Lebensdaten
1895 – 1986
Geburtsort
Schechingen bei Schwäbisch Gmünd (Ostalbkreis, Württemberg)
Sterbeort
Tübingen
Beruf/Funktion
Althistoriker
Konfession
katholisch
Namensvarianten
  • Vogt, Joseph
  • Vogt, Josef

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Zitierweise

Vogt, Joseph, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz137239.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus schwäb. Bauernfam.;
    V Dionys;
    M N. N.;
    1931 Gertrud (1906–86), T d. Otto Dimroth (1872–1940), Prof. d. Chemie in München, Greifswald u. Würzburg (s. NDB III), u. d. Aloysia Bayer (1874–1918);
    6 K.

  • Biographie

    V. begann nach dem Abitur am Gymnasium in Rottweil 1913 mit dem Studium der kath. Theologie in Tübingen, leistete 1914 als Freiwilliger Kriegsdienst und kehrte 1919 als Leutnant zurück. Er studierte nun Klassische Philologie, Geschichte und Archäologie 1919–21 in Tübingen bei Wilhelm Weber (1882–1948) und Johannes Haller (1865– 1947), 1921 / 22 in Berlin bei Eduard Meyer (1855–1930). Nach der Promotion in Tübingen zum Dr. phil. und nach der Habilitation 1923 folgten Ordinariate zunächst in Tübingen (1926), dann in Würzburg (1929), Breslau (1936) und erneut Tübingen (1940, Rektor 1958 / 59, em. 1962) mit einem Zwischenspiel 1944 in Freiburg (Br.).

    Die vielfältige wiss. Leistung V.s wurde überschattet durch sein großes Engagement für den Nationalsozialismus (Eintritt in NS-Lehrerbund Sept. 1933, SA Dez. 1933, NSDAP u. NS-Dozentenbund 1937); nach früheren, Völkisches und Judenfeindliches enthaltenden Texten bereits während der Weimarer Republik erschien 1939 eine kleine Monographie über Ks. Julian und das Judentum, das vorwiegend religiös definiert war, während der Sammelband über Rom und Karthago 1943 das Rassische durch V. selbst und die meisten Beiträge thematisierte; V. ging mit der NS-Ideologie konform, etwa wenn er über den Reichsgedanken der Römer publizierte oder Tacitus wegen dessen Klage über das Ende der Freiheit vorwarf, die neue Zeit nicht verstanden zu haben.

    Daneben waren früh auch andere, V.s Werk bestimmende Schwerpunkte erkennbar. Nach der Dissertation über die alexandrinischen Kaisermünzen behandelte V. vornehmlich die röm. Geschichte als politische Geschichte von Republik und Kaiserzeit, allmählich auch die Spätantike v. a. unter dem Gesichtspunkt des Vordringens des Christentums, was ihm bei NS-Stellen Schwierigkeiten wegen seines Katholizismus eintrug. Besonders hervorzuheben ist die 1950 einsetzende Hinwendung zur Erforschung der antiken Sklaverei durch ein großes, bei der Mainzer Akademie der Wissenschaften angesiedeltes Unternehmen, das auch durch Übersetzungen sowjet. Werke dieses Thema der westlichen Welt erschloß. Untersuchungen zum Humanitätsgedanken im Altertum schlossen sich an, und schließlich widmete V. der Universalgeschichte seine besondere Aufmerksamkeit. Die griech. Geschichte war zumeist nur dann Forschungsgegenstand, wenn sie zu übergreifenden Themen gehörte. Das monumentale Werk „Aufstieg und Niedergang der römischen Welt“ (41 Bde., 1972–88) war ursprünglich nur als Festschrift zu V.s 75. Geburtstag gedacht. Indem es von V.s Jugendfreund Victor Ehrenberg (1891–1976) herausgegeben wurde, der wegen seines Judentums hatte emigrieren müssen, stellt dieses Werk ein Zeichen des Widerrufs früherer Arbeiten und Aktivitäten V.s dar. Durch seinen weiten Horizont, seine intensive Durchdringung der Probleme und seine besondere Genauigkeit der wissenschaftlichen Arbeit war V. einer der bedeutendsten Althistoriker des 20. Jh.

  • Auszeichnungen

    |E. K.;
    korr. Mitgl. d. Inst. z. Erforsch. d. Judenfrage;
    Mitgl. u. a. d. Dt. Archäol. Inst., d. Ak. d. Wiss. u. d. Lit. Mainz, d. Heidelberger Ak. d. Wiss. (korr. 1958), d. Österr. Ak. d. Wiss., d. Ac. des Inscriptions et Belles-Lettres u. d. Hist. Komm f. Schlesien;
    Gr. BVK;
    Ehrenbürger v. Schechingen.

  • Werke

    |u. a. Die alexandrin. Münzen als Quellen e. alexandrin. Ks.gesch., 1921 (Diss.);
    Alexandria, Die alexandrin. Münzen, 2 Bde., 1924;
    Homo novus, Ein Typus d. röm. Rep., 1926;
    Die röm. Rep., 1932, ⁶1973, Tb. 1979;
    Ciceros Glaube an Rom, 1935;
    Ks. Julian u. d. Judentum, Studien z. Weltanschauungskampf d. Spätantike, 1939;
    Caesar u. seine Soldaten, 1940;
    Vom Reichsgedanken d. Römer, 1942;
    Rom u. Karthago, 1943 (Hg.);
    Constantin d. Gr. u. sein Jh., 1949, ²1960, Tb. 1973;
    Sklaverei u. Humanität im klass. Griechentum, 1953?;
    Gesetz u. Handlungsfreiheit in d. Gesch., 1955;
    Gesch. d. Altertums u. d. Universalgesch., 1957;
    Von d. Gleichwertigkeit d. Geschlechter in d. bürgerl. Ges. d. Griechen, 1960;
    Wege z. hist. Universum, Von Ranke bis Toynbee, 1961;
    Der Niedergang Roms, Metamorphosen d. antiken Kultur, 1965;
    Sklaverei u. Humanität, Studien z. antiken Sklaverei u. ihrer Erforsch., 1965.

  • Literatur

    |K. Christ, in: Gnomon 59, 1987, S. 476–79 (P);
    ders., in: Neue Profile d. Alten Gesch., 1990, S. 53–124;
    J. Deininger, in: HZ 246, 1988, S. 219–23;
    D. Königs, J. V., Ein Althist. in d. Weimarer Rep. u. im Dritten Reich, 1995;
    E. Herrmann-Otto, J. V. u. d. antike Sklavenhalterges., in: Elisabeth Charlotte Welskopf u. d. Alte Gesch. in d. DDR, Btrr. d. Konferenz v. 21. bis 23. Nov. 2002 in Halle/ Saale, hg. v. I. Stark, 2005, S. 152–56;
    Gesch. Altertumswiss.;
    Qu Univ.archiv Tübingen(P).

  • Porträts

    |Photogrr. v. A. Gröger u. Ch. Gröger, 1950–58 (Univ.archiv Tübingen).

  • Autor/in

    Wolfgang Schuller
  • Zitierweise

    Schuller, Wolfgang, "Vogt, Joseph" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 54-55 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz137239.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA