übernahm sie die weibliche Hauptrolle in dem in Deutschland im Dez. 1944 verbotenen Farbfilm „Große Freiheit Nr. 7“ (R: Käutner); er wurde im selben Monat vor ausgewähltem Publikum in Prag und im Sept. 1945 erstmals öffentlich in Berlin gezeigt.

    Ab 1. 6. 1945 wirkte W. pfeifend am Eröffnungsprogramm „Heut’ Abend um 6“ von Viktor de Kowas (1904–73) Berliner Theater „Tribüne“ mit. Im Jan. 1946, während der Arbeit am Unterhaltungsprogramm von Radio Hamburg, erhielt sie von der brit. und wenig später auch der amerik. Besatzungsmacht Berufsverbot aufgrund des Verdachts, von hochrangigen Nationalsozialisten protegiert worden zu sein. Nach mehreren Verhören durch brit. Militärangehörige, u. a. in Bad Oeynhausen, galt W. Mitte 1947 als entlastet.

    In der Folge gelang es dem früheren Ufa-Star nicht mehr, sich dauerhaft im Filmgeschäft zu etablieren. Bereits W.s erster, 1948 in Österreich gedrehter Nachkriegsfilm „Geheimnisvolle Tiefe“ in der Regie von Georg Wilhelm Pabst (1885–1967) fiel beim Publikum durch. Während mehrerer Aufenthalte in den USA zwischen Okt. 1949 und 1952 kam dort kein Projekt zustande. Nach dem neunten|Film „Die Herrin vom Sölderhof“ (R: Jürgen v. Alten) brach ihre Kinokarriere 1955 ab.

    Seit 1952 sang und pfiff W. im Radio und bei Konzerttourneen, häufig begleitet von dem Chef des Nürnberger Tanzorchesters Josef Niessen. Durch die Heirat mit ihm 1954 erhielt sie die dt. Staatsbürgerschaft. Neben Schallplattenaufnahmen, darunter ihrem von Niessen komponierten Welthit „Baciare“ 1960, moderierte W. im Radio und Fernsehen musikalische Sendungen und arbeitete als Synchronsprecherin für den Film. Ihre Bühnenlaufbahn setzte sie mit längeren Pausen fort. Im Anschluß an „Die Bräute meiner Söhne“ (1965 / 66) spielte sie in weiteren Fernsehserien mit und war Gast vieler TV-Shows. Ab 1979 kam die Rolle der Talkmasterin bei Seniorentreffen und im Fernsehen hinzu.

    Selbstironisch verkörperte sie 1990 in Ottokar Runzes (1925–2018) Fernsehfilm „Die Hallo-Sisters“ die einstmals berühmte Schlagersängerin Babsie, deren versuchtes Comeback scheitert. Zu ihrem 75. Geburtstag entstand unter ihrer Regie das Selbstportrait „Alles zu seiner Zeit“ auf Videofilm (1996).

  • Auszeichnungen

    |BVK 1. Kl. (1983);
    Filmband in Gold f. langj. u. erfolgreiches Wirken im dt. Film (1986);
    Filmband in Gold f. hervorragende darsteller. Einzelleistung in: „Die Hallo-Sisters“ (1991).

  • Werke

    Weitere W u. a. Lieder/ Schlager: Wenn du einmal e. Mädel magst, 1940 (Musik: W. Bochmann, Text: E. Lehnow);
    Du u. ich im Mondenschein, 1941 (M: W. Bochmann, T: B. Balz);
    Sing e. Lied, wenn du mal traurig bist!, 1941 (M: G. Winkler?, T: R. M. Siegel);
    Diese Nacht ist d. Nacht meiner Träume, 1950 (M: A. Steimel, T: H. F. Beckmann);
    Das Leben kann viel schöner sein, 2003 (mit B. Beel, letzte Musikaufnahme);
    Verz. in: W. Schneidereit, Discogr. d. Gesangsinterpreten d. leichten Muse v. 1925 bis 1945 im dt.sprachigen Raum, III, 2019;
    Bühnenrollen: Helena, in: Das unterschlug Homer, 1942;
    Pützchen, in: Des Teufels General, 1948;
    Europa, in: Europa u. d. Stier, 1952;
    Hedda Gabler, 1958;
    Aimée, in: Duell um Aimée (Musicaletto), 1964;
    Laura, in: Die liebe Familie (Orig.titel: Its never too late), 1967;
    Anna Leonowens, in: Der König u. ich (OT: The King and I, Musical), 1968–70;
    Frau Stockmann, in: Ein Volksfeind, 1972;
    Mrs. Antrobus, in: Wir sind noch einmal davon gekommen (OT: The Skin of Our Teeth), 1973;
    Emily Salesbury, in: Die Chefin (OT: Lucky Strike), 1981;
    Filmrollen: Bel ami, 1938 / 39 (Regie: W. Forst);
    Fräulein, 1939 (R: E. Waschneck);
    Bal paré, 1939 / 40 (R: K. Ritter);
    U-Boote westwärts!, 1941 (R: G. Rittau);
    Die schwed. Nachtigall, 1941 (R: P. P. Brauer), Hochzeit auf Bärenhof, 1941 / 42 (R: C. Froelich);
    Münchhausen, 1942 / 43 (R: J. v. Baky), Gr. Freiheit Nr. 7, 1943 / 44 (R: H. Käutner, in Dtld. verboten, UA: 15. 12. 1944, Prag, dt. EA: 6. 9. 1945, Berlin);
    Mutter sein dagegen sehr, 1951 (R: V. Tourjanski);
    Der Vogelhändler, 1952 (R: A. M. Rabenalt);
    Ännchen v. Tharau, 1945 (R: W. Schleiff);
    Griff nach d. Sternen, 1955 (R: C. H. Schroth);
    Rivalen d. Rennbahn, TV-Serie, 1988 / 89 (Pilot u. 10 Folgen, R: S. Bartmann);
    Autobiogrr.: Ich über mich, Mit Btrr. v. Grethe Weiser, Johannes Riemann, Günther Schwenn, 1943, S. 13–44 (P);
    So wird’s nie wieder sein …, Ein Leben mit Pfiff, 1981, ²1996 (mit E. Schaake, P);
    Nachlaß: Filmmus. Potsdam.

  • Literatur

    |H. W–e., Schmelztiegel Wien, in: Filmspiegel, 2. Jg., Nr. 10, Jan. 1938, S. 3. u. 15;
    P. Kremski, Gespräch mit I. W., in: Filmbull. (Winterthur), 32. Jg., Nr. 169, Febr. 1990, S. 11;
    F. Beyer, Die Kesse, I. W., in: ders., Die UFA-Stars im Dritten Reich, 1991, S. 242–82;
    Tondokk. d. Kleinkunst u. ihre Interpreten 1898–1945, hg. v. B. Leimbach, 1991 (W-Verz., P);
    D. Bartetzko, Die kl. Freiheit, Nicht immer nur pfeifen, nicht immer vergnügt, Die Sängerin u. Schausp. I. W. wird achtzig J., in: FAZ v. 11. 7. 2001;
    Nachrufe: A. Kilb, in: FAZ v. 9. 8. 2005;
    K. Luehrs-Kaiser, in: Die Welt v. 9. 8. 2005;
    C. Böker, in: Berliner Ztg. v. 9. 8. 2005;
    M. Gretzschel, in: Hamburger Abendbl. v. 9. 8. 2005;
    – Kürschners Biogr. Theater-Hdb., 1956;
    Munzinger;
    CineGraph;
    Personenlex. Film;
    Kosch, Theater-Lex.;
    Qu BA Berlin-Lichterfelde, Berlin Document Center;
    FU Berlin, Inst. f. Theaterwiss., Theaterhist. Slgg.;
    zur Fam.: Nederland’s patriciaat 40, 1954.

  • Porträts

    |I. W., Fotos aus meinem Privatarchiv, 1994;
    U. Meyer (Hg.), M. Schröder (Fotografin), I. W., Bildbd. u. Filmbiogr., 2001.

  • Autor/in

    Ulrich Döge
  • Zitierweise

    Döge, Ulrich, "Werner, Ilse" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 827-828 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz140653.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA