Dates of Life
813 – nach 848
Place of death
Prüm
Occupation
Benediktiner in Prüm ; Hagiograph ; Dichter
Religious Denomination
katholisch
Authority Data
GND: 118629034 | OGND | VIAF: 267505761
Alternate Names
  • Wandalbert von Prüm
  • Wandalbertus Prumiensis
  • Wandalbertus Diaconus
  • more

Objekt/Werk(nachweise)

Relations

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Places

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Citation

Wandalbert, Index entry in: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118629034.html [29.03.2024].

CC0

  • Biographical Presentation

    W. war westfränk. Herkunft. Vielleicht kam er 829 in das Benediktinerkloster Prüm (Eifel), als sein Förderer Markward ( 853), zuvor Mönch in Ferrières, dort Abt wurde. In der handschriftlichen Überlieferung wird W. stets nur Diakon genannt. Einen höheren Weihegrad hätte er danach nicht erhalten. Er stand in gelehrter Verbindung mit Florus von Lyon ( n. 855).

    Auf Anregung Abt Markwards überarbeitete W. eine nach 750 in Prüm verfaßte, sprachlich noch unzulängliche Vita des Hl. Goar nach den stilistischen Erfordernissen der karoling. Bildungsreform. Das kleine hagiographische Werk ist eine kirchenpolitische Tendenzschrift gegen den Trierer Bischof, der dem Kloster Prüm über eine lange Zeit dessen durch Pippin III. 765 gewährten Anspruch auf die Goarszelle am Mittelrhein streitig machte. W. erweiterte die Goarsvita um zahlreiche kulturhistorisch wertvolle Wundererzählungen, die er bis in das Jahr 839 führte. Herrscher und Personen des Hochadels – Karl der Große, Ludwig der Fromme, Kgn. Fastrada – sind darin ebenso eingebunden wie das einfache Volk. Wiederholt sind es die Gefahren des Rheins, in denen sich wohltätig die Wunderkraft des Heiligen erweist.

    Seine umfängliche, etwa 1900 Verse umfassende Dichtung stellte W. 848 selbst zusammen. Sie besteht aus 13 Einzelstücken vorwiegend lehrhaften Inhalts und ist in verschiedenen, gewandt gehandhabten Versmaßen abgefaßt, deren Bezeichnung und Aufbau W. in seinem Widmungsschreiben an den Kölner Kleriker Otrich ausführlich erläutert.

    Der Zyklus ist sorgfältig komponiert; er steigert sich von einer Anrufung Gottes, Anreden an die Leser und an Ks. Lothar sowie einem Lehrgedicht über die Gliederung des Jahrs in Monate, Wochen, Tage und Stunden zum Hauptstück der Sammlung, einem von Januar bis Dezember gegliederten Martyrologium. Mit 871 Hexametern ist dieser Heiligenkalender das umfänglichste Gedicht des Zyklus. Zwischen einer sich anschließenden Rückschau (conclusio), dem Hymnus auf alle Heiligen, kleineren Gedichten komputistischen Inhalts und einer poetischen Betrachtung des göttlichen Sechstagewerks rückte W. das zweifellos reizvollste Stück der Sammlung ein, ein anmutiges, an Vergils Dichtung über den Landbau (Georgica) geschultes Kalendergedicht in 366 Hexametern, das die Feld- und Gartenarbeiten der Bauern, Winzer und Jäger im Wechsel der Monate und Jahreszeiten vorstellt.

  • Awards

    | W.-Str. (1970 / 71) u. W.-Schule, Prüm (1992).

  • Works

    W zuVita Goaris“: H. E. Stiene, W. v. P., Vita et Miracula sancti Goaris, 1981;
    ders., Gregors d. Gr. „Dialogi“ u. d. „Vita Goaris“ W.s v. P., in: Mittellat. Jb. 18, 1983, S. 51–62;
    N. Nösges (Übers.), W. v. P., Vita sancti Goaris, Das Leben d. hl. Goar, 1992;
    M. Caroli, Riscrivere la storia, W. di P. e la Vita Goaris, in: Studi di storia del Cristianesimo, Per Alba Maria Orselli, 2008, S. 133–52;
    zu d.Carmina“: Wandalberti Prumiensis Carmina, hg. v. E. Dümmler, MGH Poetae II, 1884, S. 569–622;
    F. X. Schlagberger (Übers.), W. v. P., Das Kal.gedicht, Bilder d. Eifeler Landlebens vor 1150 J. (mit d. 13 Miniaturen d. Reg. lat. 438), 1992;
    H.-W. Stork (Hg. u. Kommentator), Cod. Reg. Lat. 438, W. v. P., Das Reichenauer Martyrologium f. Ks. Lothar I., Faks.-Ausg., Kommentarbd., 1997;
    P. Mane, Les représentations urbaines de la vie des campagnes (Xe-XIIIe siècle), in: Città e campagna nei secoli altomedievali, 2009, S. 1031–54.

  • Literature

    |ADB 41;
    O. Brienza, W. di P., 1920;
    A. Önnerfors, Von Hll. u. J.zeiten, 1976;
    W. Haubrich, Die Kultur d. Abtei Prüm z. Karolingerzeit, 1979;
    F. Brunhölzl, Gesch. d. lat. Lit. d. MA II, 1992, S. 78–82;
    G. Hagedorn, Ks. Lothar d. Erste u. W. v. P., in: Der Prümer Landbote 85, 2005, H. 2, S. 9–13;
    ders., W. v. P., d. Maitrank u. d. Gifte d. Stiefmütter, in: Heimatkal. 2007 Landkr. Bitburg-Prüm, 2006, S. 172–82;
    H. E. Stiene, in: Vf.-Lex. MA² (W, L);
    LexMA;
    Kosch, Lit.-Lex.³ (W, L);
    LThK³;
    BBKL 17.

  • Author

    Heinz Erich Stiene
  • Citation

    Stiene, Heinz Erich, "Wandalbert" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 393-394 [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118629034.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographical Presentation

    Wandalbert, Mönch im Kl. Prüm, wurde 813 geboren, wir wissen nicht wo, aber er bezeichnet sich als aus der Ferne stammend, rühmt den Diakonus Otrich, augenscheinlich einen angesehenen Mann, weil er sich seiner, des Fremdlings, angenommen habe. In seinen Versen über den Landbau hat er, wie er sagt, das gallische Land zum Vorbild genommen, und da er auch zu dem berühmten Subdiakonus Florus in Lyon nähere Beziehungen hatte, so mag er wol aus dem Westreich gekommen sein, wenn auch das Rheinland gelegentlich Gallien genannt wird. Dafür scheint auch die Stelle der Mir. S. Goaris zu sprechen, worin er den wüthenden Haß eines vornehmen Deutschen gegen alle Romanae nationis ac linguae homines erwähnt. — Das Kloster Prüm, von K. Pippin gestiftet, war damals sehr angesehen und wurde 833 zum Aufbewahrungsort des jungen Karl (des Kahlen) ausersehen, Kaiser Lothar beschloß hier 855 als Mönch sein Leben. Mit den westfränkischen Kirchen und Schulen war man hier in lebhafter Verbindung, und wenn auch in Prüm selbst die Wissenschaft geschätzt wurde, so wird doch W. auch andere Schulen besucht haben, was auch bei Mönchen damals nicht selten war. Er hat sich eine ganz ungewöhnliche Sicherheit und Gewandtheit im lateinischen Ausdruck erworben, namentlich auch im metrischen, und wußte die verschiedenen schwierigen Versformen, welche er bei Prudentius vorfand, mit großer Geschicklichkeit anzuwenden. Gedichte populärer Art, mit denen er nach der Gunst der Menge gestrebt habe, erwähnt er selbst, aber wir haben nichts davon. Im J. 829 gab ihm sein Abt Markward, ein einsichtiger Kenner und Förderer höherer Bildung, den Auftrag, das Leben des h. Goar neu zu bearbeiten, denn die von diesem gestiftete Zelle gehörte dem Kl. Prüm. Er hat es stilistisch aufgeputzt sammt den darin berichteten Wundern, und dazu die seit 765 neu berichteten hinzugefügt, gut geschrieben und nicht ohne geschichtlichen Werth; namentlich auch in dem Schlußwort über die Erwerbung von St. Goar und die Behauptung des bestrittenen Besitzes durch einen Spruch Karl's des Großen. Eine größere Aufgabe stellte ihm, als er sich in Köln befand, der oben erwähnte Otrich, nämlich ein Martyrologium in Versen, wol ohne Zweifel, um die Namen der Heiligen und ihre Folge dem Gedächtniß leichter einzuprägen; das fertige Werk sandte er 848 an Otrich und fügte auch eine poetische Widmung an Kaiser Lothar hinzu. Als Dichtwerk ist das Martyrologium kaum genießbar, unter den verschiedenen Beigaben aber zeichnet sich eine über die 12 Monate durch sehr gelungene Schilderungen aus dem Landbau und der Jagd aus. Leider ist sonst nichts über diese merkwürdige Persönlichkeit bekannt.

    • Literature

      Ausg. der V. S. Goaris bei Mabillon, Act. II, 298 (Migne 121). Vorrede und die Miracula von Holder-Egger, Mon. Germ. SS. XV, 361 bis 373. — Einzige krit. Ausg. des Martyrol. von Tümmler. Poetae lat. aevi Carol. II, 567—622. Vgl. dens. N. Archiv IV, 305—312. — Ebert, Allg. Geschichte d. Litteratur des Mittelalters II, 185—191.

  • Author

    Wattenbach.
  • Citation

    Wattenbach, Wilhelm, "Wandalbert" in: Allgemeine Deutsche Biographie 41 (1896), S. 138-139 [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118629034.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA