Lebensdaten
1908 – 1991
Geburtsort
Wien
Sterbeort
Maria Enzersdorf
Beruf/Funktion
Kritiker ; Kabarettautor ; Schirftsteller ; Übersetzer
Konfession
konfessionslos
Namensvarianten
  • Weigel Julius Hans, Lundborg, Inge und Sven (Pseudonym)
  • Florestan (Pseudonym)
  • Cajetan (Pseudonym)
  • mehr

Verknüpfungen

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Weigel, Hans, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz139741.html [23.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Eduard (Weigl) (1874–1951), aus Welhartitz (Velhartice), ltd. Angest. in d. Glasind. in W. u. Prag, S d. Ludwig ( 1932) u. d. Babette Weiss ( 1923);
    M Regina (1886–1957), T d. Julius Fekete u. d. Katharina Boskowitz;
    1) Wien 1937 1947 Gertrud (Udi) Ramlo (bis 1932 eigtl. Kugel) (1913–97), Schausp. (s. Hdb. Exiltheater; Theaterlex. Schweiz), T d. Josef Kugel u. d. Eva N. N., 2) Wien 1951 1964 Elvira Hofer (1927–95), Schausp. (s. K. Weniger, Zw. Bühne u. Baracke, Lex. d. verfolgten Theater-, Film- u. Musikkünstler 1933–1945, 2008, S. 179), 3) Wien 1991 Elfriede Ott (* 1925, 1] Ernst Waldbrunn, 1907–77, Schausp., Kabarettist), Kammerschausp., 1985–2005 Leiterin d. Schausp.abt. d. Konservatoriums Wien, Lebensgefährtin W.s seit Mitte d. 1960er J. (s. Kosch, Theaterlex.).

  • Biographie

    Nach der Matura am Akademischen Gymnasium in Wien 1926 studierte W. ein Semester Jura in Hamburg und ging dann nach Berlin, wo er seit April 1927 als Volontär bei der Zeitschrift „Die literarische Welt“ arbeitete. Danach absolvierte er Praktika im Druckereiund Verlagsgewerbe in Wien, Anfang der 1930er Jahre übernahm er kurzzeitig eine Management- und Assistenztätigkeit im Bereich der Neuen Musik (u. a. Wiener Assistent v. Hans Scherchen, 1891–1966). Seit 1933 verfaßte W. Texte für Kleinkunstbühnen, wie für „Literatur am Naschmarkt“, sowie Liedtexte, u. a. für Ralph Benatzkys (1884–1957) Operette „Axel an der Himmelstür“, die 1936 Zarah Leander (1907–81) zum Star machte.

    Im März 1938 floh W. mit seiner ersten Frau, der Schauspielerin Gertrud Ramlo, nach Zürich, 1938–45 lebten sie in Basel. 1942 mußte W. für einige Wochen ins Arbeitslager (Bürgerspital) einrücken. Im schweizer. Exil schrieb er Zeitschriftentexte unter Pseudonym, bearbeitete ohne Namensnennung Nestroy-Stücke für Leopold Lindtberg (1902–84) (Schauspielhaus Zürich), lektorierte und erstellte Gutachten für Verlage. Für seine literarischen Arbeiten fand er vorerst keinen Verleger, der|satirisch-utopische Roman „Der grüne Stern“ wurde aber 1943 in der Basler „Arbeiter-Zeitung“ in Fortsetzungen veröffentlicht.

    Bereits im Sommer 1945 kehrte W. mit seiner Frau nach Österreich zurück, vorerst nach Salzburg, im Herbst mit Hilfe eines US-Kulturoffiziers nach Wien. Hier faßte er schnell Fuß: Sein Stück „Barabbas oder Der fünfzigste Geburtstag“ wurde 1946 am Theater in der Josefstadt aufgeführt, und „Der grüne Stern“ erschien 1946 als Buch (Neuausgg. 1976, 2012, als TV-Film 1982, Regie: H. Pils).

    W. begann, für Zeitungen und Zeitschriften Kritiken und Essays zu schreiben. Bis 1962 blieb die Theaterkritik ein zentrales Betätigungsfeld. Mit den Jahrbüchern „Stimmen der Gegenwart“ (1951–56) und der Buchreihe „Junge österreichische Autoren“ (seit 1951) schuf er mit der Schriftstellerin Jeannie Ebner (1918–2004), die nicht als Mitherausgeberin genannt wird, eine Plattform für die jüngere Schriftstellergeneration, u. a. für Ilse Aichinger (1921–2018), Marlen Haushofer (1920–70). und Ingeborg Bachmann (1926–73). Die private Beziehung zu Bachmann beeinflußte die Konzeption des Romans „Unvollendete Symphonie“ (1951, Neuausgg. 1992, 2015) mit einer weiblichen Ich-Erzählerin. Mit seinen eigenen Artikeln wurde W. neben Friedrich Torberg (1908–79) ein Proponent des Antikommunismus in Österreich und trug dazu bei, daß 1953–63 an keiner namhaften Bühne Wiens Brecht-Stücke aufgeführt wurden.

    In den 1960er Jahren übersetzte W. 20 Molière-Stücke, acht davon in Alexandrinern, und erzielte damit über viele Jahre große Theatererfolge. In seinen Büchern betätigte sich der Patriot W. als Erklärer des Phänomens Österreich (O du mein Österr., 1956, Neuausg. 1963, 1967, 1968; Flucht vor d. Größe, 1960, Neuausg. 1970) und widmete sich seinen künstlerischen Heroen (Johann Nestroy, 1967, mehrere Nachdrr.; Das Buch d. Wiener Philharmoniker, 1967; Karl Kraus oder d. Macht d. Ohnmacht, 1968, Neuausg. 1986). Die Eigenständigkeit österr. Literatur zu betonen, war ihm ein großes Anliegen (Die Leiden d. jungen Wörter, Ein Antiwörterbuch, 1974, 101986). Mit seiner späteren Frau, Elfriede Ott, initiierte W. 1983 die jährlichen Nestroy-Spiele auf Burg Liechtenstein in Maria Enzersdorf. 2013–16 untersuchte das Forschungsprojekt „Die Schaltstelle Hans Weigel“ an der Univ. Wien die Bedeutung W.s als zentraler Netzwerker und Literaturmanager der Nachkriegszeit sowie die Voraussetzungen seiner erfolgreichen Remigration aus dem Schweizer Exil.

  • Auszeichnungen

    A Österr. Ehrenkreuz f. Wiss. u. Kunst 1. Kl. (1967);
    Preis d. Stadt Wien f. Publizistik (1972);
    Johann-Nestroy-Ring (1977);
    Sachbuchpreis d. Donauland-Stiftung (1978);
    Ehrenring d. Stadt Wien (1982);
    Österr. Staatspreis f. Kulturpublizistik (1983);
    Österr. Staatspreis f. Verdienste um österr. Kultur im Ausland (1988);
    – H.-W.-Lit.stipendium d. Landes Niederösterr. (jährl. seit 1991).

  • Werke

    Weitere W Das himml. Leben, Novella quasi una fantasia, 1945;
    Das wissen die Götter, 1947 (Komödie);
    Seitensprünge, 1947 (Komödie);
    Angelica, Dramat. Phantasie, 1948;
    Masken, Mimen u. Mimosen, Liebeserklärung e. Zivilisten an d. Welt hinter d. Kulissen, 1958;
    Tirol f. Anfänger, 1964;
    Das Land d. Deutschen mit d. Seele suchend, 1978;
    In Memoriam, 1979;
    Ger.tag vor 49 Leuten, Rückblick auf d. Wiener Kabarett d. dreißiger J., 1981;
    Das Schwarze sind d. Buchstaben, Ein Buch über dieses Buch, 1983;
    Man kann nicht ruhig darüber reden, Umkreisung e. fatalen Themas, 1986;
    Die tausend Todsünden, Ein lockeres Pandämonium, 1988;
    H. W. quergelesen, hg. v. E. Ott, 1994;
    Das 1000j. Kind, H. W. u. sein Österr., hg. v. ders., 1996;
    Spitzen, Splitter u. Chansons, hg. v. ders., 2005;
    Niemandsland, Ein autobiogr. Roman, hg. v. ders. u. V. Silberbauer, 2006;
    In d. weite Welt hinein, Erinnerungen e. krit. Patrioten, hg. v. E. Vujica, 2008;
    Bibliogr.: Internetpräsenz d. Forsch.projekts „Die Schaltstelle H. W.“, Univ. Wien;
    Nachlaß: Wienbibl.

  • Literatur

    |H. W., Leben u. Werk, Zum 80. Geb.tag, Ausst.kat Wiener Stadt- u. Landesbibl., hg. v. H. Patzer, 1988 (P);
    E. Vujica (Hg.), Im Dialog mit H. W., Freunde u. Weggefährten erinnern sich, 1998 (P);
    D. Axmann, Sensibel u. witzig, in: Wiener Ztg. v. 24. 5. 2008;
    W. Straub, Nicht Rabbi, sondern Manager, in: Die Presse v. 17. 5. 2008;
    ders. (Hg.), H. W., Kabarettist, Kritiker, Romancier, Lit.manager, 2014 (P);
    ders., Die Netzwerke d. H. W., 2016 (P);
    W. Greinert, „Ich war einmal“, Eine Biogr., 2015 (P);
    Theaterlex. Schweiz;
    Hist. Lex. Wien;
    Killy;
    Kosch, Lit.-Lex.³ (W, L);
    Metzler Kabarett Lex.;
    BHdE II.

  • Autor/in

    Wolfgang Straub
  • Zitierweise

    Straub, Wolfgang, "Weigel, Hans" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 594-595 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz139741.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA